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Methoden zur Strukturaufklärung

Im Dokument 2 Die chemische Bindung (Seite 144-176)

2.7.1 Symmetrie

2.7.1.1 Molekülsymmetrie

Die Symmetrie eines Moleküls kann mit Symmetrieelementen beschrieben werden.

Ein Symmetrieelement gibt an, welche Symmetrieoperation ausgeführt werden soll.

Durch eine Symmetrieoperation wird ein Gegenstand mit sich selbst zur Deckung gebracht.Nach Ausführung einer Symmetrieoperation ist also die Lage eines Mole-küls nicht von der vor der Operation zu unterscheiden.

Es gibt 5 Arten von Symmetrieelementen. Für Moleküle verwendet man die Schönflies-Symbolik.

DrehachsenCn. Ein Molekül wird um den Winkel 2π.num diese Achse gedreht.

Die Identität I. Sie ist identisch mit der Drehachse C1. Natürlich besitzen alle Moleküle die Identität I, da alle Moleküle durch Drehung um 2πZ 360( in sich selbst überführt werden.

Spiegelebenenσ. Alle Atome des Moleküls werden an dieser Ebene gespiegelt.

Inversionszentrum i. Alle Atome des Moleküls werden an einem Punkt, dem In-versionszentrum, gespiegelt.

[Fe (CN)6]4K(vgl. Abschn. 5.16.5)

DrehspiegelachsenSn. Das Molekül wird um 2π.num diese Achse gedreht und an einer Ebene senkrecht zu dieser Achse gespiegelt. S1ist identisch mit einer Spiegel-ebene, S2mit einem Inversionszentrum.

(C5H5)2Fe, Ferrocen (vgl. Abschn. 5.6), gestaffelte Form Es gibt nicht beliebige Kombinationen von Symmetrieelementen, denn bestimmte Kombinationen von Symmetrieelementen erzeugen neue Symmetrieelemente. Zum Beispiel erzeugen zwei senkrecht aufeinander stehende Spiegelebenen eine zweizäh-lige Achse (vgl. Abb. 2.122). Die begrenzte Anzahl der erlaubten Kombinationen von Symmetrieelementen nennt man Punktgruppen(Abb. 2.122). Die Bezeichnung Punktgruppe kommt daher, dass es bei jedem Molekül einen Punkt gibt, dessen Lage

Abbildung 2.122 Beispiele für Punktgruppen

a) Die Punktgruppe, zu der SO2gehört, besitzt als Symmetrieelemente die Identität I, eine zweizählige Achse C2und zwei Symmetrieebenenσ.

b) Die Punktgruppe, zu der NH3gehört, besitzt als Symmetrieelemente die Identität I, eine dreizählige Achse C3und drei Symmetrieebenenσ.

einem Molekül ausgeführt werden.

Für die Beschreibung von Molekülen und für die Diskussion ihrer Eigenschaften, z. B. der Normalschwingungen (vgl. Abschn. 2.7.3), ist die Kenntnis ihrer Symmetrie wichtig. In der Tabelle 2.33 sind die wichtigsten Punktgruppen, ihre Symmetrie-elemente und Beispiele angegeben. Anhang 2 enthält ein Schema mit dem die Punkt-gruppen eines Moleküls ermittelt werden können.

Tabelle 2.33 Wichtige Punktgruppen

alle linearen Moleküle ohne i

Cnh C2h I, C2,σh, i trans-N2F2

alle linearen Moleküle mit i Td Tetraeder I, 4C3, 3C2, 6σd, 3S4 SiF4, CH4, Ni(CO)4

Oh Oktaeder I, 3C4, 4C3, 6C#2, 3σh, 6σd, i, 3S4, 4S6 SF6

Ih Ikosaeder I, 6C5, 10C3, 15C#2, 15σv, i, 12S10, 10S6 B12H122K

Die Drehachse Cnmit der höchsten Ordnung wird als Hauptachse bezeichnet. Spiegelebenen senkrecht zur Hauptachse werden als Horizontalebenen (σh) bezeichnet, Spiegelebenen, die die Hauptachse enthalten, nennt man Vertikalebenen (σv) oder Diederebenen (σd), wenn sie den Winkel zwischen zwei zweizähligen Achsen halbieren. Die Achsen C2#stehen senkrecht zur Hauptachse und unter gleichen Winkeln zueinander.

2.7.1.2 Kristallsymmetrie

Symmetrieelemente des Kontinuums

Bei Kristallen gibt es 8 verschiedene Symmetrieoperationen, mit denen die makro-skopischen Symmetrieeigenschaften beschrieben werden können (Abb. 2.123). Dafür wird die Symbolik von Hermann-Mauguin verwendet, während für Moleküle die Schönflies-Symbolik benutzt wird. An Stelle der Drehspiegelung (Kombination aus Drehung und Spiegelung) wird die Drehinversion (Kombination aus Drehung und Inversion) verwendet.

Symmetrieelement Symbol Symmetrieoperation

Drehachse (Gyre) X Drehung um

einzählig 1 360(

zweizählig 2 180(

dreizählig 3 120(

vierzählig 4 90(

sechszählig 6 60(

Spiegelebene m Spiegelung an einer Spiegelebene

Inversionszentrum i Spiegelung an einem Punkt

(Symmetriezentrum) (Symmetriezentrum)

Drehinversionsachse KX

vierzählig K4 Drehung um 90(und Spiegelung am Inver-sionszentrum

Die möglichen Kombinationen der 8 Symmetrieelemente führen zu32 Kristallklas-sen (Punktgruppen),die sich in ihrer makroskopischen Symmetrie unterscheiden.

Symmetrieelemente des Diskontinuums

Ein Kristall besteht aus einem Raumgitter, in dem die Bausteine (Atome, Ionen, Moleküle, komplexe Baugruppen) dreidimensional periodisch angeordnet sind. Um die Symmetrie eines Raumgitters zu beschreiben, sind außer den 8 Symmetrie-elementen des Kontinuums weitere 8 Symmetrieelemente zu berücksichtigen, bei denen Drehung und Spiegelung mit einer Translation gekoppelt sind. Die Translation ist von der Größenordnung der Abstände der Gitterbausteine, sie wird deshalb mak-roskopisch nicht wirksam.

Abbildung 2.123 Symmetrieelemente des Kontinuums.

Es gibt 8 Symmetrieelemente: 1, 2, 3, 4, 6, m, i, 4K.

Die Drehinversionsachsen mit anderer Zähligkeit entsprechen:

K1Zi , 2KZm , 3KZ3Ci , 6KZ3Cm.

Bei der Schraubenachse 32ist die Operation Rechtsdrehung um 240(und Translation um 2.3 ·τidentisch mit einer Linksdrehung um 120(und Translation umτ.3.

Die Schraubenachse 42mit der Operation Drehung um 180( und Translation um 2.4 ·τist identisch mit einer zweizähligen Schraubenachse.

Die Schraubenachsen 62und 64 sind identisch mit dreizähligen Schraubenachsen (31und 32), die Schraubenachse 63mit einer zweizähligen Schraubenachse (21).

Die möglichen Kombinationen der Symmetrieelemente des Raumgitters führen zu230 Raumgruppenverschiedener Symmetrie. Sie teilen sich auf die 32 Kristallklas-sen auf.

Translationsgitter (Bravais-Gitter)

Jedes Raumgitter erhält man durch Translation eines Translationsgitters nach drei Raumrichtungen. Es gibt 14 verschiedene Translationsgitter (Abb. 2.124).

Ein Bravais-Gitter besteht aus einer Partikelsorte. Bei einer Verbindung entsteht das Raumgitter durch Translation desselben Bravais-Gitters für die Komponenten der Verbindung.

Beispiel: NaCl

Das Gitter von NaCl entsteht durch Translation je eines allseits flächenzentrierten kubischen Bravais-Gitters für die NaC-Ionen und die ClK-Ionen.

Abbildung 2.124 Elementargitter (Bravais-Gitter).

Es gibt 7 primitive Gitter (Symbol P), bei denen nur die Ecken des Bravais-Gitters besetzt sind. Sie gehören zu den 7 Kristallsystemen. 3 Bravais-Gitter sind innenzentriert (Symbol I), 2 allseits flächenzentriert (Symbol F) und 2 basisflächenzentriert (Symbol C).

Kristallsysteme

Bravais-Gitter, Raumgruppen und Kristallklassen sind 7 Kristallsystemen zuzuord-nen. Sie werden durch die Winkel und Achsabschnitte eines Koordinatensystems festgelegt (Abb. 2.124).

Kristallsystem Achsabschnitte Winkel Bestimmungsgrößen

Kubisch aZbZc αZβZγZ90( a

Hexagonal asc αZβZ90(,γZ120( a,c

Rhomboedrisch aZbZc αZβZγs90( a,α

Tetragonal aZbsc αZβZγZ90( a,c

Rhombisch asbsc αZβZγZ90( a,b,c

Monoklin asbsc αZγZ90(,βs90( a,b,c,β Triklin asbsc αsβsγs90( a,b,c,α,β,γ

Elementarzelle

Die Elementarzelleist die kleinste geometrische Einheit eines Kristallgitters, durch deren Translation das Gitter aufgebaut werden kann. Dahergenügt zur vollständigen Beschreibung des Gittersdie Kenntnis der Elementarzelle. Man wählt diejenige Ele-mentarzelle mit der höchsten Symmetrie: möglichst senkrecht aufeinander stehende Achsen, kleine und möglichst gleich große Achsabschnitte (Abb. 2.125).

Abbildung 2.125 Mit beiden Elementarzellen (rot eingezeichnet) kann das Raumgitter auf-gebaut werden. Zur Beschreibung wählt man zweckmäßig die linke kubische Elementarzelle mit der Gitterkonstantea.

Die makroskopische Symmetrie eines Kristalls ist in der Symmetrie des Raumgit-ters vorgegeben. Es gibt z. B. keine fünfzähligen oder achtzähligen Elementarzellen, da man daraus kein Raumgitter aufbauen kann. Es gibt daherKim Unterschied zu

K achsen.

Der Inhalt der Elementarzelle kann durch Angaben derPunktlagenxi, yi, zider Atomeiin Einheiten der Achsabschnitte der Elementarzelle angegeben werden.

Beispiel: NaCl

Die Elementarzelle enthält 4 Formeleinheiten NaCl. Die Atome in den Ecken der Elementarzelle gehören 8 Elementarzellen an, also zu 1.8 zur Elementarzelle, entsprechend Atome auf den Flächen zur Hälfte und Atome auf den Kanten zu 1.4.

2.7.2 Röntgenbeugung

Kristallebenen und ihre Orientierung

Man kann die Lage einer Kristallfläche durch das Verhältnis der Achsabschnitte im Koordinatensystem ma:nb:pcangeben, wobei a,b,c die Gitterkonstanten der Elementarzelle sind.m,n,psind ganze Zahlen (Rationalitätsgesetz). Das Rationali-tätsgesetz folgt aus dem Raumgitteraufbau der Kristalle. Zur Kennzeichnung der Kristallebenen werden die Reziprokwerte 1

m a:1 n b:1

p cverwendet. Diese Reziprok-werte werdenMiller-Indizes(hkl) genannt (Abb. 2.126).

Abbildung 2.126 Indizierung von Kristallflächen.

Beugung an Kristallebenen

Da die Atomabstände im Kristallgitter in der Größenordnung der Wellenlängen von Röntgenstrahlen liegen, wirken Kristalle wie dreidimensionale Beugungsgitter.

Die Beugung von Röntgenstrahlen an den Beugungszentren des Gitters führt zu einer Reflexion der Röntgenstrahlen an aufeinander folgenden Gitterebenen im Kristall. Treffen die Röntgenstrahlen unter einem Einfallswinkelauf den Kristall, dann kann eine Reflexion unter demselben Austrittswinkel erfolgen, wenn die Glei-chung von Braggerfüllt ist (Abb. 2.127).

Z2dsin nZ1, 2, 3 ...

Die Wegdifferenz der an benachbarten Kristallebenen reflektierten Röntgenstrahlen muss ein Vielfaches der Wellenlängeλbetragen, sonst erfolgt Auslöschung der Strah-lung durch Interferenz. Es wird also nur bei bestimmten Winkeln eine Reflexion er-folgen.

Abbildung 2.127 Reflexion von Röntgenstrahlen an Netzebenen eines Kristallgitters. Da ABZ BC Zd sin , ist die Wegdifferenz der an benachbarten Netzebenen reflektierten Strahlen 2dsin. Die Bedingung der Reflexion ist also 2dsinZ, sonst erfolgt Auslö-schung durch Interferenz.

(hkl)

terkonstante und die Miller-Indizes, erhält man die quadratische Form der Bragg-Gleichungfür die 7 Kristallsysteme.

Beispiele:

dist abhängig von den Dimensionen der Elementarzelle. Je niedriger die Symmetrie des Kristalls ist, umso komplizierter ist die Beziehung zwischen dund (hkl). Beim monoklinen System hängtdvona,b,c undβab, beim triklinen System vona,b,c, α,βundγ(vgl. Abb. 2.124).

Aufnahmeverfahren

Drehkristallverfahren. Ein Einkristall wird um eine festgelegte Richtung gedreht, so dass nacheinander verschiedene Netzebenen zum einfallenden Röntgenstrahl in Reflexionsstellung kommen. Die Röntgenstrahlung hat eine einheitliche Wellenlänge (monochromatische Röntgenstrahlung). Jede Kristallfläche ergibt einen Beugungs-punkt, der mit einem Detektor in einer zylindrischen Kammer registriert wird (Abb. 2.128).

Laue-Verfahren.Auf einen feststehenden Kristall fällt polychromatische Röntgen-strahlung. Für jede Netzebene ist in der Röntgenstrahlung die passende Wellenlänge vorhanden, die die Braggsche Reflexionsbedingung erfüllt. Jede Netzebene verur-sacht einen Beugungspunkt (Abb. 2.129).

Debye-Scherrer-Verfahren.Ein Kristallpulver wird mit monochromatischer Rönt-genstrahlung bestrahlt. Im Kristallpulver liegen viele kleine Kriställchen regellos ver-teilt, so dass alle möglichen Kristallflächen ohne Drehung in Reflexionsstellung vor-handen sind. Ein Kristallpulver verhält sich wie ein Einkristall, der in sämtliche Raumrichtungen gedreht wird. Es entstehen Beugungskegel, die in einer zylindri-schen Kammer Beugungsringe erzeugen (Abb. 2.130).

Abbildung 2.128 Drehkristallaufnahme.

Dreht man einen kubischen Kristall um die Kante einer Würfelfläche, erhält man senkrecht zu dieser Richtung Reflexe, die von den Kristallebenen (hk0) stammen. Die Reflexe liegen in der Ebene des Primärstrahls (0. Schichtlinie). Die Reflexe von den Kristallflächen (hk1), (hk2) usw. werden symmetrisch nach oben und unten abgebeugt. Man erhält Reflexe auf Geraden oberhalb und unterhalb der 0. Schichtlinie : 1. Schichtlinie mit den Reflexenhk1, 2. Schichtlinie mit den Reflexenhk2 usw.

Abbildung 2.129 Laue-Aufnahme.

Die Richtung der einfallenden Röntgenstrahlung ist die Richtung der hexagonalen Achse des Kristalls. Das Laue-Diagramm zeigt die hexagonale Symmetrie. Mit den Laue-Diagrammen kann die Symmetrie eines Kristalls in ausgewählten Kristallrichtungen erkannt werden.

Zählrohrinterferenzgoniometer-Verfahren.Die am Kristallpulver gebeugte Strah-lung wird mit einem Zählrohr registriert. Der Vorteil ist eine genaue Messung der Intensitäten der Röntgenreflexe (Abb. 2.131).

ebenen zugeordnet werden(Indizierung).

Abbildung 2.130 Debye-Scherrer-Aufnahme.

Das Kristallpulver erzeugt für jede Kristallfläche einen Beugungskegel. Wo der Beugungs-kegel den Film schneidet, wird ein Beugungsbild erzeugt.

Abbildung 2.131 Strahlengang beim Zählrohr-Interferenzgoniometer.

Die Probe (ebener Präparatehalter, auf dem Kristallpulver aufgebracht ist) wird durch Drehen in die Reflexionsstellung gebracht. Das Zählrohr wird gleichzeitig mit doppelter Winkelge-schwindigkeit gedreht. Die mit dem Zählrohr gemessenen Intensitäten können mit einem Schreiber registriert werden.

Beispiel: NaCl

NaCl kristallisiert im kubischen Kristallsystem. Mit der quadratischen Form der Bragg-Gleichung

sin2Z λ2

4a2(h2Ck2Cl2)

kann mitaZ565 pm aus den gemessenen-Werten (hkl) berechnet werden (vgl.

Abb. 2.130 und 2.131).

Für niedrigsymmetrische Kristalle ist die Indizierung aus Pulveraufnahmen schwie-rig.

Atomverteilung in der Elementarzelle

Zur Ermittlung der Struktur einer Verbindung berechnet man für ein Strukturmodell mit einer angenommenen Atomverteilung in der Elementarzelle die Röntgeninten-sitäten und vergleicht sie mit den experimentell gefundenen.Bei gelöster Struktur können Bindungsabstände und Bindungswinkel errechnet werden.

Die Intensität eines Röntgenreflexeshklist proportional dem Quadrat des Struk-turfaktorsFhkl

IhklwFhkl 2

DerStrukturfaktorFgibt das Streuvermögen der Elementarzelle an.

xi,yi,zisind die Punktlagen der Atomeider Elementarzelle.fi, derAtomformfaktor, gibt das Streuvermögen des Atomsian. Das Streuvermögen ist linear proportional der Zahl der Elektronen, also proportional der Ordnungszahl Z. Schwere Atome tragen also stärker zur Intensität bei als leichte Atome. Daraus ergeben sich zwei wichtige Folgerungen für die Röntgenstrukturanalyse.Im PSE benachbarte Atome sind röntgenographisch nicht zu unterscheiden. Die Position leichter AtomeKvor allem von Wasserstoff K kann röntgenographisch nicht genau bestimmt werden.

Dies ist mit der Neutronenbeugung möglich (vgl. Abschn. 5.3).

Wenn die Elementarzelle ein Symmetriezentrum besitzt, vereinfacht sich der Strukturfaktor.

FhklZS

i fiAi

FhklZS

i ficos 2π(hxiCkyiClzi)

Beispiel: NaCl

NaCl kristallisiert kubisch. Die Elementarzelle enthält 4 Formeleinheiten NaCl.

Die Atomkoordinatenxi, yi, zisind (s. oben):

Na 000 12120 12012 01212 Cl 1200 0120 0012 121212

ANaZcos 0Ccos 2π

(

h2Ck2

)

Ccos 2π

(

h2C2l

)

Ccos 2π

(

k2C2l

)

Wennhklgemischte Zahlen sind, werden die Glieder abwechselndC1 undK1.

Wenn allehklgerade oder alle ungerade sind, werden alle GliederC1.

Es ist alsoANaZ0 fürhklgemischt

ANaZ4 fürhklalle gerade oder alle ungerade.

AClZcos 2π

(

h2

)

Ccos 2π

(

k2

)

Ccos 2π

(

2l

)

Ccos 2π

(

hC2kCl

)

Wennhklgemischte Zahlen sind, werden 2 GliederC1, 2 GliederK1. Wennhkl alle gerade sind, werden alle GliederC1. Wenn hklalle ungerade sind, werden alle GliederK1.

Es ist alsoAClZ 0 fürhklgemischt AClZC4 fürhklalle gerade AClZK4 fürhklalle ungerade Für den Strukturfaktor erhält man:

Alle Reflexe mit gemischten Indizes sind ausgelöscht.

FhklZ4 (fNaCfCl) gilt, wenn alle Indizes gerade sind.

FhklZ4 (fNaKfCl) gilt, wenn alle Indizes ungerade sind.

Das Diagramm von NaCl (s. oben) stimmt damit überein. Es treten keine Reflexe mit gemischten Indizes auf. Die Reflexe 200, 220, 222, 400 sind intensiver als 111, 311, 331.

Für die Berechnung der Intensität müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden.

Flächenhäufigkeitsfaktor: Er berücksichtigt die Häufigkeit, mit der eine bestimmte Fläche in Reflexionsstellung kommt, z. B. bei Pulveraufnahmen 6 Würfelflächen, 8 Oktaederflächen. Temperaturfaktor: Mit steigender Temperatur erfolgt eine Intensi-tätsverminderung. Absorptionsfaktor: In Abhängigkeit von der verschiedenen Weg-länge, die ein abgebeugter Röntgenstrahl im Kristall zurücklegt, erfolgt eine Schwä-chung der Intensität durch Absorption. Weitere Korrekturfaktoren sind der Lorentz-und der Polarisationsfaktor.

2.7.3 Schwingungsspektroskopie Normalschwingungen

Schwingungen sind Molekülbewegungen, bei denen sich Bindungsabstände und Bin-dungswinkel periodisch mit der Schwingungsfrequenz ändern. Bei Normalschwin-gungen bewegen sich alle Atome des Moleküls mit gleicher Frequenz und gleicher Phase,sie gehen also gleichzeitig durch die Gleichgewichtslage und durch die Lage maximaler Amplitude. Die maximalen Amplituden sind für verschiedene Atome ver-schieden groß.

Ein Molekül mitNMassenpunkten hat 3NFreiheitsgrade, da jeder Massenpunkt drei Raumkoordinaten besitzt, die für dieNMassenpunkte unabhängig voneinander sind. Drei Freiheitsgrade entfallen auf Translationen inx-, y- und z-Richtung, drei weitere auf Rotationen. Die Anzahl der Schwingungsfreiheitsgrade istnZ3NK6 bzw.nZ3NK5 für lineare Moleküle, da es bei diesen keinen Rotationsfreiheits-grad in Richtung der Molekülachse gibt.Die Gesamtbewegung eines schwingenden Moleküls kann also durch eine Überlagerung von 3 NK6 bzw. 3 NK5 Normal-schwingungen dargestellt werden.Man unterscheidet nach der Schwingungsform:

Valenzschwingungenν. Es ändern sich nur die Bindungslängen.

Ebene Deformationsschwingungen δ. Es ändern sich die Bindungswinkel, die Atomabstände bleiben konstant.

Deformationsschwingungen aus der Ebeneγ. Ein Atom schwingt durch eine von (mindestens) 3 Nachbaratomen gebildete Ebene.

Torsionsschwingungen τ. Der Winkel zwischen zwei Ebenen, die eine Bindung gemeinsam haben, verändert sich.

Abbildung 2.132 a) Normalschwingungen von CO2.

Als lineares Molekül hat CO2nZ3NK5Z4 Normalschwingungen. Bei der symmetrischen Valenzschwingungνsverkürzen oder verlängern sich die CdO-Bindungen gleichzeitig. Die Molekülsymmetrie verändert sich nicht. Bei der antisymmetrischen Valenzschwingungνas ver-kürzt sich eine der Bindungen, während sich die andere verlängert. Dadurch verändert sich die Molekülsymmetrie. Bei der Deformationsschwingungδändert sich der OdCd O-Bin-dungswinkel. Die beiden Deformationsschwingungen lassen sich durch 90(-Drehung des Mo-leküls um die Molekülachse ineinander überführen. Sie sind daher entartet.

b) Normalschwingungen von SO2.

Als nichtlineares dreiatomiges Molekül hat SO2nZ3NK6Z3 Normalschwingungen. Es gibt eine symmetrische Valenzschwingungνs, eine asymmetrische Valenzschwingungνasund eine symmetrische Deformationsschwingungδs.

Abbildung 2.133 Potentialverlauf eines anharmonischen Oszillators.

reZGleichgewichtsabstand der Atome,vZSchwingungsquantenzahlen, E0Z Nullpunkts-energie,D( ZDissoziationsenergieZBindungsenergie (vgl. S. 123)

Im Allgemeinen haben die Schwingungsformen die Frequenzfolgeν OδOγOτ.

Man unterscheidet nach dem Symmetrieverhalten:

Symmetrische Schwingungen(Index s). Die Symmetrie des Moleküls bleibt beim Schwingungsvorgang erhalten.

Antisymmetrische Schwingungen(Index as). Während des Schwingungsvorgangs ändert sich die Symmetrie des Moleküls.

In der Abb. 2.132 sind die Normalschwingungen von CO2und SO2dargestellt.

Die Energie der Molekülschwingungen ist gequantelt.Abb. 2.133 beschreibt den Potentialverlauf eines anharmonisch schwingenden Moleküls. Der Abstand zwischen zwei Quantenzuständen benachbarter Schwingungsniveaus wird mit wachsender Energie immer kleiner, bis die Dissoziationsenergie des Moleküls erreicht ist.

Anregung von Normalschwingungen

DieSchwingungsfrequenzen eines Moleküls können mit zweiverschiedenen spektro-skopischenMethoden bestimmt werden: Infrarot-Spektroskopieund Raman-Spekt-roskopie.

Bei der IR-Spektroskopie wird durch Absorption eines Lichtquants E Z vib

eine Grundschwingung angeregt, das Molekül geht vom SchwingungszustandvZ0 in den SchwingungszustandvZ1 über (Abb. 2.134). Anregungen in Quantenzustände

Abbildung 2.134 Entstehung einer IR-Bande.

mitvO1 führen zu Oberschwingungen, deren Anregungswahrscheinlichkeiten und Intensitäten wesentlich geringer sind.

Zur Aufnahme eines IR-Spektrums wird die Probe mit polychromatischer Strah-lung bestrahlt, deren Energie im IR-Bereich liegt (Abb. 2.135). Durch Intensitätsver-gleich mit einem Referenzstrahl werden die Frequenzwerte der absorbierten Strah-lung bestimmt.

Bei der Raman-Spektroskopie bestrahlt man die Probe mit energiereichen Quan-ten, die von den Molekülen nicht absorbiert werden können. Die Wechselwirkung führt zu 3 Effekten (Abb. 2.136).

Abbildung 2.135 Bereich der Schwingungsspektren im elektromagnetischen Spektrum EZZhc1

λZhcν˜

Abbildung 2.136 Entstehung von Raman-Banden.

Elastische Stöße der eingestrahlten Photonen mit der Frequenzν0führen zu einem angeregten Zustand, der sofort wieder in den Grundzustand (vZ0) übergeht. Die Energie des Moleküls ändert sich nicht, die Strahlung wird als Streustrahlung der gleichen Frequenzν0abgegeben (Rayleigh-Strahlung).

Durch inelastische Stöße der Photonen erfolgen Energieänderungen des Mole-küls und der Photonen. Fällt das Molekül nicht in den Grundzustand, sondern in den 1. angeregten Zustand (v Z 1) zurück, so ist die Energie der abgestrahlten Photonen um die Energie des ÜbergangsvZ0 nachvZ1 vermindert:Stokes Z 0Kvib(Stokes-Linie).

Wird ein Molekül angeregt, das sich im 1. angeregten Zustand (vZ1) befindet und fällt dieses in den Grundzustand zurück, so hat das gestreute Photon eine um die ÜbergangsenergievZ0 nachvZ1 erhöhte Energie,Anti-StokesZ0Cvib

(Anti-Stokes-Linie).

Man misst die intensiveren Stokes-Linien. Die Schwingungsenergie wird relativ zur Anregungsenergie gemessen:vib Z0 KStokes. Sie entspricht der IR-Ab-sorptionsenergievib. Bei der Raman-Spektroskopie werden die Schwingungen mit monofrequenter Strahlung angeregt (z. B. mit einem He-Ne-Laser: λ Z 632,8 nm;

ν

˜Z15 802 cmK1).

Kraftkonstanten

Wenn in einem zweiatomigen Molekül AB der Gleichgewichtsabstand der Atome A und B durch eine äußere Krafteinwirkung um Δr verändert wird, dann tritt eine rücktreibende Kraft

FZfr

auf (Gesetz von Hooke). Der Proportionalitätsfaktor f heißt Kraftkonstante. Für zweiatomige Moleküle gilt

fABZ5,89$10K7 ν˜ 2 μACμB

(N cmK1) v

˜ ist die Wellenzahl der Schwingung in cmK1, μA, μB sind die Reziprokwerte der relativen AtommassenAr.fkann bei Kenntnis der Massen der Atome durch Mes-sung der Schwingungswellenzahlν˜bestimmt werden. Dief-Werte variieren von 1 bis 30 N cmK1.Die Kraftkonstante f ist eine für die Bindungsstärke kovalenter Bindun-gen charakteristische Größe.

Die Kraftkonstanten von Mehrfachbindungen sind höher als die von Einfachbin-dungen. Bei vergleichbaren Bindungen verhalten sich die Kraftkonstanten von Ein-, Zwei- und Dreifachbindungen annähernd wie 1 : 2 : 3.

Beispiel:

H3CdCH3 H2C]CH2 HC^CH

fin N cmK1 4,5 9,8 15,6

Aus den Kraftkonstanten können daher Bindungsordnungen berechnet werden.

Beispiel:

CO2 CO NO3K

SO2 SO3

Bindungsordnung 2,38 2,76 1,20 2,00 2,05

Die Kraftkonstanten ändern sich mit dem Hybridisierungszustand.fwächst mit zu-nehmendem s-Charakter.

Beispiel:

Hybridisierung Molekül fCHin N cmK1

p CH-Radikal 4,09

sp3 CH4 4,95

sp2 C2H4 5,12

sp C2H2 5,90

In der Tabelle 2.34 sind dief-Werte einiger zweiatomiger Moleküle angegeben.

Tabelle 2.34 Kraftkonstantenfeiniger zweiatomiger Moleküle

Molekül fin N cmK1 Molekül fin N cmK1

Kraftkonstanten können auch für mehratomige Moleküle bestimmt werden. Ihre Berechnung ist aber meist schwierig.

Molekülsymmetrie

Nicht jede Normalschwingung führt im IR- oder Raman-Spektrum zu einer Bande.

Entartete Schwingungen (Abb. 2.132) besitzen dieselbe Energie, also dieselbe Schwingungsfrequenz und ergeben im Schwingungsspektrum nur eine Bande.

Eine Schwingung ist nur dann IR-aktiv (führt zu einer IR-Bande), wenn sich im Verlauf der Schwingung das Dipolmomentμ(vgl. S. 127) des Moleküls ändert.

Eine Schwingung ist nur dann Raman-aktiv, wenn sich beim Schwingungsvorgang die Polarisierbarkeitα(vgl. S. 164) ändert.

Daraus folgen dieAuswahlregeln.Totalsymmetrische Schwingungen sind Raman-aktiv und ergeben die intensivste Raman-Linie. Hat das Molekül ein

Symmetriezent-rum (vgl. S. 214, 215), dann sind alle dazu symmetrischen Schwingungen IR-verbo-ten, alle dazu antisymmetrischen Schwingungen Raman-verboten (Alternativverbot).

IR-Spektroskopie und Raman-Spektroskopie ergänzen sich.

Moleküle desselben Formeltyps und derselben Symmetrie besitzen die gleichen Normalschwingungen. Die IR- und Raman-Aktivität der Normalschwingungen ist typisch für die Symmetrieeigenschaften des Moleküls.Aus den Schwingungsspektren erhält man daher nicht nur Informationen über den Bindungsgrad, sondern auch über die Molekülgeometrie. Bandenlagenν˜in cmK1 Kraftkonstantenfin N cmK1

νs γ νas δ

BF3 888 691 1454 480 7,29

CO32K 1063 880 1415 680 7,61

NO3

K 1050 830 1390 720 7,96

SO3 1068 496 1391 529 10,35

Ra IR IR Ra IR Ra

Bandenlagenν˜in cm Kraftkonstantenfin N cm

Normalschwingungen für lineare Moleküle (Abb. 2.132)

Bandenlagenν˜in cmK1 Kraftkonstantenfin N cmK1

νs δ νas

N3

K 1344 647 2036 13,15

CS2 658 397 1533 7,67

XeF2 515 213 557 2,83

Ra IR IR

Normalschwingungen für gewinkelte Moleküle (Abb. 2.132)

Bandenlagenν˜in cmK1 Kraftkonstantenfin N cmK1

νs δ νas

O3 1110 701 1042 5,70

SO2 1151 518 1362 10,02

NO2K 1323 827 1269 7,73

Cl2O 640 300 686 2,92

Ra IR Ra IR Ra IR

Nur bei linearen Molekülen mit Symmetriezentrum gilt das Alternativverbot.

Molekültyp AB4

Die zahlreichen tetraedrischen Moleküle haben 4 Normalschwingungen, planare Mo-leküle 6 Normalschwingungen.

Gruppenfrequenzen

Bestimmte Bindungen oder Atomgruppierungen können weitgehend unabhängig schwingen,auch wenn sie in ein größeres Molekül eingebaut sind. Dies ist dann der

Bestimmte Bindungen oder Atomgruppierungen können weitgehend unabhängig schwingen,auch wenn sie in ein größeres Molekül eingebaut sind. Dies ist dann der

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