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Landkreis Kulmbach

Im Dokument 14/2019 (Seite 139-144)

4 Anwendung auf die Modellregionen (AP3)

4.3.2 Landkreis Kulmbach

Die Wirkungsabschätzung für den Landkreis Kulmbach erfolgt grundsätzlich wie für die Modellregion Pirmasens. Entsprechend der Prämisse, dass das Mobilitätsverhalten in bestimmten Raum- bzw. Ge-meindetypen einer bestimmten Größe ähnlich ist, kann unter Berücksichtigung der Zusammensetzung des Modellraums (hier des Landkreises Kulmbach) aus unterschiedlichen Raum- und Gemeindetypen eine Abschätzung der Gesamt-Mobilität und der daraus resultierenden CO2-Emissionen abgeleitet wer-den. Dies erfolgt auch hier mittels einer raumspezifischen Gewichtung des gemessenen Mobilitätsver-haltens im MOP, sowohl für die Ausgangslage als auch auf Grundlage der prognostizierten Bevölke-rungsstruktur für das Jahr 2030. Dabei gehen jeweils die spezifischen Rahmenbedingungen des Land-kreises in Bezug auf Gemeindetypen, Haushaltsgrößenverteilung und Altersstruktur sowie in Bezug auf den raumspezifischen Motorisierungsgrad ein.

Datenaufbereitung für die Ausgangssituation 2010

Die Modellregion wird zunächst in Bezug auf die Gemeindestruktur hin analysiert und in verschiedene Raumtypen eingeteilt. Dazu wurden die Zahlen für den gesamten Landkreis Kulmbach von der Modell-region zur Verfügung gestellt. Auf Grundlage dieser Informationen erfolgt die Gewichtung der MOP-Daten auf Haushaltsebene.

Um sowohl die Strukturen des Pkw-Besitzes als auch die charakteristischen Haushaltsgrößen geeignet zu berücksichtigen, sind mehrere Schritte erforderlich: Als Erstes wird davon ausgegangen, dass die mittlere Haushaltsgröße in der Stadt kleiner ist als im Rest des Landkreises. Datengrundlage für die ländlichen Gebiete ist die Verteilung der bayernweiten Statistik (Regionalergebnisse des Mikrozensus

139 2011, vgl. Destatis 2017a), deren Kategorie für „andere ländliche Räume in Bayern“ in der Modellie-rung übernommen wird. Für Kulmbach und Mainleus erfolgt eine Anpassung der verfügbaren Vertei-lung der Haushaltsgrößen in Oberfranken, welche im MOP den entsprechenden Raumtypen (kleine oder mittlere Stadt) zugeordnet sind. So ergibt sich eine mittlere Haushaltsgröße von 2,09 Personen für die kleinen Gemeinden und entsprechend von 2,02 Personen in Kulmbach und Mainleus.

Aus einem Vergleich der Haushaltsgrößen- und Motorisierungsverteilungen in den MOP-Daten sowie auf Basis von Angaben, die für die Region Kulmbach aus anderen geeigneten Datenquellen vorliegen bzw. angenommen werden, werden nun geeignete Gewichtungs- bzw. Hochrechenfaktoren abgeleitet.

Entsprechend der Haushaltsgrößen- und Pkw-Besitzverteilung auf Haushaltsebene sowie der Alters- und Geschlechtsverteilung auf Personenebene erfolgt iterativ eine Gewichtung der für das MOP in den entsprechenden Raumtypen erhobenen Daten. Im Ergebnis stehen so Hochrechenfaktoren zur Verfü-gung, um das Mobilitätsverhalten für den Landkreis entsprechend der dort vorliegenden sozioökono-mischen und demografischen Strukturen gut wiedergeben zu können.

Im Anschluss erfolgt auch auf der Personenebene eine Anpassung. Grundlage hierfür bildet die vorlie-gende Geschlechts- und Altersverteilung des Statistischen Landesamtes Bayern. Basierend darauf wird nun auch hier die Gewichtung mit den Gewichtungsfaktoren vorgenommen. Die verfügbaren Daten (Anzahl Personen im Landkreis, Anzahl Pkw) ergeben eine Motorisierungsrate von 620 Pkw für 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner im gesamten Landkreis im Jahr 2012. Dieser Wert wurde auch für das Basisjahr 2010 übernommen, ist aber noch für die einzelnen Raum-/Gemeindetypen geeignet, plausibel und konsistent anzupassen. Es kann davon ausgegangen werden, dass in der Stadt der Pkw-Besitz geringer ist als im Umland (kürzere Wege, ÖV besser ausgebaut). Dies führt für Kulmbach zu einer Motorisierungskennzahl von 610 Pkw für 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner, für Mainleus zu 620 Pkw für 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner und für den restlichen Landkreis zu 640 Pkw für 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Beim Vergleich der Ergebnisse dieser Gewichtung mit den Referenzdaten kann festgestellt werden, dass sich in Bezug auf die Personenanzahl und Altersstruktur für alle Personen über 10 Jahre insge-samt ein plausibles Geinsge-samtbild ergibt.

Im nächsten Schritt wird der aus den MOP-Daten stammende Modal Split an die Gegebenheiten der Modellregion angepasst. Im Landkreis Kulmbach ist z.T. ein sehr qualifiziertes SPNV-Angebot vorhan-den. Andererseits wird deutlich, dass der Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege in der Mo-dellregion verglichen mit anderen Regionen zu hoch angesetzt sein dürfte. Dies wird dahingehend be-rücksichtigt, dass alle mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege, die länger als 6 km sind, dem ÖV zuge-rechnet werden. Insgesamt erlangt dadurch der Modal Split für das Gesamtgebiet als plausibel anzuse-hende Anteile.

Zudem wird der Modal Split auf die Ebene ganzer Ausgänge (Wegeketten von der Wohnung ausgehend zurück in die Wohnung) bezogen. Berücksichtigt man die zurückgelegten Entfernungen, so legt eine Person im Landkreis demnach durchschnittlich 47 km pro Tag zurück. Dieser Wert kann für diesen Raum als durchaus charakteristisch angesehen werden.

140 Abbildung 41: Modal-Split im Landkreis Kulmbach in 2010 (ausgangsbezogen in %) (eigene Darstellung, KIT)

Abbildung 42: Modal-Split im Landkreis Kulmbach in 2010 (entfernungsbezogen in %) (eigene Darstellung, KIT)

141 Berechnung der CO2-Emissionen im Ist-Zustand

Nun werden – basierend auf den verwendeten Verkehrsmitteln, den Ausgangsdistanzen sowie der personenspezifischen Gewichtung – die CO2-Emissionen der Modellregion abgeschätzt. Hierfür liefert

"TREMOD – Transport Emission Model“ des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH die Datengrundlage. TREMOD weist den unterschiedlichen Verkehrsmitteln unterschiedliche Emissionswerte zu (siehe Kapitel 3.3.3). Diese Emissionswerte werden nun auf die Ausgänge ange-wandt, sodass für jeden Ausgang die Emissionen entsprechend der Entfernung und der dafür genutz-ten Verkehrsmittel vorliegen. Insgesamt ergeben sich so für das Jahr 2010 in Stadt und Landkreis Kul-mbach 3.360 t CO2 pro Woche, d. h. 6,8 kg CO2 pro Person und Tag.

Datenaufbereitung für die Prognose 2030

Für diesen Schritt liefert die Bevölkerungsprognose des Landkreises zum 31.12.202853 die entschei-dende Datengrundlage. Gemäß der mittleren Variante, die auch hier der Prognose zugrunde gelegt wird, ist gegenüber 2010 von einer erheblichen Bevölkerungsabnahme von 11 % auf 62.358 Personen über 10 Jahren auszugehen. Außerdem wird von einer deutlichen Alterung ausgegangen: So wird im Jahr 2030 z. B. mehr als die Hälfte der Bevölkerung über 50 Jahre alt sein, und nur 13,5 % werden un-ter 18 Jahre alt sein. Dies hat auch einen erheblich größeren Anteil an Kleinhaushalten zur Folge. Die Annahmen beziehen sich auf die gesamte Modellregion und sind nun noch auf die unterschiedlichen Raum-/Gemeindetypen im Gebiet zu übertragen. Die mittlere Haushaltsgröße geht danach zwischen 2010 bis 2030 in Kulmbach von 2,02 Personen pro Haushalt auf 1,83 Personen pro Haushalt zurück, im restlichen Landkreis (kleinere Gemeinden) auf 1,84 Personen pro Haushalt.

An diese Änderungen in der Bevölkerungsstruktur sind folglich auch die Pkw-Besitzstrukturen anzu-passen. Hierfür stellt die Shell-Prognose Trends zur Verfügung, die in Verbindung mit raumspezifi-schen Annahmen auf die Modellregion übertragen werden können. So gibt es einen Zuwachs der ge-samten Motorisierung insbesondere durch die Zunahme des Pkw-Besitzes bei Menschen über 65 Jahre und allgemein bei Frauen. Damit ergeben sich als Motorisierungskennzahlen bis 2030 für Kulmbach 630 Pkw pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner und im restlichen Landkreis 661 Pkw pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Insgesamt werden also ein höherer Motorisierungsgrad und kleinere Haushalte prognostiziert, jedoch unterschiedlich stark je nach Raumtypen.

Die Methodik bei der Ermittlung des Modal-Splits für 2030 ist grundsätzlich dieselbe wie für 2010. So werden geeignete Gewichtungsfaktoren aus den Mobilitätsverhaltensdaten des MOP angewendet, um ein Mobilitätsverhalten für diesen Raum entsprechend der Bevölkerungsstruktur und der Motorisie-rung in der Zukunft abzuleiten. Es wird wie 2010 der Radverkehr gegenüber dem ÖV geringer gewich-tet und der ÖV bei größeren Distanzen höher. Die Betrachtungen erfolgen sgewich-tets auf der Ausgangs-ebene. Die leichten Veränderungen der Anteile im Vergleich zu 2010 gehen im Wesentlichen auf die veränderte Bevölkerungsstruktur 2030 zurück.

53 Diese Daten wurden von der Modellregion zu Verfügung gestellt.

142 Abbildung 43: Modal Split im Landkreis Kulmbach in 2030 (ausgangsbezogen in %) (eigene Darstellung, KIT)

Abbildung 44: Modal Split im Landkreis Kulmbach in 2030 (entfernungsbezogen in %) (eigene Darstellung, KIT)

143 Berechnung der CO2-Emissionen 2030 ohne Maßnahmen

Die Ermittlung der CO2-Emissionen für 2030 erfolgt wie für 2010. Die prognostizierten Emissions-werte von TREMOD bilden nun die Grundlage. Unter Berücksichtigung der anzunehmenden mittelnutzung werden für die einzelnen Ausgänge die entsprechenden Emissionen aus der Verkehrs-mittelnutzung und der jeweiligen Entfernung errechnet. Insgesamt ergeben sich dann für das Jahr 2030 in Kulmbach und dem Landkreis 1.927 t CO2 pro Woche, d.h. 4,41 kg CO2 pro Person und Tag.

Diese Abnahme der CO2-Emissionen gegenüber 2010 ohne direkte Maßnahmen ist zurückzuführen auf den technischen Fortschritt und damit erhöhte Effizienz sowie auf die veränderte Bevölkerungszahl und -struktur, nämlich insgesamt weniger Menschen mit einem höheren Anteil an Seniorinnen und Senioren (mehr als 50% der Bevölkerung über 50 Jahren) mit einem anderen Mobilitätsverhalten.

Dieser Effekt wird gedämpft durch eine höhere Motorisierung bei den Älteren.

Im Dokument 14/2019 (Seite 139-144)