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IQ. Verschiedene Urkunden

Im Dokument cKtuuc 2l\ii (Seite 92-97)

1 . V e r g l e i c h w e g e n T o d t s c h l a g s v o m J a h r e 1 4 7 9 . (Uebersetzt aus dem Niederdeutschen).

In dem Jahre 1479 auf St. Aegidiustag geschah ein Vertrag und Ver­

gleich seeligen Rotger von Borstels Tödtung wegen, dem Gott gnädig sei.

B e i d i e s e m V e r t r a g e u n d V e r g l e i c h s i n d g e w e s e n v o n s e e l i g e n R o t g e r s wegen: 1) Der Vollbruder Kost von Borstel und der Halbbruder Hermann R i c h a r d e s u n d f e r n e r d i e b e i d e n S c h w ä g e r ( s w e g e r s ) H e r r J a c o b R o ­ ter t und Israel von Mer und ferner an Freunden und Verschwägerten (swegers): Herr Tidemann R o p e r, Herr Reinhold von Werne (Wehren), H e r r H i l g e r V o r m a n n , H e r r L u d w i g v o n d e r K l u f t , H e r r J o h a n n R o ­ t e r t , H e r r M a r q u a r d B r e t h o l t , H e r r J o h a n n G r e s t , K o s t v o n B o r ­ stel, Hans von Borstel, Heine B o 1 k e n, Cord V i n k e eines Theils

u n d f e r n e r w a r e n d a J ü r g e n v o n S c h e i d i n g e u n d H e r m a n n B o l t m a n n , die Handthäter, und hatten als ihre Parten diese nachfolgenden Freunde:

1 ) H e r r n E w e r t L i p p e , H e r r n G o d e r t H o r s t i n c k , D i e d r i c h H u n n i n c k -h u s e n , Cord von Helle, Hans K u r e , Heinric-h von der H Ö f t (Holle)*), Hans Brand und ferner war da noch Herr Diedrich Hagenbeke, von beiden Parten gebeten als ein Obmann, und der Todtschlag wurde mit dieser nachfolgend beschriebenen Busse versöhnt und verglichen: 1) Mussten 1) „Holle" ist drüber geschrieben. Sämmtliche hier benannte „Herren" wa­

ren zur Zeit Glieder des Reval. Raths. Der Getödtete gehörte einem angesehenen Rathsgeschlecht an, der Thäter Boltmann einem land- und sladtadlichen Geschlecht, Scheidinge einem landadlichen Geschlecht.

89 m.

Jürgen von Scheidinge und Hermann Boltmann eine Todtenbahre mit einem schwarzen Tuch und darüber mit Goldbrokat bekleiden und mussten in schlechtem wollenen Trauerkleid und barfuss auf dem Dom-Kirchhof nach der Procession der Bahre nachfolgen rund mussten ferner Kost und Hermann, Herrn Jacob und Israel und alle Freunde da um Vergebung um Gottes und Marien willen bitten und mussten ferner geben der St. Olaikirche in Reval zu der Freunde Vicarie in der Gapelle, um den Altar der heiligen drei Könige zu bessern, 200 Mark Rig. Dazu haben sie als Bürgen gesetzt für diese 200 Mark erstens Herrn Godert Horstinck (und) Cord von Helle ein oder zwei Jahre lang dieselben zu verrenten und dann ferner den Brüdern oder den Freunden das Capital mit der Rente auszuantworten; und ferner soll derselbe Goldbrokat dersel­

ben Vicarie als ein Messgewand verbleiben. Ausserdem soll Hermann Boltmann zwei Wallfahrten thun: Die erste nach Wilsnack zum heiligen Blute und die andere nach S. Jago di Compostella. *) Demnach haben Kost, Hermann, Herr Jacob und Israel mit den vorbenannten Freunden für sich und aller Freunde wegen ausser Landes, binnen Landes, f ü r g e b o r e n e u n d f ü r u n g e b o r e n e d i e e r s t g e n a n n t e n J ü r g e n v o n S c h e i d i n g e und Hermann Boltmann wegen des Todtschlags ledig und los geschieden in allen Gerichten, frei und quitt entlassen jeder Ansprache nun und zu ewigen Zeiten und ist deshalb fernerhin nimmermehr ein Anspruch zu erbeben.

2 . K r i e g s g e r i c h t s u r t h e i l v o m J a h r e 1 5 7 1 . (Die Orthographie ist modernisirt).

Den 22. Januar ist Recht gehalten durch die nachfolgenden Personen über Veit von Effern seiner Misshandlung halben, wie hernach folget, durch:

Herr Friedrich Sandstet2), Obrister, Michel Schleier, Haupt-r

mann, Hans Kolckmann von Cöln, Martin Kusel er, Wacht­

meister, Hans Ronnstedt vom Harz, Pührer, Valentin vom H a r z , G e m e i n - W e b e l , M o r i a n v o m S o n d e , H e i n r . v o n D e l m e n ­ h o r s t , J o c h i m B ü l a u g e , G e o r g v o m H a r z , J o n a s D r a u s t h -w i t z , H a n s v o n S a h r e n , F r a n z K n o r r .

1) „De erste to,der wylsnacke to den hilligen blöde vnde de Ander bede^art to kümpstelle to sunte Jacops." (Vergl. Schiller und Lübben I. 174. II. 595).

2) Sowohl Sandstede als auch der unten erwähnte Stadt-Obrist Joh. Bois-m a n n w a r e n z u r Z e i t d e r B e l a g e r u n g R e v a l s R a t h s h e r r e n . — D e r H a u p t Bois-m a n n S c h l e i e r wird urkundlich gewöhnlich Schloier (Schloör) genannt.

III. 90

Des Profossen seine Anklage den 22. Januar gegen Veit von E f f e r n :

Erstlich, dass er auf die Wacht beschieden und allda von seiner Trummen (Trommel) gegangen; unterdess der Feind angedränget, so ist Lärmen geschlagen; zum ersten Mal hat er sich, wie hätt' gebühren wollen, auf dem Wall, da er hin beschieden, nicht finden lassen; zum andern Mal wieder Lärmen geschlagen, ist er auch nicht kommen, desgleichen auch mit einem Rathsverwandten eine Meuterei bei besetzter Wacht angefangen, daran er dann nicht gehandelt vermöge seiner Eid und Pflicht als ein red­

lich Mann, sondern als ein ehrvergessen Schelm und Bösewicht. Begehrt derselben zum Rechten, dass er mag gestraft werden vermöge des Artikels­

briefs an seinem Leib und Leben, Ehren und Redlichkeiten, wie er sich dann zum Rechten ungezweifelt versieht.

Veit von Effern sein eigen Bekenntniss und Entschuldigung:

Dass er selbst bekennt und sich schuldig giebt und keine andere Entschuldigung vorwenden kann, denn dass er kein Logement (Losament) gehabt, und weiter angezeigt, dass er für einen Pfeifer und keinen Trum-menschläger angenommen, welches der Oberste Herr Johann B o i s m a n n ihm nicht geständig, sondern mit seinen Registern überwiesen, dass er ihn für einen Pfeifer oder Trummenschläger, wozu man ihn brauchen möchte, angenommen, darauf er ihm seine Resoldung gemacht, darauf er auch ge­

schworen.

Hierauf ist ihm im Kammerrecht zuerkannt:

Dieweil er seine Wacht nicht versehen und seiner Trummen nicht gewacht, wie er dann vermöge des Artikelsbriefs, darauf er geschworen, thun hätte sollen, so soll er an Leib und HLeben gestraft werden, seinen Leib in zwei Theile, den Rumpf das grosseste, den Kopf das kleinste, damit den kaiserlichen Rechten genug geschieht, vorausgenommen, dass ihn Ein Ehrbarer Rath begnaden, solches ihm offen stehen soll.

In dorso: „Kammerurtheil über Veit von Effern, Trummenschläger."

3 . A u s d e m C r i m i n a l - P r o t o c o l l d e s N i e d e r g e r i c h t s v o n 1 6 0 3 . A . V o m 2 7 . J a n u a r 1 6 0 3 .

In Sachen wider Jürgen Koch, Diener des Rittmeisters Diedr. Vi e-t i n g (h o f), welcher in bee-trunkenem Mue-the in einem Hause Gewale-t geübe-t und einen Hausinsassen mit einer Flinte bedroht und an die Brust gepackt hatte, alsdann mit einem silbernen Becher aus dem Hause gelaufen war, danach auf der Strasse 3 angesehene Bürger auf das Gemeinste geschimpft, überfallen und zwei von ihnen mit einer blanken Wehr stechen wollen, wurden im Protocoll, wie solches im 17. Jahrhundert häufig vorkommt, bei

91 lt!L der Ürtheilsfällung im Rath ') die einzelne Stimmenabgabe verzeichnet und zwar wie folgt:

, ,Herr Heinrich von Lohn und Herr Johann Korffmacher: Man soll ihn zum todte vorurtheilen, wirdt dann dafor gebeten, soll man ihn begnaden.

Herr Both Schröder: Man houwe ihm den Kop ab.

Herr Simon von Then: Hatt sein Leben vorwierket. Vorbede stehe beim Erb. Rhat.

Herr Johan Hünerjeger: Weilen er gewalt geübt, vermüge der Gezeugnüss, soll man ihm sein recht thun, vornemlich weiln er Partei ge­

macht, damit ein exempell statuiret werde, es wehr denn Sache, das die von Adell vorbitte theten, stet die gnad beim Rhade.

Herr Johann Stampell item.

Herr Johann M o 11 e r: Man thu ihm sein recht, how ihn in 2 stücke.

Herr Peter von Spreckelsen item. Herr Casp. Stralborn:

Sein recht dienet andern absehew.

Herr Thom. Beuermann: item.

Herr Thomes Beck, Herr Claus Grambow item concluSerunt.

Herr Synd. Bernhard (Herbers): Schroh(w)e und Lohn können nicht vor Gezeugen angenommen, die andern Kundtschafft müssen beeidigt werden, wenn das geschehen, soll man ihn enthaupten. Herr Cons. pr : V e r d a m m e t i h n E . R ( a t h ) z u m t o d t , k a n e r d a r n a c h n i c h t v o r b e d e n werden nach lübschem Rechtte."

Nachdem den 29. Januar 1603 Wilhelm Uexküll von Fi ekel, Gott­

hard S tri eck, Hans Schlippenbach und Diedrich V i e t i n g (h o f) für den Beklagten beim Rath Fürbitte eingelegt hatten, heisst es weiter: ,,Den 31. January haben obgedachte von Adell vor öffentlichen Rade noch vor den Beclagten gebeten."

B . D e n 1 9 . F e b r u a r 1 6 0 3 . „ I s t F r i e d l o s g e l e g t O t t o G u -dijar, einer von Adell, der Asmus Kuli vom Leben zum todte gebracht, vormüge der alten Form. Zeugen Berent V e h 1 i n g und Bartholmess R o t e r t . "

4 . U r f e h d e v o n 1 6 2 1 . (Die Orthographie modernisirt).

Ich Daniel Beckhusen bekenne in Kraft dieses Briefes für mich, meine Erben, Nachkommen und alle, so sich meiner von Blutsverwandtschaft 1) Wie noch gegenwärtig, so kam auch damals die Untersuchung dem Nieder­

gericht zu und die Ürtheilsfällung in wichtigeren Sachen (ausgenommen bei Verfeslung) dem Magistrat. (Provinzialrecht der Ostseegouvernements von 1845 Thl. I. Art. 1014 P. 16 und 1127 P. i).

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oder sonsten annehmen möchten, geboren und ungeboren, "in- und ausser­

h a l b d i e s e r S t a d t , a l s i c h w e g e n e i n e r I n j u r i e n - S a c h e m i t D i e d r i c h K o r b ­ macher in Irrung gerathen u. s. w. darüber auch vermöge eines Ehrbaren Raths Urtheil zu gefänglicher Haft condemniret worden, nun aber auf mein inständiges Bitten und Flehen mich derselben wieder erlassen wollen: , ,Dass ich demnach freies guten Willens gelobe, Inhalt dieser meiner geschworenen Urfehde, so ich zu Befestigung dieses Briefes zu Gott gethan, vorberührter Bestrickung gegen Ihre Königliche Majestät meinen gnädigsten König und Herrn, die hochlöbliche Krone Schweden, eher gemeldete Herren Bürger­

meister und Rath der Stadt Reval, ihren Miteinwohnern und Unterthanen, geboren oder ungeboren, binnen oder ausserhalb Landes, nimmer zu ge­

denken und etwas Schädliches dagegen vorzunehmen oder durch andere meine Verwandte oder auch Fremde zu geschehen verschaffen noch verwil­

ligen, heimlich oder öffentlich, keinerlei Weise, sondern diese meine ge-schworne Urfehde stät fest und unverbrochen zu halten und derselben in ihren Punkten und Clausulen in allen zukommenden Zeiten nachzuleben, so wahr mir Gott helf und sein heiliges Evangelium, und habe zu wahrer Urkunde ich diesen Brief mit meinem angebornen Pettschaft gutwillig ver­

siegelt, eigener Hand unterschrieben und (mit) körperlichem Eide beschworen.

Datum Reval, den 16. Juni anno 1621."

5 . P u b l i c a t i o n d e s N i e d e r g e r i c h t s w e g e n M o r d e s v o m J a h r e 1 6 8 5 .

Demnach für einigen: Tagen des jüngst verwichenen Monats May lauffenden 1685 Jahres eines Baur-Knechtes todter Cörper in der Stadt Ju­

risdiction, im felde, unter freyen Himmel gefunden und man bisshero auff möglicher nachforschung nicht in erfahrung gerathen können, was massen derselbe umb sein Leben gekommen, So wird zwar, da derselbe durch mördliche Hand danieder geleget, der thäter dem Gerichte und der Rache Gottes nicht entlauffen, vnterdessen aber will auch der Obrigkeit dieser Stadt ex officio obliegen, in solchen fällen dahin zu trachten, das über öffentliche und zum Himmel schreiende Sünden und Vbelthaten, so viel sich thun lasset, nach dem Verbrecher zu forschen, damit das Land von solchen Blutschulden befreyet werde und der Heiligen Justitz ein satzsames genügen geschehen möge. Desshalben dann hiemit männiglichen Gottes und der Justitz wegen gebeten und ermahnet wird, ob jemand einige Wissenschafft ümb solche Mordthäter hette, das er denselben dem Gericht alhier gebürlich offenbare und anzeige, damit derselbe nach Befindung der Sachen abge-straffet und das Land versühnet werde. Wornach sich männiglich zu richten. Von Ambts und Rechtens wegen. Publicaturo Reval, den 1. Juny 1685.

(Siegel.)

93 IV.

IT. Aaszag ans den Criminal-Protocollen des Niedergerichts

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