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6. Ergänzungsfuttermittel

6.2. L-Theanin

L-Theanin ist eine Aminosäure aus grünem Tee und in Deutschland als Futterergän-zungsmittel und Zusatz von Alleinfuttermitteln für den Hund erhältlich. Dem aus grü-nem Tee extrahierten Wirkstoff wird eine beruhigende Wirkung bei Angstzuständen und Stresssituationen zugeschrieben.

64 6.2.1. Beschreibung

Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts wurde L-Theanin erstmals durch den Japaner Y.

Sakato aus grünem Tee isoliert. L-Theanin ist eine farblose, wasserlösliche, N-alky-lierte, chirale, nicht proteinogene Aminosäure aus dem grünen Tee, welche die Blut-Hirn-Schranke passieren kann. Dabei ist sie der proteinogenen Aminosäure L-Gluta-minsäure ähnlich. Diese wird im Zentralnervensystem durch das Enzym L-Glutamin-säuredecarboxylase zu gamma-Aminobuttersäure (GABA) carboxyliert. GABA hat die Funktion eines wichtigen inhibitorischen Neurotransmitters, sodass eine beruhigende Wirkung angenommen wird. (86)

Dabei ist über den genauen Metabolismus und die Pharmakokinetik von L-Theanin derzeit wenig bekannt. Studien an Labortieren zeigen, dass L-Theanin im Dünndarm mittels aktiven, Natrium-gekoppelten Carriers resorbiert wird. Es gibt Hinweise darauf, dass L-Theanin in hohen Dosen mit anderen Aminosäuren um das Transportsystem für L-Aminosäuren um die Passage der Blut-Hirn-Schranke konkurriert. (86)

6.2.2. Studienlage

Untersuchungen an Nagetieren haben gezeigt, dass L-Theanin eine signifikante Be-schleunigung des Lernverhaltens bewirken kann und die kognitiven Fähigkeiten stei-gert. (87) Dazu existieren für den Hund derzeit keine Studien.

Der Einsatz von L-Theanin beim Hund fokussiert sich derzeit auf Stress und Angststö-rungen. Auch eine anxiolytische und Stressreduzierende Wirkung wurde zuvor in Stu-dien mit Nagetieren nachgewiesen. (87)

Hierzu liegen folgende Untersuchungen für den Hund vor.

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Autor Jahr Studienaufbau Ergebnisse

Araujo et al. (88)

2010 21 Beagle (Drei Gruppen á sieben Tiere) wurden in eine nicht ängst-liche Kontrollgruppe und je eine als ängstlich diagnostizierte Pla-cebo-Gruppe und eine Versuchs-gruppe welche zweimal täglich ANXITANE® Tabletten (nach Ge-wicht 25-50mg/Hund) eingeteilt.

Vor Beginn der achtwöchigen Nahrungsergänzung wurde eine Basisphase als Kontrolle aufgeze-cihnet. Es wurde eine objektive Bewertung des Verhaltens bei An-nährung fremder Personen und der Interaktion mit Menschen auf-gezeichnet. Am Ende der Behand-lungsphase wurde der Test wie-derholt.

- In der Basisphase zeigten ängstliche Hunde eine geringere Interaktion mit unbe-kannten Menschen.

- Die mit ANXITANE®

behandelte Gruppe zeigte stärkere Inter-aktion und Annährung an unbekannte Men-schen als die Ge-räuschangst wurden nach verhal-tensmedizinischer Diagnose in zwei Gruppen eingeteilt – L-Thea-nin-Gabe + Verhaltenstherapie o-der nur Verhaltenstherapie. Die Behandlung ging über einen Zeit-raum von 63 Tagen. Dabei wur-den die Hunde zu Beginn der Be-handlung und zum Abschluss der

- In beiden Gruppen

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Behandlung einer Blutuntersu-chung zur Bestimmung des Blut-Cortisols unterzogen. Die Besitzer waren angehalten zweimal pro Woche einen Fragebogen bezüg-lich der Angstzustände auszufül-len.

Theanin zugefütterten Gruppe ab.

- Es wurden keine Un-terschiede der Blut-Cortisol-Werte festge-stellt.

Pike et al.

(90)

2015 18 klinisch gesunde Hunde im pri-vatem Besitz mit bekannter Ge-räuschangst bei Stürmen wurden über 5 Stürme hinweg mittels ei-nes genormten Skala-Fragebo-gens durch die Besitzer beurteilt und erhielten L-Theanin Tabletten (Anxitane®) für die Behandlung der Ängstlichkeit über einen Zeit-raum von mindestens vier Wo-chen. Die Dosierung orientierte sich an den Herstellerangaben.

- Die Auswertung der Fragebögen ergab nach Anxitane®-Gabe eine signifikante Ab-nahme der allgemei-nen Angstwerte.

- Die Beruhigungszeit der Hunde nach dem Sturm wurde geringer.

- Verhaltensweisen wie Speicheln, Hinterher-laufen von Bezugsper-sonen, Hecheln, Über-erregung und Verste-cken waren deutlich

67 Sechi et al.

(91)

2017 Im Rahmen einer Feldstudie wur-den 69 Hunde verschiewur-dener Ras-sen, welche in Zusammenhang mit Angststörungen oder chroni-schem Stress eine Behandlung benötigten über 45 Tage lang ent-weder mit einer Kontrolldiät oder einer nutrazeutischen Diät (ent-hielt L-Theanin, L-Tryptophan so-wie pflanzliche Bestandteile) die ansonsten identisch waren gefüt-tert. Vor und nach der Diätbe-handlung wurden die Neuroendo-krine (Serotonin, Dopamin, ß-En-dorphine, Noradrenalin und Cor-tisol) sowie die Stressparameter (Derivate reaktiver Sauerstoffme-taboliten und das biologische An-tioxidans-Potential) im Blut No-radrenalin- und Cor-tisol-Werte signifikant ab im Vergleich zu der Kontrollgruppe.

- Die reaktiven Sauer-stoffmetabolite waren im Vergleich zu der Kontrollgruppe nach Fütterung einer nutra-zeutischen Diät signifi-kant geringer.

- Das biologische Antio-xidans-Potential än-derte sich nicht.

6.2.3. Bewertung

Die vorliegenden Studien zu der Wirkung von L-Theanin beim Hund und die vorhan-denen Erkenntnisse an Labortieren (Nagetiere) zeigen eindeutige Hinweise auf einen nachweisbaren anxiolytischen Effekt von L-Theanin. Die Mehrheit der Untersuchun-gen fokussierte sich dabei auf die Auswertung von akuten Stressreaktionen (Wirbel-stürme, Annährung unbekannter Personen). Studien zu der Wirkung bei chronischen Stresszuständen liegen derzeit nicht vor. Jedoch ist aufgrund der Untersuchung von

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Sechi et al. anzunehmen, dass die Reduktion von reaktiven Sauerstoffmetaboliten auch bei chronischen Stresszuständen vorliegt. Hierbei lag jedoch eine Diätkombina-tion vor. (91) Weitere Studien hierzu sind notwendig.

Über einen ähnlichen kognitiven Effekt beim Hund wie bei Ratten nachgewiesen, kön-nen derzeit nur Vermutungen angenommen werden. Die Studien von Berteselli et al.

und Pike et al. bewerteten eine Kombination aus ergänzter Fütterung durch L-Theanin und Verhaltenstherapie vergleichend zu der Verhaltenstherapie. Dabei konnte in bei-den Untersuchungen für beide Gruppen eine Verbesserung der Angststörung be-schrieben werden, dabei berichteten beide Autoren jedoch unabhängig, dass Angst-assoziierte Verhaltensmerkmale nur in der L-Theanin-Gruppe geringer waren, was ei-nen wahrnehmbaren besseren Effekt für den Besitzer suggeriert. Es kann daher die Annahme aufgestellt werden, dass der Einfluss von L-Theanin die Kognition verbes-sert. (89) (90) Hierzu sollten weitere Studien am Hund erfolgen.