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6. empirische Untersuchung

6.1 Methoden der Sozialforschung

Die empirische Sozialforschung gilt als thematisch weitumfassender Bereich und weist entsprechend vielfältige Methoden zur Erforschung von Phänomenen, die sich auf soziale Handlungen beziehen können (vgl Brüsenmeister 2000, S.13).

Die am häufigsten verwendete Technik der empirischen Sozialforschung stellen Befra-gungen dar. Diese werden verwendet, um „Fakten, Wissen, Meinungen Einstellungen o-der Bewertungen sozialer Gruppen [zu] ermitteln“ (ebd. S.16).

Viele verschiedenen Formen finden hier Anwendung, die von der quantitativen Erhe-bungsform des standardisierten Fragebogens bis hin zu einem qualitativen offenen Inter-view reichen. Zu den für die hier durchgeführte Erhebung relevanten und verwendeten Methoden bieten die nachfolgenden Kapitel einen kurzen methodischen Überblick.

6.1.1 Merkmale der qualitativen Forschung

Die qualitative Sozialforschung untersucht soziale Handlungen durch individuell ge-führte Gespräche oder Beobachtungen. In Abgrenzung zu quantitativen Methoden steht hier die Untersuchung von subjektiven Vorgängen im Vordergrund. Im Vordergrund steht dabei „nicht nur was, sondern auch wie etwas gesagt wurde“ (Hervorhebungen im Original, Brüsenmeister 2000, S.16). Entsprechend sind hier kleine Stichprobengrößen ausreichend.

Der Forschende muss nach Brüsenmeister zwei Einstellungen verinnerlichen. Zum einen das „Prinzip der Offenheit“ (ebd. S.27), welches sich darauf bezieht, dass es zu Beginn von qualitativen Studien keine festgelegten Thesen gibt. Diese werden erst aus den Er-gebnissen und den gemachten Beobachtungen gewonnen. Darüber hinaus sollte der For-schende eine offene und flexible Grundhaltung seinem Gegenüber einnehmen, da es wäh-rend der Erhebung oftmals zu Momenten kommen kann, die nicht absehbar waren.

Des Weiteren ist den Probanden ein hohes Maß an Empathie entgegenzubringen.

Brüsenmeister bezeichnet dies als „Sensibilisierung“ (ebd.). Es werden soziale Handlun-gen erforscht, wobei der Mensch als Subjekt im Mittelpunkt steht, dementsprechend muss das Gegenüber als Individuum wahrgenommen werden.

Die Haupterhebungsmethode innerhalb der qualitativen Sozialforschung stellt das Inter-view dar und kann in sehr vielfältiger Weise ablaufen, z.B. in Form eines Leitfaden- Experten- oder als ethnographisches Interview.

Hierbei handelt es sich um ein vorab terminlich geregeltes Treffen zu einem Gespräch, welches mit einzelnen Personen, aber auch mit Gruppen (z.B. Paarinterview oder Grup-peninterview) geführt werden kann. Es gibt zwei Rollen, die hierbei eingenommen wer-den: der Interviewer, der das Gespräch anstößt und sein Gegenüber, die Interviewten.

Hinsichtlich der Gesprächsform kann man zwischen einem narrativen Interview und ei-nem Leitfaden basierten Gespräch unterscheiden. Für Ersteres ist seine offene Form cha-rakteristisch, innerhalb der der Interviewte frei von seinen biographischen Erlebnissen erzählt. Bei einem Leitfaden gestützten Interview stellt der Forscher seinem Gegenüber zu verschiedenen Inhalten Fragen, auf die der Interviewende seine Ansichten schildern kann. Die unterschiedlichen Interviewformen können zeitlich variieren. So gibt es stünd-liche Sitzungen, die in gewissen Zeiträumen wiederholt werden, einmalige Gespräche oder aber spontane Befragungen auf der Straße (vgl. Friebertshäuser/Langer 2010, S.

438f.).

Die qualitative Form der Sozialforschung eignet sich insbesondere zur Generierung von Thesen auf Basis der Befragungserkenntnisse. Hierbei werden alle Verhaltensweisen des Menschen miteinbezogen. Die Befragungen finden auf persönlicher Ebene statt, sodass neben dem Kommunizierten auch die Mimik, Gestik und Emotionen des Probanden wahrnehmen und miteinbezogen werden kann. Daher ist gerade diese Form der individu-ellen Befragung zu empfehlen, um biografische Themen und persönliche Ansichten zu erforschen (vgl. Brüsenmeister 2000, S.21).

6.1.2 Merkmale der quantitativen Forschung

„Als quantitative Methoden werden alle Vorgangsweisen, die zur numerischen Darstel-lung empirischer Sachverhalte dienen, verstanden“ (Raab-Steiner/Benesch 2011, S.45).

Das Augenmerk der quantitativen Forschung liegt darauf, dass schon bestehende Theorien überprüft werden. Um diese zu ermitteln, besteht die Notwendigkeit einer mess-baren Menge, mit deren Hilfe man die aufgestellten Hypothesen widerlegen bzw. bestä-tigen kann. Soziale Sachverhalte können auf diese Weise zu quantifizierbaren Daten um-gewandelt werden. Die erhobenen Angaben bestehen hierbei aus Datensätzen, die eine statistische und repräsentative Auswahl der breiten Bevölkerungsschicht darstellen sollen (vgl. Brüsenmeister 2000, S. 22ff.). Eine der bekanntesten deutschen quantitativen Studie stellt die Shellstudie dar, die jährlich Jugendliche zu ihren gesellschaftlichen Ansichten befragt.

Die am häufigsten genutzte Methode innerhalb der quantitativen Sozialforschung ist der strukturierte Fragebogen. Anhand dessen können Meinungen und Einstellungen zu The-men auf kostengünstige und leicht praktikable Weise von großen homogenen Gruppen erhoben werden. Befragungen durch Fragebögen finden nicht nur in klassischer schriftli-cher Papierform statt. Es gibt darüber hinaus vielfältige Einsatzmöglichkeiten, die von der mündlichen persönliche Face-to-Face Form hin zum Telefoninterview und der elekt-ronischen Befragung im Internet reichen (vgl. Raab-Steiner/Benesch 2011, S.65.).

Die quantitative Form der empirischen Sozialforschung eignet sich also insbesondere für die Erhebung von größeren Datenmengen, die Phänomene betreffen, die messbar sind, wie Beispielsweise Meinungen und Positionen zu aktuellen Themen (vgl. Brüsenmeister 2000, S.22ff.).

6.1.3 Methodenintegration

Die Modelle der Methodenintegration, auch „Mixed-Methods“ (Kuckartz 2014) genannt, umfassen die Verbindung von qualitativen und quantitativen Forschungsrichtungen.

Kelle und Erzberger (2009) prägen den Begriff der Triangulation, welche für die Erhe-bungen der Ergebnisse dieser Arbeit Anwendung fand.

Bezüglich des Triangulationsbegriffs lassen sich verschiedenen Bedeutungen aufzeigen.

Zum einen wird er innerhalb der Sozialforschung so verstanden, dass „mit verschiedenen Methoden dasselbe soziale Phänomen erfasst wird“ (ebd., S.303, Hervorhebungen im Original) oder dass „unterschiedliche Aspekte desselben Phänomens oder sogar unter-schiedliche Phänomene erfasst werden, deren Abbildungen sich allenfalls zu einem ein-heitlichen Bild ergänzen“ (ebd., Hervorhebungen im Original).

Um das Thema der Arbeit: „Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Personalent-wicklung“ zu präzisieren, wurden zwei Studien durchgeführt, die sich tiefergehend mit den Lernanforderungen der Generation Y an die betriebliche Weiterbildung beschäftigen.

Zum einen wurden mit Hilfe eines qualitativen teilstrukturierten Interviews Probanden der Generation Y zu ihren Anforderungen und Wünschen hinsichtlich ihrer betrieblichen Weiterbildung befragt. Auf Basis der Erkenntnisen dieser Studie wurden Thesen formu-liert, die in einem zweiten Schritt im Rahmen einer quantitativen Online-Befragung mit größerer Stichprobe überprüft wurden.

Kelle und Erzberger (2009) beschreiben diese ergänzende Verwendung der beiden empi-rischen Sozialforschungsmethoden mit dem Begriff „Komplementarität“ (ebd. S. 305).

Demnach können „Qualitative Verfahren [können] also dabei helfen, Lücken ‚variablen-soziologischer‘ Erklärungen […] zu schließen, während quantitative Verfahren überindi-viduelle Strukturzusammenhänge aufzeigen können, die von den Individuen nicht be-wusst wahrgenommen werden“ (ebd. S.306).