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Kriterien der Rangbildung

Im Dokument Bericht zum Projekt (Seite 17-20)

2 Methodisches Vorgehen

2.3 Kriterien der Rangbildung

In der Tab. 4 sind die für die Rangetablierung der Wirkstoffe verwendeten Kriterien in Ab-hängigkeit von der Datenquelle aufgeführt.

Tab. 4: Datenquelle, Rangkriterium und dessen Begründung

Datenquelle Rangkriterium Begründung

Meldungen der Abgabemengen Klassen der Abgabemenge Meldungen erfolgen nach Men-genklassen; es gilt zu prüfen, ob Abgabemengen die realen Anwendungsmengen wider-spiegeln

Monitoring PBSM-Wirkstoffe und Metaboliten für Grund- bzw. Oberflächenwasser

Relative Häufigkeit der Wirk-stoffnachweise und Normüber-schreitungen (Schwellenwert nach GrwV für Grundwasser, Umweltqualitätsnorm UQN3 für Oberflächenwasser)

Gesundheitlicher Orientierungs-wert (GOW)4 bei Metaboliten, soweit vorhanden

Anzahl der Wirkstoffanalysen ist für die erfassten Wirkstoffe sehr unterschiedlich. Daher stellen relative Werte eine einheitliche-re Bewertungsgrundlage dar

Betriebsdaten der

PBSM-Anwendung Ordnungszahl aus dem Produkt

der Applikationsmenge (Wirk-stoff/ha) und des relativen Flä-chenanteils der Fruchtarten bzw. -gruppen auf Ebene des Landes bzw. Landwirtschaftli-cher Vergleichsgebiete (LVG)

Die Ordnungszahl ist Ausdruck der aufgewandten Wirkstoff-menge und kann regional un-tersetzt werden zwi-schen potenziellen Gefahren für das Grund- bzw. Oberflächen-wasser

Für Wirkstoffdaten aus anderen Quellen, wie Haus- und Hof-Anwendungen, Forst, Farbstof-fen bzw. der Saatgutanwendung erfolgt eine Übersicht potenziell problematischer Stoffe. Ein Ranking erfolgt hierbei nicht.

In der Tab. 4 ist aufgezeigt, dass das Ranking der Wirkstoffe für Grund- bzw. Oberflächen-wasser differenziert ist. Diese Untersetzung erfolgt auf Grundlage von Wirkstoffeigenschaf-ten. Es wurden Eigenschaften ausgewählt, die das Umweltverhalten, den Stoffabbau und die Adsorption bzw. Mobilität der Wirkstoffe beschreiben. Verwendet wurden:

Der GUS-Index (Groundwater Ubiquity Score Index) des Wirkstoffes: der Wert beschreibt keine direkte chemische Wirkstoffeigenschaft, sondert aggregiert zwei Wirkstoffeigenschaf-ten (DT50 des Bodens und Koc-Wert) in einem Zahlenwert. Die Berechnung erfolgt nach:

GUS = log(DT50) × (4 - log(Koc))

Der dimensionslose GUS-Index ist so zu interpretieren, dass Wirkstoffe mit Werten > 2,8

„wahrscheinliche Leacher“ (Versickerer) sind; ist der Index < 1,8 ist ein Versickerungsverhal-ten auf Grund der WirkstoffeigenschafVersickerungsverhal-ten eher unwahrscheinlich und Werte 1,8 < GUS < 2;

8 sind als „marginale Leacher“ einzustufen. Mit zunehmendem Index erhöht sich demnach das Risikopotenzial für Grundwasser.

Der Index: Er ist das Ergebnis einer Simulationsrechnung mit dem SCI-GROW-Modell unter Berücksichtigung der Abbauraten (DT50) des Koc-Wertes (Beschreibung der Bindung an organische Bodensubstanz) und standardisierter Annahmen zu Umwelteinflüs-sen (z. B. Niederschläge). Das Modell schätzt den Anteil der verfrachtete Wirkstoffmenge (in µg/l) für 1 kg/ha oder 1 l/ha applizierter Wirkstoffmenge. Die Berechnungen sind für eine di-rekte regionale Abschätzung der Wirkstoffverfrachtung nicht anzuwenden, erlauben wegen der standardisierten Szenarien jedoch eine belastbare Risikoeinschätzung des Wirkstoffver-haltens in Hinsicht auf eine Grundwasserkontamination. Damit ist der SCI-Wert für Verglei-che des Wirkstoffverhaltens geeignet.

Die DT50-Werte für den Boden, sowie die Photolyse und Hydrolyse des Wirkstoffs in Wasser:

Die Werte benennen den Zeitbedarf für einen 50 % Abbau des Wirkstoffes in Tagen. In der vorliegenden Einschätzung wird davon ausgegangen, dass eine längere Beständigkeit des Wirkstoffes im Boden oder der Abbau in der Wasserphase für das Grundwasser potenziell risikoreicher ist. Dahingegen ist der Wirkstoffabbau in der Wasserphase unter Lichteinfluss (Photolyse) für das Oberflächenwasser entscheidender. Insgesamt erhöht eine höhere Per-sistenz des Wirkstoffs die Wahrscheinlichkeit der Ankunft im Grundwasserhorizont bzw. der Erfassung im Oberflächenwasser.

Der Koc-Wert beruht auf der Verteilung (Konzentrationsverhältnis) eines Wirkstoffes zwischen Bodensubstanz und wässriger Lösung unter Berücksichtigung des organischen Kohlenstoff-gehaltes im Boden und wird in mg/g angegeben. Hohe Werte zeigen eine stärkere Bindung (Sorption) im (organisch gut versorgten) Boden an. Damit ist die Gefahr der Auswaschung geringer als bei Wirkstoffen mit niedrigem Koc-Wert, jedoch steigt dann das Risiko der Ver-frachtung des Wirkstoffs mit Bodenpartikeln bei Erosionsgeschehen. Somit ergibt sich eine höhere Gefährdung des Oberflächenwassers. Zur Einschätzung der Verlagerungstendenz (Grundwasser) wird ein Koc-Wert < 500 als kritisch angesehen. Werte darüber sind für das Oberflächenwasser kritischer.

Die Wasserlöslichkeit benennt die in Wasser lösbare Wirkstoffmenge in mg/l. Stärker lösliche Wirkstoffe werden als kritischer für das Grundwasser und für das Oberflächenwasser be-trachtet.

Potenzial für Partikel gebundenen Transport: Der Parameter erfasst auf Grundlage der phy-sikalisch-chemischen Eigenschaften das Wirkstoffpotenzial in Hinsicht auf einen potenziellen Transport mit Bodenpartikeln. Umweltrisiken sind auf Erosions- oder überschwemmungsge-fährdeten Flächen möglich.

Für die Rangbewertung Grundwasser wurden die Eigenschaften GUS-Index und SCI-Wert sowie die Hydrolyse Wasser verwendet. Da es sich beim GUS-Index und SCI-Wert um Re-chen- bzw. Modellgrößen handelt, sind indirekt auch der Abbau des Wirkstoffes im Boden (DT50 Boden) und der KOC-Wert berücksichtigt. Zwar ergibt sich durch den GUS-Index und SCI-Wert eine (in Bezug auf das Ranking) nahezu gleichartige Aussage, da in den Daten-banken jedoch Lücken bestehen, ergab sich durch Verwendung beider Werte eine höhere

Informationsdichte. Die Hydrolyse für Wasser erfasst den Abbau des Wirkstoffs unterhalb der biologisch aktiven Bodenschicht.

Für das Oberflächenwasser wurden Informationen zur Photolyse des Wirkstoffs, der KOC-Wert, Wasserlöslichkeit und das Potenzial für Partikel gebundenen Transport für die Rangbeurteilung herangezogen. Zwischen KOC-Wert und der Partikelbindung besteht ten-denziell ebenfalls eine Ähnlichkeit in der Beurteilung des Umweltverhaltens der Wirkstoffe.

Die Verwendung beider Kennzahlen dient auch hier dem Schließen von Datenlücken und der Umsetzung verbaler Eigenschaftsbeschreibungen (z. B. very mobile) in nutzbare Zahlenwer-te. Bei der Wasserlöslichkeit wurde davon ausgegangen, dass eine höhere Wasserlöslichkeit Wirkstoffeinträge in Oberflächengewässer wahrscheinlicher macht.

Die Ergebnisse vorhergehender Schritte erlauben einen fachlich fundierten Abgleich zwi-schen eingesetzten Pflanzenschutzmittelwirkstoffen und im Monitoring betrachteter und auch auffälliger Wirkstoffe sowie der Entwicklung des Einsatzes Metaboliten-bildender Muttersub-stanzen als Grundlage für Empfehlungen zur Ausrichtung des Monitorings.

Im Dokument Bericht zum Projekt (Seite 17-20)