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Lineare Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten

Im Dokument Mathematik f¨ur Informatiker (Seite 188-200)

VIII. 7Lokale Extrema unter Nebenbedingungen

IX.6 Lineare Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten

bzw. a2 = 1

i

Deshalb ist aufgrund von Korollar IX.5.3 ϕ1(t) = exp(λ1t)a1 = (cost+isint)

1

−i

=

cost+isint sint−icost

ϕ2(t) = exp(λ2t)a1 = (cost−isint) 1

i

=

cost−isint sint+icost

ein Fundamentalsystem. Daraus lassen sich die beiden linear unabh¨angigen reellen L¨osungen

y1(t) =

cost sint

und y2(t) =

−sint cost

ablesen.

IX.6 Lineare Differentialgleichungen mit konstanten Ko-effizienten

Eine Differentialgleichung der Gestalt

y(n)+an−1y(n−1)+an−2y(n−2)+· · ·+a1y0+a0y=b(x) (a0, . . . , an−1 ∈C) nennt man lineare Differentialgleichung n-ter Ordnung mit konstanten Koeffi-zienten. Sie heißt homogen, wenn b(x) = 0, und andernfalls inhomogen. Sol-che Differentialgleichung lassen sich nat¨urlich umschreiben in lineare Systeme 1. Ordnung, f¨ur die wir im vorigen Abschnitt die L¨osungstheorie diskutiert ha-ben. Deshalb haben lineare Differentialgleichungen eindeutige L¨osungen, sofern man Anfangswerte y(x0) = c0, y0(x0) = c1. . . , y(n−1)(x0) = cn−1 vorgibt. Bei der L¨osungstheorie im vorigen Abschnitt haben die Eigenwerte und Eigenvektoren der Koeffizientenmatrix eine entscheidende Rolle gespielt (Satz IX.5.2 und Ko-rollar IX.5.3).

Im nun vorliegenden spezielleren Fall wird sich hingegen herausstellen, daß die Nullstellen des assoziierten Polynoms

P(T) =Tn+an−1Tn−1+an−2Tn−2+· · ·+a1T +a0

die entscheidende Rolle spielen werden. Wir bezeichnen die Variable des Polynoms P mit T, weil wir f¨ur sie nicht bloß Zahlen, sondern auch “Operatoren” (oft mit T bezeichnet) einsetzen werden, typischerweise den “Differentialoperator”D, der differenzierbare Funktionen f auf D(f) abbildet, wobei D(f)(x) = f0(x). Dabei

wird die Multiplikation als Hintereinanderausf¨uhrung von Operatoren interpre-tiert. Am¨usanter- und n¨utzlicherweise gelten f¨ur die mit D instanziierten Poly-nome die ¨ublichen Rechengesetze wie z.B.

(P1+P2)(D) = P1(D) +P2(D) (P1P2)(D) =P1(D)P2(D) Unter Verwendung dieser Notation schreibt man f¨ur

y(n)+an−1y(n−1)+an−2y(n−2)+· · ·+a1y0+a0y=b abk¨urzend

P(D)y =b

wobeiP(T) =Tn+an−1Tn−1+an−2Tn−2+· · ·+a1T +a0. Wenn eine Funktion f durch einen Ausdruck e(x) definiert wird als f(x) = e(x), dann schreiben wir oftP(D)e(x) f¨urP(D)(f)(x) wie in den folgenden Lemmata.

Lemma IX.6.1 Sei P(T) ein Polynom und λ ∈C. Dann gilt P(D) exp(λx) = P(λ) exp(λx)

Beweis: Sei P(T) =

n

P

k=0

akTk. Dann gilt

P(D)(exp(λx)) =

n

X

k=0

akDkexp(λx)(∗)=

n

X

k=0

akλkexp(λx) = P(λ) exp(λx)

wobei (∗) aufgrund von Lemma IX.5.1 gilt.

Lemma IX.6.2 Sei λ ∈ C und k ∈ N0. Dann gilt f¨ur jede auf einem Intervall I ⊆R k-mal differenzierbare Funktion f :I →C, daß

(D−λ)k(f(x) exp(λx)) = f(k)(x) exp(λx) f¨ur alle x∈I.

Beweis: Der Beweis geht mit Induktion ¨uber k. F¨ur k = 0 ist die Behauptung trivialerweise wahr. Wir nehmen als Induktionhypothese an, die Behauptung gelte f¨urk. Es gilt dann f¨ur (k+ 1)-mal differernzierbar Funktionen f, daß

(D−λ)k+1(f(x) exp(λx)) =

= (D−λ)(D−λ)k(f(x) exp(λx))(IH)= (D−λ)(f(k)(x) exp(λx))

=D(f(k)(x) exp(λx))−λf(k)(x) exp(λx) (IX.5.1)

= f(k+1)(x) exp(λx) +λf(k)(x) exp(λx)−λf(k)(x) exp(λx)

=f(k+1)(x) exp(λx)

womit der Induktionsschritt bewiesen ist.

Lemma IX.6.3 Sei P ein Polynom mit Koeffizienten in C und λ ∈ C mit P(λ)6= 0. Wenn g :R→C eine Polynomfunktion vom Grad k ist, dann gilt

P(D)(g(x) exp(λx)) = h(x) exp(λx) wobei h:R→C wieder eine Polynomfunktion vom Grad k ist.

Beweis: Man kann das Polynom nach Potenzen von T −λ umordnen, d.h.

P(T) =

n

X

ν=0

aν(T −λ)ν

f¨ur geeignete Koeffizientenaν ∈C. DaP(λ)6= 0, gilta0 6= 0. Nach Lemma IX.6.2 gilt dann

P(D)(g(x) exp(λx)) =

n

P

ν=0

aν(D−λ)ν(g(x) exp(λx))

=

n

P

ν=0

aνg(ν)(x) exp(λx)

=h(x) exp(λx) wobeih(x) =

n

P

ν=0

aνg(ν)(x). Daa0 6= 0, isthwiederum eine Polynomfunktion vom

Grad k.

Basierend darauf k¨onnen wir nun folgenden Satz beweisen.

Satz IX.6.4 Sei P(T) = Tn + an−1Tn−1 +· · · +a1T +a0 ein Polynom und seienλ1, . . . , λr∈C paarweise verschiedene Nullstellen vonP mit Vielfachheiten k1, . . . , kr. Dann bilden die Funktionen

ϕjm :R→C:x7→xmexp(λjx) (1≤j ≤r , 0≤m < kj) ein Fundamentalsystem f¨ur die homogene lineare Differentialgleichung

P(D)y=y(n)+an−1y(n−1)+· · ·+a1y0 +a0y= 0 n-ter Ordnung.

Beweis:Wir zeigen zuerst, daß alleϕjm L¨osungen sind. Daλj eine Nullstelle von P mit Vielfachheit kj ist, gilt

P(T) = Qj(T)(T −λj)kj

f¨ur ein geeignetes Polynom Qj. Es gilt dann, daß P(D)ϕjm(x) = Qj(D)(D−λj)kj(xmexp(λjx))IX.6.2

= Qj(D)((Dkjxm) exp(λjx)) = 0 dam < kj.

Wir zeigen nun, daß dieϕjm linear unabh¨angig sind. Eine Linearkombination der ϕjm hat die Gestalt

r

X

j=1

gj(x) exp(λjx)

wobeigj ein Polynom mit Grad < kj ist. F¨ur die lineare Unabh¨angigkeit m¨ussen wir zeigen, daß die Linearkombination nur dann gleich der Nullfunktion ist, wenn alle gj verschwinden. Wir zeigen dies durch Induktion ¨uberr.

Falls g1(x) exp(λ1x) = 0, dann ist g1(x) = 0, da exp(λ1x)6= 0.

Wir nehmen als Induktionhypothese an, die Behauptung gelte f¨ur r. Angenom-men

r+1

P

j=1

gj(x) exp(λjx) = 0 gelte f¨ur alle x ∈ R. Wenn eines der Polynome ver-schwindet, verschwinden auch die restlichen aufgrund der Induktionshypothese.

Andernfalls, d.h. wenn allegj nicht verschwinden, wenden wir (D−λr+1)kr+1 auf die Gleichung an und erhalten aufgrund der Lemmata IX.6.2 und IX.6.3

r

X

j=1

hj(x) exp(λjx) = 0

wobei die h1, . . . , hr wiederum Polynome sind, die nicht verschwinden. Dies ist aber nach Induktionshypothese nicht m¨oglich. Also haben wir gezeigt, daß alle

gj verschwinden.

Von besonderem Interesse ist der Fall, wo alle Koeffizienten ai in y(n)+an−1y(n−1)+· · ·+a1y0+y= 0

reell sind. Offenbar ist eine Funktionf(x) =f1(x) +if2(x) eine komplexe L¨osung dann und nur dann, wennf1 undf2 beide relle L¨osungen sind. Wennλeine reelle Nullstelle des assoziierten PolynomsP(T) =Tn+an−1Tn−1+· · ·+a1T +a0 mit Vielfacheit k ist, dann tr¨agt diese Nullstelle die reellen L¨osungen

xmexp(λx) (0≤m < k)

bei. Wenn λ = λ1 +iλ2 eine echt komplexe Nullstelle von P ist, dann ist auch λ=λ1−iλ2 eine echt komplexe Nullstelle von P. Außerdem haben dann λ und λ dieselbe Vielfachheit k. Die Nullstelle λ gibt Anlaß zu den reellen L¨osungen

xmexp(λ1x) cos(λ2x) und xmexp(λ1x) sin(λ2x) (0≤m < k)

wohingegen die Nullstelle λ Anlaß gibt zu den L¨osungen

xmexp(λ1x) cos(−λ2x) und xmexp(λ1x) sin(−λ2x) (0≤m < k) Es gilt aber

xmexp(λ1x) cos(λ2x) =xmexp(λ1x) cos(−λ2x) und

xmexp(λ1x) sin(−λ2x) =−xmexp(λ1x) sin(λ2x)

woraus folgt, daß die lineare H¨ulle des Beitrags von λ zu den reellen L¨osungen gleich der linearen H¨ulle des Beitrag von λ zu den reellen L¨osungen ist. Somit haben wirnreelle L¨osungen gefunden, die den gesamten reellen L¨osungsraum auf-spannen und somit linear unabh¨angig sind, da der L¨osungsraum nach Satz IX.4.3 Dimension n hat. Also bilden diese Funktionen ein Fundamentalsystem f¨ur die reellen L¨osungen der Differentialgleichung.

Aus diesen ¨Uberlegungen folgt folgender

Satz IX.6.5 Sei y(n)+an−1y(n−1)+· · ·+a1y0+y= 0eine lineare Differentialglei-chung n-ter Ordnung mit ai ∈Rund P(T) =Tn+an−1Tn−1+· · ·+a1T +a0 das assozierte Polynom. Dann ist ein Fundamentalsystem f¨ur die reellen L¨osungen gegeben durch

(1) die Funktionen

xmexp(λx) (0≤m < k)

wobei λ eine reelle Nullstelle von P mit Vielfacheit k ist und (2) die Funktionen

xmexp(λ1x) cos(λ2x) und xmexp(λ1x) sin(λ2x) (0≤m < k) wobei λ1+iλ2 eine Nullstelle von P mit Vielfachheit k ist und λ2 >0.

F¨ur lineare Differentialgleichungen mit konstanten reellen Koeffizienten lassen sich also s¨amtlich L¨osungen aus ganzzahligen Potenzen, Exponential- und Win-kelfunktionen zusammensetzen, d.h. mithilfe elementarer Funktionen ausdr¨ucken.

Beispiel IX.6.6 (ged¨ampfte Schwingung)

In der Physik betrachtet man folgende Differentialgleichung x00(t) + 2µx0(t) +ω02x(t) = 0

wobeiω0 >0undµ≥0. Dabei wird2µalsD¨ampfungsfaktor bezeichnet. Wenn µ= 0, dann ist

x1(t) = cosω0t x2(t) = sinω0t

ein Fundamentalsystem f¨ur die entsprechende Differentialgleichung und somit k¨onnen wir ω0 alsFrequenz der Schwingung auffassen.

Die Nullstellen des assoziierten Polynoms P(λ) =λ2+ 2µλ+ω02 sind λ1,2 =−µ±

q

µ2 −ω02

Wir unterscheiden nun die F¨alle, wo µ2−ω02 echt kleiner, gleich oder echt gr¨oßer 0 ist.

1. Fall : 0< µ < ω0

In diesem Fall haben wir zwei komplexe Nullstellen λ1,2 =−µ±iω wobei ω =p

ω02−µ2. Also haben wir das reelle Fundamentalsystem ϕ1(t) = exp(−µt) cos(ωt) ϕ2(t) = exp(−µt) sin(ωt) 2. Fall : µ=ω0

Das Polynom besitzt die Nullstelle −µ mit Vielfachheit 2. Also haben wir das reelle Fundamentalsystem

ϕ1(t) = exp(−µt) ϕ2(t) = texp(−µt) 3. Fall : µ > ω0

Das Polynom hat die beiden reellen Nullstellen λ1,2 =−µ±

q

µ2 −ω02 Daµ >p

µ2−ω02, sind beide Nullstellen negativ. Wir schreibenµj f¨ur−λj. Also haben wir das reelle Fundamentalsystem

ϕ1(t) = exp(−µ1t) ϕ2(t) = exp(−µ2t) Physikalische Interpretation

Bei kleiner D¨ampfung (1.Fall) ergeben sich Schwingungen, deren Amplituden mit dem Faktor exp(−µt) abnehmen, wobei sich die Frequenz von ω0 zu p

ω0−µ2 verkleinert. Bei gr¨oßerer D¨ampfung (2. und 3. Fall) tritt keine Schwingung mehr auf.

Um L¨osungen f¨ur inhomogene Probleme der Gestalt

P(D)y=y(n)+an−1y(n−1)+· · ·+a1y0+a0y=b

zu finden, kann man die S¨atze IX.6.4 bzw. IX.6.5 mit Satz IX.4.6 kombinieren, da manP(D)y=bin folgendes inhomogene lineare System 1. Ordnung umschreiben kann 0 ist, dann bilden

ein Fundamentalsystem f¨ur das homogene lineare System 1. Ordnung. Somit ist die sogenannteWronski Matrix

W(x) =

f¨ur alle xinvertierbar und wir erhalten mit Satz IX.4.6 ψ(x) =W(x)u(x) wobei u(x) = als L¨osung des inhomogenen Systems.

Wenn jedoch das St¨orglied b eine besondere Gestalt hat, kann man einfacher vorgehen, wie folgender Satz vorschl¨agt.

Satz IX.6.7 Sei P(T) = Tn+an−1Tn−1+. . . a1T+a0 mitai ∈Cund b :R→C eine Funktion der Gestalt

b(x) = f(x) exp(λx)

wobei f ein Polynom vom Grad m mit komplexen Koeffizienten undλ eine Null-stelle vonP mit Vielfachheit k ist. Wir lassen auch den Fall k= 0 zu, woλ keine Nullstelle von P ist. Der Fall k >0 wird als “Resonanzfall” bezeichnet.

Dann besitzt

P(D)y =b eine L¨osung der Gestalt

ψ(x) = h(x)xkexp(λx) wobei h(x) ein Polynom vom Grad m ist.

Beweis: Nach Voraussetzung gilt P(T) = Q(T)(T −λ)k f¨ur ein Polynom Q mit Q(λ)6= 0. Wir beweisen nun die Behauptung mit Induktion ¨uberm.

Im Fall m= 0, liegt eine Differentialgleichung der Gestalt P(D)y=cexp(λx)

vor. Eine spezielle L¨osung ist gegeben durch ψ(x) = c

k!Q(λ)xkexp(λx) denn aufgrund der Lemmata IX.6.1 und IX.6.2 gilt

P(D)(xkexp(λx)) =Q(D)(D−λ)k(xkexp(λx))

=Q(D)(k! exp(λx))

=k!Q(λ) exp(λx)

Wir nehmen als Induktionshypothese an, die Aussage gelte f¨urm. Aufgrund der Lemmata IX.6.2 und IX.6.3 gilt, daß

P(D)(xm+k+1exp(λx)) =Q(D)(D−λ)k(xm+k+1exp(λx))

=Q(D)

(m+k+1)!

(m+1)! xm+1exp(λx)

=g(x) exp(λx)

wobeig ein Polynom vom Gradm+ 1 ist. F¨ur ein geeignetesc∈C\ {0}ist dann f1 = f −cg ein Polynom vom Grad m. Nach Induktionshypothese existiert ein Polynomh1(x) vom Grad m mit

P(D)(h1(x)xkexp(λx)) =f1(x) exp(λx) F¨urh(x) = h1(x) +cxm+1 gilt nun

P(D)(h(x)xkexp(λx)) = (f1(x) +cg(x)) exp(λx) =f(x) exp(λx)

Da h(x) ein Polynom vom Grad m+ 1 ist, haben wir die Behauptung f¨ur m+ 1

bewiesen.

Dieser Satz erlaubt uns auch die Existenz reeller L¨osungen nachzuweisen, wenn die Koeffizienten von P reell sind, denn, wenn ψ eine komplexe L¨osung von P(D)y=bist, dann ist der RealteilRe(ψ) vonψ eine reelle L¨osung vonP(D)y = Re(b) und der Imagin¨arteilIm(ψ) vonψ eine reelle L¨osung vonP(D)y=Im(b).

Beispiel IX.6.8 Wir betrachten die Differentialgleichung x00(t) +ω02x(t) =acos(ω0t)

wobei ω0 und a reell sind und ω0 >0. Es gen¨ugt also eine komplexe L¨osung f¨ur x00(t) +ω02x(t) = aexp(iω0t)

zu finden, da deren Realteil das urspr¨ungliche Problem l¨ost.

Das assoziierte PolynomP(T) =T220 hat die einfache Nullstelleiω0. Aufgrund von Satz IX.6.7 hat das Problem eine L¨osung der Gestaltψ(t) = ctexp(iω0t). Wir bestimmen nun ein geeignetes c durch Einsetzen in die inhomogene Differential-gleichung. Es gilt

ψ0(t) = cexp(iω0t) +iω0ctexp(iω0t) und somit

ψ00(t) = iω0cexp(iω0t) +iω0cexp(iω0t)−ω02ctexp(iω0t) also

P(D)ψ(t) = 2iω0cexp(iω0t) Aus2iω0cexp(iω0t) =aexp(iω0t) folgtc= 2iωa

0. Die inhomogene Differentialglei-chung P(D)ψ(t) =aexp(iω0t) ist also erf¨ullt f¨ur die Funktion

ψ(t) = a

2iω0texp(iω0t) Also besitzt P(D)x=acos(ω0t) die reelle L¨osung

ϕ(t) = Re(ψ(t)) = a

0tsin(ω0t) Im Falle a 6= 0 ist sup

t>0

|ϕ(t)| = ∞. Da alle L¨osungen des homogenen Problems beschr¨ankt sind, gilt sup

t>0

|ϕ(t)| = ∞ f¨ur beliebige L¨osungen ϕ der Differenti-algleichung P(D)x = acos(ω0t), sofern a 6= 0. Man nennt dieses Ph¨anomen

“Resonanzkatastrophe”.

Wie wir in diesem Beispiel gesehen haben, bestimmt man die Koeffizienten des Polynomsh, dessen Existenz durch Satz IX.6.7 gew¨ahrleistet wird, durch Einset-zen vonh(x)xkexp(λx) in die Differentialgleichung P(D)y=b.

F¨ur den reellen Fall l¨asst sich dieses Verfahren wie folgt formulieren.

Satz IX.6.9 Sei P(T) = Tn+an−1Tn−1+. . . a1T+a0 mitai ∈Rund b :R→R eine Funktion der Gestalt

b(x) =p(x) exp(αx) cos(βx) bzw. b(x) =p(x) exp(αx) sin(βx)

wobei pein Polynom vom Grad m mit rellen Koeffizienten und α+iβ eine Null-stelle von P mit Vielfachheit k ist. Wir lassen auch hier den Fall k = 0 zu, wo α+iβ keine Nullstelle von P ist.

Dann besitzt

P(D)y =b eine L¨osung der Gestalt

ψ(x) = xk·exp(αx)· cos(βx)(Amxm+. . . A1x+A0)+sin(βx)(Bmxm+. . . B1x+B0) f¨ur geeignete reelle Zahlen Ai und Bj.

Beweis:Der Real- bzw. Imagin¨arteil der von Satz IX.6.7 garantierten L¨osung von P(D)y=p(x) exp (α+iβ)x

ist offensichtlich von der behaupteten Form.

Wir illustrieren die Methode anhand des folgenden Beispiels.

Beispiel IX.6.10 Wir betrachten die Differentialgleichung vierter Ordnung y0000−4y000 + 8y00−8y0+ 4y= 4x2

mit dem assoziierten Polynom

λ4 −4λ3+ 8λ2−8λ+ 4 = (λ−(1 +i))2(λ−(1−i))2

In der allgemeine St¨orfunktionb(x) = p(x)·exp(αx)·cos(βx)ist α= 0, β = 0und p(x) = 4x2 zu setzen. Da α+iβ = 0 keine Nullstelle des assoziierten Polynoms ist, d.h. k= 0, w¨ahlen wir gem¨aß Satz IX.6.9 den Ansatz

y(x) =A2x2+A1x+A0 Durch Einsetzen in die Differentialgleichung erhalten wir

4A2·x2+ (−16A2+ 4A1)·x+ (16A2−8A1+ 4A0) = 4x2

woraus mit Koeffizientenvergleich folgt, daß A2 = 1, A1 = 4, A0 = 4. Somit ist y(x) = x2+ 4x+ 4

eine L¨osung der Differentialgleichung.

Literatur

[FLSW] Karl Graf Finck von Finckenstein, J¨urgen Lehn, Helmut Schellhaas, Hel-mut Wegmann Arbeitsbuch Mathematik f¨ur Ingenieure 2 Bde Teubner 2000.

[For] O. Forster Analysis 3 Bde Vieweg Verlag.

[HKW] P. Hauck, W. K¨uchlin und M. Wolff Mathematik und f¨ur In-formatik und BioinIn-formatik Springer Verlag 2004. siehe auch http://mfb.informatik.uni-tuebingen.de/book/

[HMV] A. Hoffmann, B. Marx, W. Vogt Mathematik f¨ur Ingenieure 2 Bde Pear-son Studium 2006.

[MV] K. Meyberg, P. Vachenauer H¨ohere Mathematik 2 Bde. Springer 1990.

Index

abgeschlossen, 142

Ableitung mehrstelliger reeller Funktio-nen, 147

Axiome der Mengenlehre, 6 Basis, 115 de Moivresche Formel, 21 de Morgansche Gesetze, 5 Definitionsbereich, 13 Determinante, 122

Differentialgleichung, 167 Differentialquotient, 50 Differentiation, 50

Differentiation von Potenzreihen, 99 Differenz, 4

Dimension eines Vektorraums, 116 Dimensionssatz, 118

Disjunktion, 4 Divergenz, 24

Drehung eines Punktes, 18 Durchschnitt, 4

Ebene, 16 Eigenwert, 131

Einschließungskriterium, 26

Einschließungskriterium f¨ur Funktions-grenzwerte, 42

Elementarumformungen von Matrizen, 126

Eulersche Formel, 21 Eulersche Zahl, 29

Existenz und Eindeutigkeit von L¨ osun-gen, 171

Exponentialfunktion, 28, 63

Exponentialfunktion zur Basis a, 67 Exponentialreihe, 86

Extremum, 56 Fibonacci Folge, 22 Folgenkonvergenz, 22 Fourierreihen, 103

Fundamentalsatz der Algebra, 38 Funktionen, 13

gew¨ohnliche Differentialgleichung, 167 glatte Funktionen, 56

Gleichm¨aßige Konvergenz, 91, 92

Gleichm¨aßige Stetigkeit, 47

h¨ohere partielle Ableitungen, 153 Harmonische Reihe, 83

Hauptachsentransformation, 136 Hauptminor, 138

Hauptsatz der Differential- und Integral-rechnung, 75

Integration von Potenzreihen, 99 Intervalle, 8

inverser Funktionensatz, 163 Inversion von Matrizen, 125 K¨orperaxiome, 7

Kartesische Koordinaten, 16 Kartesisches Produkt, 13 Kern, 118

Kettenregel, 52

Kettenregel f¨ur mehrstellige reelle Funk-tionen, 150

Koeffizientenvergleich, 37 kompakt, 142

Komplexe Zahlen, 18

Komposition von Funktionen, 15 Konjunktion, 4

Konvergente Folgen, 24

Konvergenz, 22 Konvergenzradius, 97 Kraft, 167

Kriterium f¨ur totale Differenzierbarkeit, 149

Kriterium zur Klassifikation lokaler Ex-trema mehrstelliger reeller Funk-tionen, 157

kritischer Punkt, 156

L¨osung homogener linearer Differential-gleichungen mit konstanten kom-plexen Koeffizienten, 190

L¨osung homogener linearer Differential-gleichungen mit konstanten re-ellen Koeffizienten, 192

L¨osung inhomogener linearer Differen-tialgleichungen mit konstanten komplexen Koeffizienten, 194 L¨osung inhomogener linearer

Differen-tialgleichungen mit konstanten reellen Koeffizienten, 196 L¨osungsmengen, 16

Lagrangesche Multiplikatoren, 164 Laplacescher Entwicklungssatz, 123 linear unabh¨angig, 115

lineare Abbildung, 117

lineare Differentialgleichung, 177 lineare Differentialgleichungen mit

kon-stanten Koeffizienten, 188

lokale Extrema unter Nebenbedingun-gen, 164

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