5. Darstellung der Maßnahmen
5.9. Maßnahmen für die Groppe
Die Nummerierung der Maßnahmenflächen für die Groppe orientiert sich an derjenigen der Erfassungseinheiten ihrer Lebensstätten. Die Darstellung in
Maßnahmenkarte und Text erfolgt zur besseren Unterscheidbarkeit mit römischen Zahlen.
5.9.1. Tauber
Bei der Vorstellung der Maßnahmen für die Tauberabschnitte TB1 (Creglingen bis Landesgrenze unterhalb von Creglingen) und TB2 (Landesgrenze bei Holdermühle bis Creglingen) innerhalb des Natura-Gebietes ist darauf hinzuweisen, dass diese Fließstrecke dem Übergangsbereich von der Äschen- zur Barbenregion zuzuordnen ist und im längszonalen Verlauf der Fließgewässer die untere Verbreitungsgrenze der Groppe darstellt. Innerhalb der Gewässerstrecke bilden im Wesentlichen die Schnellenbereiche mit ihrer kiesig-steinigen Sohle einen potentiellen Lebensraum für die Groppe. Die Art würde daher auch im natürlichen und unbelasteten Zustand nur einen realtiv individuenschwachen Bestand entwickeln können.
Begrenzende Faktoren für die Groppe sind in erster Linie die hohen sommerlichen Wassertemperaturen und ein hoher Nährstoffeintrag. Durch den Nährstoffeintrag kommt es u.a. in den besonnten Gewässerabschnitten und hier vor allem in den Schnellenbereichen zu einer starken Entwicklung von Fadenalgen wodurch die Habitatqualität für die Groppe beeinträchtigt wird.
Zur Verbesserung der Lebensbedingungen für die Groppe in der Tauber werden folgende Maßnahmen empfohlen:
Tabelle 86
Wie eine Verringerung von Nährstoffeinträgen am effektivsten erreicht werden kann ist ggf. durch eine eigenständige Studie abzuklären. Wichtigste Maßnahmen sind hier die Optimierung der öffentlichen Kläranlagen und die Ausweisung von Uferstreifen entlang der Tauber und ihrer Seitengewässer zur Reduzierung diffuser Einträge. Es kann hier u. U. notwendig sein, dass Maßnahmen außerhalb des Natura-Gebietes durchgeführt werden.
Maßnahmen in der Tauber Gewässerabschnitt
Maßnahmenfläche
TB1 I
TB2 II Erhaltungsmaßnahmen
Reduzierung von
Nährstoffeintrag x x
Entwicklungsmaßnahmen Entwicklung des
Ufergehölzsaums
x x Herstellung / Verbesserung der
Durchgängigkeit
x x
Einer zu hohen sommerlichen Erwärmung sollte durch Entwicklung des bestehenden Ufergehölzsaums entgegengewirkt werden. Dies kann durch Bepflanzung
vorhandener Bestandslücken sowie, wo dies möglich ist, durch Verbreiterung des meist einreihigen Ufergehölzsaums geschehen. Durch die verstärkte Beschattung wird einer Massenentwicklung von Fadenalgen vorgebeugt. Dabei sollen allerdings auch Bereiche mit lückigem Gehölzbestand erhalten bleiben. Als weitere
Entwicklungsmaßnahme sollte die Durchgängigkeit innerhalb der Tauber wieder hergestellt werden. Diese ist derzeit durch zwei Wehranlagen ohne Fischaufstiege in Creglingen und Archshofen nicht gegeben. Zu empfehlen ist hier die Installation einer flach geneigten Rauhen Rampe, die auch für die Groppe passierbar ist. Die
bestehende Rauhe Rampe bei Craintal erfüllt nach Mitteilung von Herrn Dudek (Fischereiverein Creglingen) diese Anforderungen. An der Wehranlage in Creglingen ist der Bau eines Fischaufstiegs geplant.
5.9.2. Herrgottsbach und Rimbach
Im Herrgottsbach und Rimbach greifen verschiedene Nutzungen stark in das Gewässersystem ein, so dass im Längsverlauf sehr unterschiedliche
Lebensbedingungen für die Groppe vorhanden sind.
Die für die jeweiligen Gewässerabschnitte empfohlenen Maßnahmen dienen der Verbesserung der Situation und der Entwicklung der Lebensstätten. Sie sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
Tabelle 87
Maßnahmen im Herrgottsbach und Rimbach Gewässerabschnitt Herstellung / Verbesserung der
Durchgängigkeit
Für den Herrgottsbach und den Rimbach existiert nach Auskunft der Stadtverwaltung Creglingen derzeit noch kein Gewässerentwicklungsplan mit einer detaillierten
Darstellung der Istsituation, der verschiedenen Beeinträchtigungen sowie der Entwicklungsziele und der Maßnahmen. Es wird daher empfohlen für die beiden Bäche eine solchen Gewässerentwicklungsplan erstellen zu lassen. Die Erstellung der Planung sowie daraus resultierende Maßnahmen können durch das Land Baden-Württemberg mit bis zu 75% gefördert werden.
Zur Verbesserung der Situation für die Groppe wird die Herstellung bzw.
Verbesserung der Durchgängigkeit bei Normalabfluss in den beiden
Gewässerabschnitten in den Ortslagen von Creglingen (HB1) und Münster (HB3) empfohlen. Für die Groppe als grundgebundene Fischart ohne Schwimmblase stellen bereits Sohlschwellen mit wenigen Zentimetern Fallhöhe unüberwindbare Hindernisse dar. Weiterhin sollte in diesen anthropogen stark überformten
Abschnitten nach Möglichkeit ein naturnaher Zustand, zumindest in Bezug auf die Gewässersohle hergestellt werden.
Die beiden Stauseen stellen in mehrerer Hinsicht eine potentielle Gefährdung der unterhalb liegenden Groppen-Lebensstätten dar. Durch den Herrgottsbach können bedeutende Mengen an Nährstoffen und Feinsedimenten in die Stauseen
eingetragen und dort akkumuliert werden. Es ist deshalb insbesondere bei
Stauabsenkungen darauf zu achten, dass kein schädlicher Eintrag an Schlamm und Feinsediment in das Unterwasser gelangt.
Durch die Nährstoffeinträge über den Herrgottsbach besteht für die Stauseen eine hohe Eutrophierungstendenz. Bei einer Eutrophierung der Stauseen kann es u. a.
zur einer starken Sauerstoffzehrung in den Seen und auch zu Verschlechterung der Milieubedingungen in den unterhalb gelegenen Strecken im Herrgottsbach kommen.
Zur langfristigen Sicherung der günstigen Lebensbedingungen für die Groppe sollte daher insbesondere der Nährstoffeintrag in die oberhalb gelegenen Strecken des Herrgottsbaches und seiner Zuflüsse verringert werden. Geeignete Maßnahmen hierzu sollten im Rahmen eines Gewässerentwicklungsplans ausgearbeitet werden.
Zum Zeitpunkt der Begehungen im Sommer 2005 lag die naturnahe
Restwasserstrecke HB7 im Rimbach bei Lichtel vollständig trocken, da der gesamte Abfluss oberhalb der Strecke über einen Kanal abgeleitet wird. Durch Festlegung einer angemessenen Restwasserdotation könnte dieser potentielle Lebensraum für die Groppe reaktiviert werden.
Für den Rimbach Oberlauf (Strecke H8) wird eine Wiederansiedlung /
Bestandsstärkung der Groppe durch Besatz aus den unterhalb gelegenen Strecken empfohlen. Der Bach ist hier überwiegend naturnah strukturiert und entspricht dem typischen Lebensraum der Groppe. Das Fehlen der Groppe wie auch der Bachforelle ist hier sehr wahrscheinlich auf Gewässerverschmutzungen in der Vergangenheit zurückzuführen. Die Wiederansiedlung der Groppe könnte z.B. im Rahmen einer Naturschutzmaßnahme durch die Jugendgruppe des Fischereivereins Creglingen erfolgen. Als Besatzmaterial sollten hierbei ausschließlich Tiere aus dem
Herrgottsbach verwendet werden.
Die starke Entwicklung von Fadenalgen im besonnten obersten Abschnitt der Strecke deutet auf höhere Nährstoffeinträge aus dem landwirtschaftlich genutzten Umland hin. Sofern es der Eutrophierungsgrad des Rimbachs zulässt sollte die heimische Bachforelle statt der Regenbogenforelle gefördert werden.
5.9.3. Rindbach
Der Rindbach beherbergt in seinen naturnahen Abschnitten RB1, RB3 und RB5 vergleichsweise gute Groppenbestände. Maßnahmen sind in diesen Abschnitten selbst nicht erforderlich. Es handelt sich aber um drei mehr oder weniger isolierte Vorkommen innerhalb des Rindbachs, die durch Strecken mit ungünstigen
Lebensbedingungen für die Groppe voneinander getrennt sind. Eine
Zusammenstellung der empfohlenen Entwicklungsmaßnahmen zeigt die folgende Tabelle.
Tabelle 88
Die Rindbachstrecke RB2 wurde im Ortsbereich von Niederrimbach ausgebaut. Es ist davon auszugehen, dass durch die massiven Eingriffe während der Bauarbeiten die dort vorhandene Groppenpopulation dezimiert wurde, zumal vor den Bauarbeiten keine Bestandsbergung durchgeführt wurde. Es wird aber davon ausgegangen, dass aus der oberhalb gelegenen Rindbachstrecke durch natürliche Zuwanderung eine Wiederbesiedlung erfolgen wird.
Die Strecke RB4 fällt im Sommer, möglicherweise aber auch zu anderen Zeiten im Jahr trocken und bildet daher keinen permanenten Lebensraum für die Groppe. Als Hauptursache für das zeitweilige Austrocknen wird die intensive
Grundwasserentnahme im Gebiet angesehen. Nach Auskunft ortskundiger Personen kommt es dabei regelmäßig zu Fischsterben, da die Strecke während der Zeiten in denen sie Wasser führt von Bachforelle und Groppe besiedelt wird, diese Fische dann aber, wenn der Bachlauf austrocknet, verenden. Durch das häufige
Austrocknen wirkt die Strecke als eine Art Fischfalle. Zur Entschärfung dieser Situation wird die Festlegung einer Mindestwassermenge für den Rindbach
empfohlen. Wegen der komplexen Zusammenhänge zwischen Oberflächenabfluss, Geologie und Grundwasserentnahme, wie auch den Notwendigkeiten zur Nutzung der vorhandenen Grundwasserresourcen ist hier eine Abklärung der Machbarkeit notwendig.
Der Oberlauf des Rindbaches RB6 zwischen Standorf und Rinderfeld ist anthropogen stark überformt. Durch den begradigten Lauf fließt das Wasser sehr schnell ab und es besteht eine erhöhte Tendenz zur Austrocknung. Weiterhin fehlt dadurch im
12Hier ist zunächst eine Abklärung der Machbarkeit erforderlich.
Maßnahmen im Rindbach
Gewässer die fischökologisch wichtige Abfolge an Schnellen und Kolken. Durch das fast völlige Fehlen von Ufergehölzen ist der Bach einer starken Besonnung
ausgesetzt, wodurch es zu einer ungünstigen Erwärmung kommen kann. Als
Maßnahme zur Förderung der Groppe wird hier eine Remäandrierung des Bachlaufs, die Ausweisung von Uferstreifen und die Entwicklung eines Ufergehölzsaums
empfohlen. Von diesen Maßnahmen wird eine wesentliche Verbesserung der Lebensbedingungen für die Groppe im betroffenen Rindbachabschnitt, darüber hinaus aber auch positive Effekte auf die unterhalb gelegenen Bachstrecken erwartet.