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3  R ESULTATE

3.2   Massenflussanalyse

3.2.1 Übersicht über das Schweizer Ernährungssystem

Abbildung 13 zeigt, wie viele Lebensmittel für den jährlichen Konsum einer Person produziert werden, wie viel vermeidbare Verluste auf den verschiedenen Stufen der Lebensmittelkette anfallen und wie sie verwertet werden. Die Verwertung der ge‐

samten Lebensmittelverluste inklusive der unvermeidbaren Anteile ist im Anhang zusammengestellt.

Abbildung 13: Massenflussanalyse des Ernährungssystems zur Deckung des Schweizer Konsums (Konsumperspektive). Die grünen, horizontalen Pfeile zeigen die regulären Flüsse von Lebensmitteln sowie Lebensmittelspenden, die senkrechten Pfeile die vermeidbaren Lebensmittelverluste in Kilo pro Person und Jahr. Die senkrechten Pfeile sind jeweils in der gleichen Farbe eingefärbt wie die Stufe der Lebensmittelkette, auf der sie anfallen. Beachte: Die Summe von Konsum und Verlusten ist kleiner als die Produktion, weil unvermeidbare Verluste nicht eingezeichnet sind.

3.2.2 Entsorgung der Lebensmittelverluste

Abbildung 14 zeigt, wie die vermeidbaren Lebensmittelverluste im Mittel über alle Stufen der Lebensmittelkette verwertet wer‐

den. Die Anteile beziehen sich auf Masse Frischsubstanz. Feldkompostierung bezeichnet Verluste aus der Landwirtschaft, die vorwiegend im Feld liegen bleiben, und Heimkompostierung die Lebensmittelabfälle aus Haushalten, welche direkt auf dem Heimkompost entsorgt werden. Die restliche Kompostierung findet in professionellen Kompostierungsanlagen statt.

Diese Ergebnisse sind nicht mit der Entsorgungsperspektive vergleichbar, weil sie erstens nur die vermeidbaren Verluste umfas‐

sen und sich zweitens nicht auf die innerhalb der Schweizer Grenzen anfallenden Verluste beschränken.

Beim Kompostieren dominieren Früchte und Gemüse die Verluste, während die Verfütterung zu 80‐90% aus Molke, Getreide und Kleie, Kartoffeln, Nebenprodukten der Zuckerherstellung und Buttermilch besteht (in abnehmender Reihenfolge genannt). Im Abwasser entsorgt werden vorwiegend Milch(neben)‐

produkte (also Molke, Spülmilch7…). Ebenfalls in dieser Kategorie aufgeführt ist Beifang aus der Fischerei, welcher direkt im Meer entsorgt wird. Die Zusammensetzung in der Kehrichtverbrennung und in Vergärungsanlagen ist eher heterogen und in bisherigen Studien nicht untersucht worden.

Abbildung 14: Aufschlüsselung der vermeidbaren Le‐

bensmittelverluste nach Entsorgungsweg.

7 Spülmilch fällt in verdünnter Form an; hier wird die Menge in unverdünnten Rohmilchäquivalenten angegeben.

17%

3.2.3 Verluste aufgeschlüsselt nach Produktekategorien

Abbildung 15 zeigt die Top 15 Lebensmittelkategorien bezüglich Food Waste‐Mengen über alle Stufen der Lebensmittelkette.

Frischgemüse und Molke machen die grössten Mengen aus. Wegen ihres hohen Wassergehaltes erscheinen sie aber bei einer Betrachtung des Nährwertes nicht als Spitzenreiter. Weiter liegen Brote und Backwaren, exotische Früchte und Beeren sowie Kartoffeln deutlich über dem Durchschnitt.

Abbildung 15: Mengenmässige Verluste über alle Stufen der Lebensmittelkette in Kilo pro Person und Jahr.

0 10 20 30 40 50

Schweinefleisch Äpfel Milch Fisch, Meeresfrüchte Frischobst Pflanzl. Öle und Fette Pasta Lagergemüse Butter‐, Magermilch Zucker Kartoffeln Exot. Früchte, Beeren Brote und Backwaren Molke, Käse Frischgemüse

[kg/Person/Jahr]

Landwirtschaft Handel Verarbeitung Gastronomie Detailhandel Haushalte

3.3 Energieflussanalyse

Die Energieflussanalyse zeigt den Nährwert des essbaren Anteils aller konsumierten und verschwendeten Lebensmittel. Unver‐

meidbare Lebensmittelabfälle sind hier ebenfalls nicht inbegriffen.

3.3.1 Übersicht über das Schweizer Ernährungssystem

Abbildung 16: Energieflussanalyse des Ernährungssystems zur Deckung des Schweizer Konsums (Details analog zur Massen‐

flussanalyse in Abbildung 13).

3.3.2 Verluste aufgeschlüsselt nach Produktekategorien

Der Vergleich zwischen verschiedenen Produktekategorien wird sinnvollerweise in Bezug auf den Nährwert und nicht in Bezug auf die Masse gemacht (vgl. Abbildung 15), weil der Nährwert ein besseres Mass für die Funktion von Lebensmitteln darstellt als die Masse (beispielsweise tragen die Verluste von Molke wegen ihres hohen Wasseranteils mehr zur Massenbilanz bei als der produzierte Käse, könnten aber weniger Leute ernähren als der Käse).

In Abbildung 17 sind die Lebensmittelverluste der Top 15 Lebensmittelkategorien bezüglich Food Waste‐Nährwert (Kalorien pro Person und Tag) über alle Stufen der Lebensmittelkette aufgeführt. Brote und Backwaren sind die Spitzenreiter, gefolgt von pflanzlichen Ölen und Fetten. Bei Letzteren ist zu bemerken, dass es sich in der landwirtschaftlichen Produktion um Ernte‐

Maschinen bedingte und in der Verarbeitung um extraktionstechnisch bedingte Verluste handelt (Details siehe Kapitel 2.3.2 und 2.3.5). Ob eine höherwertige Verwendung dieser Verluste ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, muss weiter untersucht wer‐

den. An Dritter Stelle folgt Pasta, dann Molke/Käse sowie Zucker. Ähnlich wie bei Öl sind bei Zucker weitere Untersuchungen nötig, um das Potenzial für ökologisch sinnvollere und ökonomisch tragbare Verwertungsoptionen abzuschätzen.

Abbildung 17: Mengenmässige Verluste über alle Stufen der Lebensmittelkette in Kalorien pro Person und Tag

Abbildung 18 zeigt die Lebensmittelverluste pro Lebensmittelkategorie, die entlang der ganzen Wertschöpfungskette anfallen, in Prozent der produzierten Lebensmittel (Food Waste‐Raten). Dabei ist zu beachten, dass die Kategorien nach Food Waste‐Raten und nicht nach Food Waste‐Mengen geordnet sind. So erscheint beispielsweise die Kategorie „Fisch“ weiter oben als „Frischge‐

müse“. Weil wir aber mehr Gemüse als Fisch konsumieren, geht mengenmässig mehr Frischgemüse verloren (siehe Abbildung 17).

Brote und Backwaren stellen sich als Spitzenreiter heraus, wobei über die Hälfte der Verluste in der Verarbeitung anfallen.

Hauptgründe hierfür sind Überproduktion, Qualitätsanforderungen sowie die Nachfrage nach Weissmehl, sodass grosse Men‐

gen an Kleie als Nebenprodukt anfallen. An zweiter Stelle folgt Fisch aufgrund der sehr grossen Mengen an Beifang, der im Meer entsorgt wird. Diese Daten beruhen auf groben Schätzungen der FAO und vom "Scientific, Technic and Economic committee for Fisheries" in Bruxelles (siehe Kapitel 2.3.2). Dabei wird nicht zwischen essbaren und unessbaren Teilen des Beifangs unterschie‐

den. Die Schätzungen sollten in zukünftigen Studien genauer verifiziert werden.

Anschliessend folgen Gemüse und Kartoffeln sowie Exoten‐ und Zitrusfrüchte, wobei jeweils die Verluste auf den Stufen Landwirtschaft und Haushalte dominieren. Käse weist ebenfalls überdurchschnittliche Verlustraten auf, weil grosse Mengen an Molke als Nebenprodukt der Käseverarbeitung nicht als Lebensmittel genutzt werden.

Äpfel, Öl und Rindfleisch sind eher im Mittelfeld. Unterdurchschnittliche Verlustraten sind besonders bei hochwertigen und teils gut lagerbaren Produkten wie Nüssen und Samen, Kakao und Kaffee, Geflügel und Schweinefleisch sowie Eiern zu beobachten.

0 50 100 150 200 250 300 350 400

Rindfleisch Kakao, Kaffee Butter‐, Magermilch Fisch, Meeresfrüchte Reis Frischgemüse Nüsse, Samen,…

Exot. Früchte, Beeren Kartoffeln Schweinefleisch Zucker Molke, Käse Pasta Pflanzl. Öle und Fette Brote und Backwaren

[kcal/Person/Tag]

Landwirtschaft Handel Verarbeitung Gastronomie Detailhandel Haushalte

Abbildung 18: Mengenmässige Verluste in % der Produktionsmenge auf den Nährwert bezogen.