• Keine Ergebnisse gefunden

Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien betrachtet es als ihre

Verantwortung, die kritische Kraft des Evangeliums für die gesellschaftlichen und kulturellen Fragestellungen unserer Epoche fruchtbar zu machen. Im Rahmen der Universitas sieht sie ihre Aufgabe darin, die ganze Bandbreite theologischer Methoden und Forschungstraditionen in zentrale Fragestellungen des Menschen- und Weltverständnisses einzubringen, die heute nur mehr inter- und transdisziplinär entfaltet und weiterentwickelt werden können. Dabei weiß sie sich besonders der evangelischen Schwesternfakultät verbunden, mit der sie verstärkt in Forschung und Lehre kooperieren will. Ihren gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Beitrag leistet sie besonders in der Behandlung folgender Themen: die Bedeutung der

Gottesfrage für postchristliche Gesellschaften, die Frage der Freiheit und Menschenwürde vor dem Hintergrund einer drohenden Naturalisierung des Menschen, die Erforschung des

Phänomens spiritueller Suchbewegungen, die Frage nach der Gerechtigkeit und dem Zusammenleben der Religionen und Kulturen in einer globalisierten Welt, religiöse

Umbrüche in Europa (mit dem Schwerpunkt Süd- und Südosteuropa), Bibel und Christentum als geistige Grundlage der Moderne, Genderforschung, Ökumene.

Eine besondere Zielsetzung der Fakultät ist die Intensivierung der forschungsbezogenen Teile des Doktoratsstudiums, die durch die Einrichtung eines fakultären Graduiertenkollegs

vorangetrieben wird. Dabei wird besonders auf die Vernetzung von Forschung und Lehre geachtet. In Zusammenarbeit mit KollegInnen der Evangelisch-Theologischen Fakultät und WissenschafterInnen aus dem In- und Ausland ist derzeit ein fakultäres Graduiertenkolleg

„Gottesfrage und Ethik nach dem Atheismus“ im Aufbau, welches in den folgenden Jahren in Forschung und Lehre sukzessive weiterentwickelt werden soll. Dieses Kolleg widmet sich einem heute verstärkten Interesse an der Gottesfrage sowohl im Kontext

fundamentalethischer, gesellschaftspolitischer und anthropologischer Fragestellungen als auch im Rahmen von Konzeptionen der Natur- und Geistphilosophie.

1.2. Themenfelder und Forschungsschwerpunkte

Derzeit werden folgende Themenfelder und Forschungsschwerpunkte verfolgt, wobei insbesondere unter Berücksichtigung des im WS 2007/08 abgeschlossenen

Evaluierungsprozesses zukünftig Anpassungen bei den Schwerpunktsetzungen anzunehmen sind.

Themenfeld Spiritualität und Gottesfrage heute: Gegen den erwarteten Tod der Religion werden Fragen nach Gott, der Gottfähigkeit des modernen Menschen und Spiritualität heute wieder neu gestellt. Neben der empirischen Beforschung von Spiritualität und Religiosität in modernen Gesellschaften widmet sich dieses Themenfeld historischen und systematischen

Fragestellungen: Gottdenken in postmetaphysischer Zeit; die Wurzeln Europas in der christlichen Spiritualität und ihre prophetische Dimension.

Themenfeld Vom Werden und Wirken des „Christlichen“: Wie jede Religion besteht

(kirchlich verfasstes) Christentum aus kulturellen Systemen mit einem „langen Gedächtnis“.

Die interdisziplinäre Reflexion über die komplexe Genese dieser Systeme bzw. über das stete produktive „Reagieren“ zwischen ihrem verbindlichen Erbe und den wechselnden

gesellschaftlichen Umfeldern verspricht Erkenntnisse, die eine Weiterentwicklung von Kirche und Theologie ebenso gewährleisten helfen wie den Erhalt der geistigen Kreativität, Freiheit und Solidarität einer Gesellschaft, die zwischen konzeptloser Anything-goes-Mentalität und dem Hass fundamentalistischer Gegner aufgerieben zu werden droht.

Themenfeld Ökumene: Dieses Themenfeld widmet sich dem Brückenschlag zwischen verschiedenen christlichen Kulturen und bringt sie, auf dem Hintergrund der jeweiligen theologischen und kulturellen Profile dieser Traditionen, miteinander ins Gespräch.

Themenfeld Gender im religiösen, kulturellen und ethischen Kontext: Vor dem Hintergrund der Gendertheorie wird die wissenschaftlich und gesellschaftlich unverzichtbare Kategorie Gender anhand konkreter Themen und Zielsetzungen in die verschiedenen theologischen Fächer eingeschrieben. Es geht zunächst um einen Brückenschlag zwischen Gendertheorie und Theologie, der in weiterer Folge dem gesellschaftlichen Veränderungsprozess zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft und Kirche dient.

Themenfeld Gerechtigkeit und Solidarität im Globalisierungszusammenhang: Dieses Themenfeld konzentriert sich auf virulente Gerechtigkeitsprobleme im Horizont von Globalisierungsvorgängen, die viele Lebensbereiche der modernen Gesellschaft verändern und daher auch die Theologie, für die die soziale Komponente von unverzichtbarer Bedeutung ist, herausfordern. Die ethischen, theologischen und praktischen Auseinandersetzung mit aktuellen Gerechtigkeitstheorien und ihrer Weiterentwicklung stehen im Mittelpunkt.

Die Fakultät verfolgt derzeit die folgenden Forschungsschwerpunkte:

Religionsforschung

Der europäische Kontinent erlebt in seinen kulturellen und sozioreligiösen Dimensionen einen tiefgreifenden Transformationsprozess. Dieser Prozess erfasst die Kirchen und

Religionsgemeinschaften und verändert deren Religiositäten, forciert religiöse Pluralisierung, führt zu Polarisierungen, aber auch neuartigen Amalgamen zwischen traditionell-religiösen und säkularisiert-atheisierenden religiösen Feldern. Zeitgleich entfaltet sich ein buntes

„spirituelles“ Feld: individualisiert, gering institutionalisiert, lebensgestalterisch wie politisch ambivalent. Einen Schwerpunkt bildet – dem universitären Forschungsschwerpunkt

Europäische Integration und südöstliches/östliches Europa entsprechend – die Erforschung der Entwicklung in den postkommunistischen Ländern Ost-(Mittel-)Europas. Dieser Schwerpunkt soll in Zusammenarbeit beider theologischer Fakultäten (vgl. bei der

Evangelisch-Theologischen Fakultät den Forschungsschwerpunkt Religion und Theologie in einer multikulturellen Gesellschaft: Wahrnehmung von Religion in der pluralen Gesellschaft) sowie der Fakultät für Sozialwissenschaften (vgl. die in Diskussion befindliche Professur für Religionssoziologie mit spezieller Ausrichtung auf Migration und Globalisierung) bearbeitet werden. In das Forschungsnetzwerk integriert werden einschlägige Einrichtungen aus Mittel-/Osteuropa.

Theology, Ethics and Science in Society

Der Forschungsschwerpunkt Theology, Ethics and Science in Society stellt sich die Aufgabe, Herausforderungen und Fragestellungen, die die gegenwärtige Gesellschaft im Bereich

moderner Technologien, Natur- und Gesellschaftswissenschaften und neuerer Anthropologien an das Gottes- und Menschenverständnis heranträgt, aufzunehmen und interdisziplinär einer

theologischen und philosophischen Reflexion zu unterziehen. Dabei sehen sich die am Forschungsschwerpunkt beteiligten Fächer insbesondere verpflichtet, die Potentiale des christlichen Menschen-, Welt- und Gottesverständnisses in den wissenschaftlichen Diskurs der modernen Gesellschaft einzubringen.

Interkulturalität – Interreligiosität – Interkontextualität

Ausgangspunkt: In einer globalisierten Welt sind sowohl das Selbstverständnis von

Religionen, Staaten und Kulturen als auch deren Beziehungen untereinander in zunehmendem Maße auf interkulturelle und interreligiöse Verständigungsprozesse verwiesen.

Ziele: 1. Förderung von Forschung und Lehre in den Bereichen der kontextuellen und komparativen Theologie, der interkulturellen Philosophie und (Religions-)Pädagogik sowie der Religionswissenschaft. 2. Interfakultäre Vernetzung und Kooperation zwischen den Disziplinen (Theologie, Philosophie, Pädagogik, Religionswissenschaft) in Hinsicht auf einen Dialog mit außereuropäischen und osteuropäischen ForscherInnen.

Inhaltliche Perspektiven: In den einzelnen Forschungsprojekten, in denen sowohl theoretisch-systematische Fragestellungen als auch konkrete Praxisfelder (z. B. Politik, Wirtschaft, Kult) behandelt werden, soll der Schwerpunkt jeweils auf transkulturelle Prozesse und Fragen der globalen Gerechtigkeit gelegt werden.

1.3. Professuren zum Stichtag 1. Oktober 2007

Zur leichteren Übersicht sind hier sämtliche zum Stichtag 1. Oktober 2007 bestehenden Professuren (§ 98 Universitätsgesetz 2002, inkl. allfälliger Vorziehprofessuren) angegeben (siehe S. 47: Widmung von Professuren). Diese Momentaufnahme präjudiziert in keiner Weise die im folgenden Abschnitt vorgenommenen und die zukünftigen

Professurenwidmungen.

• Alttestamentliche Bibelwissenschaft

• Christliche Philosophie

• Ethik und christliche Gesellschaftslehre

• Fundamentaltheologie und Apologetik

• Kirchenrecht

• Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie

• Moraltheologie

• Neutestamentliche Bibelwissenschaft

• Pastoraltheologie und Kerygmatik

• Patrologie und Ostkirchenkunde

• Religionspädagogik und Katechetik

• Religionswissenschaft

• Theologie der Spiritualität

1.4. Fachliche Widmung von Professuren und Umsetzung

Die Bezeichnung der Professuren folgt den kirchlichen Vorgaben und dem Fächerkanon (vgl.

§ 38 Abs. 1 Universitätsgesetz 2002).

Professuren in Besetzung (Stichtag: 1. Oktober 2007)

• Dogmatik

• Kirchengeschichte

• Pastoraltheologie

2. Evangelisch-Theologische Fakultät