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5. Modellerweiterungen 63

5.2. Inkubationszeit

Die zusätzlichen Kompartimente, in denen die Menschen oder Moskitos infiziert, aber noch nicht infizierend sind, werden mit Ehi für die Menschen bzw. Evi für die Moskitos dargestellt. Für die mathematische Modellierung wird die Inkubationszeit mit dem Parameter λ−1i modelliert, wobei λi den Zeitraum widerspiegelt, mit der die Person oder der Moskito von infiziert zu infizierend wechselt. Der schematische Zusammenhang ist in der Abbildung 5.3 ersichtlich.

Abbildung 5.3.: Modellschema der Inkubations-Kompartimente

Die Inkubationszeit ist von besonderem Interesse, wenn währenddessen ein Orts-wechsel stattfindet. Damit besteht die Möglichkeit eine Krankheit unbewusst und ungemerkt in ein Gebiet einzuführen, in dem ansonsten nur infizierbare Menschen sind. Das beste Beispiel hierfür ist die Rückreise aus einem Urlaubsort. Die In-fektion geschieht bereits während der Reise, die Symptome und die Krankheit selbst treten jedoch erst in Erscheinung, wenn die Person bereits den Ortswechsel vollzogen hat. Ist an dem Zielort eine Moskitopopulation existent, kann somit eine weitere Verbreitung des Dengue Fiebers erfolgen. Genau diese Situation ist Ausgangspunkt der in dieser Arbeit durchgeführten Berechnungen. Es ist nicht die örtliche Verteilung selbst, sondern der Moment in dem wenige infizierte Individuen auf eine ansonsten naive Population treffen.

5.2.1. Theoretische Analyse

Da die Menschen oder Moskitos während der Inkubationszeit als infiziert gelten, haben diese Kompartimente Einfluss auf die Basisreproduktionszahl. Ein direkter Vergleich zwischen einem Grundmodell mit und ohne den Kompartimenten der Inkubation, ergibt den folgenden Zusammenhang in der Basisreproduktionszahl:

R40i,mE = λv λvv

λh

λhhR20i,oE (5.4)

mit

R0i,mE: Teil-Basisreproduktionszahl mit den Inkubations-Kompartimenten.

R0i,oE: Teil-Basisreproduktionszahl ohne den Inkubations-Kompartimenten.

Aufgrund der ausschließlich positiven Parameter gilt R0i,mE ≤R0i,oE. Wird der Schwellwert von R0i = 1 betrachtet, so zeigt sich, dass die Basisreproduktionszahl ohne Inkubationszeit mit den Verhältnissen aus der Dauer der Inkubationszeit zu der gesamten infizierten Zeit multipliziert wird. Daraus ableitend ist der Einfluss der Inkubationszeit der Mücken tragender, als der der Menschen. Bei der Berechnung der Gleichgewichtspunkte gehen genau diese Verhältnisse wieder ein.

So unterscheiden sich die endemischen, nicht koexistierenden Gleichgewichtspunkte der infizierten Kompartimente wie folgt:

Iih,mE =

Aufgrund der Komplexität wird an dieser Stelle auf den Vergleich der koexistie-renden Gleichgewichtspunkte verzichtet.

Bei der Betrachtung der Invasionszahlen haben die KompartimenteEi,h und Ei,v einen erheblichen Einfluss. Im Anhang A.5 sind die Invasionszahlen angegeben, für die Fälle, dass entweder nur die Inkubationszeit der Menschen oder die der Mücken berücksichtigt wird. Daraus ist die zunehmende Komplexität bei der Darstellung der Invasionszahl deutlich erkennbar. Für ein Modell, welches die Inkubationszeit der Mücken als auch die der Menschen berücksichtigt, berechnen sich die Invasionszahlen zu:

mit

Werden nun die Gleichgewichtspunkte für Sih, Sv undSh eingesetzt, ergeben sich die vereinfachten Parameter: Daraus resultiert der folgende Ausdruck für die Invasionszahlen:

Rij,mRE =R·

R = R0j

R0i

Trotz Vereinfachungen ist eine Gegenüberstellung der Invasionszahlen unüber-sichtlich, weshalb im Folgenden auf die numerischen Einflüsse eingegangen wird.

5.2.2. Numerische Berechnung

Die Modellierung mit den Kompartimenten der Inkubationszeit mit λh = 15 undλv = 19 bewirkt eine zeitliche Verschiebung des Ausbruchs und eine geringe Verringerung der gesamtinfizierten Menschen. Die Verläufe sind in Abbildung 5.4, eine prozentuale Änderung in Tabelle 5.1 zu sehen.

(a) Erstinfektionen= 0.9 (b) Mückeninfektionen= 0.9

(c) Erstinfektionen= 1.1 (d) Mückeninfektionen= 1.1

Abbildung 5.4.: Vergleich der (erst-)infizierten Menschen- und Mückenkomparti-mente zwischen den Modellen mit und ohne der Inkubationszeit.

Darstellung abhängig von . Mit (a), (b) = 0.9 und (c), (d) = 1.1

Ih1 Ih2 Ih12 Ih21 Iv1 Iv2

Peak Wert % 0.9 8.4 1.2 5.8 1.1 23.4 15.6

relative Abnahme % 0.9 2.6 -18.3 5.6 -9.4 18.6 20.7

Peak Wert % 1.1 3.9 7.1 3.7 5.2 15.3 22.2

relative Abnahme % 1.1 -10.3 5.2 -7.4 8.1 16.9 16.7 Zeitpunkt des Peaks Tage 0.9 169 173 229 192 187 253 relative Verschiebung % 0.9 24.3 25.6 30.1 26.7 26.7 32.9 Zeitpunkt des Peaks Tage 1.1 157 157 174 186 194 178 relative Verschiebung % 1.1 23.3 22.8 23.8 25.4 25.1 25.5 Tabelle 5.1.: Übersicht der infizierten Kompartimente über die Peaks, deren

rela-tive Verschiebung und die relarela-tive Änderung im Vergleich zu dem Modell ohne Inkubationszeit

Aus den Abbildungen 5.4 ist eine deutliche Abnahme des absoluten Peaks er-sichtlich. Die relative Abnahme bezieht sich jedoch auf die Gesamtanzahl der infizierten Menschen und Mücken. Hierbei ist je nach dominierendem Serotyp eine Reduzierung oder eine Erhöhung der infizierten Menschen erkennbar. Bei den Mücken bewirkt die Berücksichtigung der Inkubationszeit in allen Fällen eine Reduzierung über 15%. Ebenfalls evident ist die deutliche zeitliche Verschiebung der Maxima. Trotz verhältnismäßig wenigen Tagen der Inkubation, ergibt sich eine offensichtliche Verschiebung in den Verläufen. Die Maxima zeigen dabei einen prozentualen Versatz mit über 25% auf (bezogen auf ein Jahr). Die Betrachtung des Phasenportraits in Abhängigkeit von ist in Abbildung 5.5 für 50 Jahre dargestellt.

(a)= 0.9 (b)= 1.1

(c) Detailansicht= 0.9 (d) Detailansicht= 1.1

Abbildung 5.5.: Phasenportraits abhängig von . Mit (a), (c) = 0.9 und (b), (d) = 1.1

Abbildung 5.6.: Phasenportrait Detailansicht für = 1.0

Aus den Phasenportraits lassen sich mehrere Rückschlüsse ziehen. <1 bewirkt eine Bevorzugung des Serotyp 1. Dies in Kombination mit einer höheren Infekti-onsanzahl bei dem Startwerten (Ih1(0)> Ih2(0)), führt zu dem deutlich größeren ersten Verhältnis von Sh zuIh1 im Vergleich zu dem vonSh zu Ih2. Bei >1 ist zwar Serotyp 2 stärker, jedoch sind zu Beginn mehr infizierte Menschen mit Sero-typ 1 vorhanden, weshalb der Unterschied in Abbildung 5.5 b) nicht so deutlich hervortritt wie in Abbildung 5.5 a). Bei beiden Phasenportraits ist ein sukzessives Einpendeln hin zum endemischen Gleichgewichtspunkt gut erkennbar. Nach dem ersten Ausschlag ist der durch die Startwerte bedingte Unterschied nicht mehr so stark ausgeprägt, was sich in einem nahezu gespiegeltem Verlauf äußert. Weiter hat einen sichtbaren Einfluss die Form der Trajektorie.

Damit zeigt sich der Einfluss der InkubationskompartimenteEhi undEvi neben den theoretischen Aussagen der Basisreproduktionszahl und den Gleichgewichtspunk-ten auch in der numerischen Betrachtung der zeitlichen Verläufe. Der Unterschied ist sowohl in der kurzweiligen Betrachtung von einem Jahr, als auch in den Pha-senportraits bei der Art der Annäherung an den endemischen Gleichgewichtspunkt deutlich sichtbar.