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2.1 Mikrozirkulation und Oxygenierung

2.1.3 Methoden zur Messung der Oxygenierung und Mikrozirkulation

2.1.3.8 Laser-Doppler Flussmessung

Die Laser-Doppler Flussmessung oder Flowmetry basiert auf der Interaktion von Photonen aus monochromatischem Laserlicht mit beweglichen Teilchen im Gewebe (BONNER u. NOSSAL 1981, 1990). Die Frequenz befindet sich je nach verwendetem Lasertyp im sichtbaren bis hin zum nahinfraroten Frequenzbereich. Das Laserlicht wird von der Lichtquelle aus emittiert und i.d.R. über Glasfaserbündel an das Gewebe geleitet. Die Photonen werden in dem zu untersuchenden Gewebe von statischen und beweglichen Teilchen gestreut, absorbiert und transmittiert (FREDRIKSSON et al.

2007). Der Anteil des Lichtes der mit den beweglichen Teilchen zusammen trifft, im Gewebe sind das die Erythrozyten, erfährt durch die Interaktion eine Frequenzveränderung, einen sog. „Doppler-Shift“. Dieses Prinzip basiert auf dem Doppler-Effekt, woher die Technik auch ihren Namen hat.

Das Ausmaß und die Häufigkeit der Frequenz-Veränderung ist abhängig sowohl von der Menge an Erythrozyten im Gewebe, als auch von ihrer Geschwindigkeit (BONNER u. NOSSAL 1981; JAKOBSSON u. NILSSON 1993; FREDRIKSSON et al. 2007).

Errechnet wird die Geschwindigkeit über die Differenz zwischen dem remittierten Licht, welches in der selben Frequenz wie das Ausgangslicht zurück kehrt und dem Anteil der Photonen, die einen Doppler-Shift erfahren haben. Um diese spektrale Auffächerung durch das Gewebe von dem Ausgangsspektrum zu differenzieren, ist es

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von großem Vorteil wenn die Lichtquelle hoch monochromatisch ist, eine Tatsache, die einen Laser hierfür besonders geeignet macht.

Der Vorteil dieser Technik ist die Möglichkeit, den Blutfluss primär im mikrokapillären Gefäßbett zu messen, weshalb sie besonders geeignet ist um die Blutversorgung von Geweben zu beurteilen. Bereits 1997 konnten LE-CONG u. ZWEIFACH mittels der Laser-Technik erfolgreich den Blutfluss in von 10 bis 100 μm großen Kapillaren des Mesenteriums von Hasen messen. Anwendung hat die Methodik In-vivo und In-vitro für die Messung des Blutflusses in verschiedenen Geweben gefunden, sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin. Untersucht wurden hier vornehmlich die Durchblutung von Haut (HOLLOWAY u. WATKINS 1977; ÖBERG et al. 1984; DE BOER et al. 1989; JAKOBSSON u. NILSSON 1993; EUN 1995; FREDRIKSSON et al.

2009; ROTHENBERGER et al. 2014), gastrointestinaler Organe (AHN et al. 1985;

KVIETYS et al. 1985; AHN et al. 1986; SAKAGUCHI et al. 1990; CORBETT et al. 2000;

SINGH et al. 2008; FREDRIKSSON et al. 2009), und der Muskulatur, wo die Technik v.a. im Bereich der Pferdemedizin Anwendung gefunden hat (SERTEYN et al. 1986;

SERTEYN et al. 1988; RAISIS et al. 2000d; EDNER et al. 2002, 2005; SOMMER et al. 2013). Ein potentieller Nachteil der Technik ist eine Empfindlichkeit für Bewegungsartefakte, da die Technik darauf beruht, dass die Erythrozyten das einzige sich bewegende Teilchen im Untersuchungsgewebe sind. Daher sollten Bewegungen vermieden werden und eine hohe Sekundenauflösung angewendet werden um Artefakte zu erkennen (FREDRIKSSON et al. 2007). Neben der Blutfluss-Analyse in einem Gewebe ist auch die Oxygenierung von entscheidendem Interesse, ein Parameter, der mittels Laser Flussmessung nicht erfolgen kann. Daher stellt die Kombination der Spektroskopie mit polychromatischem weißen Licht und der Flussmessung mit monochromatischem Laserlicht eine sehr interessante Diagnosemöglichkeit in der Medizin dar. Das hiesige Studiendesign verwendet ein solches Gerät, welches im letzten Abschnitt dieses Kapitels Erwähnung findet und dessen technischer Aufbau im Abschnitt 3.2.4 näher erläutert wird.

27 2.1.3.9 Doppler Ultraschall

Die Verwendung einer Ultraschall-basierten Blutflussmessung hat über die vergangenen Jahrzehnte in der Medizin zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Technik basiert, ähnlich der Laser-Doppler-Technik, auf der Interaktion von Ultraschallwellen einer bestimmten Frequenz mit sich bewegenden Teilchen, auch hier den Erythrozyten. Die ausgesandten Ultraschallwellen erreichen den Erythrozyten und verändern ihre Frequenz in Abhängigkeit der Geschwindigkeit und Flussrichtung des Teilchens, auch hier wird dieser Effekt als „Doppler-Shift“ bezeichnet. Diese Veränderung der Frequenz wird detektiert und analysiert und in eine Geschwindigkeitseinheit umgerechnet. Abhängig ist diese Berechnung von dem Durchmesser des Gefäßes, dem Einstrahlungswinkel der Schallquelle, der Geschwindigkeit der Erythrozyten, der Frequenz der Strahlung und der Verteilungsgeschwindigkeit von Ultraschallwellen im Blut. Diese Technik ist so in der Lage, auch graphisch hochauflösend den Blutfluss in Blutgefäßen darzustellen, birgt aber auch zahlreiche Fehlerquellen, da Blutgefäße selten konstant ihren Durchmesser beibehalten und auch der Anschallwinkel der Sonde für eine korrekte kontinuierliche Messung gleich gehalten werden sollte (GILL 1985).

In der Pferdemedizin wurden von RAISIS et al. (2000a; 2000b; 2000c; 2000d) in mehreren Studien mittels Doppler-Ultraschall-Technik der Blutfluss in femoralen Gefäßen und der Herzauswurf gemessen. Hier konnte nachgewiesen werden, dass die Technik durchaus sensitiv in der Erkennung von Blutflussveränderungen in größeren Gefäßen ist, es wird aber auch deutlich, dass v.a. bei zeitgleicher Anwendung von Techniken die die Mikrozirkulation messen, ein erhöhter Blutfluss in einem größeren Gefäß nicht zwingend mit einer verbesserten Mikroperfusion des zu versorgenden Gewebes korreliert. Auch größere, interindividuelle Abweichungen der Messgenauigkeit konnten hier gesehen werden (RAISIS et al. 2000b).

In einigen human- und veterinärmedizinischen Versuchsmodellen und Studien zur Beurteilung intestinaler Vitalität im Hinblick auf Resektionsnotwendigkeit von Darmanteilen, stellte sich die Ultraschalltechnik als nur bedingt zuverlässig heraus.

Vor allem im Vergleich zu anderen Techniken wie der Laser-Doppler Flussmessung, scheint die Ultraschall-Messung des Blutflusses nicht so genau in der prognostischen

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Einschätzung von Gewebe-Überlebensfähigkeit zu sein (COOPERMAN et al. 1980;

BULKLEY et al. 1981; ROTERING et al. 1982; DYESS et al. 1991).

2.2 Verwendung des Gerätes O2C in Medizin und Forschung

Das O2C-Gerät wurde von der Firma Lea Medizintechnik GmbH aus Gießen entwickelt, mit dem Ziel, ein Gerät zur nicht-invasiven Blutfluss Diagnostik auf den Markt zu bringen. Das Gerät findet bisher vornehmlich in der Humanmedizin seinen Einsatz, sowohl an menschlichen Patienten und Probanden als auch stellvertretend in Tierversuchsmodellen. Ein großer Vorteil gegenüber anderen Diagnostikmöglichkeiten ist die Fähigkeit des Gerätes, sowohl den relativen Blutfluss als auch die Sauerstoffsättigung und die relative Hämoglobinmenge eines spezifischen Gewebebereiches auswerten zu können.

Die Möglichkeit, kontinuierlich, nicht-invasiv und in Echtzeit die Mikrozirkulation zu überwachen, ist von großem Vorteil in allen Situationen, wo ein Gewebe in Gefahr ist aufgrund einer kritischen Versorgungssituation an Vitalität zu verlieren.

So wurde das Gerät bereits eingesetzt, um die Eignung von Haut- und Schleimhauttransplantaten zu beurteilen (HÖLZLE et al. 2012; ROTHENBERGER et al. 2013), oder die ausreichende Perfusion eines Organtransplantates nach Anschluss an das Empfängergefäßsystem zu erfassen (SCHEEREN et al. 2011).

Verschiedene Arbeitsgruppen haben hierfür das O2C zur intraoperativen Beurteilung der Mikrozirkulation eines Nierentransplantates beim Menschen eingesetzt, und konnten so dank der Perfusionsparameter eine genauere Prognose hinsichtlich der Akzeptanz des Organes und des postoperativen Erfolges der Operation stellen (FECHNER et al. 2009; MARTIN 2010; SCHEEREN et al. 2011).

Bei ischämischen Hauterkrankungen, wie es häufig im Rahmen eines Diabetes mellitus beim Menschen vorkommt, hat sich das Gerät als ein sehr hochwertiges Diagnostikum bewährt. So konnten an Patienten mit diabetischen Hautulzerationen nicht nur die Vorteile der Perfusionsbeurteilung lokaler Gewebeabschnitte hervorgehoben, sondern auch die Reproduzierbarkeit der Methodik des O2C bestätigt werden (BECKERT et al. 2004), auch im Vergleich zu nicht diabetischen, gesunden Probanden (FORST et al. 2008).

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Zur näheren Charakterisierung der gastrointestinalen Mikrozirkulation und deren Beeinflussbarkeit durch verschiedene Krankheitsbilder und Medikamente wurden auch vermehrt Tierversuchsmodelle mit Schweinen und Kleinnagern etabliert.

So wurden u.a. die Auswirkungen Sepsis-bedingter Kreislaufstörungen bei Mäusen (ALBUSZIES et al. 2005) oder der Einfluss von Hämodilution und endotoxämischen Zuständen auf den Schweinedarm mit dem O2C als Diagnostikum untersucht (PITTNER et al. 2003; SCHWARTE et al. 2005).

In vorangegangenen Studien konnten REICHERT et al. (2014) das O2C Gerät am Pferdedarm etablieren und HOPSTER et al. (2015) mit Hilfe des O2C eine Korrelation zwischen Herzauswurf und Blutdruck und der Mikroperfusion des Magendarmtraktes und des Pferdes herstellen. Der Einsatz dieses Gerätes bietet also in vielen verschiedenen Geweben und Organen, zuverlässige und reproduzierbare Ergebnisse und stellt so ein geeignetes Instrument für die Versuchsreihe dieser Studie dar.

Limitierungen in der Anwendung werden auch von REICHERT et al. (2014) als eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Bewegungsartefakten und Umgebungslicht angegeben.

2.3 Adrenozeptoren 2.3.1 Aufbau und Funktion

AHLQUIST (1948) beschrieb die Entdeckung zweier verschiedener Rezeptoren, die er für die Wirkung adrenerger Substanzen, wie den endogenen Katecholaminen, verantwortlich machen konnte und bezeichnete sie mit α und β. Mit der Entwicklung neuerer Forschungsmethoden, vor allem der Möglichkeit der Gentypisierung und der Entwicklung rezeptorspezifischer Agonisten und Antagonisten, war es Forschern ermöglicht, die Rezeptoren in weitere Subtypen zu unterteilen. So sind nach aktuellem Stand der Forschung α1A,B,D, α2A-C, β1, β2, β3, und Dopamin DA1-5 Rezeptoren bekannt, wobei DA1 und DA5 zu den DA1-artigen Rezeptoren und DA2,3,4 zu den DA2-artigen Rezeptoren gezählt werden (MISSALE 1998; PHILIPP u. HEIN 2004; ZENG et al.

2007; ALEXANDER et al. 2011). Bisher ist die genaue Relevanz der weiteren Unterteilung der Subtypen im klinischen Zusammenhang noch nicht vollständig geklärt

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worden, so dass auch im Rahmen dieser Arbeit nur von der Wirkung an α1, α2, β1, β2,

DA1 und DA2 Rezeptoren gesprochen wird, da diese weitestgehend im klinischen Kontext beschrieben worden sind. Ihre Lokalisationen sind je nach Rezeptortyp und Organ an den prä-oder postsynaptischen Nervenendigungen im zentralen Nervensystem und an einzelnen Zelltypen, wie glatten Muskelzellen. Dort befinden sie sich in der Zellmembran eingelagert und lösen nach Aktivierung durch agnostische Substanzen über einen G-Protein-gekoppelten Vorgang eine intrazelluläre Reaktionskette aus, die mit einem substanztypischen Effekt einhergeht (OBERDISSE 1997). Die Effekte, die mit einer Aktivierung der Rezeptoren einhergehen, sind mannigfaltig und spielen eine entscheidende Rolle in der Regulation zwischen den sympathischen und parasympathischen Funktionseinheiten des vegetativen Nervensystems. So führt die Aktivierung von α1-Rezeptoren zu einer Phospholipase C-vermittelten Reaktionskette die zu einem Anstieg der intrazellulären Ca2+- Konzentration führt und so u. a. in einer Kontraktion glatter Muskelzellen am Effektororgan resultiert (COTECCHIA 2010). α2-Rezeptoren führen zu einem ähnlichen Endeffekt, allerdings ist dieser Weg von einer Modulation sowohl der cyclischen-Adenosinmonophosphat-Konzentration (cAMP) als auch von einer Reduktion von Neurotransmittern im synaptischen Spalt gekennzeichnet (LAWSON 1994; SCHÜTZ et al. 2000; BANGASH et al. 2012). Die Aktivierung von β-Rezeptoren führt zu einem Anstieg der intrazellulären cAMP-Konzentration über eine Aktivierung der intrazellulären Adenylatzyklase und so unter anderem zu einer Dilatation glatter Muskelzellen peripherer Gefäße und wiederrum über einen Anstieg intrazellulärer Ca2+-Konzentrationen zu einer gesteigerten Kontraktilität von Myokardzellen (SCHÜTZ et al. 2000). Im Weiteren hat die Aktivierung von α-und β-Rezeptoren auch einen Einfluss auf gewisse Stoffwechselvorgänge, durch Modulation der Glykogenolyse und Glukoneogenese oder der Insulinausschüttung (ANDERSON u.

AITKEN 1977).

DA1-Rezeptoren sind in ihrer Aktivität ebenfalls an eine G-Protein-vermittelte Aktivierung der Adenylatzyklase gebunden und führen so über die Auslösung einer intrazellulären Signalkaskade unter anderem zu einer Dilatation glatter Muskelzellen (STARKE u. FREIBURG 2005b; ZENG et al. 2007). DA2-Rezeptoren führen nach

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Aktivierung zu einer Inhibition der Adenylatzyklase, welches die cAMP-Konzentration senkt und so eine Kontraktion glatter Muskelzellen peripherer Organe auslöst.

Zugleich sind aber auch dilatative Effekte mit der Aktivierung von DA2-Rezeptoren beschrieben worden, eine Tatsache, die davon abzuhängen scheint, ob der Rezeptor prä-oder postsynaptische lokalisiert ist (SIRAGY et al. 1992; LAWSON 1994;

LUIPPOLD et al. 1998; ZENG et al. 2007).

2.3.2 Verteilung im Organismus

Je nach Organ befinden sich eine unterschiedliche Dichte an Rezeptoren und Rezeptortypen (SUMMERS u. MCMARTIN 1993; SMILEY et al. 1998).

α1-Rezeptoren konnten bisher in Gefäßwänden peripherer und zentraler Arterien nachgewiesen werden sowie in Myokardzellen (SCHÜTZ et al. 2000; BANGASH et al.

2012), aber auch im Zentralen Nervensystem, den Nieren, der Leber und der Milz (COTECCHIA 2010). α2-Rezeptoren sind ebenfalls zu einem Großteil im zentralen Nervensystem zu finden, aber ebenfalls in Gefäßen der Peripherie sowie in den glatten Muskelzellen verschiedener abdominaler Organe wie dem Uterus, der Blase und des Magendarmtraktes, hier v.a. in intestinalen Sphinkteren (LAWSON 1994; STARKE u.

FREIBURG 2005b; ALEXANDER et al. 2011).

β-Rezeptoren befinden sich im Gegensatz zu α-Adrenozeptoren vermehrt im Herzmuskel aber auch in den Gefäßwänden von Venen und Arterien. Der häufigste kardiale Adrenozeptoren-Typ ist der β1-Rezeptor, während man die β2-Rezeptoren häufiger im Bereich peripherer v.a. venöser Blutgefäße und auch der Bronchialmuskulatur findet (WOO u. XIAO 2012). Eine Stimulation der β1-Rezeptoren geht mit einem positiv chronotopen, dromotropen und inotropen Effekt einher. Dies führt zu einer Erhöhung der Herzfrequenz, der Kontraktilität und der Erregbarkeit des Myokards und einer Beschleunigung der Überleitung am kardialen Atrioventrikular-Knoten (STARKE u. FREIBURG 2005a). Das Aktivieren von β2-Rezeptoren führt zu einer Dilatation glatter Muskelzellen, vor allem im Bereich der Bronchien und peripherer und koronarer Gefäße. Die Aktivierung dieser Rezeptoren führt so zu einer ausgeprägten Vasodilatation und Bronchiodilatation.

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Die dopaminergen Rezeptoren (DA1-5) befinden sich zu einem großen Anteil im zentralen Nervensystem, wo sie weniger Einfluss auf kardiovaskuläre Parameter haben. In-vitro und In-vivo Studien konnten aber auch das Vorhandensein von peripheren Dopamin Rezeptoren nachweisen, hier überwiegen quantitativ die Rezeptoren DA1 und DA2 (MISSALE 1998). Diese Rezeptoren konnten u. a. in den Gefäßen des Mesenteriums und der Niere gefunden werden, wo die Stimulation dieser Rezeptoren zu einer Relaxation der glatten Muskulatur führt. Wirkstoffe, die diese Rezeptoren stimulieren, zeigen als Effekt eine periphere Vasodilatation mit dem Resultat der Senkung des totalen Gefäßwiderstandes, aber auch dosisabhängig eine Steigerung des arteriellen Blutdruckes und der Herzleistung (MURPHY u. ELLIOTT 1990; MISSALE 1998). So wurden am menschlichen Myokard auch DA1-Rezeptoren nachgewiesen, deren positiv inotroper Effekt bei Aktivierung durch agonistischer Substanzen aber weniger ausgeprägt im Vergleich zu dem der β-Rezeptoren zu sein scheint (MOTOMURA et al. 1978; HABUCHI et al. 1997; OZONO et al. 1997).

2.4 Katecholamine

2.4.1 Endogene Katecholamine

Die endogenen Katecholamine Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin sind biogene Amine, die im Säugerorganismus eine entscheidende Rolle bei den autonomen Regulationsvorgängen des vegetativen Nervensystems spielen und stellen die Hauptagonisten der α-, β- und DA-Rezeptoren dar. Die Synthese, Speicherung und Freisetzung der endogenen Katecholamine findet im Mark der Nebennieren, in Neuronen im zentralen Nervensystem und an den sympathischen Nervenfasern statt (STARKE u. FREIBURG 2005b). Die Ausgangssubstanz ist die Aminosäure L-Tyrosin.

Sie wird durch adrenerge Neuronen aus dem Extrazellularraum aufgenommen oder aus Phenylalanin synthetisiert.

Abbildung 1 zeigt einen schematischen Verlauf der Biosynthese der Katecholamine im Säugerorganismus. Die Synthese von Noradrenalin aus Dopamin findet hierbei in den Noradrenalinneuronen und dem Nebennierenmark statt, und auch der letzte Vorgang in der Synthesekette, die Bildung von Adrenalin, läuft in den chromaffinen Zellen des

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Nebennierenmarks ab. Der Abbau der Katecholamine erfolgt hauptsächlich enzymatisch durch die Monoaminoxidase (MAO) und die Catechol-O-methyltransferase (COMT) (STARKE u. FREIBURG 2005b).

Abb. 1: Schematischer Ablauf der Biosynthese der Katecholamine. Die gebogenen Pfeile stehen hier jeweils für den enzymatischen Transformationsschritt mit dem jeweiligen dafür hauptverantwortlichen Enzym. Modifiziert nach OBERDISSE (1997).

Nach der Synthese und Freisetzung der Katecholamine gelangen sie an den Ort Ihrer Wirkung, den adrenergen Rezeptoren, die im vorherigen Kapitel bereits beschrieben wurden. Die Effekte die durch das Verabreichen von Katecholaminen erreicht werden können, beschränken sich in ihrer medizinischen Relevanz hauptsächlich auf Beeinflussungen des Herzkreislauf-Apparates und so sind die Katecholamine in der Medizin eine Wirkstoffgruppe die ihren Einsatz hauptsächlich in diesem Bereich finden.

Durch die spezifische Verteilung von Adrenozeptoren und deren Subtypen in den verschiedenen Organen und Gewebeeinheiten, ist es möglich, diese mehr oder weniger gezielt mit einem Katecholamin anzusprechen, um so einen gewünschten Effekt am Zielgewebe oder Organ herbeizuführen.

34 2.4.1.1 Adrenalin

Adrenalin besitzt ein „gemischtes“ Wirkprofil mit einer unselektiven Affinität zu α- und β-Rezeptoren, wobei die kardiovaskulären Effekte, die aus der Aktivierung der Adrenozeptoren resultieren, dosisabhängig zu sein scheinen. So ist in niedrigen Dosisbereichen der β-mimetische Effekt stärker, sichtbar in einem Anstieg von Herzminutenvolumen und arteriellem Blutdruck (PASCOE et al. 2006), während ein Anstieg des systemischen Gefäßwiderstandes durch eine Aktivierung peripherer α-Adrenozeptoren erst bei höheren Dosen zum Vorschein zu kommen scheint (BARNARD u. LINTER 1993; TERAKAWA u. ICHINOHE 2012; MURRELL 2015).

2.4.1.2 Dopamin

Dopamin besitzt ebenfalls ein gemischtes Wirkprofil und hat Einfluss auf α1-, α2-, β1-, β2- und DA-Rezeptoren. Dopamin induziert je nach angewandter Dosis unterschiedliche Wirkungen, so dass von einer dosisabhängigen Affinität zu den verschiedenen Rezeptoren auszugehen ist. Es wurden Dosisbereiche von 0,5 bis über 20 μg/kg KGW/min bei Menschen und Tieren untersucht, die zu verschiedenen Anwendungsprofilen für das Dopamin geführt haben.

Für niedrige Dosen wird ein vornehmlich vasodilatativer Effekt v.a. der renalen und mesenterialen Gefäße beschrieben (ROBIE u. GOLDBERG 1975), während mit steigernder Dosis vasopressorische und positiv inotrope und chronotrope Effekte zunehmen sollen (DYSON u. SINCLAIR 2006; ROSATI et al. 2007; MURRELL 2015).

So zeigten ROSATI et al. (2007) an Hunden bei einer Dosis von bis zu 7 μg/kg KGW/min eine Abnahme des peripheren Gefäßwiderstandes, bei einer stetigen Zunahme des Herzauswurf-Index und des arteriellen Blutdruckes, welches neben der DA-Rezeptor induzierten Vasodilatation auch eine kardiale und periphere β-Rezeptor Stimulierung suggeriert. Bei Pferden konnten ähnliche Beobachtungen gemacht werden (TRIM et al. 1985). Bei Dosisbereichen > 7 μg/kg KGW/min konnte ein kontinuierlicher, dosisabhängiger Anstieg des peripheren Gefäßwiderstandes gemessen werden, der auf eine deutliche α-adrenerge Wirkung hinweist (DYSON u.

SINCLAIR 2006).

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Vor allem im Vergleich zu β selektiveren Katecholaminen wie Dobutamin, zeigte Dopamin in einer Studie von ROBIE et al. (1975) eine deutlichere Erhöhung des Blutflusses von renalen und mesenterialen Gefäßen beim Hund in einer Dosierung bis zu 10 μg/kg KGW/min. Die Aktivierung der dopaminergen Rezeptoren in diesem Gefäßbett führt zu einer Relaxation der glatten Muskulatur, sowohl durch direkte Wirkung an den glatten Muskelzellen, wie auch durch Beeinflussung des Noradrenalin-Gehaltes im synaptischen Spalt (MURPHY u. ELLIOTT 1990; DENTON et al. 1996).

So wurde v. a. in der Humanmedizin ein Dosisbereich < 4 μg/kg KGW/min umgangssprachlich als „Nierendosis“ beschrieben, der eine nierenprotektive Wirkung zugesprochen wurde (DENTON et al. 1996). Diese Dosis hat dadurch zunehmend bei Patienten mit akuten Nierenversagen Anwendung gefunden. Die Verwendung dieses Dosisbereiches wurde mit den Ergebnissen einiger Studien an Hunden und Ratten aber auch an klinisch gesunden Menschen begründet. Bei einigen konnte nachgewiesen werden, dass sich physiologische Nierenparameter wie die glomeruläre Filtrationsrate, Diurese, Natriurese und Kreatinin-Clearance bei induzierten toxischen und ischämischen Nierenschäden gebessert haben (LINDNER et al. 1979;

GOLDFARB et al. 1981; CONGER et al. 1989). In klinischen Studien konnte sich aber kein verbesserter Verlauf von nierenkranken Patienten im Vergleich zu Placebo- Gruppen nachweisen lassen (BELLOMO et al. 2000; FRIEDRICH et al. 2005). In Bezug auf das mesenteriale Versorgungsgebiet führte die Anwendung von Dopamin in einem Tiermodell an Schweinen im hämorrhagischen Schockzustand zu einem beschleunigten Auftreten einer intestinalen Ischämie (SEGAL et al. 1985). An endotoxämischen Ratten hingegen, konnte eine Dopamin-Dosis von 3 μg/kg KGW/min eine schockbedingte Hypoperfusion der Mikrovilli des Ileums zwar nicht verhindern, aber verlangsamen und bei der Untersuchung der Mukosa-Oxygenierung von porcinen Jejunum-Anteilen konnte diese durch Dopamin über Baselinewerte hinaus verbessert werden (GERMANN et al. 1985).

SCHWARTE et al. (2003) prüften an anästhesierten Hunden den Einfluss von Dopamin auf die Oxygenierung der Magenmukosa und der systemischen Sauerstoffsättigung. Weder bei einer Dosierung von 2,5 μg/kg KGW/min, noch bei 5 μg, war Dopamin in der Lage die Oxygenierung der Mukosa signifikant zu verbessern.

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Es führte aber zu einer Erhöhung des systemischen Sauerstoffangebotes und des Herzauswurfes um 30%, auch unter Anwendung eines gezielten α1-Rezeptor Blockers.

Verglichen wurde hier auch die Wirkung mit einem spezifischeren DA1-Rezeptor Agonisten, Fenoldopam, welcher in der Lage war die Sauerstoffsättigung der Mukosa zu verbessern.

Diese durchaus sehr unterschiedlichen Ergebnisse deuten also wieder auf das gemischte und v.a. dosisabhängige Wirkprofil des Dopamins hin und auch auf vermutlich unterschiedliche Effekte die durch DA1-, DA2-oder vermutlich auch einem der anderen dopaminergen Rezeptoren im Splanchnikusgebiet mediiert werden.

Die Ambivalenz der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu dem Vor- oder Nachteil des Einsatzes von Dopamin in der Intensivmedizin, sind nach wie vor Gegenstand aktueller Diskussionen die hier besonders dem Nutzen der niedrigen Dosis zum „Nierenschutz“

zunehmend kritisch gegenüber stehen (MARINOSCI et al. 2012).

Die Beeinflussung der Mikroperfusion und Oxygenierung des Magendarmtraktes beim Pferd wurde bisher noch nicht genauer untersucht, so dass diese Fragestellung im Rahmen dieser Studie eine entscheidende Rolle spielt. Lediglich der Einfluss von Dopamin auf den muskulären Blutfluss wurde bei Pferden untersucht und ergab eine Verbesserung der Durchblutung der Trizeps-Muskulatur bei einer Dosis von 10 μg/kg

Die Beeinflussung der Mikroperfusion und Oxygenierung des Magendarmtraktes beim Pferd wurde bisher noch nicht genauer untersucht, so dass diese Fragestellung im Rahmen dieser Studie eine entscheidende Rolle spielt. Lediglich der Einfluss von Dopamin auf den muskulären Blutfluss wurde bei Pferden untersucht und ergab eine Verbesserung der Durchblutung der Trizeps-Muskulatur bei einer Dosis von 10 μg/kg