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5. Untersuchungen an einer Entschwefelungsanlage für den Einsatz auf Schiffenfür den Einsatz auf Schiffen

5.1. Messergebnisse von der Versuchsanlage an Bord

Nach dem Einbau der Versuchsanlage auf MS „Timbus“ im November 2009 wurde der Schütt-schichtabsorber mit 24 t Kalkhydratgranulat A befüllt. Während einer Reise von Bremerhaven nach Varberg in Schweden konnte die Inbetriebnahme der Entschwefelungsanlage und der Ab-gasmesstechnik erfolgreich durchgeführt werden.

Rohgas Reingas frisches Granulat

beladenes Granulat Silo

Austragung 1. Stufe 2. Stufe

Sperrschicht

Abbildung 5.3.– Prinzipskizze des zweistufigen Absorbers auf MS „Timbus“

5.1.1. Inbetriebnahme mit frischer Granulatfüllung

In Abbildung 5.4 (links) ist das Ergebnis der ersten Messung der SO2-Konzentration nach ca.

acht Stunden Betriebszeit des Absorbers dargestellt. Die SO2-Konzentration im Rohgas betrug im Mittel 254 ppm. Nach Umschalten der Messstelle auf die Reingasseite hinter den beiden Stu-fen des Absorbers sank der SO2-Messwert schnell ab. Der Mittelwert betrug im Reingas nun 1,4 ppm. Der SO2-Gehalt im Abgas wurde um 99,45 % verringert. Das Reingas war damit fast schwefelfrei.

Die gemessene CO2-Konzentration im Abgas zeigt Abbildung 5.4 (rechts). Von 6,6 % im Roh-gas reduzierte sich der Messwert im ReinRoh-gas auf 5,7 %. Beim Durchströmen des Absorbers erfolgte zu diesem Zeitpunkt eine Verringerung der CO2-Konzentration um 12 % oder 0,9 Pro-zentpunkte absolut. In Abbildung 5.5 (links) ist der Verlauf der CO-Konzentration dargestellt.

Der Messwert stieg von etwa 80 ppm im Rohgas auf 100 ppm im Reingas an.

Auch die Konzentration der Stickoxide änderte sich bei der Durchströmung des Schüttschicht-absorbers. Von 950 ppm sank der Messwert beim Umschalten auf das Reingas bis auf etwa 870 ppm ab und erreichte dann langsam wieder einen Wert von 900 ppm (Abbildung 5.5 rechts). In Abbildung 5.6 (links) ist der Verlauf der Sauerstoffkonzentration zu sehen. Die Konzentration

19:15 19:20 19:25 19:30

Abbildung 5.4.– SO2-Konzentration (links) und CO2-Konzentration im Roh- und Reingas der Ver-suchsanlage

Abbildung 5.5.– CO-Konzentration (links) und NOx-Konzentration im Roh- und Reingas der Ver-suchsanlage

von 11,7 % änderte sich zwischen der Roh- und Reingasseite kaum. Aus dem Sauerstoffgehalt im Abgas wird auf ein Gesamtluftverhältnis des Motors vonλG=2,32 zurückgerechnet.

Abbildung 5.6 (rechts) zeigt den Verlauf der Temperaturen im Roh- und Reingas. Das Abgas trat mit knapp 370C in die Schüttschicht ein und kühlte sich beim Durchströmen der Schüttschicht auf ca. 340C ab. Die Temperaturdifferenz betrug also im stationären Betrieb nur etwa 30C.

5.1.2. Zudosierung von Schwefeldioxid

Auf MS „Timbus“ ist der Schwefeldioxidgehalt des Abgases durch den Schwefelgehalt des ge-bunkerten Kraftstoffs begrenzt. Um eine Schädigung des nachgeschalteten SCR-Katalysators zu vermeiden, beträgt der Schwefelgehalt nur etwa 1 %. Die entsprechende SO2-Konzentration im Abgas liegt im stationären Betrieb der Hauptmaschine damit bei etwa 260 ppm. Um die SO2 -Konzentration zu erhöhen, wurde dem Abgasstrom stufenweise Schwefeldioxid als Reinstgas aus einer Gasflasche zugeführt.

19:15 19:20 19:25 19:30

Abbildung 5.6.– O2-Konzentration (links) und Verlauf der Temperaturen im Roh- und Reingas der Versuchsanlage

Die Konzentration im Rohgas stieg von etwa 260ppm ohne Dosierung auf maximal 388ppm bei Stufe 4 (Abbildung 5.7 links). Zur gleichzeitigen Messung der Roh- und Reingaskonzentra-tion wurde ein zweites Messgerät eingesetzt.

Während der Messung folgte die SO2-Konzentration im Reingas der Rohgaskonzentration.

Nach der Erhöhung stieg sie zeitversetzt an, um dann einen stationären Zustand zu errei-chen. Die Granulatfüllung zeigte während der Messung bereits eine deutliche Sättigung, da die Austragsmenge reduziert wurde, um auch im Reingas vergleichbare Änderungen der SO2 -Konzentration messen zu können. Somit ist die erreichte absolute SO2-Reduzierung nicht re-präsentativ für das Verfahren. Deutlich wird, dass die relative SO2-Reduzierung von 78 % im Ausgangszustand auf etwa 75 % bei höherer SO2-Konzentration zurückging. Die aus dem Ab-gas absolut entfernte Menge SO2 stieg jedoch von 199ppm auf maximal 287ppm an. In Ab-bildung 5.7 (rechts) ist die absolute und relative Reduzierung über der Rohgaskonzentration aufgetragen.

19:000 19:30 20:00 20:30

100

240 280 320 360 400

100

SO2-Konzentration Rohgas in ppm

0,74 0,76 0,78 0,80

Abbildung 5.7.– SO2-Konzentrationen im Rohgas und im Reingas bei einer Steigerung des SO2 -Dosierdrucks (links) sowie absolute und relative SO2-Reduzierung über der Roh-gaskonzentration

Die Rohgaskonzentration entspricht vereinfacht dem Partialdruck von SO2im Rohgas. Es kann angenommen werden, dass die Temperaturen des Abgases und der Granulatschüttung während der Messung konstant waren. Somit wird deutlich, dass die absolut absorbierte SO2-Menge mit dem SO2-Partialdruck im Abgas näherungsweise linear anstieg.

5.1.3. Aufzeichnung einer Durchbruchskurve

Die Versuchsanlage auf MS „Timbus“ wurde nach einigen Wochen Betriebszeit mit einer fri-schen Füllung Kalkhydratgranulat A erneut in Betrieb genommen. Durch die Deaktivierung des Granulataustrags erfolgte keine Erneuerung der Absorbensfüllung, so dass das verwendete Gra-nulat durch die kontinuierliche Absorption der Schwefeloxide im Abgas allmählich Sättigungs-effekte zeigte. Mit diesem Versuch konnte der Verlauf einer Durchbruchskurve aufgezeichnet werden.

Für die Bestimmung der Durchbruchskurve werden die gemessenen Größen ausgewertet. Aus-genommen sind die Zeiträume, in denen die Entschwefelungsanlage zum Beispiel während der Hafenliegezeiten abgeschaltet wurde. Die Betriebszeit wird für jeden Tag des Auswertungszeit-raumes erfasst und die gemessenen Größen für diese Betriebszeit als Tagesmittelwerte berech-net.

Da keine Messwerte der Rohgaskonzentration vorliegen, wird die SO2-Konzentration aus der CO2-Konzentration im Reingas berechnet. Dies ist möglich, das das Verhältnis von Schwefel und Kohlenstoff im Kraftstoff und im Abgas konstant ist. Der in der Hauptmaschine der MS

„Timbus“ verwendete Kraftstoff hatte einen Schwefelgehalt von etwa 0,94 %, so dass die SO2 -Konzentration vor der Entschwefelungsanlage etwa 250ppm betrug. In Ausnahmefällen stieg der Schwefelgehalt kurzzeitig auf bis zu 1,29 % an.

Die Temperatur des Rohgases lag während der Messung zeitweise deutlich über 400C. Erst nach einem Austausch des Ladeluftkühlers (LLK) konnten die Abgastemperaturen des Motors wieder abgesenkt werden. Abbildung 5.8 zeigt den Verlauf der Temperaturen im Rohgas, im Reingas und in der Umlenkhaube zwischen den Absorberstufen.

0 200 400 600 800 1000 1200 1400

Abbildung 5.8.– Abgastemperaturen im Roh- und Reingas sowie in der Umlenkhaube

In Abbildung 5.9 ist die Durchbruchskurve in ihrem Verlauf gezeigt. Die Darstellung erfolgt anhand der berechneten äquivalenten Schwefelgehalte im Kraftstoff. Dafür wird angenommen, dass ein Verhältnis von SO2in ppm zu CO2in Vol.-% von 43,3 etwa 1 % Schwefel im Kraft-stoff entspricht [1]. Eingezeichnet ist auch der Grenzwert von 0,1 % Schwefel im KraftKraft-stoff, der in den ECAs ab 2015 gelten wird. Es wird deutlich, dass der Grenzwert nach etwa 600 Stun-den überschritten wurde. Auch nach 2700 StunStun-den Betriebszeit erfolgte noch eine deutliche Minderung der Schwefelemissionen.

0 500 1000 1500 2000 2500 3000

0,0

Abbildung 5.9.– Verlauf des Schwefelgehalts im Kraftstoff und des äquivalenten Schwefelgehalts im Reingas als Durchbruchskurve des zweistufigen Absorbers

5.1.4. Ergebnisse der Laboranalysen

Einige Proben, an verschiedenen Stellen in der Entschwefelungsanlage entnommen, wurden im Labor untersucht. Die Probe aus der unteren, d.h. ersten Stufe zeigte mit 66 Gew.-%

den höchsten Gehalt an CaSO4. Im Eintrittsbereich der Stufe lagen stets die höchsten SOx -Konzentrationen vor. Der Anteil CaCO3lag bei 32 %, so dass das Granulat bis auf einen Rest Ca(OH)2von 0,4 % umgesetzt wurde. Die Schüttdichte der Probe erhöhte sich durch den Um-satz von 770 auf 1240kg/m3, die innere Oberfläche nach BET reduzierte sich auf nur noch 2m2/g.

Eine weitere Probe wurde der zweiten Stufe entnommen. Das Granulat befand sich während des Betriebs in der Nähe der Austrittskaskaden. Die SOx-Konzentration an dieser Stelle war während der Messungen eher gering. Es erfolgte eine CaSO4-Umsetzung zu 4,1 Gew.-%, der CaCO3-Gehalt betrug jedoch 85,7 Gew.-%.

Die Auswertung der Laboranalysen zeigt, dass ein nahezu vollständiger Umsatz des Granulats möglich ist, wobei bis zu 66 % des Calciums mit SOxzu CaSO4und 32 % mit CO2zu CaCO3 reagieren. Die innere Oberfläche wird durch die Reaktion stark reduziert, die Schüttdichte er-höht. Organischer Kohlenstoff, der auf die Anwesenheit von Dieselruß schließen ließe, wird nicht gefunden. Der Ruß verringert die Umsatzgeschwindigkeit des SOx nicht, die höchsten Umsätze zu CaSO4werden im Eintrittsbereich der ersten Stufe nachgewiesen.