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Um zu untersuchen, ob die Lagerungsabweichungen von Patienten mit den Akuttoxizitäten der Radiatio und anderen Krankheiten korrelieren, wurden verschiedene Fragestellungen untersucht. So wurden die Korrelationen zwischen den

Achse Hormonentzug N Mittel SD p-Wert

SD-LL Gruppe 1 Gruppe 2

54 2,74 0,93

0,278

90 2,57 0,83

SD-CC Gruppe 1 Gruppe 2

54 2,66 0,95

0,119

90 2,66 1,21

SD-AP Gruppe 1 Gruppe 2

54 2,48 1,12

0,046

90 2,90 1,29

Standardabweichungen der Lagerungsungenauigkeit und den gastrointestinalen sowie urogenitalen Akuttoxizitäten und die Korrelation zwischen diesen Akuttoxizitäten und dem BMI berechnet. Außerdem wurde die Korrelation zwischen den SD und dem Vorliegen einiger ausgewählter neuropsychiatrischer Grunderkrankungen sowie die Korrelation der SD und dem Vorliegen von Schmerzen während der Bestrahlungssitzungen analysiert.

4.9.1 Akuttoxizitäten und die SD der Lagerungsungenauigkeit

Eine zentrale Fragestellung der vorliegenden Arbeit war, zu untersuchen, ob die üblichen Akuttoxizitäten einer Radiatio des kleinen Beckens mit den Lagerungsabweichungen korrelieren. Daher wurden die Patienten in dem ihnen zugesandten Fragebogen nach Blasenkrämpfen, Dysurie, Pollakisurie, Makrohämaturie, Nykturie, Blaseninkontinenz, erektiler Dysfunktion, Libidoverlust, abdominellen Schmerzen, schmerzhafter Defäkation, Obstipation, Diarrhoe, Hämorrhoiden, Stuhlinkontinenz, blutigem Stuhlgang und rektaler Fistelbildung gefragt.

Die Patienten wurden gebeten, analog zu Common Terminology Criteria for Adverse Events Version 3.0 (CTCAE)64, das Vorkommen dieser urogenitalen und gastrointestinalen Akuttoxizitäten auf einer Punkteskala von 0-3 zu beurteilen. Diese Punkte wurden dann addiert. Maximal konnten die Patienten folglich 16 mal 3 = 48 Punkte im gravierendsten Fall von Akuttoxizitäten erhalten. Der Patient mit dem höchsten Punktwert hatte 13 Punkte.

Der Fragebogen wurde von 119 Patienten komplett ausgefüllt. Für all diese Patienten konnten die Standardabweichungen der Lagerungsungenauigkeit ermittelt werden, so dass für diese Fragestellung ein Patientengut von 119 zur Verfügung stand.

Insbesondere sollte die These geprüft werden, ob größere Lagerungsabweichungen auf Grund von Fettleibigkeit zu einem höheren Maß von Nebenwirkungen führen, beispielsweise auf Grund von größerer Strahlenbelastung von strahlensensiblem Gewebe bei weniger exakter Lagerung. Wie schon gezeigt konnte keine signifikante Korrelation zwischen den SD der Lagerungsungenauigkeit und dem BMI gefunden werden.

Ebenso bestand keine signifikante Korrelation zwischen den SD und den Akuttoxizitäten. Der Pearson Korrelationskoeffizient für die Akuttoxizitäten und der SD-LL lag bei -0,156. Der berechnete p-Wert lag bei p = 0,091. Für die SD-CC und die Akuttoxizitäten wurde ein Pearson Korrelationskoeffizient von -0,120 und einem p-Wert von p = 0,195 errechnet. Für die SD-AP und die Akuttoxizitäten wurde ein Pearson Korrelationskoeffizient von 0,003 und ein p-Wert von p = 0,975 berechnet.

4.9.2 Akuttoxizitäten und BMI

In gleicher Weise wurde der Punktwert in der Kategorie „Akuttoxizitäten“ berechnet und mit dem BMI korreliert. Für diese Fragestellung stand ebenfalls ein Patientengut von 119 Patienten zur Verfügung. Hier konnte eine signifikante Korrelation zwischen diesen Variablen berechnet werden. Die Korrelation nach Kendall Tau betrug –0,197 bei einer Signifikanz von p = 0,002.

Somit wurde eine relativ geringe negative Korrelation auf einem hohen Signifikanzniveau errechnet. Nach Entfernung des einen Patienten mit einem BMI > 58 aus dem Patientengut nahm die Variable „BMI bei Radiotherapie“ eine Normalverteilung an, so dass anschließend auch die Korrelation nach Pearson berechnet werden konnte.

Diese betrug für 118 Patienten -0,327 bei einem p-Wert von p < 0,001. Dies entspricht einer höheren Korrelation bei einer maximalen Signifikanz. Damit ist die Nullhypothese, dass der BMI nicht mit dem Auftreten von Akuttoxizitäten korreliert, zu verwerfen und die Alternativhypothese anzunehmen, dass ein solcher linearer Zusammenhang besteht. Allerdings besteht eine negative Korrelation. Folglich weisen Patienten mit einem höheren BMI signifikant weniger Akuttoxizitäten auf als Patienten, die einen niedrigeren BMI haben.

Abbildung 12 - Akuttoxizitäten

Akuttoxizitäten: Addition der angegeben Schweregrade, BMI bei Rtx = Body Mass Index bei Radiatio in kg/m²

Es wurde ebenfalls der statistische Unterschied zwischen den beiden BMI-Gruppen in Bezug auf das Auftreten von Akuttoxizitäten untersucht. Auch hier galt: BMI-Gruppe 1 bestand aus Patienten mit einem BMI < 25, und somit aus 55 Patienten, während die BMI-Gruppe 2 aus 63 Patienten mit einem BMI ≥ 25 bestand. Bei zwei unabhängigen nicht normal verteilten Variablen wurde der Mann-Whitney-U-Test gewählt. Bei einem zweiseitigen p-Wert von p = 0,033 wurde ein signifikantes Ergebnis berechnet. Da die vorangegangene Berechnung des Korrelationskoeffizienten nach Pearson eine hoch signifikante negative Korrelation ergab, ist die Richtung der Korrelation bekannt, und deshalb konnte in diesem Zusammenhang für den Mann-Whitney Test auch der einseitige p-Wert angegeben werden, welcher dann p = 0,0165 betrug. Die Verteilungsparameter wurden im unten stehenden Boxplot graphisch dargestellt.

Abbildung 13 - Boxplot zum t-Test: Unterschiede der Akuttoxizitäten in den beiden BMI-Gruppen

Akuttoxizitäten: Addition der Schweregrade, BMI-Gr. 1: BMI < 25 kg/m², BMI-Gr. 2: BMI ≥ 25 kg/m², BMI = Body Mass Index kg/m². 46, 70, 94 und 88 entsprechen den Patientennummern der Ausreißer

4.9.3 Lagerung und neuropsychiatrische Grunderkrankungen

Eine weitere Fragestellung bestand darin zu untersuchen, ob Patienten, die an ausgewählten Grunderkrankungen leiden, die mit einer psychomotorischen Hemmung und/oder Agitation einhergehen können, größere Lagerungsabweichungen aufweisen als Patienten, die nicht an solchen Grunderkrankungen leiden. Hierfür wurden die Patienten in dem ihnen zugesandten Fragebogen befragt, ob sie an fünf häufigen und in diesem Zusammenhang relevanten psychiatrischen Grunderkrankungen litten. Diese waren: Depression, Schlafstörungen, Angsterkrankungen, Klaustrophobie und Essstörungen. Die Frage nach Essstörungen wurde eigentlich gestellt, um eventuell weitere Fragestellungen in Bezug auf den Fragekomplex BMI und Fettleibigkeit zu formulieren. Da allerdings keiner der Patienten diese Frage mit „ja“ beantwortete, ergab sich hieraus nicht die Möglichkeit weiterer Fragestellungen in diesem Bereich. Auch kachektische Patienten fehlten für weitere Fragestellungen im Patientengut.

Der Teil des Fragebogens, der ausgewählte psychiatrische Grunderkrankungen abfragte, wurde von 120 Patienten komplett ausgefüllt. Für all diese Patienten konnten

die SD der Lagerungsungenauigkeit berechnet werden, so dass für diese Fragestellung insgesamt ein Patientengut von 120 Patienten zur Verfügung stand. Von diesen 120 Patienten gaben 12 Patienten an, an mindestens einer der genannten Erkrankungen zum Zeitpunkt der Radiatio gelitten zu haben. Acht Patienten gaben an, an einer Depression gelitten zu haben. Die Grunderkrankungen Schlafstörungen und Angsterkrankungen wurden von je 6 Patienten angegeben. Keiner dieser 120 Patienten gab an, an Klaustrophobie oder Essstörungen zum Zeitpunkt der Radiatio gelitten zu haben.

Um hierbei der unterschiedlichen Belastung der Patienten, an mehreren dieser Grunderkrankungen gelitten zu haben, Rechnung zu tragen, wurde bei jedem Patienten das Vorhandensein einer dieser Grunderkrankungen mit einem Punktwert von 1 Punkt gewertet und die Punkte miteinander addiert. 108 Patienten litten an keiner der erfragten psychiatrischen Grunderkrankungen, sieben an einer, vier an zweien und einer an allen drei der im Fragebogen mit „ja“ beantworteten psychiatrischen Grunderkrankungen. Mit diesen Punktwerten, die folglich zwischen null und drei lagen, wurde dann die Korrelation berechnet.

Die berechnete Korrelation nach Kendall Tau betrug für die SD-LL 0,053, bei einem p-Wert von p = 0,470.

Die berechnete Korrelation nach Kendall Tau betrug für die SD-CC 0,039, bei einem p-Wert von p = 0,599.

Die berechnete Korrelation nach Kendall Tau betrug für die SD-AP 0,006, bei einem p-Wert von p = 0,932.

Eine Korrelation zwischen diesen Faktoren bestand folglich nicht. Bei hohen p-Werten, die unter anderem auch der geringen Anzahl von Patienten, die tatsächlich an einer oder mehrerer dieser Erkrankungen litten, geschuldet war, hatten die errechneten Korrelationskoeffizienten sicherlich wenig Aussagekraft.

Außerdem wurde ein t-Test durchgeführt, um zu untersuchen, ob es statistische Unterschiede hinsichtlich der Lagerungsgenauigkeit zwischen Patienten gab, die angegeben hatten, an mindestens einer (n = 12) dieser Erkrankungen gelitten zu haben, bzw. den Patienten, die an keiner (n = 108) dieser Erkrankungen litten. Dabei

ergab sich auf keiner der drei Achsen ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

Die Alternativhypothese konnte nicht bewiesen werden. Die relativ geringe Zahl von 12 Patienten, die angaben, an mindestens einer dieser Erkrankungen gelitten zu haben, sind zwar für die angewendeten statistischen Verfahren ausreichend, dennoch kann in Erwägung gezogen werden, diese Fragestellung erneut an einem größeren Patientengut zu untersuchen.

Tabelle 6 - t-Test: Unterschiede der SD zwischen Patienten, die an ausgewählten psychiatrischen Grunderkrankungen litten oder nicht daran litten.

SD-LL, SD-CC, SD-AP = Standardabweichung der laterolateralen, craniocaudalen und anterioposterioren Abweichung in mm

4.9.4 Schmerzen und die SD der Lagerungsgenauigkeit

Zuletzt wurde noch die Frage untersucht, ob Patienten, die während der Bestrahlungssitzungen aus irgendwelchen Gründen Schmerzen hatten, dadurch eine höhere Lagerungsabweichung hatten als Patienten, die keine Schmerzen während der Sitzungen angaben. Hierfür wurden die Patienten explizit gefragt, ob sie während der Sitzungen und während sie auf dem Bestrahlungstisch gelegen hatten, aus irgendwelchen Gründen Schmerzen gehabt hatten. 122 Patienten machten Angaben zu dieser Fragestellung, für all diese Patienten konnten die Standardabweichungen berechnet werden. Insgesamt hatten 11 Patienten an Schmerzen unterschiedlicher Genese während der Bestrahlungssitzungen gelitten. Diesen Patienten wurden vertiefende Unterfragen gestellt. So sollten die Patienten auch zur Schmerzintensität Angaben machen, beispielsweise wie häufig sie Schmerzen gehabt hatten, wie stark das intensivste Schmerzereignis auf einer Ordinalskala von 0-10 gewesen war und an wie vielen Sitzungen dieses intensivste Ereignis aufgetreten war. Darüber hinaus

Achse „Psyche“ N Mittel SD p-Wert

SD-LL ja nein

12 2,69 0,69

0,819

108 2,63 0,93

SD-CC ja nein

12 3,08 1,19

0,271

108 2,72 1,11

SD-AP ja nein

12 2,69 0,98

0,867

108 2,76 1,32

wurden sie auch gefragt, welche Schmerzintensität sie auf einer Ordinalskala von 1-10 am häufigsten geplagte hatte und ob sie das subjektive Gefühl hatten, dass ihnen diese Schmerzen, das Verharren in der Bestrahlungsposition erschwert hatte. Da allerdings nur ein sehr kleiner Anteil der Patienten überhaupt Schmerzen während der Bestrahlungssitzungen angab, ergab sich hierbei nicht die Möglichkeit, weitere statistische Berechnungen durchzuführen.

Es wurde der statistische Unterschied der SD zwischen Patienten, die Schmerzereignisse während der Bestrahlungssitzungen angaben, und den Patienten, die dies nicht taten, berechnet. Zu diesem Zweck wurde ein t-Test durchgeführt. Auf keiner der Achsen wurde dabei ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen errechnet.

Die Tatsache, dass die Patienten sich retrospektiv an das Vorkommen von Schmerzen während der Bestrahlungssitzungen erinnern sollten, birgt einen nicht unerheblichen systematischen Fehler. Nach den unten dargestellten Berechnungen müsste die Alternativhypothese verworfen werden.

Tabelle 7 - t-Test: Unterschiede der SD zwischen Patienten, die Schmerzen während der Radiatio angaben, und denen, die dies nicht taten

SD-LL, SD-CC, SD-AP = Standardabweichung der laterolateralen, craniocaudalen und anterioposterioren Abweichung in mm

Achse Schmerzen N Mittel SD p-Werte

SD-LL ja nein

11 2,59 0,82

0,798

111 2,66 0,91

SD-CC ja nein

11 2,40 0,96

0,246

111 2,82 1,12

SD-AP ja nein

11 2,57 0,99

0,590

111 2,79 1,32

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