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KApItel 5 – HInteRgRundInfORMAtIOnen

5.8 Internetkompetenz

Bedarf nacH InternetKoMpetenz

Für viele Jugendliche in Europa ist das Internet vermutlich die Hauptinformationsquelle. Manchmal wird es direkt als Referenzinstrument verwendet; in anderen Fällen kommen die Informationen über soziale Kontakte oder andere Aktivitäten. In beiden Fällen ist es wichtig, dass UserInnen sowohl den expliziten Inhalt als auch implizite Botschaften verstehen, analysieren, bewerten und verifizieren können. Im Zusam-menhang mit der Konfrontation mit Äußerungen von Hass sind diese Fähigkeiten noch relevanter.

Die Fähigkeiten und Wissensgebiete, die Jugendliche benötigen, um Informationen zu finden und zu verarbeiten, sind ein Aspekt von Medienkompetenz oder, wenn sie sich spezifisch auf die Online-Welt beziehen, Internetkompetenz.

Internetkompetenz geht jedoch über den Bereich der Informationssammlung und -verarbeitung hinaus und viele andere Fähigkeiten und Instrumente sind besonders wichtig, wenn Jugendliche darauf vorbereitet werden sollen, sich mit dem Problem Online-Hass auseinanderzusetzen. Darunter beziehen sich manche auf die technischeren Aspekte des Internets und manche auf diejenigen, die für das Posten und Teilen von Inhalten benötigt werden.

learnIng By doIng

Im Allgemeinen eignet man sich die online benötigten Methoden und Regeln im Zuge der Nutzung des Interenets an: Man entwickelt ein ausreichendes Maß an „Internetkompetenz“, um sich zurechtzufinden und die meisten Bedürfnisse zu befriedigen. Jedoch verlangt der Anspruch an Jugendliche, nicht einfach schlechte Aspekte und Gewohnheiten zu replizieren, die in Hate Speech im Internet münden, und insbe-sondere der Anspruch, in bestimmten Fällen einzugreifen, ein höheres Niveau von Internetkompetenz.

Die Listen in diesem Abschnitt zählen einige der für diese Aufgabe wesentlicheren Fähigkeiten und Wis-sensgebiete auf.

Internetkompetenz [ist] die Fähigkeit, auf Onlineinformation und -kommunikation zuzugreifen, sie zu verstehen und zu kritisieren sowie im Internet Informations- und Kommunikationsinhalte zu entwickeln.

Sonia Livingstone, “Internet Literacy: Young People’s Negotiation of New Online Opportunities” 1

1 Digital Youth, Innovation, and the Unexpected (2008), MIT Press

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unterScHIedlIcHe InStruMente für unterScHIedlIcHe rollen

Es ist wichtig festzuhalten, dass Jugendliche sich bezüglich Hate Speech zu unterschiedlichen Zeitpunkten in sehr unterschiedlichen Rollen wiederfinden können. Jede Rolle verlangt andere Fähigkeiten und diese Tatsache sollte bei jeder Bildungsarbeit bedacht werden.

unBeteIlIgte/BeoBacHterInnen

Wann immer wir auf Inhalte stoßen, die anderen zu einem gewissen Grad Schaden zufügen, werden wir in diesen Dialog hineingezogen. Wir können ihn ignorieren, wir können ihn weiter verbreiten, indem wir ihn teilen, oder wir können uns entscheiden, dagegen aufzutreten. Viele der Aktivitäten in diesem Handbuch sollen Jugendliche dazu anregen, sich aus der Position des „passiven Wahrnehmens“ in eine Position zu begeben, aus der sie sich mit dem Problem auf die jeweils angemessenste Art auseinandersetzen. Das verlangt Urteilsfähigkeit und kritische Analysekompetenz sowie ein Bewusstsein über Handlungsoptionen.

opfer

Denjenigen, die entweder direkt von Hate Speech im Internet angegriffen werden oder in eine der häufigen Zielgruppen verletzender oder rassistischer Äußerungen oder von Cybermobbing fallen, müssen Strategien vermittelt werden, wie sie sich schützen und mit Hassäußerungen zurechtkommen können. Sie benötigen auch Fähigkeiten und Wissen, um sich dem Problem zu stellen, etwa die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, den Missbrauch zu melden, andere aufzurufen, Stellung zu beziehen usw.

„HaSSende“ und potentIelle HaSSende

Zu dieser Gruppe gehören jene, die Hate Speech im Internet verbreiten oder dazu neigen, das zu tun, gleich ob sie ihre eigenen Inhalte erzeugen oder die anderer teilen. Es muss dabei bedacht werden, dass die Rolle des „Hassenden“ ebenso wie die verschiedenen Arten von Hate Speech, von denen manche „schlimmer“

sind als andere, mehr oder weniger gefährlich sein kann. Jene, die mild rassistische Inhalte teilen, tragen auch zum allgemeinen Problem bei, selbst wenn ihre Handlung nicht illegal ist und andere nicht direkt zu Gewalt aufruft. Sie stellt dennoch einen ersten Schritt in einer Kette schädlicher Äußerungen dar.

Viele Menschen tragen zur Verbreitung von Hate Speech im Internet bei, indem sie einfach Inhalte teilen, die sie nicht als schädlich, verletzend oder falsch erkennen. Das zu vermeiden verlangt die Fähigkeit, Vorurteile oder Voreingenommenheit von Inhalten im Internet zu erkennen, sowie eine größere Verantwortlichkeit beim Entwickeln oder Teilen von Inhalten.

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aKtIvIStInnen und KaMpagnenHelferInnen

Die Kampagne gegen Hate Speech im Internet betrachtet alle Jugendlichen und alle Internet-UserInnen als potentielle KampagnenaktivistInnen! Ihr Ziel ist unter anderem, „Unbeteiligte“ zu ermutigen, auf Hate Speech zu reagieren und sich an einer weltweiten Bewegung gegen Hate Speech zu beteiligen. Kampa-gnen im Internet verlangen besondere Fähigkeiten, unter anderem im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, im Aufbau von Unterstützung und in der Entwicklung verschiedener Botschaften und Narrative.

eInSatz deS InternetS IM KaMpf gegen Hate SpeecH

Die folgende Aufzählung skizziert einige der Hauptfelder von Internetkompetenz hinsichtlich der Aktivitäten in diesem Handbuch und der Kampagne im Allgemeinen. Ein besseres Verständnis dieser Felder erleichtert es jungen Menschen, in der Kampagne eine aktivere Rolle zu übernehmen. Es hilft ihnen auch, ihr eigenes Online-Verhalten zu verändern.

Hate SpeecH IM Internet erKennen

Die erste Aufgabe im Kampf gegen Hate Speech im Internet besteht darin, sie zu identifizieren, wenn man darauf stößt. Dazu ist Wissen darüber notwendig, was unter Hate Speech fällt, sowie die Fähigkeit, ihre möglichen Auswirkungen einzuschätzen, kann aber auch ein tieferes Bewusstsein für die zugrundelie- genden Botschaften und die Fähigkeit verlangen, implizite Voreingenommenheit und Vorurteile zu erken-nen.

Handelt es sich um Hate Speech?

Ist es rassistisch oder

diskriminierend? Wer sind die Opfer?

Sollte etwas unter-nommen werden?

Was ist zu tun?

Wie „schlimm“ ist die Äußerung?

Ist sie verletzend?

Schädlich?

Gefährlich?

Wodurch wird es zu

Hate Speech?

Was ist die Absicht?

HATE SPEECH ERKENNEN

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KrItIScHeS denKen und InforMatIonSverarBeItung

Die Informationsmenge im Internet ist riesig und Jugendliche benötigen die Fähigkeit, nicht alles, was sie sehen, für bare Münze zu nehmen. Das gilt insbesondere für Falschinformation oder schlecht zitierte Infor-mationen, die Vorurteile gegen bestimmte Gruppen stützen. UserInnen müssen befähigt werden, mögliche Fehler in Argumenten zu identifizieren und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie wichtig es ist, Fakten zu überprüfen und „die andere Seite anzuhören“, zumindest dann, wenn jemand verletzt werden könnte.

Was wird ausgesagt?

Sind unterschwellige Botschaften enthalten?

Welche Argumente werden vorgebracht?

Gibt es Beweise?

Welche weiteren Informationen

benötige ich?

Ist es wahr?

Bestehen Vorein-genommenheit oder

Vorurteile?

INFORMATIONS-VERARBEITUNG

Praktische Tipps: Argumentation überprüfen

• Werden für die Behauptungen Quellen angegeben oder basieren die Argumente auf „gesundem Menschenverstand“?

• Werden die Quellen genannt, sind sie anerkannte Autoritäten zu diesem Thema?

• Waren die Argumente überzeugend oder sind andere Schlüsse möglich?

• Beruhen die Argumente auf „Tatsachen“ oder appellieren sie an Gefühle, traditionelle Überzeugungen oder nur wahrscheinliche Folgen?

• Können die vorgebrachten „Tatsachen“ oder Argumente überprüft werden?

• Wurden Verallgemeinerungen über Einzelne oder Gruppen getroffen?

• Waren diese Verallgemeinerungen rassistisch oder diskriminierend?

• Sind andere Blickwinkel möglich, würden diese das Argument widerlegen?

• Bedienen sich die Behauptungen „ad hominem“-Argumenten, mit anderen Worten, greifen sie die Gegenseite wegen ihrer Eigenschaften und nicht wegen ihrer Aussagen an?

• Wird das Argument durch den Präsentationsstil überzeugender, zum Beispiel durch den Einsatz von eindringlichen Bildern oder Multimedia?

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InforMatIonen fInden

Andere Quellen suchen und wissen, wie man effizient sucht, gehört dazu, „Fakten zu überprüfen“ und „die andere Seite anzuhören“. Die meisten wissen, wie man eine Suchmaschine bedient, allerdings besteht ein geringeres Bewusstsein darüber, wie Suchmaschinen funktionieren und wie man weitere Instrumente benutzen kann, um Suchen zu verfeinern und andere Ergebnissen zu erhalten.

zuverläSSIgKeIt prüfen

Man kann beinahe alles im Internet posten! Angesichts der Menge an Inhalten und der Unreguliertheit eines Großteils des Internets ist es auch relativ leicht, Meinungen als „Tatsachen“ darzustellen und un-widersprochen falsche Behauptungen zu verbreiten. Ein Großteil von Hate Speech kann einem/einer beiläufigen BetrachterIn gut belegt und wohlargumentiert erscheinen. Abgesehen von der Fähigkeit zu kritischem Denken und der Prüfung von Tatsachen und Argumentationslinien ist ein Bewusstsein für die Art der Website und die Autorität des Urhebers/der Urheberin ebenso nützlich, um Jugendliche auf die Möglichkeit von Hate Speech aufmerksam zu machen.

Es gibt tausende Websites, deren Ziel darin besteht, Rassismus oder andere Formen von Diskriminierung zu verbreiten. Solche „Hass-Sites“ sind oft untereinander verlinkt und können sich auf die Autorität anderer Hass-Sites stützen, um rassistische Behauptungen zu belegen. Viele rassistische Seiten sind heute subtiler und versuchen möglicherweise sogar, ihren Rassismus zu verbergen, etwa indem sie angeblich „nationale Werte“ fördern, während sie rassistische Aussagen verbreiten. Einige Basischecks können dabei helfen festzustellen, ob Websites vertrauenswürdig sind.

Suchtipps

• Verwenden Sie unterschiedliche Suchmaschinen anstatt sich auf eine einzige zu verlassen.

• Blockieren Sie vor einer Suche die Cookies und löschen Sie den Suchverlauf! Gewöhnlich führt das zu anderen Ergebnissen, weil viele Suchmaschinen zeigen, wovon sie glauben, dass es der/die UserIn sucht (auf der Grundlage dessen, was sie über diese/n UserIn „wissen“).

• Suchen Sie mehrere Male mit unterschiedlichen Begriffen, auch wenn Sie nur ein Thema recherchieren.

• Versuchen Sie, verfeinerte Suchen auszuführen, zum Beispiel die Suche auf eine Website einzuschränken, damit Inhalte mit bestimmten Begriffen in den Ergebnissen nicht auftauchen oder verwenden Sie den Operator „und“, um sicherzustellen, dass alle Begriffe enthalten sind. Dafür gibt es bei jeder Suchmaschine Anleitungen.

• Prüfen Sie vor der Suche nach relevanten Inhalten die Zuverlässigkeit von Websites.

• Achten Sie auf „getarnte“ Websites. Hier handelt es sich um Sites, die von Suchmaschinen in ihrer Ergebnisliste angegeben werden, während sich dahinter in Wirklichkeit andere Inhalte verbergen. Sie sollen UserInnen häufig irreführen und, „Wissen“ verbreiten, das aber eigentlich ideologisch verzerrte Information ist.

Praktische Tipps: Zuverlässigkeit überprüfen

• Wird die Website als Informations- oder Meinungsquelle anerkannt? Verlinken andere Sites auf sie?

• Sind EigentümerIn und UrheberInnen eindeutig identifiziert? Warum sollte ihnen vertraut werden?

• Was ist laut ihrer eigenen Aussage das Ziel der Website?

• Ist die Website aufgrund ihres Standorts, der Identität ihrer AutorInnen oder ihrer eigenen Aussage bezüglich ihrer Mission wahrscheinlich voreingenommen?

• Stellt die Website mehr als einen Standpunkt dar?

• Wie oft wird sie aktualisiert, wurden kürzlich Inhalte hochgeladen?

• Sind ähnliche Inhalte auf anderen (anerkannten) Websites zu finden?

• Bestehen möglicherweise Interessenkonflikte, zum Beispiel in Zusammenhang mit kommerziellen Interessen oder politischen Zugehörigkeiten?

• Werden für Inhalte, die auf der Website gepostet werden, Referenzen und Quellen angegeben?

• Hat sie Richtlinien bezüglich rassistischer oder diskriminierender Inhalte?

• Wie geht sie mit solchen Inhalten um, wie reagiert sie auf Beschwerden?

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InHalte produzIeren und teIlen

Die Möglichkeit, im Internet Inhalte zu produzieren, die für andere leicht zugänglich sind, hat „normalen“

UserInnen viele Möglichkeiten eröffnet, bedeutet aber gleichzeitig eine gewisse Verantwortung. Im Zusam-menhang mit Hate Speech sind Verantwortung und Achtsamkeit beim Posten im Internet besonders wichtig:

Hier können UserInnen leicht aktiv zur Verbreitung von Hass beitragen, sei es bewusst oder unbewusst.

In Bezug auf Kampagnenstrategien gibt es weitere wichtige Überlegungen hinsichtlich des Postens von Material. Erfolgreiche Kampagnen benötigen starke, leicht verständliche Botschaften mit Breitenwirkung.

Jugendliche müssen die unterschiedlichen technischen Möglichkeiten kennen, mit denen viele Menschen erreicht werden können – insbesondere über Social Media – und sie müssen fähig sein, ihre Botschaften so zu formulieren, dass andere sie überzeugend finden und weiterleiten wollen. Ein effizienter Einsatz von Multimedia kann ein nützliches Werkzeug dabei sein, eine ernste Botschaft ansprechender zu gestalten.

InforMatIonen fInden

Andere Quellen suchen und wissen, wie man effizient sucht, gehört dazu, „Fakten zu überprüfen“ und „die andere Seite anzuhören“. Die meisten wissen, wie man eine Suchmaschine bedient, allerdings besteht ein geringeres Bewusstsein darüber, wie Suchmaschinen funktionieren und wie man weitere Instrumente benutzen kann, um Suchen zu verfeinern und andere Ergebnissen zu erhalten.

zuverläSSIgKeIt prüfen

Man kann beinahe alles im Internet posten! Angesichts der Menge an Inhalten und der Unreguliertheit eines Großteils des Internets ist es auch relativ leicht, Meinungen als „Tatsachen“ darzustellen und un-widersprochen falsche Behauptungen zu verbreiten. Ein Großteil von Hate Speech kann einem/einer beiläufigen BetrachterIn gut belegt und wohlargumentiert erscheinen. Abgesehen von der Fähigkeit zu kritischem Denken und der Prüfung von Tatsachen und Argumentationslinien ist ein Bewusstsein für die Art der Website und die Autorität des Urhebers/der Urheberin ebenso nützlich, um Jugendliche auf die Möglichkeit von Hate Speech aufmerksam zu machen.

Es gibt tausende Websites, deren Ziel darin besteht, Rassismus oder andere Formen von Diskriminierung zu verbreiten. Solche „Hass-Sites“ sind oft untereinander verlinkt und können sich auf die Autorität anderer Hass-Sites stützen, um rassistische Behauptungen zu belegen. Viele rassistische Seiten sind heute subtiler und versuchen möglicherweise sogar, ihren Rassismus zu verbergen, etwa indem sie angeblich „nationale Werte“ fördern, während sie rassistische Aussagen verbreiten. Einige Basischecks können dabei helfen festzustellen, ob Websites vertrauenswürdig sind.

Suchtipps

• Verwenden Sie unterschiedliche Suchmaschinen anstatt sich auf eine einzige zu verlassen.

• Blockieren Sie vor einer Suche die Cookies und löschen Sie den Suchverlauf! Gewöhnlich führt das zu anderen Ergebnissen, weil viele Suchmaschinen zeigen, wovon sie glauben, dass es der/die UserIn sucht (auf der Grundlage dessen, was sie über diese/n UserIn „wissen“).

• Suchen Sie mehrere Male mit unterschiedlichen Begriffen, auch wenn Sie nur ein Thema recherchieren.

• Versuchen Sie, verfeinerte Suchen auszuführen, zum Beispiel die Suche auf eine Website einzuschränken, damit Inhalte mit bestimmten Begriffen in den Ergebnissen nicht auftauchen oder verwenden Sie den Operator „und“, um sicherzustellen, dass alle Begriffe enthalten sind. Dafür gibt es bei jeder Suchmaschine Anleitungen.

• Prüfen Sie vor der Suche nach relevanten Inhalten die Zuverlässigkeit von Websites.

• Achten Sie auf „getarnte“ Websites. Hier handelt es sich um Sites, die von Suchmaschinen in ihrer Ergebnisliste angegeben werden, während sich dahinter in Wirklichkeit andere Inhalte verbergen. Sie sollen UserInnen häufig irreführen und, „Wissen“ verbreiten, das aber eigentlich ideologisch verzerrte Information ist.

Praktische Tipps: Zuverlässigkeit überprüfen

• Wird die Website als Informations- oder Meinungsquelle anerkannt? Verlinken andere Sites auf sie?

• Sind EigentümerIn und UrheberInnen eindeutig identifiziert? Warum sollte ihnen vertraut werden?

• Was ist laut ihrer eigenen Aussage das Ziel der Website?

• Ist die Website aufgrund ihres Standorts, der Identität ihrer AutorInnen oder ihrer eigenen Aussage bezüglich ihrer Mission wahrscheinlich voreingenommen?

• Stellt die Website mehr als einen Standpunkt dar?

• Wie oft wird sie aktualisiert, wurden kürzlich Inhalte hochgeladen?

• Sind ähnliche Inhalte auf anderen (anerkannten) Websites zu finden?

• Bestehen möglicherweise Interessenkonflikte, zum Beispiel in Zusammenhang mit kommerziellen Interessen oder politischen Zugehörigkeiten?

• Werden für Inhalte, die auf der Website gepostet werden, Referenzen und Quellen angegeben?

• Hat sie Richtlinien bezüglich rassistischer oder diskriminierender Inhalte?

• Wie geht sie mit solchen Inhalten um, wie reagiert sie auf Beschwerden?

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dIe regeln verSteHen

Ein besseres Bewusstsein für einige auf Online-Aktivitäten anwendbare Grundlagen und Gesetze kann helfen, das Verhalten der UserInnen zu steuern und ist im Kampf gegen Hate Speech im Internet unver-zichtbar. Das Bewusstsein für und die Beteiligung an den Prozessen der Internet Governance sowie ein Wissen, wie diese auf Internet-UserInnen anwendbar sind, ist daher Teil von Internetkompetenz, politischer Bildung und demokratischem staatsbürgerlichem Engagement im Allgemeinen. Die Bedeutung des Inter-nets für die Gestaltung aktueller Formen von Staatsbürgerschaft und Partizipation erlaubt es nicht, Fragen der Governance allein ExpertInnen und Unternehmen zu überlassen.

Nützliche Tipps für das Teilen von Inhalten

z Stellen Sie sicher, dass von Ihnen geteilte Inhalte nicht voreingenommen, vorurteilsbehaftet, rassistisch oder hasserfüllt sind.

z Stellen Sie sicher, dass die Informationen zuverlässig sind, um keine Falschinformation zu verbreiten.

z Teilen Sie nichts von anderen, was deren Privatsphäre oder Sicherheit gefährden könnte. Wenn Sie nicht sicher sind, fragen Sie!

z Seien Sie vorsichtig beim Weiterposten von Informationen, die urheberrechtlich geschützt sein könnten.

z Sehen Sie sich die Nutzungsbedingungen von Websites an, wenn Sie Material posten. Mögli-cherweise enthalten sie Einschränkungen hinsichtlich der Art von Inhalten, die gepostet werden können, oder sie übernehmen die Rechte auf Ihre Inhalte oder persönlichen Informationen.

z Überlegen Sie, ob andere von Ihnen gepostete Informationen „missbrauchen“ könnten, um ein falsches Bild zu zeichnen oder anderen Schaden zuzufügen. Prüfen Sie, ob Ihre Inhalte nicht mehrdeutig sind.

z Denken Sie daran, dass im Internet gepostete Inhalte leicht missverstanden werden und Ärgernis erregen können, wenn sie nicht vorsichtig formuliert sind. Versuchen Sie alles, was Sie posten, noch einmal „mit anderen Augen“ zu lesen.

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recHtlIcHe eBenen

Der Großteil des Internets steht im Eigentum von Privatunternehmen. Selbst ein privater Blog wird gewöhn-lich auf einem privaten Server gehostet. Das Unternehmen, in dessen Besitz der Server ist, kann beschließen, die Art von Inhalten einzuschränken, die auf dem Blog gepostet werden können, oder auch nicht!

Gewöhnlich werden die Regeln, denen sich die UserInnen einer Website unterwerfen müssen, in „Nutzungs-bedingungen“ niedergelegt. Sie können von einer Website zur anderen sehr unterschiedlich sein. Doch abgesehen von den Nutzungsbedingungen können auch von nationalen Regierungen verabschiedete Gesetze existieren, denen Internet-UserInnen und Website-EigentümerInnen unterworfen sind. Darunter fallen Gesetze bezüglich Privatsphäre und Sicherheit oder Gesetze über extreme Hate Speech. Selbst wenn ein Land keine speziellen Gesetze hat, die die Sicherheit online schützen, wird dieser Aspekt häufig von der internationalen Menschenrechtsgesetzgebung abgedeckt, wie im folgenden Beispiel:

Website X:

im Eigentum einer Privatperson oder eines

Privatunter-nehmens

Nutzungsbedingungen des Hosting Providers Nutzungsbedingungen der Website

Nationale Gesetze bezüglich Privatsphäre, Sicherheit etc.

Internationale Gesetzgebung – u. a.

Menschenrechtsnormen

Beispiel: Regierungen müssen Menschen online ebenso wie offline schützen K.U. v. Finnland

Im März 1999 wurde auf einem Internet-Dating-Portal eine Anzeige gepostet, die angeblich von einem 12jährigen Buben stammte. Sie enthielt einen Link auf die Website des Buben und behauptete, er sei auf der Suche nach einer intimen Beziehung zu einem Gleichaltrigen oder einem älteren Mann, „um ihm den Weg zu zeigen“. Der Bub wurde erst auf die Anzeige aufmerksam, als er von einem interessierten Mann eine E-Mail erhielt. Der Provider weigerte sich, die Person zu identifizieren, die für die Anzeige verantwortlich war, und behauptete, das wäre ein Bruch der Vertraulichkeit. Die finnischen Gerichte befanden, dass der Serviceprovider rechtlich nicht gezwungen werden könne, diese Information preiszugeben.

Der Fall ging an den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof. Das Gericht befand, der finnische Staat habe gegen seine Schutzpflicht gegenüber Kindern und anderen gefährdeten Personen verstoßen. Die Anzeige habe das Kind zum Ziel für Pädophile gemacht und sein Recht auf Privat- und Familienleben (Artikel 8 der Europäischen Konvention) verletzt.

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Ein Großteil des Internets ist daher ein wenig wie ein Einkaufszentrum oder ein Nachtclub! Selbst wenn es kein Gesetz dagegen gibt, Jeans zu tragen oder ungepflegt auszusehen, kann man trotzdem aus einem

Ein Großteil des Internets ist daher ein wenig wie ein Einkaufszentrum oder ein Nachtclub! Selbst wenn es kein Gesetz dagegen gibt, Jeans zu tragen oder ungepflegt auszusehen, kann man trotzdem aus einem