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Karriere im Betrieb

Im Dokument Wie aus neuen Technologien (Seite 44-47)

Kooperiert mit einer Realschule –

municall-Ausbildungsleiter Benjamin Pockes (3. v.l.) mit den Azubis Bleon Rexhepi, Florian Ugwu, Sandra Müller, Stefanie Geyer (v.l.)

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 01/2020

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as Münchner Unternehmen muni- call new communication GmbH beschäftigt in seinen zwei Gesell-schaften neben 38 Mitarbeitern sieben Auszubildende. Das ist eine hohe Quote.

Schon sie zeigt den Stellenwert, den die Ausbildung bei dem Beratungsunterneh-men in der Telekommunikation besitzt.

Geschäftsführer Robert Egartner bekräf-tigt dies: »Wir übernehmen unsere Azubis

fast immer. Das ist ja der entscheidende Grund, warum wir ausbilden: So haben wir später die Fachkräfte, die wir brau-chen.« Am Markt seien diese schwer zu finden. Deshalb beteiligt sich municall seit gut einem Jahr an den IHK-Bildungspart-nerschaften.

Der Mittelstand hat immer größere Pro-bleme, seine offenen Ausbildungsstellen zu besetzen. Das Projekt

Bildungspart-nerschaften hilft, Schüler für die duale Ausbildung und den eigenen Betrieb zu gewinnen. Schließlich sind die Unterneh-men selbst die besten Werbebotschafter für eine Karriere im Betrieb, die bei der Ausbildung anfängt und bis ins obere Ma-nagement führen kann.

Benjamin Pockes, Ausbildungsleiter bei municall, erlebt in Gesprächen mit Realschülern immer wieder, dass sie

Foto: Thorsten Jochim

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BETRIEB + PRAXIS | BILDUNGSPARTNERSCHAFTEN

»eine Ausbildung gar nicht auf dem Zet-tel haben«. Fast alle wollten nach dem Abschluss auf die Fachoberschule, ob-wohl viele dort abbrechen müssten, weil die Leistungen nicht ausreichten. Häufig seien es die Eltern, die auf eine schuli-sche Weiterbildung drängten, so Pockes.

Außerdem entstehe unter den Schülern schnell eine Art Gruppendruck. »Einer sagt, dass er das Fachabitur machen will, und alle anderen ziehen einfach nach«, beobachtet Pockes. »Wir wollen zeigen, dass es Alternativen gibt.«

Immer mehr Unternehmen gehen die Herausforderung Ausbildung aktiv an.

Sie präsentieren sich auf Ausbildungs-messen, bieten Praktika an – und arbei-ten mit Schulen zusammen. Seit die IHK für München und Oberbayern 2014 die Bildungspartnerschaften begonnen hat, starteten mehr als 130 dieser Kooperatio-nen zwischen Unternehmen und Schulen.

Viele weitere sind in Vorbereitung. Hinzu kommen etliche Bildungspartnerschaften zwischen Firmen und Schulen in ganz Bayern. Im Sommer dieses Jahres wurde das oberbayerische Projekt nämlich bay-ernweit ausgerollt.

In Oberbayern wurden bereits zum zwei-ten Mal Top-Bildungspartnerschafzwei-ten

ausgezeichnet: 25 Schulen und Unter-nehmen, die – wie municall – im ver-gangenen Schuljahr besonderes En-gagement gezeigt hatten, wurden im November geehrt. »Sie haben bereits einen Plan fürs nächste Ausbildungs-jahr gemacht und im vergangenen Ausbildungsjahr mindestens zwei Inhalte umgesetzt«, erklärt Verena Kastenhuber, IHK-Fachreferentin Be-rufsbildungsprojekte, die Kriterien.

Inhalte sind zum Beispiel Betriebs-besichtigungen oder Vorträge auf Berufsinformationsabenden in der Schule.

Zu den Ausgezeichneten gehört auch die Aktiv Assekuranz Makler GmbH. Der Versicherungsmakler mit Sitz in München beschäftigt rund 150 Mitarbeiter und fünf Auszubildende. Nach einer kürzlich abge-schlossenen Fusion will das Unterneh-men künftig mehr junge Leute ausbilden.

Interesse wecken

»Der Fachkräftemangel ist schließlich nicht nur ein Schlagwort«, sagt Geschäfts-führer Detlef Dörrié. Man brauche gute Leute. Bislang hatte das Unternehmen zwar noch keine Probleme, offene Lehr-stellen zu besetzen. Dörrié räumt aber ein, dass sowohl die Anzahl als auch die Qualität der Bewerbungen im Laufe der Jahre zurückgegangen sei. Das sei ein Grund, warum die Aktiv Assekuranz seit 2016 eine Bildungspartnerschaft mit der Carl-Spitzweg-Realschule unterhält.

»Darüber bekommen wir die Chance, Praktikumsplätze für Neuntklässler an-zubieten«, sagt Dörrié. Ein Praktikum ermögliche das gegenseitige Kennenler-nen. »Es weckt in den Schülern eventuell das Interesse, später eine Ausbildung zu machen.«

Die Partnerschaften können aber auch den kleineren Mittelstand bekannter

ma-chen. Hier sieht Dörrié durchaus Nach-holbedarf. Denn für Schulabgänger seien die großen Unternehmen wie Siemens oder BMW oft die erste Wahl. Wenn Dör-rié vor den Klassen steht, erklärt er, wa-rum die Ausbildung beim Mittelständler oft die bessere Entscheidung sein kann:

»Die Ausbildung in kleineren Betrieben ist individueller und intensiver.« Der Azu-bi sei viel mehr ins Team integriert und lerne das Unternehmen in Gänze kennen.

Außerdem, so der Aktiv-Assekuranz-Chef,

»hat ein Mitarbeiter bei uns ganz andere Entwicklungsmöglichkeiten, hier kann er Entscheidungen treffen«.

Dörrié hat das schon vielen Schülern be-richtet. Jedes Jahr hält er einen Vortrag vor einer Klasse. Ihm mache das jedes Mal Freude, sagt er. Es sei interessant zu hören, welche Fragen die jungen Leute stellten. Im Rahmen der Bildungspartner-schaft hat sich sein Betrieb auch am Un-ternehmenstag in der Realschule beteiligt und andere Veranstaltungen gesponsert.

Außerdem beschäftigt er jedes Jahr zwei bis drei Praktikanten. Dörriés Resümee:

»Die Bildungspartnerschaften helfen allen Beteiligten, den Schulen, den Schülern und den teilnehmenden Firmen.«

Municall-Ausbildungsleiter Pockes sieht das genauso. Bei überschaubarem Auf-wand erlaube die Kooperation mit der Adalbert-Stifter-Realschule München, den Kontakt zu Eltern und Schülern zu halten.

Die Schüler seien immer sehr interessiert an den Berichten aus der Praxis. Deshalb will Pockes das Engagement künftig noch-mals ausweiten und ein

Bewerbungscoa-ching anbieten. 

IHK-Ansprechpartnerin zu Bildungspartnerschaften

Verena Kastenhuber, Tel. 089 5116-1106 verena.kastenhuber@muenchen.ihk.de

Darum geht’s

IHK-Bildungspartnerschaften vernetzen Unternehmen und Schulen eng miteinander.

Dabei lernen Schüler (und Eltern) die Chancen, die eine Ausbildung bietet, näher kennen.

Firmen erhalten die Gelegenheit, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und bekannter zu werden.

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