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Künftige Entwicklungstrends

Im Dokument Digitale Ergonomie 2025 (Seite 30-35)

5.4 Ergebnisse der Studie

5.4.3 Künftige Entwicklungstrends

Im Folgenden sind die einzelnen Thesen zu künftigen Trends der Digitalen Ergono-mie bezüglich ihrer Bedeutung und ihres als wahrscheinlich eingestuften Eintrittszeit-raumes in sieben Kategorien eingeordnet:

 Wichtiger Trend bis 2015,

 wichtige Trends zwischen 2015 und 2020,

 wichtige Trends zwischen 2020 und 2025,

 tendenzielle Trends zwischen 2020 und 2025,

 wichtige Trends nach 2025,

 wichtige Trends mit geringer Realisierungswahrscheinlichkeit sowie

 unwichtige Trends mit geringer Realisierungswahrscheinlichkeit.

Dafür wird ein Trend als wichtig eingestuft, wenn der Median aller für diesen Trend gegebenen Bewertungen der dritten Runde größer dem Wert 4 ist. Für einen Median gleich dem Wert 4 wird von einem tendenziellen Trend gesprochen und Thesen mit einem Median kleiner 4 werden als unwichtig eingestuft. Die siebenstufige Skala reichte von unwichtig bis wichtig (vergleiche Abbildung 4.1).

Für die Zuordnung des Eintrittszeitraumes wurde ebenfalls der Median herangezo-gen, auch hier, um den Einfluss von Ausreißern zu verringern. Für die Auswertung standen 31 vollständige und 2 partielle Datensätze zur Verfügung.

Die Reihung der Thesen innerhalb einer Kategorie erfolgt entsprechend der Numme-rierung im Fragebogen und beinhaltet hier keine Aussage zu ihrer Bedeutung unter-einander.

5.4.3.1 Wichtiger Trend bis 2015

Als einziger bedeutsamer Trend mit zeitnahem Realisierungshorizont wird durch die Expertengruppe die Existenz regelmäßiger nationaler und internationaler Fachveranstaltungen zur Förderung des Über-gangs von Forschungsergebnissen in marktgängige Softwaresysteme der Digitalen Ergonomie genannt. In diesem Zusammenhang sind bei-spielsweise die Symposiumsreihe „Digital Human Modeling“ der Inter-national Ergonomic Association, die „InterInter-national Conference on Ap-plied Digital Human Modeling“, das BAuA-Symposium „Digitale Ergo-nomie“ oder die Frühjahrskongresse der Gesellschaft für Arbeitswis-senschaft aus dem Zeitraum 2011-2013 zu nennen.

These 24

5.4.3.2 Wichtige Trends zwischen 2015 und 2020

Als eine zentrale Entwicklungsrichtung wird die stärkere Berücksichti-gung anthropometrischer und biomechanischer Varianz des Menschen gesehen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund des demogra-phischen Wandels und der damit einhergehenden sich ändernden Zu-sammensetzung der Gesellschaft. Dabei ist zu bemerken, dass eine Berücksichtigung anthropometrischer Varianz bereits mit heutigen Tools möglich ist, jedoch Nachholbedarf bezüglich einer gruppenbezo-genen oder gegebenenfalls auch individuumsbezogruppenbezo-genen biomechani-schen Parametrierung besteht.

These 1

Neben der besseren Abdeckung menschlicher Varianz ist gemäß Ex-pertenurteil künftig innerhalb dieses Zeitraumes zu erwarten, dass sich die digitale ergonomische Produkt- und Prozessabsicherung als zent-rale Wettbewerbsvorteile entwickeln, ohne die ein Agieren am Markt nur eingeschränkt möglich ist. So ist denkbar, dass Anbieter von tech-nischen Komponenten und/oder sozio-techtech-nischen Arbeitssystemen im Rahmen von Bieterwettbewerben sich durch beigefügte, valide virtuelle Absicherungen gegenüber Konkurrenten abgrenzen können.

These 5

Dabei wird das Thema der Validität ergonomischer Untersuchungen durch die Experten als eine zwischen 2015 und 2020 zu lösende Auf-gabe wahrgenommen. Hier gilt es allgemein anerkannte Konzepte zu entwickeln, welche eine Klassifizierung der Genauigkeit digitaler Ergo-nomiesimulationen ermöglichen. Somit wird dem Anwender deutlich, welche Zuverlässigkeit die Ergebnisse von Humansimulationen im Zu-sammenhang mit dem Analyseaufwand beinhalten.

These 8

Um den Analyseaufwand künftig zu verringern, sehen die Experten den klaren Bedarf zur Verbesserung der Gebrauchstauglichkeit digita-ler Ergonomietools, so dass eine eingeschränkte Anwendung auch als

„Laie“ möglich wird. Detaillierte Analysen erfolgen weiterhin durch Ex-perten. Dabei beschreibt das Konzept der Gebrauchstauglichkeit (Usability) eine effektive, effiziente und zufriedenstellende Nutzung.

These 9

Ein Element, um die Gebrauchtauglichkeit bei der Eingabe/Definition menschlicher Bewegungen gezielt zu erhöhen, ist die digitale Erfas-sung und anschließende Nutzung menschlicher Bewegungsabläufe („Motion Capturing“). Eine stärkere Anbindung dieser Möglichkeit an bestehende Softwaresysteme wird durch die Experten ebenfalls inner-halb dieses Zeitraumes gesehen.

These 13

Als weitere wichtige Elemente für die Interaktion mit digitalen Ergono-mietools werden sich die Darstellungsmöglichkeiten der überlagerten

beziehungsweise virtuellen Realität gemäß Expertenurteil entwickeln. These 14

Neben der Dateneingabe und der Ergebnisdarstellung digitaler Ergo-nomietools ist eine bedeutende Entwicklung innerhalb dieses Zeit-raums die Verfügbarkeit valider Abschätzungen, die eine Gegenüber-stellung von Kosten (Software, Schulung und Personal) und Nutzen (ergonomische Produkte und Prozesse) ermöglichen und damit eine Wirtschaftlichkeitsrechnung stützen können.

These 18

Durch die feste Verankerung des Themenkomplexes Digitale Ergono-mie in der universitären Lehre in den relevanten Studienfächern ist die Verfügbarkeit ausgebildeter Experten sichergestellt und der erforderli-che Bedarf kann gedeckt werden.

These 19

Die Modularisierung der am Markt verfügbaren digitalen Ergonomie-tools ermöglicht Unternehmen, für ihren konkreten Anwendungsfall das erforderliche Werkzeug mit dem jeweils relevanten Funktionsumfang zu vertretbaren Kosten auszuwählen und einzusetzen: „pay per use“.

These 25

5.4.3.3 Wichtige Trends zwischen 2020 und 2025

In einem späteren Zeitraum rechnen die Experten mit der Verfügbar-keit digitaler Ergonomietools zur Simulation kognitiver Prozesse des Menschen, um auch hier prospektiv Aussagen über die immer komple-xer werdenden sozio-technischen Arbeitssysteme zu treffen.

These 2

Aufgrund des geringeren Aufwandes und der damit verbundenen ge-zielten Sicherung/Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit führen Unter-nehmen nur in Ausnahmesituationen noch Realversuche durch. Alle übrigen Untersuchungen erfolgen mittels digitaler Ergonomietools.

These 3

Aufgrund der globalen Wertschöpfungsketten sind regional angepasste Arbeitsmittel und Arbeitsprozesse für die verschiedenen Regionen der Welt erforderlich. Die prospektive Planung und Validierung ebendieser erfolgt nahezu ausschließlich aufwandsarm mit digitalen Tools.

These 4

Als ein weiterer Aspekt globaler Verbreitung digitaler Ergonomietools existieren Datenstandards/Schnittstellen zur Gewährleistung eines ver-lustarmen Informationsaustausches zwischen verschiedenen Produk-ten der Digitalen Ergonomie mit ihren jeweils unterschiedlichen Analy-seschwerpunkten sowie mit weiteren Tools der Digitalen Fabrik.

These 7

Auch werden gemäß Experteneinschätzung Softwaresysteme entwi-ckelt sein, die durch die Integration von „Muskelmodellen“ die virtuelle Ermittlung valider physischer Belastungen ermöglichen. Digitale Ergo-nomietools ermöglichen somit die Erstellung von Analysen und Ergeb-nisberichten, welche über derzeitige „Screening“-Methoden deutlich hinausgehen.

These 11

Dabei werden innerhalb der Systeme anstatt Bewegungsabläufe wie heute üblich, lediglich eine Definition der durchzuführenden Aufgabe vorgegeben; hierauf aufbauend erfolgen die weitestgehend automati-sche Berechnung der Bewegungsabläufe und ihre anschließende er-gonomische Bewertung, um aufwandsarm Alternativenvergleiche durchzuführen.

These 15

Auch wird bis 2025 die Darstellungsqualität virtueller ergonomischer menschlicher Modelle und ihrer Bewegungsabläufe nahezu der Reali-tät entsprechen und auch hierdurch zur Akzeptanz und Verbreitung beitragen.

These 17

Um die Möglichkeiten der verfügbaren Softwaresysteme zu nutzen, haben mittelständische sowie Großunternehmen Prozesse zur digita-len Ergonomieabsicherung fest in ihren Ablaufstrukturen verankert und Nutzen diese in der Folge regelmäßig im Rahmen ihrer Produkt- und Prozessentwicklung.

These 21

Neben der verbesserten Validität, der verfügbaren Kosten-/

Nutzenrechnungen und der verbesserten Darstellungsqualität erhöht die Verfügbarkeit anerkannter internationaler Standards für digitale Menschmodelle weiter ihre Akzeptanz und ihren Verbreitungsgrad.

These 26

5.4.3.4 Tendenzielle Trends zwischen 2020 und 2025

Als weniger wichtig, aber immer noch tendenzieller Trend, sehen die Experten innerhalb diese Zeitraums die Dateneingabe beziehungswei-se die Programmsteuerung statt mit klassischen Eingabegeräten im Allgemeinen mittels Gesteninteraktion oder weiteren Eingabegeräten, wie beispielsweise Datenhandschuhen.

These 12

Auch lediglich tendenziell hinsichtlich der Bedeutung wird die Nutzung zahlreicher digitaler Ergonomietools mittels mobiler Endgeräte, wie beispielsweise „Smartphones“ unter Nutzung rechnerintensiver Simu-lationen mittels des „Cloud Computing“ angesehen.

These 16

5.4.3.5 Wichtige Trends nach 2025

Als visionären und wichtigen Trend stellen die Experten die Entwick-lung ganzheitlicher Tools heraus, welche die virtuelle anthropometri-sche, biomechanische und kognitive Analyse von Arbeitsmitteln und Arbeitprozessen ermöglichen.

These 10

5.4.3.6 Wichtige Trends mit geringer Realisierungswahrscheinlichkeit Ein wichtiger Trend, dem eine geringe Realisierungswahrscheinlichkeit zugeordnet wird, ist die Aufwertung des Stellenwertes der Ergonomie in Unternehmen, so dass Produkt- und Prozessergonomie nahezu den gleichen Stellenwert wie Kosten, Qualität und Liefertreue innehaben.

These 20

Als ebenso wichtig, aber genauso unwahrscheinlich, wird angesehen, dass in großen wie auch kleinen und mittelständischen Unternehmen die Gestaltung ergonomischer Produkte und Prozesse hoch priorisiert wird und die erforderlichen Ressourcen (Budget und Personal) bereit-gestellt werden.

These 23

5.4.3.7 Unwichtige Trends mit geringer Realisierungswahrscheinlichkeit Als unwichtig und unwahrscheinlich schätzen die Experten die These ein, dass der Staat durch Gesetze und Verordnungen regeln wird, dass umfassend sowohl für Produkte als auch für Produktionsprozesse digitale Simulationen als Nachweis ihrer Sicherheit erbracht werden müssen.

These 6

Gleiches gilt für den Trend, dass Unternehmen digitale ergonomische Produkt- oder Prozessanalysen zunehmend an Dienstleister vergeben

beziehungsweise auslagern. These 22

5.4.4 Wettbewerb

Zusätzlich zur Einschätzung der kommenden Entwicklungen im Bereich der Digitalen Ergonomie wurden die Experten um eine Einschätzung der künftigen Wettbewerbs-fähigkeit Deutschlands in diesem Themenfeld gebeten. Abbildung 5.6 zeigt hier die Ergebnisse nach der 3. Befragungsrunde.

0 8 16 24 32

...weiter ausbauen ...halten ...abgeben müssen und durch andere Nationen überholt

werden

Nennungen

Abb. 5.6 Wettbewerbsposition Deutschlands bei der Anwen-dung/Weiterentwicklung digitaler Ergonomietools (n=31)

Die Ergebnisse zeigen ein deutliches Bild: Die Experten sehen Deutschland auch in den kommenden Jahren bis 2025 mitführend bei der Anwendung und Entwicklung digitaler Ergonomietools im internationalen Vergleich.

Im Dokument Digitale Ergonomie 2025 (Seite 30-35)