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Abb 3.4.1: cLSM, Immunlokalisation von Gelsolin in der abdominalen Extensor- Extensor-muskulatur

H- ZoneAI-Bande

4 Diskussion

4.4 Lokalisation von Gelsolin

Physiologische gesehen bedeutet die Identifikation von zwei parallel exprimierten Gelsolinisoformen innerhalb der Muskelzellen ein biphasisches System, bei dem in calcium-abhängiger Weise erst eine Isoform und dann die andere aktiviert wird. Das deutet auf die Möglichkeit die Aktivität der Gelsoline stufenweise zu regulieren.

In der vorliegenden Arbeit konnte durch umfassende Bindungsstudien gezeigt werden, dass die beiden Crustaceengelsoline sich in die Familie der klassische Gelsoline einreihen.

Sie zeigen die typischen Gelsolin-Actin Interaktionen: Komplexbildung mit G-Actin, Verstärkung der Nucleation, Fragmentation von F-Actin, sie können als Kappe an (+)-Filamentenden verbleiben. Im Hinblick auf die Calciumabhängigkeit konnte ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden identifizierten Isoformen festgestellt werden, der mit unterschiedlichen Calciumniveaus, die möglicherweise in den beiden verschiedenen Muskelsystemen vorliegen, korreliert.

Andererseits wurde an Mausfibroblasten beobachtet, dass Gelsolin nicht ausschließlich an Actinfilamentbündeln assoziiert ist, sondern vor allem diffus im cytoplasmatischen Raum verteilt vorliegt (Cooper et al., 1987, 1988). Chaponnier et al. (1985) verwiesen ebenfalls auf eine diffuse cytoplasmatische Verteilung von Gelsolin in weißen Blutzellen, was zuvor auch für kultivierte Lymphzellen gezeigt wurde (Thorstensson et al., 1982). Dies bedeutet allerdings nicht, dass Gelsolin nicht an cytoplasmatischen Actinfilamenten vorliegt.

Kolokalisationen von Gelsolin mit Actin wurden von einigen Authoren als Resultat von Fixierungen gedeutet, die Assoziation sei in situ nur kurzzeitiger Natur. Eine Immunlokalisierung von Gelsolin in Vertebraten könnte auch durch die hohe Konzentration von Gelsolin im Serum beeinträchtigt worden sein (Kwiatkowski et al, 1988b), was folglich zu fehlerhaften Folgerungen aus Annahmen einer Lokalisation entlang der Filamente permeabilisierter Zellen führe (Carron et al., 1986). Hier wurde gezeigt, dass sich Gelsolin in Blutplättchen vorwiegend in der Zellperipherie befindet. Das diese Diskussion bis heute noch anhält, zeigte auch Guttman et al. (2006) mit Daten einer Kolokalisation von Gelsolin und Actin an ektoplasmatischen Bereichen von Sertolizellen, die einige Monate später reevaluiert wurde (Guttman et al., 2007). Andererseits wurde unter Ausschluss von xenogenem Gelsolin die Assoziation von Gelsolin an Actinfilamenten bereits in Fibroblasten (Kanno & Sassaki, 1989) und im Bereich der I-Z-I Region im quergestreiften Vertebratenmuskel gezeigt (Dissman & Hinssen, 1994). Auch hier erlaubten die Resultate allerdings nicht eine direkte Schlussfolgerung auf eine Assoziation mit dünnen Filamenten.

Diese direkte Schlussfolgerung kann auch nicht ohne Weiteres erfolgen, da sie dem Model der Gelsolin-Actin Interaktion in vitro nicht entspricht. Ein Zustand, in dem Gelsolin lateral an F-Actin bindet und nicht schneidet, existiert nach den bisherigen Befunden nicht. Die Unklarheiten über die Verteilung von Gelsolin sollten durch gründliche elektronenmikroskopische Studien geklärt werden. In dieser Arbeit wird erstmalig die Lokalisation von Gelsolin in unterschiedlichen Muskelsystemen auf ultrastruktureller Ebene untersucht. Damit wird auch das bisherige Model auf eine Interaktion von Gelsolin mit dünnen Filamenten erweitert.

4.4.1 Ultratrukturelle Eigenschaften unterschiedlicher Hummermuskeln

Als Extreme, innerhalb einer kontinuierlichen Fasertypheterogentität wurden der Scherenschließmuskel der Brechschere (Crusher closer-Muskel) und der Deep abdominal Extensormuskel bereits charakterisiert (Jahromi & Atwood, 1969, 1971). Da sich aus den Immunblotanalysen unterschiedliche Verhältnisse der beiden Hummergelsoline ergaben, schien eine ultrastrukturelle Charakterisierung dieser Fasertypen in Hinsicht auf nachfolgende Markierung in sofern sinnvoll, als sich aus ihnen auch möglicherweise Aufschluss über Unterschiede zwischen den Isoformen gewinnen ließe.

Die Fasertypern unterscheiden sich morphologisch primär aufgrund ihrer unterschiedlich langen Sarkomere. Ob die Z-Scheiben (wellig vs. geradlinig) sich ebenfalls unterscheiden, kann aus den Untersuchungen nicht eindeutig geklärt werden. Möglicherweise resultieren die welligen Scheiben aus der starken Expandierung der Sarkomere. Die welligen Z-Scheiben wurden aber bereits früher auf ultrastruktureller Ebene beschrieben (Jahromi &

Atwood, 1971; Ogonowski et al., 1980) und vermittelt den Sarkomeren des Crusher-muskels möglicherweise eine höhere Elastizität, die den starken Zugkräften entgegenwirkt.

Die beiden Fasertypen weisen auch unterschiedliche Verhältnisse zwischen dünnen und dicken Filamenten auf. Abseits dieser morphologischen Beobachtungen wurden diese Verhältnisse bereits biochemisch charakterisiert (Medler & Mykles, 2003). Im schnell kontrahierenden Muskel des Abdomens konnten die muskeltypischen Hexagone vergleichsweise gut ausgemacht werden, in dem Scherenmuskel wird ein dickes~ von zwölf dünnen Filamenten umgeben. Im Gegensatz zu den Beobachtungen von Lang et al.

(1978) wurde dieses Verhältnis in dieser Arbeit auch als konstant ermittelt und bestätigen die Auswertung von Hayashi et al. (1981). An Querschnitten konnte beobachtet werden, das Fasern mit hohen Verhältnissen von Actin~ und Myosinfilamenten vergleichsweise elektronendichter waren, die Myosinfilamente des Scherenschließmuskels haben einen 30% größeren Durchmesser, als die in dem abdominalen Extensormuskel. Dieser Unterschied resultiert u.a. aus der höheren Anzahl und distinkten Anordnung von MyosinII-Molekülen in dicken Filamenten, die mit den Actinen umgebender, dünner Filamente während der Kontraktion interagieren (Hayes et al., 1971). Die Myosin-filamente des tonischen Crushermuskels sind ~4fach länger, als diejenigen aus dem

am Myosinkopf korreliert und damit für die Kontraktionsgeschwindigkeit verantwortlich sind (Schiaffino & Reggiani, 1996).

In Crustaceenmuskeln wurden von 2 bis 19% Paramyosin relativ am Gehalt des Myosins ermittelt, die mit der Erscheinung der geringen Dichte in transversen Schnitten durch den Kern von dicken Filamenten korrelieren (Kehrel, 1982). Die Region in der Mitte der A-Bande weißt ein solides transversales Profil auf, zeigt einen Durchmesser von 25nm und ist 140nm lang, was den schmalsten Bereich (M-Linie) eines durchschnittlich 2,7 µm langen Sarkomers ausmacht (Ashton et al., 1987). Die beiden Fasertypen enthalten auch unterschiedliche Anteile an Paramyosinisoformen, die je nach Anteil die verschiedenen Filamenttypen unterschiedlich stark stabilisieren (Medler & Mykles, 2003).

Aus vergleichenden in vitro Studien wurde die Existenz einer bare zone in dicken Filamenten des Scherenschließmuskels ermittelt (Hayashi et al, 1981). Dieser Bereich des Filaments ist frei von Myosinköpfchen und hat einen deutlich sichtbaren, geringeren Durchmesser, obwohl dort akzessorische Proteine die Myosinfilamente im Sarkomer miteinander verknüpfen. Am Rand dieses Bereiches wird je nach Kontraktionszustand der Sarkomere die H-Zone sichtbar, die als actinfreie Zone definiert ist. Die Abwesenheit von Actin und der MyosinII-Moleküle führt zu einer vergleichsweise deutlichen Beobacht-barkeit der hellen H-Zone in der Mitte des Sarkomere. Diese Zonen konnten im stark expandierten Scherenschließmuskel nicht so eindeutig ermittelt werden, wie in schnellen Muskelfasern. Bei starken Vergrößerungen konnten die Grenzen der AI-Zonen und die anschließende Abwesenheit der Actinfilamente in den Sarkomermitten eindeutig beobachtet werden.

Auffällig erschienen auch vergleichsweise enormen Durchmesse einiger Myofibrillen des abdominalen Extensormuskels. In Längsschnitten wurde oftmals eine Dicke von 8 µm beobachtet. Während des Wachstums können sich individuelle Myofibrillen mit großem Durchmesser longitudinal teilen (Goldspink, 1972). Ein Teil der durch Kontraktion resultierenden Kraft wirkt auch rechtwinklich zur Achse von Myofibrillen mit hohem Durchmessern so das die Z-Scheibe aufgebrochen wird. Daraus resultiert einer Separation der Myofibrille in zwei schmalere Tochtermyofibrillen.

Es konnten grundsätzliche Unterschiede zwischen den Muskelfasertypen beobachtet werden, die aber nicht direkt Aufschluss über die Gelsolinisoformen vermittelten.

Möglicherweise sorgt die vergleichsweise weniger extensive Ausbildung des sarkoplasmatischen Retikulums (Loesser et al., 1992) in langsamen Muskeln für eine

leichtere Diffusion der Proteine von und zu den Myofibrillen, als auch für unterschiedliche Calciumkonzentrationen in den Muskelfasertypen, wie durch die Actomyosinexperimente, als auch durch die unterschiedlichen calciumabhängigen Isoformaktivitäten impliziert wurde. Ohne weitere Untersuchungen verbleibt diese Annahme aber als spekulativ.

4.4.2 Ultrastrukturelle Immunlokalisation von Gelsolin unter physiologischen Bedingungen

Die Ergebnisse aus lichtmikroskopischen Beobachtungen, die nicht zu eindeutigen Aussagen über die Lokalisation von Gelsolin in Muskelzellen führten, sollten in der vorliegenden Arbeit mit vergleichenden Studien auf ultrastrukturellem Niveau geklärt werden. Dazu wurden verschieden Muskelpräperate expandiert, fixiert und in LRWhite eingebettet. Die Strukturerhaltung der Präperate ist im Vergleich zu osmierten und glutaraldehydfixierten Präperaten schlechter, aus Markierungsversuchen stark fixierter Muskelproben resultierten jedoch keine verwendbaren Färbungen. Dennoch zeigten sich, dass auch in markierbaren Präperate bis auf das Fehlen von Glycogen und der

„Deformierung“ einiger Organellen wie Mitochondrien und Zellkernen die Myofibrillen strukturell vergleichsweise gut konserviert wurden.

Die Ultradünnschnitte wurden dann vielfach bei unterschiedlichen Bedingungen mit den HG-Antiseren und Zweitantikörpern, die mit verschiedenen Partikelgrößen konjugiert wurden, inkubiert. Aus einer Analyse von Markierungen mit Antikörpern, die mit vergleichsweise großen Goldkörnchen (Partikeldurchmesser = 20nm) ausgeführt wurden, ergaben sich geringere Partikelabundanzen als mit „kleineren Partikeln“, ohne dass sich dabei wesentliche Unterschiede im Verteilungsmuster der Goldpartikel beobachten ließen.

Es wurden auch Zweitantikörper verwendet, die mit 5nm Goldkörner konjugiert wurden, da diese Partikel besonders in den dicht gepackten Sarkomeren des Scheren-schließmuskels nur schwerer zu identifizieren waren, wurden für Markierungen und nachfolgende Analysen grundsätzlich goat-anti-rabbit 10nm Gold Antikörper verwendet.

Nach den Markierungen konnten am Elektronenmikroskop die Goldpartikel vorwiegend auf den Myofibrillen lokalisiert werden. Das zentrale Myoplasma wurde geringer markiert, als die Myofibrillen und nur sehr wenige Partikel wurden auf zellulären Kompartimenten wie dem Zellkern oder den Mitochondrien beobachtet. Auf dem Schnitt,

beobachtet; auch in extrazellulären Bereichen wurden nur wenige Partikel ermittelt. Durch Inkubationen von Ultradünnschnitten des abdominalen Extensor-Muskels und denen des Crusher-closer-Muskels mit den beiden HG-Antiseren wurden ~90% aller ermittelten Partikel auf den Myofibrillen ausgezählt. In beiden Muskelsystemen konnte auf den Myofibrillen ein annähernd 10fach höhere Partikelzahl/Fläche gegenüber nicht-sarcomerischen Strukturen festgestellt werden.

Auffällig erschienen lokale Bereiche nahe den Z-Scheiben des Crushermuskels, an denen sich nur sehr wenige Goldpartikel ausmachen ließen, die Aggregation dieser dünner Filament wurde auch in glutaraldehyd-fixierten Übersichtspräperaten beobachtet.

Möglicherweise wurden Epitope für die Bindung der verwendeten Antikörper verdeckt.

Sich kontinuierlich anschließende, parallel orientierte Actinfilamenten wurden intensiv markiert. Die Analysen der intrasarkomerischen Partikelverteilungen der beiden unterschiedlichen Fasertypen zeigten beide weitgehend homogene Verteilungen der Goldpartikel im Bereich dünner Filamente. Für den abdominalen Extensor Muskel wurden gleiche Partikelabundanzen für die I~ und AI-Banden ermittelt, für den Scherenschließmuskel zeigte sich eine 1,3 fache Erhöhung der Partikel pro Fläche auf der I-Bande im Vergleich zur A-Bande. Die AI-Bande der beiden Muskelfasertypen unterscheiden sich in Bereichen überlappender Filamente: im Crusher-Muskel sind diese Regionen wesentlich elektronendichter. Dies könnte zu einer sterische Inhibition bei den Markierungensversuchen geführt haben, aus der dann niedrigere Partikelzahlen resultierten. Das sich in vivo in diesen Bereichen aufgrund der hohen Dichte tatsächlich weniger Gelsolinmoleküle befinden ist ebenfalls denkbar, erscheint jedoch unwahrscheinlich, da sich im kontrahierten Muskel die räumliche Enge natürlich auch für die Bereiche der geringfügig stärker markierten I-Bande ergibt.

In beiden Muskelsystemen führten die Markierungen von Gelsolin zu geringen Partikelzahlen im Bereich der H-Zonen. Parallel dazu zeigten sich intensive Markierungen durch Partikel an actinhaltigen Strukturen innerhalb der Sarkomere. Dabei wurde sehr häufig eine direkte Kolokalisation der Partikel mit dünnen Filamenten beobachtet. Aus der Orientierung der Bindung durch die beiden Antikörper resultierte ein mehr oder weniger geringer Abstand zum jeweilig dünnen Filament. Dieser Abstand war nie so groß, als das sich daraus eine lokale Präsenz von Gelsolin hätte schließen lassen können, die nicht auf einer direkten Assoziation an die Filamente beruhte.

Die in dieser Arbeit erstmalig vorgelegten, ultrastrukturellen Studien von Markierungen an den verschiedenen Muskeltypen unter normalen physiologischen Bedingungen lassen eindeutig die Aussage zu, dass Gelsolin laterale entlang der gesamten dünnen Filamente im Muskel assoziiert ist.

Die Markierungen an den Muskeln der Zoea-Hummerlarven zeigten ein überein-stimmendes Bild: ~90% aller ausgezählten Goldpartikel wurden auf den Myofibrillen ermittelt. Bei den Untersuchungen von Färbungen des antennalen Remotormuskels, aber auch an den Markierungen abdominaler Muskeln, wurden vielfach Goldpartikel unmittelbar an und auf den Filamenten beobachtet. Gelsolin liegt hier ebenfalls in Kolokalisation mit den dünnen Filamenten vor.

Da die verwendeten Antiseren nicht isoformspezifisch sind, kann aus den Lokalisations-studien keine direkte Aussage zur Verteilung der Isoformen gemacht werden. Aus den Immunblotanalysen geht aber hervor, dass in den beiden markierten Muskelfasertypen vorzugsweise jeweils eine Isoform exprimiert wird. Durch die Aufreinigung der Isoformen aus den Muskeln wurden unterschiedliche Mengen gewonnen, die ebenfalls zeigten, dass in den jeweiligen Muskeln vorwiegend eine Isoform vorliegt. Da aus den intensiven Markierungen gleichsam die Assoziation der Gelsoline an dünne Filamente hervorgeht, wird angenommen, dass sich die Isoformen bezüglich ihrer Lokalisation im Muskel nicht unterscheiden.

4.4.3 Ultrastrukturelle Immunlokalisation von Gelsolin unter modifizierten physiologischen Bedingungen

Aus den biochemischen Daten wurde ersichtlich, dass die calciumabhängige Bindung der Hummergelsoline an Actin reversibel ist. Diese Reversibilität zeigte sich schon anfangs in der Aufreinigung der einzelnen Isoformen und in indirekter Weise aus den Cosedimentationsexperimenten der beiden Isoformen in Gegenwart des Calcium-EGTA-Puffersystems. Auch aus Untersuchungen an Gelsolin Actin Komplexen ging eine vollständige Reversibilität hervor (Bock et al., 1994). Unklar war allerdings, ob sich diese Reversibilität auch durch Immunlokalisationen an intakten Zellen zeigen lassen kann.

Muskelproben des M. adductor dactylopodis und des M. anterior obliquus wurden in Ringerlösung (1) ohne Calcium und (2) mit 0,5 mM EGTA inkubiert. Die nachfolgenden

Abwesenheit von Calcium erzeugte eine vergleichsweise schwache Strukturerhaltung. Es konnten nur noch sehr wenige Zellkerne und Mitochondrien beobachtet werden, die Myofibrillenstrukturen zeigten geringere Dichten, besonders an den Z-Scheiben. Die Membranen waren aber intakt und es wurde vermutet, dass die dort lokalisierten Calciumpumpen die intrazelluläre Calciumkonzentration entgegen dem Gradienten des extrazellulären Milleus stark erniedrigt hatten.

Aus den Analysen der Partikelverteilung des abdominalen Muskels wurde deutlich, dass an den Membranen die Partikelzahlen pro Fläche 3,2 Fach höher waren, als auf den Myofibrillen. Zusammen mit den cytosolisch ermittelten Partikeln verblieben nur noch 1/5 der Gesamtpartikel auf den Myofibrillen. Ein ähnliches Bild resultierte aus Beobachtungen des Schließmuskels: die ermittelten Partikelsummen belegen eine gegenüber den Myofibrillen 1,5x höhere Partikelabundanz im Bereich des Sarkolemmas.

In calciumfreien Muskelpräperaten konnte eine 4x (Extensor), beziehungsweise doppelt (Crusher) so hohe cytosolische Partikelabundanz gegenüber den Abundanzen der Myofibrillen ermittelt werden. Abseits der morphologischen Defekte zeigte sich deutlich, dass die Assoziation von Gelsolin an dünne Filamente in calciumabhängiger Weise reversibel ist. Andererseits wurde auch deutlich, dass ein Teil des Gelsolins an den dünnen Filamenten verblieb und möglicherweise nicht mehr einer Calciumabhängigkeit unterliegt.

4.4.4 Immunlokalisation von Gelsolin in isolierten Myofibrillen

Um zu klären, ob ein Teil des actin-assoziierten Gelsolins irreversibel, bzw.

calciumunabhängig gebunden vorliegt, wurden Myofibrillen in Anwesenheit von EGTA isoliert und markiert. Sowohl die Markierung des F-Aktins durch Rhodamin-Phalloidin, als auch die Gelsolinfärbung an verschiedenen Muskelfasertypen erzeugten periodische Fluoreszenzmuster. Durch Phasenkontrastaufnahmen und der Übereinanderlagerung der Aufnahmen konnte die Rhodamin-Phalloidin Färbung dem I-Z-I Bereich der expandierten Sarkomere zugeordnet werden. Im Bereiche der AI-Bande ließ sich keine Fluoreszenz ausmachen. Die Gelsolinmarkierung zeigt, durch Identifikation im Phasenkontrast, eine Färbung der I-Banden, die Z-Scheiben und Bereiche in unmittelbarer Nähe blieben ungefärbt. In der AI-Bande konnte eine vergleichsweise schwache Markierung beobachtet werden. Das Ergebnis der Färbungen an verschieden Muskeln zeigt, das ein Anteil des Gelsolins nicht durch Komplexierung gebundener Calciumionen extrahiert werden kann.

Diese lichtmikroskopischen Beobachtungen von actingebundenem, calciumunabhängig regulierten Gelsolin wurden durch die elektronenmikroskopischen Untersuchungen an

isolierten Myofibrillen bestätigt. An Gelsolin-markierten Myofibrillen des Crushers konnten sowohl in der I-Bande, als auch im AI-Bereich zahlreiche Goldpartikel beobachtet werden.

Eine Interpretation dieser Befunde bleibt spekulativ. Möglicherweise ist dieser zelluläre Anteil des Gelsolins calciuminsensitiv, andererseits könnte die Calciumbindestelle, die eine Assoziation mit den Actinfilamenten bedingt auch durch die Interaktion mit weiteren Proteinen kryptisch geworden sein. Denkbar wäre auch eine Interaktion von Gelsolin mit Tropomyosin, die bereits für Mammaliergelsoline gezeigt wurde und dessen weitere Bedeutung noch unklar ist (McGough, 2003). Möglicherweise führt die Interaktion dazu, das Gelsoline im Muskel calciumunabhängig agieren können. Gelsoline können nach der Fragmentation nur durch Phospholipide von Actinfilamenten sequestriert werden (Janmay

& Stossel, 1987; Yin & Janmay, 2003), so dass es auch möglich erscheint, dass diese mutmaßlichen 20% der Gelsoline den Anteil darstellen, der die dünnen Filamente ohne deutlich erkennbare Fragmentation geschnitten haben. Analog dem Mechanismus der Fragmentation von F-Actin könnte Gelsolin dann am Ende des Filaments als Kappe verbleiben.

Es konnte gezeigt werden, das sich die Isoformen im Bezug auf die Actin-Interaktion in ihrer Calciumabhängigkeit unterscheiden. In den verschiedenen Fasertypen liegen beide Isoformen jeweils mit dünnen Filamenten kolokalisiert vor. Da in den Muskelfasern immer auch ein vergleichsweise geringer Anteil der jeweilig anderen Isoform exprimiert wird, der mengenmäßig dem durch EGTA nicht von dünnen Filamenten dissoziierbaren Anteil entspricht, erscheint letztlich auch denkbar, das diese jeweiligen Isoformen sich nicht nur in ihrer Calciumabhängigkeit, sondern auch durch spezifische Interaktionen mit Proteinen (Actin, Tropomyosin) der dünnen Filamente der verschiedenen Fasertypen unterscheiden. Welche Funktion dieser jeweilig geringere Isoformanteil in den jeweiligen Muskelfasern besitzt bleibt unklar und es gibt auch letztlich keine Beweise, die eine dieser Vermutungen untermauern können.

Aus den Untersuchungen bei unterschiedlichen physiologischen Bedingungen resultiert, dass ein Großteil des Gelsolins entlang der dünnen Filamente assoziert ist. Da dieses Ergebnis aus experimentellen Ansätzen mit höheren Calciuciumkonzentrationen resultiert, als sie zellulär erreicht werden, muß im Hinblick auf die ermittelte Relokalisation in Abwesenheit von Calcium die Aussage zur Lokalisation in vivo überdacht werden. Die

Larven zeigen ebenfalls die Assoziation von Gelsolin an dünne Filamente. Die Larven wurden nach der Entnahme vom Muttertier sofort in Seewasser-PFA fixiert. Daraus resultieren physiologische Bedingungen, welche die intrazellulären Calciumspiegel wahrscheinlich nicht wesentlich beeinträchtigt haben. Annähernd 90% der Goldpartikel wurde auf den Myofibrillen verschiedener Muskelfasertypen ausgezählt. Damit wird die favorisierte Annahme der Kolokalisation von Gelsolin mit dünnen Filamenten bestätigt.

Bei der Untersuchung der Myofibrillen von Zoea Larven wurde auch deutlich, dass die Sarkomere noch nicht so hochgeordnete Struktur darstellen, wie es vergleichsweise bei adulten Muskeln zu beobachten ist. Die Myofibrillen der Larven unterliegen durch vergleichsweise stärkeres Wachstum und den schnelleren Häutungszyklen einer höheren Dynamik. In den Immunlokalisationsstudien an den Larven ließ sich, wie auch an Untersuchungen adulter Muskeln, keine vollständige Degradierung der Filamente durch Gelsolin beobachten. Vielmehr impliziert die homogene Verteilung von Gelsolin entlang der dünnen Filamente in den sich organisierende Muskelzellen Hinweise auf die Funktion von Gelsolin in Muskeln.

4.5 Zur Funktion von Gelsolin in Muskelzellen