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7. Fernfeld und Propagation von SupermodenSupermoden

7.3. Rekonstruktion des Feldes und der Phase

7.3.2. Mehrere Supermoden

Im vorherigen Abschnitt wurde die laterale Feld- und Phasenverteilung einer einzel-nen Supermode, bestehend aus vier gekoppelten Filamenten, anhand ihrer Propaga-tion vom Nahfeld ins Fernfeld rekonstruiert. Dazu wurde eine Messung gew¨ahlt bei der die gesamte Lasermode koh¨arent ist und somit nur diese eine Supermode existiert.

Wie jedoch in Kapitel 6.2 gezeigt wurde, kommt es bei h¨oheren Str¨omen zu einer in-koh¨arenten ¨Uberlagerung mehrerer Supermoden, was zu Ver¨anderungen im Nahfeld f¨uhrt. Im Folgenden sollen nun die entsprechenden Auswirkungen dieser inkoh¨arenten Uberlagerung mehrerer Supermoden auf das Fernfeld diskutiert werden. Dazu wird¨ eine Messung an Probe 17 bei einem Strom vonI= 1,54Ithherangezogen.

Wie bereits anhand von Abb. 6.3 gezeigt wurde, existieren bei dieser Probe in die-sem Fall zwei Supermoden, genannt X und Y. Der ¨Ubersichtlichkeit halber ist diese Abbildung hier als Abb. 7.10 nochmals gezeigt, wobei nun zus¨atzlich in (e-g) die ent-sprechenden Fernfeld-Messungen hinzugef¨ugt sind. Um die beiden Supermoden X und Y mit unterschiedlichen Propagationskonstanten auch im Fernfeld r¨aumlich zu tren-nen, integriert man wiederum das entsprechende r¨aumlich aufgel¨oste Spektrum in Abb.

7.10(f) ¨uber die in Abb. 7.10(a) jeweils blau bzw. rot markierten Bereiche. Auf diese Weise l¨asst sich das laterale Fernfeldprofil (schwarze Linie Abb. 7.10(g)) als eine ¨ Uber-lagerung der beiden Supermoden X (blau) und Y (rot) darstellen.

Die beiden Supermoden haben unterschiedliche FP-Modenk¨amme und daher auch un-terschiedliche Propagationskonstanten, somit sind sie nicht gekoppelt und propagieren unabh¨angig voneinander. Aus diesem Grund wird die in Abschnitt 7.3.1 beschriebene Fitprozedur f¨ur die beiden Supermoden getrennt durchgef¨uhrt. Abbildung 7.11(a) und (b) zeigt jeweils die simulierte Propagation der Supermoden X und Y f¨ur den Bereich 0µm< z <200µm. Die Normierung der Farbskalen in den Teilen (a) und (b) richtet sich nach den relativen Intensit¨aten der beiden Supermoden X und Y.

Die Richtigkeit der in Abb. 7.11(a) und (b) gezeigten Propagationen kann nun nicht direkt mit experimentellen Daten ¨uberpr¨uft werden. Eine direkte Messung der Propa-gation der unterschiedlichen Supermoden w¨are zu aufw¨andig, da an jedem Punkt (x, z) des Scans ein komplettes Spektrum aufgenommen werden m¨usste, um die beiden Su-permoden unterscheiden zu k¨onnen. Aber man kann nat¨urlich die spektral integrierte Intensit¨at w¨ahrend der Propagation messen, in derselben Art wie f¨ur den Fall nur einer Supermode. Diese Messung ist in Abb. 7.11(c) dargestellt und kann nun mit der Sum-me der Intensit¨aten der simulierten Propagationen von Supermode X und Y verglichen werden. Beim Aufsummieren muss nat¨urlich die unterschiedliche Intensit¨at der beiden Supermoden ber¨ucksichtigt werden. Das Ergebnis dieser inkoh¨arenten ¨Uberlagerung der beiden Supermoden ist in Abb.7.11(d) zu sehen und zeigt erneut eine sehr gute Ubereinstimmung mit dem nebenan dargestellten experimentell beobachteten Propa-¨

Wellenlänge [nm]

444,3 444,5 444,7

LateralePosition[µm]x

6 4 2 0 -2 -4 -6

Supermode X Supermode Y

(b) (c) (d)

(a)

(e) (f) (g)

-10 -5 0 5 10

LateralerFernfeldwinkel[°]

Abbildung 7.10.: (a) R¨aumlich integriertes Spektrum von Probe 17 bei einem Strom von I = 1,54Ith. (b, e) Intensit¨atsverteilung im Nahfeld bzw. Fernfeld. (c, f) Entsprechende r¨aumlich aufgel¨oste Spektren des jeweiligen lateralen Modenprofils. (d, g) Laterale Inten-sit¨atsprofile (schwarz) im Nahfeld bzw. Fernfeld. Die Lasermode ist eine ¨Uberlagerung der beiden Supermoden X (blau) und Y (rot), entsprechend der Markierung in (a).

gationsmuster f¨ur diesen Strom.

Man beachte, dass der zweite St¨utzpunkt f¨ur die simulierte Propagation in diesem Fall die lateralen Fernfeldprofile der beiden Supermoden aus Abb. 7.10(g) sind. Diese wurden in einem Abstandz1von einigen Millimetern aufgenommen, wohingegen Abb.

7.11 nur die ersten 200µm der gemessenen und simulierten Propagation zeigt.

Interessanterweise ¨ahnelt die Propagation der Supermode X bei I= 1.54Ith, zu se-hen in Abb. 7.11(a), sehr dem Fall der einzigen Supermode bei niedrigerem Strom, siehe Abb. 7.7. Dies bedeutet, dass diese Supermode nicht oder nur sehr wenig von der zweiten Supermode Y beeinflusst wird, obwohl die beiden Supermoden sich r¨aum-lich ¨uberlagern. Wir beobachten also keine koh¨arente Kopplung verschiedener lateraler Moden mit unterschiedlichen Propagationskonstanten, wie sie zum Beispiel in [Herz00]

oder [Sche95] beschrieben wird.

Wie in Kapitel 6.2 beschrieben wurde, kommt es bei noch h¨oheren Str¨omen zum Auftreten weiterer Supermoden. Dies f¨uhrt dazu, dass das laterale Fernfeldprofil in

7.3. Rekonstruktion des Feldes und der Phase 147

10 µm 20 µm

10 µm 20 µm

(a) (b)

x z x

z

10 µm 20 µm (c)

10 µm 20 µm (d)

x z

x z

Abbildung 7.11.: Rekonstruierte Propagation der lateralen Intensit¨atsprofile von (a) Super-mode X und (b) SuperSuper-mode Y von Probe 17 beiI= 1.54Ith. Die experimentellen Daten f¨ur die jeweiligen Fits sind die Nahfeld- und Fernfeldprofile der beiden Supermoden aus Abb.

7.10(d) und (g). (c) Gemessene Propagation des spektral integrierten Intensit¨atsprofils dersel-ben Probe unter identischen Bedingungen. (c) Inkoh¨arente ¨Uberlagerung der rekonstruierten Propagation der beiden Supermoden X und Y aus den Teilen (a) und (b).

¨ahnlicher Weise wie der Wellenleiter im Nahfeld ”aufgef¨ullt” wird. Die ausgepr¨agten Keulen im lateralen Fernfeldprofil bei der Existenz einer einzelnen Supermode wer-den also durch das Hinzukommen zus¨atzlicher Supermower-den abgeschw¨acht. Somit ist also die Abwesenheit eines ausgepr¨agten Interferenzmusters im spektral integrierten Fernfeld keineswegs ein Beweis f¨ur die Abwesenheit von Supermoden, vielmehr kann es sich genauso gut um eine inkoh¨arente ¨Uberlagerung mehrerer Supermoden handeln, wodurch einzelnen Interferenzmuster verschleiert werden.

Zusammenfassend l¨asst sich also feststellen, dass die Form des lateralen Fernfeldpro-fils von (Al,In)GaN Breitstreifenlasern somit eine starke Stromabh¨angigkeit zeigt. Wie in Kapitel 5 gezeigt wurde, haben auch thermische Effekte einen Einfluss auf das

Modenverhalten im Wellenleiter. Somit ist anzunehmen dass auch das Fernfeld von thermischen Einfl¨ussen abh¨angig ist. Da ein solches Verhalten nat¨urlich in Hinsicht auf m¨ogliche Anwendungen unerw¨unscht ist, stellt sich die Frage, wie bei (Al,In)GaN Breitstreifenlasern ein stabiles Fernfeld bei guter Strahlqualit¨at realisierbar w¨are.

Meiner Meinung nach kann das Auftreten von Filamenten an sich in (Al,In)GaN Laser-dioden nicht verhindert werden. Daher sollte eher nach M¨oglichkeiten gesucht werden, den Prozess der Filamentierung zu kontrollieren. Dies k¨onnte zum Beispiel in Form einer periodischen St¨orung der Wellenleiterstruktur in lateraler Richtung geschehen.

Prinzipiell gibt es dazu zwei verschiedene Ans¨atze, n¨amlich entweder den Realteil oder den Imagin¨arteil des lateralen Brechungsindexprofils innerhalb des Wellenleiters zu modulieren und somit eine zus¨atzliche indexgef¨uhrte bzw. gewinngef¨uhrte Struktur zu erzeugen. In [Salz86] wird beispielsweise beschrieben, wie durch eine periodische Modulation der Spiegelreflektivit¨at eines GaAs Breitstreifenlasers eine phasengleiche Kopplung der einzelnen Filamente erreicht wird.

Diese Herangehensweise ¨ahnelt nat¨urlich in gewisser Weise der Idee von Array-Struktu-ren. Darunter versteht man eine regelm¨aßige Anordnung mehrerer Laserdioden, die in entsprechend kleinem Abstand voneinander angeordnet sind, so dass die Lasermoden der einzelnen Laserdioden ein gemeinsames Fernfeld bilden. Solche Array-Strukturen wurden auch im (Al,In)GaN Materialsystem bereits realisiert [Goto03, Holc09], al-lerdings reicht deren Ausgangsleistung bei weitem noch nicht an die in [Br¨un09] de-monstrierte Leistung einzelner (Al,In)GaN Breitstreifenlaser heran. Bei diesen Array-Strukturen stellt sich dann nat¨urlich die Frage, ob eine phasengleiche Kopplung, wie sie zum Beispiel in [Kish92] f¨ur GaAs Array-Strukturen gezeigt wird, oder aber eine inkoh¨arente ¨Uberlagerung der einzelnen Lasermoden erreicht werden will. Ziel muss es auf jeden Fall sein, ein ¨uber einen weiten Strombereich stabiles Strahlprofil zu erzeu-gen.