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5. DIE EINZELNEN WM STÄDTE IM ÜBERBLICK

5.9 L EIPZIG

Interviewpartner:

Christoph Hümmeler: Mitarbeiter im WM Büro.

Unabhängige Variablen:

Verwaltungsorganisation

Das Leipziger WM Büro war Bestandteil einer normalen Verwaltungsorganisation. Allerdings wurde es als eine neue Einheit angelegt (Hümmeler 2007: S.1). Bis der Dezernent abgesetzt worden ist, war das WM Büro an das Umwelt- und Sportdezernat angesiedelt. Anschließend war das Referat Bestandteil des Dezernats für Stadtentwicklung und Bau, bis der dortige De-zernent als Staatssekretär nach Berlin gegangen ist. Zuletzt war das Referat beim

Oberbür-5. Die einzelnen WM Städte im Überblick germeister angesiedelt. Man kann also wahrlich davon sprechen, dass das Leipziger WM Bü-ro „ein bisschen durch die Gegend gewandert“ ist (Hümmeler 2007: S.1). Da das Referat neu angelegt wurde, kamen die Mitarbeiter aus der gesamten Leipziger Stadtverwaltung. Fuzzy-Wert: 0,3

Gebietsorganisation

Das WM Büro war die Steuerungseinheit, die in Leipzig alle Angelegenheiten bezüglich der WM koordinierte (Hümmeler 2007: S.2). Viele Aufgaben wurden an sieben dafür gebildete Arbeitsgruppen und andere Bereiche der Leipziger Stadtverwaltung weitergereicht, da „wir viele Dinge einfach nicht machen konnten“ (Hümmeler 2007: S.2). Die zuständigen behördli-chen Einheiten haben diese Aufgaben dann recht eigenständig erledigt. Das WM Team über-nahm die Aufgaben, für die es keine andere zuständige Behörde ausmachen konnte: „Gab es diese Einheit nicht, haben wir das natürlich intern machen müssen, wie beispielsweise Event-geschichten und Marketing“ (Hümmeler 2007: S.2). Das WM Büro hatte eine koordinierende Funktion über relativ autonom agierende Gebietseinheiten: „Wir haben gesagt, so und so wird das und das passieren, wie löst ihr dieses Problem? Und das Problem mussten die anderen lösen“ (Hümmeler 2007: S.2). Die Zusammenarbeit hat dabei „so gut geklappt, wie das klap-pen kann in der Verwaltung“ (Hümmeler 2007: S.3). Das Stadion gehört nicht der Stadt Leip-zig sondern Kölmel, einem privaten Filmhändler aus München (Kroll 2007: S.9). Fuzzy-Wert: 0

Professionalisierung

Die Arbeitsgruppen, die regelmäßig getagt haben, waren stets mit Mitarbeitern des WM Teams besetzt – meistens mit Herrn Hümmeler selbst (Hümmeler 2007: S.3). In den Arbeits-gremien waren viele extern Beteiligte anwesend, wie beispielsweise die Leipziger Verkehrs-betriebe, das Autobahnamt von Sachsen, der ADAC, die Taxifahrerzentrale bzw. „alle, die mit dem Theater was zu tun haben“ (Hümmeler 2007: S.3). Es waren so viele Externe, dass man die Arbeitsgruppe Verkehr nochmals in Unterarbeitsgruppen aufteilen musste (Hümme-ler 2007: S.3). In Leipzig wurden viele Aufgaben an private Betreiber vergeben. Das Fan Fest wurde beispielsweise von der Leipziger Messe organisiert, zu 50 Prozent eine Tochter der Stadt Leipzig und Werbe-, Layout- und Marketingaufträge wurden oftmals an Agenturen ver-geben (Hümmeler 2007: S.3). Eine Besonderheit in Leipzig war, dass sogar eine Agentur mit der PR betraut wurde und diese nicht über das Presseamt der Stadt Leipzig abgewickelt wurde (Hümmeler 2007: S.4). Mit den Agenturen hat die Zusammenarbeit gut funktioniert (Hümme-ler 2007: S.4). Fuzzy-Wert: 0

5. Die einzelnen WM Städte im Überblick

Verhältnis zur Politik

Der politische Einfluss war eher gering. Der Freistaat Sachsen und der Stadtrat wurden an-hand eines regelmäßigen Informationssystems auf dem Laufenden gehalten (Hümmeler 2007:

S.4). Informationsvorlagen hat der Stadtrat alle zwei Monate bekommen (Hümmeler 2007:

S.4). Mehr Kontrolle fand seitens des Stadtrates nicht statt: „Wir, als WM Team, fanden nicht, dass wir unbedingt kontrolliert werden müssen, weil die mit dem Geld nicht gerade auf uns geworfen haben“ (Hümmeler 2007: S.4). Fuzzy-Wert: 1

Abhängige Variable:

Leistungen

Die Aktivitäten und Veranstaltungen rund um das Fanfest waren erfolgreicher als man es sich im Voraus vorstellen konnte (Hümmeler 2007: S.7). Leider hat man – ähnlich wie in Köln – in der schönen Leipziger Innenstadt keine idealen Plätze für das Public Viewing (Kroll 2007:

S.9).

Qualität

Die Mitarbeiter des WM Teams befassten sich ausschließlich mit der Arbeit für die WM (Hümmeler 2007: S.5). Wie oben schon beschrieben, wechselten die Dezernatsleiter zweimal.

Zusätzlich fand ein Wechsel in der Leitung des WM Büros statt (Hümmeler 2007: S.2). Ins-gesamt gab es sehr viele personelle Wechsel in Leipzig. Dafür hat die Zusammenarbeit mit dem lokalen OK hervorragend funktioniert. Ein Vorteil hierbei war, dass man mit den meisten Leuten bereits im Voraus persönlich bekannt war (Hümmeler 2007: S.6).

Ergebnisse

Die Probleme in Leipzig waren vielschichtig. Das Hauptproblem waren die laufenden Wech-sel der Dezernenten und Zuständigkeiten: „Es fanden permanente WechWech-sel von verschiedens-ten Personen mit irgendwelchen auch durchaus Skandalen nicht nur Skandälchen statt“ (Kroll 2007: S.8). Es fand aus persönlichen Gründen kein gemeinsames Handeln aller notwendigen Akteuren statt: „Machtspielchen innerhalb der Stadt kann ich nicht dadurch beeinflussen, dass ich eine WM habe“ (Hümmeler 2007: S.7). Im Bereich Tourismusmarketing wurde eine gro-ße Chance ungenutzt gelassen, die den Tourismus hätte nachhaltig stärken können. Das lag daran, dass man dem Tourismusbüroleiter des Leipzig Tourist Service, an der die Stadt zu 10 Prozent Träger ist, zum 1.7.2006, also genau während der WM gekündigt hatte (Hümmeler 2007: S.6). Der Tourismusleiter wusste das schon ein Jahr vorher und hat sich deshalb um nichts mehr gekümmert: „Wir sind an die nicht ran gekommen. Die haben die WM überhaupt

5. Die einzelnen WM Städte im Überblick nicht eingesetzt als Tourismusmarketinginstrument für die Stadt Leipzig“ (Hümmeler 2007:

S.6). Ein weiteres Problem in Leipzig waren die Zuständigkeiten im Stadion. Kölmel musste Konkurs anmelden und hat das Stadion daraufhin an einen Düsseldorfer Spekulanten ver-kauft, der mit „irgendwelchem Russengeld da war - also Chaos von vorne bis hinten“ (Kroll 2007: S.8). Laut Herrn Kroll war Leipzig „eine ganz schwierige Geschichte“ (Kroll 2007:

S.9) und „hätte ohne den Herrn Hümmeler noch viel mehr Probleme gehabt. Der war ein Se-gen für Leipzig“ (Kroll 2007: S.8). Hinzu kam, dass das OK selbst noch einen sehr fähiSe-gen Außenstellengeschäftsführer mit Herrn Wolter vor Ort hatte (Kroll 2007: S.8). Das Verhältnis zwischen der Besucherzahl auf dem Fan Fest und der Einwohnerzahl der Stadt fällt in Leipzig im Vergleich zu den anderen Städten mit einem Wert von 0,9 schlecht aus.

Besonderheiten

Leipzig ist die einzige WM Stadt ohne etablierten Fußballbundesligisten. Dort sind in dieser Hinsicht „gar keine Strukturen“ vorhanden und „es fehlen da einfach Menschen, die davon Ahnung haben“ (Kroll 2007: S.9). Fuzzy-Wert: 0

Kontrollvariablen:

Zeit

Das Leipziger WM Büro ist im Dezember 2004 gegründet worden, somit recht spät vergli-chen mit den anderen WM Büros (Hümmeler 2007: S.1).

Personal

Im WM Büro waren 3 Mitarbeiter tätig. Hinzu kamen 2 Externe aus dem Marketingbereich und teilweise hatte man eine Eventstelle (Hümmeler 2007: S.5). Insgesamt gab es also 6 Mit-arbeiter.

Finanzen

Leider liegt für Leipzig keine exakte Angabe vor, sondern nur die Aussage, dass man „sehr wenig Budget hatte und da manchmal ein bisschen zaubern musste“ (Hümmeler 2007: S.4).