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Intermodalität und Multimodalität

Im Dokument Nahverkehrsplan Landkreis Erding (Seite 156-166)

6. Maßnahmenpaket Begleitende Maßnahmen

6.1. Intermodalität und Multimodalität

Die Errichtung von Park+Ride Anlagen dient der Förderung der kombinierten Mobilität und leistet zugleich einen Beitrag zum Klimaschutz, da der PKW-Fahrer nicht den gesamten Weg mit dem Auto durchführt, sondern möglichst wohnortsnah auf den ÖPNV umsteigt.

Durch eine intermodale Vernetzung von PKW/Motorrad und U-/S-Bahn wird eine umweltschonende Art der Fortbewegung gewährleistet. Ein weiterer Vorteil des P+R besteht in einer Vergrößerung des ÖV-Haltestellen-Einzugsbereichs, wodurch Verkehrsspitzen der Rushhour abgeschwächt werden können.

Zur Feststellung der regulären Nachfrage nach P+R-Stellplätzen finden regelmäßig Erhebungen von Angebot und Nachfrage im gesamten Landkreis durch den MVV statt. Dabei wurden an zwei Tagen der Bestand und die Nachfrage erhoben. Durch die gewählte Jahreszeit (November) kann bei den Werten durchaus nahezu von einer Maximalnachfrage ausgegangen werden. Erfahrungsgemäß steigt die P+R-Nachfrage zum Jahresende deutlich an.

Das Angebot der P+R Anlagen im Landkreis Erding beinhaltet insgesamt in etwa 1.400 Stellplätze, ca. 690 davon entlang der MVV-integrierten S-Bahnlinie S2 (Stand 12/2019).

Die P+R Stellplatzanzahl an den einzelnen Bahnhöfen ist in der folgenden Tabelle dargestellt.

Tabelle 9: Angebot von P+R Stellplätzen im Landkreis Erding

Bahnhof P+R Stellplatzanzahl

Die größten P+R-Anlagen im Landkreis Erding stehen in der Stadt Dorfen mit mehr als 450 Stellplätzen sowie in Erding (ca. 330 Stellplätze). Weitere größere P+R-Anlagen von über 100 Stellplätzen befinden sich an den Bahnhöfen Altenerding (122), St. Koloman (120) und Thann-Matzbach (146). Für die nächsten Jahre ist – im Zuge des Erdinger Ringschluss – zudem die Erschließung der SPNV-Haltepunkte Erding Fliegerhorst und Schwaigerloh, mit insgesamt weiteren ca. 900 P+R-Plätzen, geplant.

Abbildung 19: Nachfrage und Auslastung der P+R Anlagen im Landkreis Erding

Die Nachfrageanalyse bezieht sich, aufgrund der Datenverfügbarkeit, ausschließlich auf die P+R-Anlagen entlang der MVV-integrierten Schienenstrecke der S2. Hier liegt die Nachfrage insgesamt bei werktäglich rund 625 Fahrzeugen. Die größten Auslastungen, mit über 90%, sind an den Bahnhöfen Erding und Altenerding zu finden. In Altenerding liegt die derzeitige

durchschnittliche Besatzzahl der P+R-Anlage gar nahe 100%. Etwas geringere Auslastungen von 60-90%, weisen die Bahnhöfe Aufhausen, St. Koloman und Ottenhofen auf. Bei letzterem kann mit ca. 70% die niedrigste Auslastungsquote der untersuchten P+R-Anlagen im Landkreis Erding festgestellt werden.

Die Zuständigkeiten für den Bau und den Betrieb der P+R-Anlagen liegt seit der DB-Reform von 1994 in den meisten Fällen bei den Kommunen. Der Freistaat Bayern fördert den Ausbau der Anlagen über GVFG-Mittel.

Ausblick:

Die derzeitigen oder auch geplanten Dimensionierungen der P+R-Anlage entsprechen meist auch mittelfristig den Anforderungen an den prognostizierbaren Bedarf.

Im Rahmen des Erdinger Ringschlusses sind umfangreiche Ausbau- bzw. Neubaumaßnahmen für P+R-Anlagen geplant. Dies betrifft, neben der bereits geschilderten Erschließung an den neuen SPNV-Haltepunkten Erding Fliegerhorst und Schwaigerloh, die Bahnhöfe Aufhausen (Ausweitung auf ca. 102-120 Stellplätze) und Altenerding (Ausweitung auf ca. 175-200 Stellplätze).

Dynamische Belegungsinformation für P+R-Anlagen

Eine zusätzliche Empfehlung an die P+R Betreiber ist die Ausstattung der Anlagen mit Detektionseinrichtungen, um den Fahrgast in Echtzeit über Belegungszustand zu informieren.

Durch eine frühzeitige Information der PKW-Fahrer über die Belegung (ggfs. Überfüllung) an P+R-Anlagen und eine Lenkung auf Parkplätze mit freien

Kapazitäten können

Parksuchverkehre und wildes Abstellen in Fahrgassen oder Anwohnerstraßen reduziert und die Auslastung der P+R-Anlagen optimiert werden.

Dazu hat die MVV GmbH ein zentrales Hintergrundsystem für die P+R-Information entwickelt, in das Belegungszustände und Belegungsprognosen von P+R-Anlagen einfließen und u.a. über die Fahrgastauskunft (siehe Abbildung) den Kunden zur Verfügung gestellt werden können. Mittelfristig sollen diese Informationen über entsprechende Schnittstellen auch PKW-Fahrern über die Navigationsgeräte zur Verfügung gestellt werden können.

Den P+R-Betreibern im Landkreis (i.d.R. Kommunen) wird empfohlen, Detektionssysteme an den Anlagen aufzubauen und über Schnittstellen die Daten in das System der Verbundgesellschaft einzuspeisen. Evtl. können auch die Detektionseinrichtungen über den Freistaat Bayern gefördert werden. Dies ist allerdings noch in Prüfung.

Bike+Ride (B+R)

Bike + Ride bezeichnet die intermodale Mobilitätsform von Fahrradfahren zu einer Haltestelle (v.a. U- und S-Bahn-Stationen) und dem dortigen Umstieg auf den öffentlichen Verkehr.

Bike+Ride ist eine umweltrelevante Mobilitätsform, da kurze Wege bis fünf Kilometer optimal mit dem Rad statt dem PKW (hier Park+Ride) abgewickelt werden können. Der Anteil an Park+Ride Fahrten bis zu fünf Kilometern liegt bei immerhin durchschnittlich 30%. Außerdem beträgt die Flächeninanspruchnahme für Radabstellplätze lediglich ein Zehntel des Bedarfs für einen PKW-Stellplatz.

Nach letzten Erhebungen durch den MVV stehen im Landkreis Erding an den Bahnhöfen entlang der MVV-integrierten S-Bahnstrecke rund 861 Fahrradabstellplätze zur Verfügung.

Zusätzlich besitzen die Regionalzugbahnhöfe eine Abstellkapazität für Fahrräder von ca. 500 Plätzen. Für den gesamten Landkreis ergibt sich somit ein Wert von insgesamt etwa 1.360 Fahrradständern an den Bahnhöfen (Stand 12/2019). Die B+R-Stellplatzanzahl an den einzelnen Bahnhöfen im Landkreis Erding ist in der folgenden Tabelle dargestellt.

Tabelle 10: Angebot von B+R Radständern im Landkreis Erding

Bahnhof B+R Stellplatzanzahl

Die größten B+R-Anlagen befinden sich an den Bahnhöfen Dorfen, Erding, Altenerding und St.

Koloman. An diesen vier SPNV-Haltepunkten konzentrieren sich über 80% aller B+R-Abstellplätze im Landkreis Erding.

Ein äußerst wichtiger Punkt für die weitere B+R-Förderung ist, kontinuierlich das Angebot und die Nachfrage zu überprüfen. Ein möglicher Handlungsbedarf kann sich zum einen aus veralteten Anlagen oder aus einer Unterdimensionierung ergeben. Daher ist es essentiell Strukturdaten und demographische Entwicklungen miteinzubeziehen, um Tendenzen künftiger Entwicklungen prognostizieren zu können.

Die Nachfrageanalyse bezieht sich, aufgrund der Datenverfügbarkeit, ausschließlich auf die P+R-Anlagen entlang der MVV-integrierten Schienenstrecke der S2. So weisen die B+R Stationen in Erding und Altenerding eine Auslastung von über 90% auf. Den größten Kapazitätsengpass gibt es in Altenerding, wo die Nachfrage das Stellplatzangebot i.d.R.

übersteigt, sodass dort von einer Überlastung gesprochen werden kann. An den weiteren Haltepunkten Aufhausen, Ottenhofen und St. Koloman liegt die Auslastung zwischen 60 und 90% (siehe Abbildung 20).

Abbildung 20: Nachfrage und Auslastung der B+R Anlagen im Landkreis Erding

Ähnlich wie bei den P+R-Anlagen sollen auch für die B+R-Stationen, im Rahmen des Erdinger Ringschluss, Ausbau- und Neubaumaßnahmen ergriffen werden. So ist am neuen Haltepunkt Erding Fliegerhorst beispielsweise die Erschließung von 600-700 neuen Fahrradabstellplätzen vorgesehen. Auch in Erding (Erweiterung auf 425 Plätze), Altenerding (Erweiterung auf 300 Plätze), Aufhausen (Erweiterung auf 130 Plätze) und St. Koloman (Erweiterung auf 200-250 Plätze) sind Ausbaumaßnahmen geplant. Grundsätzlich wird für alle Anlagen, die schon heute ihre Kapazitätsgrenze erreicht haben bzw. nur knapp unter einer Vollauslastung liegen (> 90%

Auslastung) die Prüfung des Ausbaus empfohlen. Für Detailanalysen und Nachfrageprognosen von MVV-integrierten Bahnhöfen steht die MVV GmbH den Gemeinden auf Antrag kostenfrei zur Verfügung. Im Rahmen einer „Bike+Ride-Offensive“ des Bundesumweltministeriums und der Deutschen Bahn AG werden B+R-Anlagen aktuell mit 40% gefördert. Unter Berücksichtigung der förderfähigen Höchstsätze kann die Förderung des Bundes auf bis zu 90

% aus Landesmitteln (BayGVFG) aufgestockt werden.

Da die Attraktivität von Radabstellanlagen maßgeblich die Häufigkeit der Fahrradnutzung vor allem im Pendlerbereich beeinflusst, haben Modernisierungsmaßnahmen einen positiven Effekt auf das Nutzungsverhalten. Zunehmend werden heute auch hochpreisige Modelle angeschafft.

Außerdem „beflügelt“ die Entwicklung im E-Bike-Sektor die ganze Fahrradbranche. Bei Preisspannen von etwa 500 € bis an die 10.000 € ist es aber nicht verwunderlich, dass heutige (E)-Bike-Nutzer vor allem Diebstahl-, Vandalismus- und Witterungsschutz als Bedingung an eine Fahrradabstellanlage stellen.

Im Zuge möglicher Modernisierungsmaßnahmen geht es vor allem um folgende Punkte, um die Attraktivität einer B+R Anlage langfristig aufrechterhalten zu können:

 Kapazität

 Mängelbehebung an Fahrradabstellanlagen

 Art der Radständer, Richtlinien zu Abständen, Überdachung

 Beleuchtung und Sicherheit

 Zusatzleistungen (Lademöglichkeiten für Pedelecs, Fahrradboxen, …)

Die Errichtung von kleinen Fahrradabstellanlagen an einzelnen Bushaltestellen durch die Kommunen (mit oder ohne Förderung) kann in der Summe als sinnvolle ergänzende Maßnahme zur Förderung des Fahrradverkehrs bewertet werden. Allerdings muss hier jeweils eine Einzelfallüberprüfung stattfinden.

Fahrradmitnahme im Regionalbusverkehr:

Ergänzend sollen Möglichkeiten geprüft werden, auf ausgewählten Linien eine Fahrradmitnahme im Bus bzw. auf einem Fahrradanhänger zu ermöglichen. Dazu sollten Erfahrungen aus anderen Verbundlandkreisen ausgewertet werden, insbesondere die ab Sommer 2020 angebotene Fahrradbeförderung zwischen Freising und Mainburg.

Sharing-Angebote Car-Sharing im Landkreis Erding

Insbesondere das stationsgebundene Car Sharing fördert nachweislich die stärkere Nutzung des ÖPNV und verringert die Kilometerleistung von PKW-Fahrten von Privatpersonen. Car Sharing ist daher im Zusammenspiel mit dem ÖPNV ein wichtiger Baustein einer umweltgerechten Mobilität. Dies belegt u.a. eine Studie des MVV aus dem Jahr 2012 zum Car Sharing in den MVV-Landkreisen (siehe Abbildung 21).

Abbildung 21: Jährlich zurückgelegte Pkw-Kilometer nach Beitritt in Car Sharing Programm (Quelle: MVV GmbH)

Im Landkreis Erding stellt der Carsharing Verein Erding (Carsharing Erding e.V.) aktuell drei Fahrzeuge im Stadtgebiet Erding zur Verfügung (siehe Abbildung 22). Im weiteren Landkreisgebiet gibt es derzeit keine Carsharing Angebote.

Abbildung 22: Standorte der Carsharing Erding e.V. (Quelle: https://www.carsharing-erding.de/carsharing/)

Empfehlung:

Dem Landkreis wird empfohlen, den Ausbau bzw. die Gründung von Car Sharing-Organisationen insbesondere durch organisatorische Maßnahmen zu unterstützen. Als Best Practice kann der Landkreis Ebersberg dienen, in dem mittlerweile zehn örtliche Car Sharing-Einrichtungen (in 48% der Gemeinden) mit 55 Fahrzeugen und über 1.600 Fahrberechtigte angesiedelt sind (Stand März 2019) und der Landkreis unterstützend koordiniert und fördert.

Bike-Sharing im Landkreis Erding

Auch Bike Sharing-Angebote (z.B. MVG-Rad, Nextbike, DB Call a Bike, MOVELO) können insbesondere an den S-Bahn- und Regionalzugbahnhöfen im Landkreis eine sinnvolle Ergänzung des Angebots für die erste/letzte Meile sein. Aktuell bestehen im Landkreis Erding noch keine Angebote.

Empfehlung:

Dem Landkreis wird eine Untersuchung über den Bedarf und die Potenziale von Bike Sharing Angeboten empfohlen. Relevante Standorte für eine tiefergehende Betrachtung können bezüglich der Verkehrsnachfrage

Abbildung 23: Werbung MVG Rad im Landkreis München (Quelle: www.mvg.de/services/mobile-services/mvg-rad/mvg-rad-landkreis.html

insbesondere das Stadtgebiet Erding (Bahnhöfe, Therme, Gewerbe- und Einkaufszentren etc.) sowie Bahnhof und Gemeindegebiet Dorfen sein. Des Weiteren könnte das Gemeindegebiet Taufkirchen (Vils) sowie größere Gewerbegebiete im Landkreis Ausgangspunkt für die Potentialbestimmung sein. Diese Konzeption sollte in enger Abstimmung mit den Kommunen erfolgen. Als Best Practice kann das 2018 auf den Landkreis München ausgeweitete Angebot des MVG-Rades dienen (siehe Abbildung 23).

Mobilitätsplattform

Damit neue Mobilitätsangebote wie Sharing-Angebote oder Mitfahrportale als auch konventionelle Ergänzungen des ÖPNV (z.B. Taxiangebote) als sinnvolle Ergänzungen des ÖPNV vom Bürger wahrgenommen werden, müssen sie einfach, übergreifend und diskriminierungsfrei beauskunftet werden. Der Aufbau einer multimodalen Mobilitätsplattform kann als Basisinstrument verstanden werden, um die verschiedenen Modi und Anbieter sowie gebietsbezogene und organisatorische Zuständigkeiten informationstechnisch zu integrieren.

Abbildung 24: Schematischer Aufbau einer Mobilitätsplattform und Ausgabe über verschiedene digitale Medien (Quelle MVV GmbH)

Empfehlung:

Der Landkreis unterstützt dazu den Aufbau bzw. den Ausbau einer übergreifenden Mobilitätsplattform bei der MVV GmbH (siehe Abbildung 24). Dem Landkreis wird des Weiteren empfohlen, neue Mobilitätsformen / -angebote wie Bike- und Car-Sharing aber auch konventionelle Taxiangebote künftig als zusätzliches Angebot in die Mobilitätsplattform des Verkehrsverbundes einzupflegen bzw. einpflegen zu lassen.

Der primäre Use Case stellt sich aus Sicht der Reisenden dar: die Nutzung aller öffentlichen Angebote über eine App bzw. Webseite mit zentraler Registierung (sog. „SingleSignOn“). Diese bietet eine übersichtliche, vollständige und aktuelle Zusammenführung von (Echtzeit-) Informationen zu allen Modi sowie das einfache, intermodale Routen, Buchen und Bezahlen.

Diese Funktionen sind zentrale Faktoren für die Akzeptanz und verstärkte Nutzung des weiterentwickelten ÖPNV in Kombination mit alternativen Angeboten im Mobilitätsverbund. Die zielgerichtete Kombination verschiedener Verkehrsmittel innerhalb einer nahtlosen, intermodalen Wegekette wird für die Reisenden so praktikabel.

6.2. Weiterentwicklung der Qualitätsstandards im MVV-Regionalbusverkehr

Im Dokument Nahverkehrsplan Landkreis Erding (Seite 156-166)