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Im Dokument Julian der Abtrünnige : Gesänge (Seite 23-46)

Drei Götter Krjmnen.

Des Weltall's Seele Erhabner Geist!

Der ewig wirkt Und rastlos schafft, M it Flammentrieben Beseelt den todten.

Durch alle Räume Gestreuten Stoff.

M it Sonnengluthen, M it Sternenaugen Blickst Du vom Himmel I n Fluthenwogen, I n Feuersflammen, I n Sturm es wehen Wirkst Du auf Erden!

Was Leben hat Im Weltenringe Is t Deines Geistes, Is t Deiner Kraft! —

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Dein hohes Wirken

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O Weltenseele,

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I n dessen Armen D ie W elt erkrankt!

Ans Bergeshöhen Altäre bauen Und O pfer bringen D em All' und Einen, D e r „ L e b e n " heißt!

^^astlos eilen die Tage vom Aufgang zum Niedergang, Rastlos ziehen die Sterne dahin im Sphärenklang;

Menschengeschlechter vergehen, sinken hinab in den Staub, Blätter und Blüthen verwehen, werden des Herbstwinds Raub:

Irdische Schönheit verwelket, irdische Liebe versprüht, Irdischer Glaube verzweifelt, irdische Hoffnung verglüht — Aber die eh'rnen Tafeln in des Geschickes Hand

Leuchten durch Ewigkeiten in Flammenletternbrand.

Was ist des Menschen Leben im großen Weltenbuch,

Was all' sein Leiden und Sorgen, was seiner Unrast Fluch?

Was ist im Sterueuchore dieser Erdenball

Und was sind seine Götter im gottestrunkenen All?

Götter und Völker sinken in das gemeinsame Grab, Ewig gleich blickt der Aether auf die Verwesung herab. . .

Wer kann das Schicksal wenden, lesen im Buche der Zeit, Wer w ill kühn sich erringen Ruh' und Glückseligkeit?

Zwischen Gut und Böse, zwischen Dunkel und Licht Kreist die Erde, doch nimmer sie die Schranke durchbricht:

Und in ewigem Wechsel kreist das Leben mit ihr,

Freut und quält sich die Menschheit, wandert sie für und für.

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Leidenschaften entfesselt treiben zum Abgrund sie, Aber des Geistes Leuchte lischt in dem Sturme nie!

Wieder auf neue Bahnen führt sie den irrenden Schritt Und es vergißt der Pilger, was er verzweifelnd l i t t . . .

Ob auch so mancher Streiter kämpfend im Tod erbleicht, Ob in manch' edles Herze Qual der Verzweiflung schleicht, Was ist im Völkermeere menschliches Wohl und Weh?

Ueber die Leichen wälzt sich hin die brausende See Und es treffen die Wogen stets das verheißene Ziel, Auf dessen Höh' des Schicksals leitender Schimmer fiel! . .

D ie W ogen

Um K y p ro s' S tra n d , E s blühte

U nd glühte D a s heilige Land, I n M yrtengehegen D ie N achtigall sang, D en Rosen entgegen I h r Kosen erklang.

D a hallte Und schallte

V om G ru n d e em por E in W ellen

U nd Schwellen, E in seliger C hor — I n Andacht verstummte D er N achtigall Lied, D ie B iene nicht summte, D a s Echo verschied. . . .

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II.

^ ^ n d mächtig durch die S tille Und mächtiger tönte der Klang, Der Schöpfung Liebesfülle Hinströmend im Hochgesang — Und durch das Klingen und W ogen Wie ein seliger G öttertraum

Kam die schimmernde Muschel gezogen, Umsprüht von leuchtendem Schaum — Okeanos' dienstbare Geister

Stiegen empor aus dem M eer, E r selbst, der weißlockige Meister, Führte das jubelnde Heer.

I m strahlenden Muschelwagen Die G öttin der Schönheit stand

Durch des Aethers unendliche Leere G ing freudiges Klingen und W ehn.

Gestillt w ar das flammende Sehnen D er heiligen M u tter N atur,

Getrocknet waren die Thränen D er schmachtenden Kreatur.

E s verging in seliger Liebe Der Ichsucht Kälte zumal, E s verglomm in heiliger Liebe D es Hasses tödtender S t r a h l . . . .

S o ward von süßen Gewalten I n duftiger Märchenpracht Die schönste der Göttergestalten D er harrenden Erde gebracht. . . .

le Warnung.

(SS2 n. Chr.)

D es V o llm o n d s keuscher Schim m er ruht^

M it S ilb e r kränzend jede Welle Sich brechend an der Felsenschwelle, W o bleiche, hohe T em peltrüm m er G ehüllt in geisterhaften Schim m er B e tra u e rn längstv erg an g 'n e P ra ch t, U nd ferne durch die M ondennacht K o n stantinopolis, die hehre,

M it goldnen K uppeln leuchtend winkt, D ie neue K önigin der M eere

V o n B lü th e n h a in e n weit u m r i n g t ...

I n S chlafes A rm en r u h t die S ta d t, V o n T a g e s Hast und W irrsa l m a tt;

S t i l l sind und dunkel die P aläste G em ieden von dem L ärm der Gäste^

D ie weiten P lätze, engen Gassen V o n jedem M enschenfuß verlassen.

N u r a u s der F erne w indverw eht K lin g t P h ilo m e le 's Nachtgebet U nd in des K aisers goldnen H allen G lä n z t noch ein einsam glim mend Licht,

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Die Träume seinen Thron umwallen, Doch zwingen sie den Caesar nicht.

Vom Lektns purpurüb er wallt Hebt glänzend sich Julians Gestalt Im weiten, weißen Nachtgewande, Von eines Gürtels goldnem Bande Umschlungen leuchtend. — Ambradüfte Durchwehn des Zimmers schwüle Lüfte;

Vom Citrustisch der Lampe Licht Bestrahlt sein bleiches Angesicht,

Die Stirn, von Furchen tief durchzogen, Erhabener Gedanken Sitz,

Des braunen Haares üpp'ge Wogen, Der dunkeln Augen Flammenblitz.

Noch jung an Jahren, frisch an Kraft,

Dem Kronenreif der Römerwelt Ist, ach! die Freude nicht gesellt —

Wenn goldne Träum e Jedem lachen M uß einsam im P alast er wachen, Des Weltenreichs Geschick erwägen Und zwischen Unheil, zwischen Segen, Eh' noch die güust'geu S tunden slieh'u, Entscheidung fällen rasch und kühn, Der M ythus von der Dornenkrone V on feierlichem Ernst umflossen, Ein hohes, bleiches Frauenbild, Die weißen Hände fromm geschlossen, D er Blick erhoben, ernst und mild.

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Den Einstgeliebten auzuschau'u

Zum letzten M al! — Des Todes Grau'u Ist nahe D ir! — I n wenig Monden Vollendet sich Jnlian's Geschick,

Der Kriegsruf tönt, — in wenig Monden Erlischt des Imperators Blick!""

„Clemeutia!" — er ruft es laut, Den liebentflammten, treuen Mann, Der Dich nach heißem Kampf gewann?

War's nicht genug, ein Herz zu brechen, Das, ach! für Dich, für Dich nur schlug — Kommst Du, der Liebe Hohn zu sprechen, Zu schärfen Deinen Zornesfluch?"

„„Nein, Caesar, hassend komm' ich nicht

— Die Bleiche fest, doch milde spricht — Mich trieb der höchsten Liebe Feuer Zu Dir, noch immer mir so thener!

Ich will dich warnen, will Dich retten Aus Siuueutrug und Sündenketten!

Es geht Dein Fuß, o Julian, Auf steiler, unheilvoller Bahn — Einst in der Jugend sel'gen Stunden Hab' ich umsonst zu D ir gefleht,

S o gieb, Dich heute überw unden Dem reinen, bräutlichen Gebet!

„ „ A ls einst m ir klang D ein Liebesgrnß, A ls D u m ir gabst den ersten Kuß,

H a tt' ich, in süßem T ra u m befangen, V erzehrt von sündigem V erlangen, D a s H eil vergessen unsrer S e e le n ; D ein heißgeliebtes G riechenland! .

Hochaufgerichtet steht sie da, S to lz , wie J u l i a n sie nim m er sah

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Die schreckensbleich von dannen zogen A us dem verlornen B lü th en lan d ,

Doch ru h ig -e rn st spricht J u l i a n :

„V ergebens ist D ein w arnend N ah n , V ergebens zwingst D u mich zu hören D es Christengottes finstre Lehren, Die, mächtiger a ls Liebesbanden, D ein leichtbewegtes Herz um w anden.

F ü rw ah r, D u hast w ol nie gew innt, D er W eltentsagung bleiches Kind!

D u warst zur T räum erei geboren, Dich zwang der Nacht geheime K raft, V on jenem Volk heraufbeschworen D a s sich a u s L e i c h e n G ö tte r schafft.

„A ls ich dereinst a u s R ä u b erh an d Dich löste fern im G allierlan d ,

D a w ard D ein schwaches Herz bezwungen, V on Augenblickes M acht durchdrungen;

A ls R etter mußtest D u mich ehren Und glaubtest Liebe zu gew ähren —

Nein, Christin, L ie b e w a r es nicht,

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Die unter'm Schleier heil'ger Milde Euch raubt die schöne Menschlichkeit.

„W ir Heiden lieben diese Welt, Sind ihr untrennbar zugesellt;

Aus ihrem reichen Schooß geboren, Zu ihrem heil'gen Dienst erkoren, Ist uns ein einzig Ziel gegeben — : Zu schmücken dieses kurze Leben M it Allem, was da gut und schön, Bis wir im Götterall vergeh'n!

Solch' reines, freudiges Genießen, Solch' menschlich sreier Lebensmuth Soll neu dem kranken Reich entsprießen, Das sich begab in meine Hut! — "

„„Nein, Caesar, jene Sündenzeit Wird nimmermehr von D ir erneut, Versunken ist sie und begraben!

Aus ihren Trümmern steigt erhaben Der Gottesgeist empor, zu lösen

Die Menschheit von dem Fluch des Bösen.

Was ihr Helleuenglanben nennt Ist der Dämonen Element — I n ihren heißen Sinnenketten Erkrankte tief die Erdenwelt, Der Geist allein vermag zu retten Eh' ganz der Leib dem Staub verfällt!

„„D 'rum lasse ab, bethörter Mann!

Zum letzten M al ruf' ich Dich an,

Das letzte Wort hörst Du mich sprechen — O könnt' es Deinen Starrsinn brechen!""

Und flehend streckt sie ihm entgegen Die weiße Hand, — wie betend regen Sich ihre bleichen Lippen; — Da Ruft zürnend er: „Clementia!

Wagst Du den Kaiser zu belehren, Wagst Du zu richten seine That?

Den alle Staubgeboruen ehren Willst zwingen Du mit Weiberrath?

„Der Kampf um's Sein, des Strebens Kraft Glaubst als Prophetin Dich gesandt?

Hast in dem christlichen Gewände Durch Dich den alten Schönheitsglauben!

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Doch es verzeiht der „Apostat" — Geh' hin, gesegnet sei Dein Pfad!"

— — M it hoheitsvoller Grußgeberde Sein Haupt der Imperator neigt Und willenlos sich tief zur Erde Die junge Christin scheidend beugt. . .

Im Dokument Julian der Abtrünnige : Gesänge (Seite 23-46)