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Der internationale Kunstmarkt, in sowohl primärer als auch sekundärer Form, wird weltweit von mehr als 6.000 Auktionshäusern und 20.000 Galerien dominiert (Blomberg 2005). In Deutschland waren Anfang des neuen Jahrtausends circa 55.000 Menschen als bildende Künstler tätig, mit einer steigenden Tendenz (Herrndorf 2005). Statistisch gesehen erreichen jedoch nur ungefähr 10 Prozent internationalen Ruhm und Erfolg, so Saehrendt und Kittl (2007: 110). Weltweit werden nur drei Dutzend Künstler als bedeutend anerkannt (Herrndorf 2005).

Innerhalb Europas gehören London und Berlin zu den für Künstler attraktivsten Produktionsstätten und zu den Städten mit der höchsten Galeriedichte (Blomberg 2005). Die Zahl der selbständigen Künstler, die sich in Berlin niederlassen, ist seit dem Jahr 2000 um über 40 Prozent gestiegen, heute weist Berlin die höchste Dichte an selbstständigen Künstlern in Deutschland auf (Kunstmarktstudie 2004; Kriesel 2010: 29). Berliner Galerien erwirtschaften jährlich 55,7 Millionen Euro, wobei 15 Prozent einen Umsatz von über 400.000 Euro erreichten (Kunstmarktstudie 2004; Kriesel 2010: 30).

Statistiken haben ergeben, dass 38,8 Prozent der Kunden Berliner Galerien aus Berlin selbst kommen, 39,5 Prozent aus anderen Teilen Deutschlands und 21,7 Prozent aus dem internationalen Raum (Kunstmarktstudie 2004; Kriesel 2010: 32).

Das Überleben auf dem deutschen Kunstmarkt ist für Galerien dennoch mit Schwierigkeiten

verbunden. Sie befinden sich, genau wie Künstler, im ständigen Wettbewerb, und müssen sich somit kontinuierlich um ihren „Marktplatz“ bemühen. Aufgrund des hohen Wettbewerbs und der hohen Anzahl von Gegenwartskünstlern auf dem Kunstmarkt, beträgt das monatliche

Durchschnittseinkommen eines Künstlers in Deutschland ungefähr 900 Euro (Schulze 2014). Nach Auffassung von Schulze (2014) können nur 4 Prozent der Künstler allein vom Künstlerdasein leben. In Bezug auf Galerien bedeutet der Wettbewerb und die hohe Galeriedichte in Deutschland, dass 40 Prozent der Berliner Galerien einen Jahresumsatz von weniger als 50.000 Euro generieren

(Kunstmarktstudie 2004; Kriesel 2010: 30).

Zu den Studien (alphabetisch geordnet) Baumol (1986)

Baumol (1986) untersucht die Renditen von Kunstinvestitionen. Hierfür nutzt er die von Retilinger (1960, 1971) gesammelten Datensätze (5900 Verkäufe zwischen 1652 und 1961; davon ca. 1200 Wiederverkäufe). Fälle, in denen die Wiederverkäufe in weniger als 20 Jahren stattfanden, wurden von Baumol ignoriert. Nachdem unvollständige Daten eliminiert wurden, wurde die Studie mit 640 Transaktionen durchgeführt. Baumol (1986) stellt den experimentellen Vorgang wie folgt dar: „ the reported prices were then deflated by a price index to transform them into pounds of constant purchasing power. For the years 1652 to 1952 the E.H. Phelps-Brown and Sheila Hopkins (1956) index of the prices of consumables was employed. For the period 1955-61, deflation was carried out using the international monetary fund consumer price index (1979). The two indices, of course, do not match perfectly but permit a workable deflation procedure. From these deflated figures, rate of return were calculated for each painting for the period between adjacent transactions. (…) from

these a set of measures of central tendency, that is, the mean, median, standard deviation, etc. were determined (…).“ (Baumol 1986: 12).

Buelens und Ginsburgh (1993)

Auch Nathalie Buelens und Victor Ginsburgh (1993) orientierten sich an Baumols (1986) Studie und merkten an, dass in bestimmten Kunstmarktsegmenten, und über einen Zeitraum von 20 bis 40 Jahren, höhere Renditen als durch Anleihen und Aktien erzielt werden konnten. Sie differenzierten in ihrer experimentellen Studie zwischen englischer, niederländischer (17. Jahrhundert), italienischer (15. und 17. Jahrhundert) Malerei und Impressionismus/ Post-Impressionismus (Buelens und

Ginsburgh 1993:1361). Unter Berücksichtigung der verschiedenen Epochen und (Maler-) Schulen lässt sich laut Buelens und Ginsburgh erkennen, dass Gemälde über einen langen Zeitraum höhere

Renditen einbringen (Buelens und Ginsburgh 1993: 1361).

Buelens und Ginsburgh (1993) nutzen als Basis die Datensätze Baumols (1986), allerdings inklusive aller Wiederverkäufe, auch solcher, bei denen der Wiederverkauf nach mehr als 20 Jahren erfolgte (Buelens und Ginsburgh 1993: 1352).

Meyer und Even (1998)

1996 führte die Technische Universität Berlin eine Befragung mit 2.000 Künstlern und 250 Galerien für zeitgenössische Kunst durch, um statistisch darzustellen, wie Künstler und Galeristen ihre Beziehung und ihren Erfolg/ Misserfolg bewerten (Meyer und Even 1998).

Meyer und Even (1998) widmen sich den Marketingstrategien von Galerien und dem Einfluss von Künstlern auf eben jene. Zudem präsentieren sie die ihrer Auffassung nach prägnantesten Resultate einer 1996 durchgeführten Umfrage der Technischen Universität Berlin, an der 2000 Künstler und 250 Galerien für zeitgenössische Kunst teilnahmen (Meyer und Even 1998: 275). Der für diese Umfrage genutzte Fragebogen bestand aus Multiple-Choice-Fragen, um die Antwortzeit so gering wie möglich zu halten und die Rücklaufquote zu erhöhen. Die Selektion der Galerien und Künstler für diese Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband Bildender Künstler in Berlin und dem

Bundesverband Deutscher Galerien durchgeführt (Meyer und Even 1998: 275).

Diese Umfrage ergab, dass 91 Prozent der Galeristen bei der Künstlerwahl auf ihre persönliche und subjektive Überzeugung und Wahrnehmung vertrauen (Meyer und Even 1998: 275). Auf die Frage, welche Faktoren für eine erfolgreiche Karriere eines Künstlers von Bedeutung seien, bezogen sich 75 Prozent der befragten Galeristen auf die Dienste und das Marketing der Galerie (Meyer und Even 1998: 275). Das Image des Künstlers und seine Präsenz in der Öffentlichkeit wurden zudem als relevant empfunden. 50 Prozent der befragten Galeristen assoziierten trend-orientierte Maßnahmen mit der Schädigung der Karriere des Künstlers und der Galerie. Im Gegensatz dazu empfanden 38 Prozent diese Maßnahmen jedoch als positive Hilfestellungen. 87 Prozent der Galeristen waren zudem überzeugt, dass der Erfolg einer Galerie von guten Kundenbeziehungen abhängt (Meyer und Even 1998: 275). 42 Prozent aller Künstler erledigen gelegentlich Auftragsarbeiten (Saehrendt und Kittl 2007: 113), 66 Prozent aller Künstler arbeiten spezifische inhaltliche Wünsche von Auftraggebern in ihre Werke mit ein, und 57 Prozent richten sich bei der Größe der Bilder nach dem Auftraggeber (Saehrendt und Kittl 2007: 113). Zwischen 1991/1992 und 1999/2000 sind die Preise für bildende

Kunst weltweit um 63 Prozent angestiegen, was auf einen jährlichen Durchschnittsanstieg von 6 Prozent schließen lässt (Robertson 2007: 210).

Anhang III zum Kapitel 5: Wertermittlung bei Kunstwerken