• Keine Ergebnisse gefunden

Landschaftsmonitoring durch Fernerkundung und Landschaftsstrukturmaße

Im Dokument Fernerkundung und Geoinformation (Seite 70-0)

7. DISKUSSION

7.1. E IGNUNG DER L ANDSCHAFT ALS O BJEKT DES M ONITORINGS

7.1.2. Landschaftsmonitoring durch Fernerkundung und Landschaftsstrukturmaße

Die Fernerkundung (Satelliten- und Luftbilder) bietet die Möglichkeit, weite Teile der

größere Ausmaße erreichen. Satellitengestützte Monitoringprogramme bieten die Möglichkeit zur Erfassung der landschaftlichen Eigenart und des Gefüges und erlauben Aussagen zum Wandel wichtiger landschaftlicher Funktionen, wie z. B. Zerschneidung, Zersiedelung und Nutzungswandel. Dadurch kann die von BASTIAN & SCHREIBER (1999) geforderte Möglichkeit der Bewertung und Beobachtung von Landschaftsveränderungen und der sie beeinflussenden Faktoren gewährleistet werden. Neben der oben bereits erwähnten Eignung der Landschaft als Objekt eines Monitorings stellt die Fernerkundung eine der besten Möglichkeiten hierfür dar, sie wird von zahlreichen Autoren als sehr wichtiges Element bezeichnet und findet reichlich Verwendung (O`NEILL et al. 1988, MENZ 1997, HERZOG &

LAUSCH 1999, LAUSCH 1999b, FRANKLIN et al. 2000, LAUSCH & THULKE 2001, u. a.).

Zur Kennzeichnung der Landschaftsstruktur sehen zahlreiche Autoren (HULSHOFF 1995, LAUSCH 2000a, LAUSCH 2000b, HERZOG & LAUSCH 2001, ARES et al. 2002 u. v. a. m.) die Grundlagen zur Berechnung von Landschaftsstrukturparametern (LSM) von FORMAN &

GODRON (1986) und TURNER & GARDNER (1991) als bedeutend an. Nach LAUSCH (2000a S. 18) können LSM „als Indikatoren gelten, durch die (...) die Komposition und Konfiguration der Landschaft analysiert, beschrieben und quantifiziert werden“. Landschaftsstrukturmaße finden heute bei einer Vielzahl von Fragestellungen (Landschaftsmonitoring, -bewertung und –zerschneidung, populationsökologischen und vegetationskundlichen Untersuchungen, Biotop- und Landschaftsdiversität) eine Anwendung. Hierbei wird davon ausgegangen, dass der Mensch durch seine die Landschaften prägenden Aktivitäten die einzelnen Patches und dadurch die gesamte Landschaft in charakteristischer Weise verändert. So weisen stark anthropogen überformte Flächen häufig rechte Winkel auf, landwirtschaftlich genutzte Flächen wurden durch Flurbereinigungsverfahren zur Steigerung der Effizienz den großen Maschinen angepasst und haben meist eine rechteckige bis quadratische Grundform und lineare Landschaftselemente (vor allem Hecken, Flüsse und Bäche) wurden vielfach begradigt oder entfernt. KRUMMEL et al. (1987) und O`NEILL et al. (1988) (in LAUSCH 2000a) konnten zeigen, dass anthropogen beeinflusste Landschaften einfachere Flächenmuster aufweisen als natürliche Landschaften.

Auf der Grundlage vielfältigster Ausgangsdaten (Satellitenbilder, Luftbilder, topographische Karten) finden LSM seit Anfang der 90er Jahre Verwendung im Landschaftsmonitoring (LAUSCH 1999a). Die Dynamik einer Landschaft wird häufig über Musterveränderungen aus historischen Daten erfasst. Hierbei spielen vor allem Flächenmaße eine wesentliche Rolle, da

sich diese zur Charakterisierung und Beschreibung der Dynamik einer Landschaft gut eignen (HULSHOFF 1995, WICKHAM et al. 1997, HAINES-YOUNG & CHOPPING 1996). Weit verbreitet sind Maße der Anzahl und Form einzelner Patches sowie Landschaftsstruktur maße, die die Ränder und die Vielfalt einer Landschaft messen.

Zahlreiche Autoren beschäftigen sich mit der methodischen Handhabung von LSM im Rahmen einer Landschaftsanalyse. GUSTAFSON & PARKER (1992) testen das Verhalten zahl-reicher LSM innerhalb einer künstlichen Landschaft bei einer schrittweisen Erhöhung des Waldanteils von 5 % auf 95 %. TURNER et al. (1989) untersuchen die Auswirkungen von Veränderungen der geometrischen Auflösung (Rasterzellen) von klassifizierten Landschaften.

TRAUB & KLEINN (1999) untersuchen Differenzierungseigenschaften, gegenseitige statistische Unabhängigkeit und Erfassbarkeit über Stichprobenerhebungen. RIITERS et al. (1995) testen 55 Indizes in 85 Landschaften, vergleichen deren gegenseitige Korrelation und äußern die Hoffnung, Landschaften idealerweise anhand eines noch zu bestimmenden „Sets“ von Indizes über alle wichtigen geometrischen Eigenschaften analysieren zu können. HARGIS et al.(1998) untersuchen u. a. Kanten- und Nachbarschaftsmaße bei zunehmender Fragmentierung innerhalb einer künstlichen Landschaft und stellen fest, dass sich diese nicht eignen, um verteilte oder aggregierte Landschaftsmuster zu unterscheiden. GUSTAFSON (1998) analysiert das Verhalten von LSM in thematischen Karten und bei Punkt-Daten und stellt Beziehungen des Landschaftsmusters zu ökologischen Prozessen her. GRIFFITH et al. (2000) untersuchen die Reaktion verschiedener LSM bei einer Veränderung des Skalenniveaus (30 m, 100 m, 1 km) und stellen fest, dass sich die Landschaftsstrukturmaße IJI und LPI gut eignen, um diese methodischen Unterschiede herauszustellen. DRAMSTAD et al. (1998 & 2001) stellen in ihren Untersuchungen eines Teils der norwegischen Agrarlandschaft fest, dass sich Unterschiede in Heterogenität, Betrachtungsmaßstab und Dynamik durch LSM (Flächenmaße, Kantenmaße, Diversitäts- und Verteilungsmaße) festhalten lassen. CAIN et al.

(1997) zeigen in ihrer Untersuchung verschiedener Skalenebenen, dass eine geringe Anzahl von Indizes für ein Landschaftsmonitoring i. d. R. ausreicht, um die wesentlichen Eigenschaften von Landschaften zu charakterisieren, da sich diese auf einige wenige grundlegende Charakteristika beziehen. Sie schränken diese Aussage dahingehend ein, dass

7.2.1. Visuelle Interpretation von Satellitenbildern

Aufgrund der schon in Kapitel 4 dargelegten Heterogenität der verwendeten Satellitenbilder kam für eine umfassende Analyse der Landschaft nur eine visuelle Interpretation der drei Zeitschnitte in Frage. Durch zahlreiche digitale Methoden der Bildverbesserung wie z. B. die Kontrastdehnung, Filterungen und optische Verstärkung der Kanten hat die visuelle Inter-pretation von Fernerkundungsdaten in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. LAUSCH

(2000a) sieht folgende Vorteile einer visuellen gegenüber einer automatischen Klassifikation:

• Gegenüber radiometrischen Verfälschungen weist eine visuelle Interpretation die größere Unempfindlichkeit auf.

• Die Einteilung bestimmter Klassen in Untereinheiten (z. B. das Landschaftselement Acker in die einzelne n Ackerschläge) ist nur durch eine visuelle Interpretation möglich.

• Komplexe Muster der Landbedeckungsstrukturen sind aufgrund begrenzter geometrischer, radiometrischer, temporaler und spektraler Möglichkeiten automatischer Verfahren nicht zufriedenstellend durchzuführen.

• Bei der Verwendung multitemporaler Bilddaten können durch das Einbringen von Fachwissen und Erfahrungen Fehler, die durch Nutzungsänderungen, Änderungen der Phänologie und leicht differenzierte Georeferenzierung im automatisch klassifizierten Bild auftreten, vermieden oder vermindert werden.

Die Nachteile der visuelle Klassifikation sind vor allem der sehr hohe zeitliche und manuelle Aufwand der digitalen Abgrenzung der Landschaftselemente sowie das hohe Maß an Fach-wissen und an Erfahrung, über die der Interpret verfügen muss (SCHALLENBERG 2001).

BLASCHKE (1998) führt als generelles Problem auch die relativ hohe Subjektivität bei der Erfassung und Abgrenzung von Landschaftselementen an. Im vorliegenden Fall war die manuelle Bearbeitung der Untersuchungsgebietes von mir allein (in der vorgegebenen Zeit) nicht zu schaffen, so dass die Arbeit zwischen Frau Küster, Frau Jentsch und mir (siehe Kap. 5) aufgeteilt wurde. Hierbei ist die unterschiedliche Erfahrung mit den heterogenen Ausgangsdaten als kritisch anzusehen und birgt ein gewisses, aber nicht näher zu quantifizierbares, Fehlerpotential.

7.2.2. Quantifizierung der Landschaftsstruktur aus Fernerkundungsdaten und ihre Einflussfaktoren

Wie bereits erwähnt, nutzen zahlreiche Autoren Methoden und Daten der Fernerkundung zur Erfassung und Bewertung der Landschaftsstruktur. Die Arbeiten, in denen Landschafts-strukturmaße eingesetzt werden, zeigen keine Normierungsansätze, so dass die gewonnen Ergebnisse miteinander kaum vergleichbar sind. Um die Dynamik einer Landschaft herauszu-arbeiten, ist es erforderlich, für jeden Zeitschnitt die gleichen Rahmenbedingungen einzu-halten. Hierbei treten folgende Punkte in den Vordergrund:

Wenn auch trivial, so ist eine möglichst realitätsnahe Abbildung des Untersuchungsraumes im klassifizierten Landschaftsbild unverzichtbar. Hierbei spielen die oben angesprochenen Fak-toren der visuellen Interpretation sowie inhaltliche Fragen eine bedeutende Rolle. Wichtige Punkte sind hierbei die Anzahl und Art der zu erfassenden Landschaftsklassen (vgl. Tab. 3) und Vermeidung von Digitalisierungsfehlern (vgl. Abb. 4). Bei der Einarbeitung des Verkehrsnetzes wurde folgender Kompromiss eingegangen: Strassen (etwa 10 m breit) sind in Landsat-TM-Aufnahmen (30 m Bodenauflösung) nur schwer oder gar nicht erfassbar. Sie stellen aber den wohl wichtigsten Faktor zur Erfassung der Landschaftszerschneidung dar und dürfen daher in der Analyse nicht fehlen (LAUSCH & MENZ 1999). Da die manuelle Digitali-sierung des gesamten Straßennetzes des Regierungsbezirkes Leipzig einen nicht zu bewerkstelligenden Arbeitsaufwand darstellt, wurden lediglich die wichtigsten Straßenzüge in den ländlichen Bereichen per Hand eingefügt. Das Straßennetz der Stadt Leipzig und der Kreisstädte wurde nicht vervollständigt. Dies ist auch der entscheidende Grund, die urbanen Landschaften in der genaueren Analyse (Kap. 6.2) unberücksichtigt zu lassen.

Besonderheiten birgt auch die Wahl von Daten unterschiedlichen Ursprungs. So bildet auch die Umwandlung der vektoriellen Biotoptypenkartierung zum klassifizierten Landschaftsbild des Jahres 1994 (Rasterformat) eine Fehlerquelle, deren negative Auswirkungen (unterbrochene linienhafte und fälschlicherweise verbundene flächenhafte Land-schaftselemente) durch die manuelle Überarbeitung weitestgehend eliminiert wurden.

nahmezeitpunkte (Mai 1965, April 1984 und Juli 1994) entstanden sind, konnten weitest-gehend durch die visuelle Klassifikation vermindert und ausgeglichen werden.

7.3. Ergebnisse des Landschaftsmonitorings

7.3.1. Landschaftsebene: Gesamtlandschaft

Bei der Betrachtung der Gesamtlandschaft auf Landschaftsebene fließen alle Teilflächen des Regierungsbezirkes Leipzig in die Analyse ein. Diese unterlagen durch die politischen und damit auch wirtschaftlichen Wandlungen der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts den enormen Struktur- und Nutzungsänderungen, die sich innerhalb der gesamten damaligen DDR vollzogen.

Diese für die Änderungen der Landschaftsstruktur wesentlichen Entwicklungen sollen hier kurz dargestellt werden. Nach ECKHARDT & WOLLKOPF (1994) kam es bis Mitte der 60er Jahre zu einer vollständigen Enteignung der landwirtschaftlichen Flächen und einer Über-führung in landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) zur Bildung volkseigener Güter (VEG). Ab etwa 1968 erfolgte die Schaffung industriemäßiger landwirtschaftlicher Großbetriebe, die umfangreiche Veränderungen der Landschaftsstruktur mit sich brachten.

Zahlreiche Flurbereinigungsverfahren wurden durchgeführt, um die ehemals von Einzel-bauern bewirtschafteten kleinen Flächen zu großen Schlägen zusammenzufassen. Hierbei wurden nach ECKARDT & WOLLKOPF (1994) in großem Stil Hecken, Gehölze, kleine Wälder, kleine Wege, sogar Hügel und Bergkuppen entfernt, Feuchtgebiete und Feuchtwiesen trockengelegt, zahlreic he Bäche verrohrt und Bäche und Flüsse begradigt. In den 80er Jahren wurde vermehrt dazu übergegangen, landwirtschaftliche Extremstandort in den Produktions-ablauf zu integrieren, was im Regierungsbezirk Leipzig vor allem in den landwirtschaftlich dominierten Naturräumen dazu führte, dass die Wälder (mit wenigen Ausnahmen) auf steile Hänge und Auen zurückgedrängt wurden. Diese generelle Entwicklung zu sehr großen Flächen vollzog sich auch bei der Rohstoffgewinnung, in erster Linie in den Braunkohletage-baue n. Sie entwickelten sich sowohl im Nordraum, als auch im Südraum von Leipzig zu riesigen Flächen, denen allein im Regierungsbezirk Leipzig 72 Siedlungen zum Opfer fielen (REGIONALER PLANUNGSVERBAND WESTSACHSEN 2001). Nach der politischen Wende 1990

und der Überführung der Landwirtschaft der ehemaligen DDR in die Agrarpolitik der Europäischen Union kam es im Regierungsbezirk Leipzig zu vermehrten Flächenstilllegungen (Abbau der EU-Agrarüberschüsse) und einer Übertragung der z. T. 10.000 ha großen LPG in private Hände. Die Teilflächen der nun wesentlich kleineren Betriebe wurden in ihrer räumlichen Ausdehnung verringert. Ein wichtiger Grund hierfür liegt in der schon in den 70er Jahren festgestellten hohen Wind- und Wassererosionsrate, die durch eine Unterteilung der Schläge durch Hecken und Gehölze vermindert wird. Dies wird auch in Zukunft eine wichtige raumplanerische Maßnahme bleiben (REGIONALER PLANUNGSVERBAND WESTSACHSEN 2001).

Die großflächigen Tagebaue der Region wurden nach 1990 zum größten Teil stillgelegt und werden nach und nach renaturiert. Die flächenmäßig bedeutendsten Maßnahmen sind die Entwicklung von Seen, die Aufforstung und die Nutzung als Sukzessionsflächen.

Diese Entwicklungstendenzen auf dem Gebiet der neuen Bundesländer lassen sich auch durch die Flächenmaße für den Regierungsbezirk Leipzig belegen. Bis 1984 kommt es zu einer sehr starken Reduktion der Flächenanzahl bei gleichzeitiger Zunahme der durchschnittlichen Flächengröße von 1 ha auf 2 ha (Abb. 10). Parallel zur Entwicklung der Anzahl der Flächen entwickelt sich auch deren Dichte von 1965 bis 1984 deutlich negativ. Bis 1990 drehte sich dieser Trend leicht um. Dieser relativ geringe Wandel zwischen 1984 und 1994 liegt zum einen an dem kleineren Zeitraum (4 Jahre nach der Wende), zum anderen an dem nicht mehr so dominanten politischen System, welches zwar die Rahmenbedingungen, aber keine flächenkonkreten Maßgaben vorgibt. Die Unterschiede in der mittleren Flächengröße sind 1965 und 1984 mit über 1700 % groß, verstärken sich aber bis 1994 noch einmal deutlich auf über 2000 %. Welche Fläche durch den Largest Patch Index (Prozentanteil der größten Fläche an der Gesamtfläche) dargestellt wird, lässt sich nur vermuten. Wahrscheinlich handelt es sich in allen drei Jahren um eine Tagebaufläche (Abb. 10).

Die Entwicklung der Kantendichte über die Zeit zeigt, dass diese bis 1984 stark abgenommen hat und danach leicht anstiegt. Die Kantendichte sinkt, wenn die Flächen größer werden, (vor allem linienhafte) Landschaftselemente entfernt werden und die Flächen in ihrer Form ein-facher werden. Alle drei Faktoren treffen für den Untersuchungsraum zu. Nach 1984 kam es

elemente und erreicht bei einer gleichmäßigen (proportionalen) Verteilung hohe Werte (max.

100%), niedrige Werte (min. 0 %) zeugen von einer ungleichmäßigen Verteilung. Die für den Regierungsbezirk Leipzig gemessenen Werte liegen für alle drei Zeitschnitte zwischen 69 % und 74 %, sind sich also weitestgehend ähnlich. Zwischen den Jahren 1984 und 1994 ver-ändert sich der Wert fast gar nicht. Eine Isolierung der Patches ist somit kaum ausgeprägt.

Der Shannon`s Diversity Index beschreibt den Informationsgrad einer Landschaft in Bezug auf den Reichtum an verschiedenen Patches und ist nach MCGARIGAL & HOLMES (2000) als absoluter Wert nicht besonders aussagekräftig, eignet sich aber zum Vergleich mehrerer Landschaften bzw. Zeitschnitte. Der Regierungsbezirk Leipzig zeigt zwischen 1965 und 1994 eine sehr geringe Zunahme des Flächenreichtums.

7.3.2. Landschaftsebene: Naturräume

Die berechneten Werte der Landschaftsstrukturmaße sind unabhängig von der Größe und dem Anteil an der Gesamtlandschaft der einzelnen Naturräume und sind somit untereinander gut vergleichbar.

Die Entwicklung der Anzahl der Patches in den einzelnen Jahren zeigt, mit Ausnahme der Bergbaulandschaft und der urbanen Landschaft, den Trend der starken Abnahme zwischen 1965 und 1984 und einer leichten Zunahme bis 1994. Der Grund für diese Entwicklung ist in der im vorherigen Kapitel beschriebenen generellen Landschaftsentwicklung der neuen Bundesländer vor und nach der Wende zu sehen. In der Bergbaulandschaft nahm die Anzahl der Flächen kontinuierlich ab, was mit einer Intensivierung der Tagebautätigkeit zwischen 1984 und 1990 zusammenhängt, deren Auswirkungen auf die Flächenanzahl in den verblei-benden Jahren bis 1994 nicht mehr ausgeglichen wurden. Die Entwicklungen in den urbanen Landschaften sind aufgrund der relativ großen Digitalisierungsfehler (nur ein geringer Teil der Straßen erfasst, feine [aber wichtige] Strukturen im Landsat-TM-Bild kaum zu erfassen) generell nicht genau erfasst und daher kaum interpretierbar. Die Entwicklung der Flächen-dichte zeigt die gleichen Tendenzen wie die der Anzahl der Flächen: Nach hohen Werten für 1965 werden 1984 die niedrigsten erreicht, diese steigen danach, mit Ausnahme der Bergbaulandschaft, leicht an. Auch dies ist mit der generellen Entwicklung der Agrarstruk-turen durch die Umwandlung in industrielle Großbetriebe zu erklären. Die Patch Density korreliert stark mit der durchschnittlichen Flächengröße (Area Mean). Die Flächengröße

nimmt vor allem in der Heidelandschaft und der Bergbaulandschaft von 1965 bis 1984 enorm zu und sinkt danach, in der Heidelandschaft besonders stark, ab. Lediglich die Bergbau-landschaft ist durch eine weitere Zunahme der durchschnittlichen Flächengröße auf über 3,5 ha geprägt. Hierin spiegeln sich die sehr großen Tagebaue wieder; sie dominieren in jeder Hinsicht die Landschaft. Dies ist sehr deutlich am Largest Patch Index abzulesen, der zu allen Zeitpunkten im Vergleich zu den anderen Naturräumen die höchsten Werte erreicht und 1994 sein Maximum mit etwa 44 % hat. Das bedeutet, dass die größte Einzelfläche der Bergbaulandschaft 1994 44 % des Naturraumes umfasste. Dies ist, auch bei Berücksichtigung einer gewissen Fehlertoleranz, bei der Landschaftserfassung ein enorm hoher Wert und vermittelt einen Eindruck von der Dominanz der Tagebauflächen. Die extrem großen Flächen sind auch der Grund für die mit durchgängig über 900 % höchste Variation der mittleren Flächengröße. Die anderen Naturräume zeigen einen sehr heterogenen Verlauf des Maßes AREA_CV über die Zeit: In der Lößhügellandschaft und der Porphyrhügellandschaft nimmt der Wert kontinuierlich zu, in der Auen- und Heidelandschaft nimmt er zunächst ab, danach wieder zu und in der Sandlöß-Ackerlandschaft nimmt er zunächst zu, dann ab. Die Gründe für diese Entwicklung sind nicht genau zu benennen dies zeigt eine zwar unterschiedliche, aber dennoch hohe Landschaftsdynamik. Die für die Gesamtlandschaft festgestellte deutliche Zunahme zwischen 1965 und 1994 verlief in den Teilräumen sehr unterschiedlich.

Die Kantendichte der einzelnen Naturräume zeigt die gleiche Entwicklung über die Zeit wie die der Gesamtlandschaft: Die höchsten Werte werden 1965 erreicht, danach folgt einen deutliche Abnahme bis 1984 und wieder eine Zunahme der Kantendichte bis 1994. Dies ist, mit Ausnahme der urbanen Landschaft, in allen Naturräumen gegeben und spiegelt den allgemeinen Trend zur Vergrößerung der Flächen (vor allem landwirtschaftliche Nutzflächen und Braunkohlentagebaue), zur Entfernung kleiner und linienhafter Flächen (Baumreihen, Hecken, Gehölze, Wälder, mäandrierende Fließgewässer,...) und zur Vereinheitlichung der Flächenformen bis 1984 und die Umkehr dieser Prozesse nach 1990 wieder. Für alle sieben Naturräume des Untersuc hungsgebietes gibt der REGIONALE PLANUNGSVERBAND WEST

-SACHSEN (2001) eine Erhöhung des Anteils an Baumreihen, Hecken, Gehölze, Wälder und eine weitestmögliche Renaturierung der Fließgewässer als raumplanerische Ziele an. Mit der

Landschaft oder zum Vergleich mehrerer Landschaften (MCGARIGAL & HOLMES 2000). Die Naturräume Lößhügel-, Porphyrhügel-, Auen-, Heide- und Sandlöß-Ackerlandschaft spiegeln die allgemeine Tendenz zur Vereinfachung der Flächenform zwischen 1965 und 1984 wieder, wie sie auch schon anhand der Veränderungen der Kantendichte ablesbar sind. Nach 1984 dreht sich der Prozess der Formveränderung wieder um. Die genauen Indexwerte schwanken innerhalb eines Jahrganges teilweise beträchtlich: So wird in der Porphyrhügellandschaft 1965 ein LSI Wert von 100, in der Auenlandschaft nur von 49 ermittelt. Abb. 17 zeigt, dass zwischen den Naturräumen teilweise erhebliche Unterschiede bestehen. Die Naturräume Lößhügellandschaft und Porphyrhügellandschaft sind zu allen drei untersuchten Zeitpunkten durch eine relativ komplexe Form ihrer Flächen gekennzeichnet. Die Bergbaulandschaft und die urbane Landschaft sind durch vergleichsweise einfache, dem Quadrat ähnlichere Formen der Flächen geprägt, während die Naturräume Auen-, Heide- und Sandlöß-Ackerlandschaft in Bezug auf die Formkomplexität im Vergleich zu den anderen Naturräumen eine mittlere Stellung einnehmen. Das sich auch bei einer nahe zu vollständigen Erfassung des Straßen-netzes innerhalb der urbanen Landschaft relativ einfache Formen gezeigt hätten, ist meiner Meinung nach wahrscheinlich, da zumindest in Leipzig die Straßenzüge weitgehend rechteckig verlaufen. Dies muss allerdings eine Vermutung bleiben.

Die Maße der nächsten Nachbarschaft geben den mittleren Abstand (ENN_MN) bzw. die Standardabweichung des mittleren Abstandes (ENN_CV) der Flächen gleicher Klassen der Naturräume an (MCGARIGAL & HOLMES 2000). Die von MCGARIGAL & MARKS (1994) und von MCGARIGAL & HOLMES (2000) gegebene Einschränkung dieses LSM – nur Flächen innerhalb des untersuchten Raumes werden berücksichtigt – spielt nur bei populationsöko-logischen Untersuchungen (Isolation) eine Rolle und kann im Rahmen eines Landschafts-monitorings ignoriert werden. Der im Rahmen dieser Untersuchung gewählte Suchradius für Flächen gleicher Klassenzugehörigkeit (6000 m, vgl. Anhang C ) entspricht der maximalen Ausdehnung der einzelnen Naturräume. Das Maß ENN_MN (Abb. 18) zeigt 1965 für alle Naturräume (außer für die urbane Landschaft) relativ niedrige Werte zwischen 20 m und 33 m, die Flächen gleicher Klassen liegen also weitestgehend nah beieinander. Diese Entfernungen steigen bis 1984 in allen Naturräumen stark an, vor allem die Heidelandschaft zeigt diese Entwicklung mit einer Zunahme von 30 m (1965) auf 74 m (1984) besonders deutlich. Nach 1984 kommt es zu einer geringfügigen Minderung des mittleren Abstandes, mit Ausnahme der Bergbaulandschaft und der urbanen Landschaft. In der Bergbaulandschaft kam es auch nach 1984 (bis etwa 1990) zu einer weiteren Ausräumung der Landschaft, was

zu einer Abstandsvergrößerung der flächenmäßig in geringem Umfang vertretenen Klassen führte. Die Veränderungen des Variationskoeffizient der mittleren Abstände (ENN_CV) zwischen den Flächen gleicher Landschaftsklassen zeigen, dass sich zwischen den Naturräumen Unterschiede in der landschaftlichen Entwicklung ableiten lassen. So zeigt der Naturraum Auenlandschaft eine Zunahme des Variationskoeffizienten über die gesamten 30 Jahre, in den Naturräumen Lößhügel-, Porphyrhügel-, Heide-, Sandlöß-Acker- und urbane Landschaft folgt auf eine Abnahme eine Zunahme und in der Bergbaulandschaft steigt der Wert zunächst an und sinkt dann wieder ab. Diese differenzierte Entwicklung anhand konkreter Gegebenheiten zu begründen fällt schwer, es muss in diesem Fall daher bei einer Beschreibung bleiben.

Während das Verteilungsmaß Interspersion and Juxtaposition Index für die Gesamtlandschaft eine zunehmend proportionale Verteilung der Landschaftselemente zwischen 1965 und 1994 ergab, zeigt die Darstellung des Index für die Naturräume (Abb. 19) ein differenzierteres Bild.

Die meisten Naturräume zeigen nach einer Zunahme zwischen 1965 und 1984 eine Abnahme bis 1994. Die Bergbaulandschaft zeigt nach nur geringen Änderungen zwischen 1965 und 1984 einen sehr starken Anstieg des Indexwertes um 10 % zwischen 1984 und 1994. Diese zunehmende Gleichverteilung der Patches gleicher Klasse kann nur mit den (vielleicht schon in geringem Umfang vor der Wende) eingeleiteten Renaturierungsmaßnahmen (REGIONALER

Die meisten Naturräume zeigen nach einer Zunahme zwischen 1965 und 1984 eine Abnahme bis 1994. Die Bergbaulandschaft zeigt nach nur geringen Änderungen zwischen 1965 und 1984 einen sehr starken Anstieg des Indexwertes um 10 % zwischen 1984 und 1994. Diese zunehmende Gleichverteilung der Patches gleicher Klasse kann nur mit den (vielleicht schon in geringem Umfang vor der Wende) eingeleiteten Renaturierungsmaßnahmen (REGIONALER

Im Dokument Fernerkundung und Geoinformation (Seite 70-0)