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Im Dokument Erziehung zur Gleichstellung (Seite 107-112)

„Sachliteratur, seien es Sachbücher, (Kinder-)Lexika oder Zeitschriften, sollten bereits in der Volksschule – von der ersten Klasse an – selbstverständlicher Bestandteil der Leseumwelt sein und auch regelmäßig neu angeschafft werden, um keinen „verstaubten“ Eindruck zu machen“ (Böck 2008, S. 87).

Mathematik

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TIMSS39 (Trends in International Mathematics and Science Study) erhebt unter anderem die Mathematikkompetenz von Schülerinnen und Schülern in der 4. Schulstufe. An der TIMSS 2007 beteiligten sich 37 Länder (darunter 14 EU-Länder). In Österreich nahmen 196 Schulen, 325 Klassen und 4859 Schülerinnen und Schülern teil. Bezüglich der mathematischen Kompe-tenzen liegen die österreichischen Schüler/innen mit einem Mittelwert von 505 Punkten signifi-kant unter dem EU-Mittel von 514 Punkten. Während es 1995 nur bei einem der sieben teilnehmenden Ländern (= 14%) signifikante Geschlechterunterschiede in Mathematik gab, traf dies 2007 auf 64% der teilnehmenden EU-Länder zu. Umgekehrt heißt dies aber auch, dass in 36% der teilnehmenden EU-Länder keine signifikanten Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt wurden. In der TIMSS 2007 liegen die österreichischen Buben mit durchschnittlich 14 Punkten signifikant vor den Mädchen, wobei es sich um einen kleinen Unterschied handelt40. Allerdings weist Österreich gemeinsam mit Italien die größte Differenz unter den bei TIMSS 2007 teilnehmenden EU-Ländern auf.

Die österreichischen Buben haben ein signifikant höheres Selbstkonzept in Mathematik41 und dies gilt auch, wenn die tatsächliche Mathematikleistung statistisch kontrolliert wird. Dies be-deutet, dass die Buben, auch wenn sie die gleiche Leistung haben wie die Mädchen, ein höhe-res Selbstkonzept aufweisen. Ebenso zeigen die Buben deutlich mehr Freude an Mathematik als die Mädchen42. Selbstkonzept und Freude am Fach sind insofern bedeutsam, als davon die Bereitschaft sich auf Mathematik einzulassen beeinflusst wird und durch Lernerfolge wiederum die Motivation sich mit Mathematik zu beschäftigen steigt.

Ein interessanter Zusammenhang besteht in Hinblick auf Bildungsnähe und sozialem Status43. Die Leistungsunterschiede zwischen österreichischen Buben und Mädchen aus bildungsfernen Haushalten sind größer als jene aus bildungsnahen Haushalten, während die Geschlechterun-terschiede zu Gunsten der Buben in bildungsnäheren Elternhäusern deutlich geringer ausfal-len. Dass die österreichischen Buben mehr Freude an Mathematik haben als die Mädchen ist allerdings unabhängig vom Bildungshintergrund der Kinder. Die TIMSS-Daten zeigen auch,

39 Die Zusammenfassung der TIMSS-Ergebnisse wurde – soweit nicht anders angegeben – entnommen aus Wallner-Paschon 2010.

40 Der Leistungsunterschied zu Ungunsten der Mädchen könnte allerdings auch dadurch begründet sein, dass Mädchen mit dem Zeitdruck und dem Testverfahren (teilweise wurden Multiple-Choice-Fragen gestellt) weniger gut zurecht kommen als Buben.

41 Folgende vier Items wurden abgefragt: Normalerweise bin ich gut in Mathematik. Ich lerne schnell in Mathema-tik. Ich bin einfach nicht gut in MathemaMathema-tik. Mathematik fällt mir schwerer als vielen Mitschülern von mir.

42 Folgende vier Items wurden abgefragt: Ich hätte gerne mehr Mathematik in der Schule. Ich lerne gerne Mathe-matik. Ich mag MatheMathe-matik. Mathematik ist langweilig.

43 Die Bildungsnähe bzw. der soziale Status der Familie wird indirekt über den Buchbesitz zu Hause ermittelt.

Mathematik dass Schüler/innen mit Migrationshintergrund im Vergleich zu jenen ohne

Migrationshinter-grund schlechtere Leistungen in Mathematik erbringen. Allerdings: "Die geringeren Leistungen von Kindern mit Migrationshintergrund können als Phänomen entlang sozialer Linien und nicht als Phänomen entlang ethnischer Linien beschrieben werden." (vgl. Breit u.a. 2010)

Für Österreich konnte TIMSS 2007 zeigen, dass die Unterschiede zwischen Mädchen und Buben unabhängig vom Geschlecht und Alter der Lehrkräfte sind. Dies ist insofern interessant, da im Zusammenhang mit der "Feminisierung" des Lehrberufes die Befürchtung geäußert wurde, dass die Tatsache, dass in der Volksschule vor allem Frauen unterrichten, sich negativ auf die Leistungen der Buben auswirken könnte.

Weitere Studien44 belegen, dass die Leistungsunterschiede von Mädchen und Buben sich zwar mit zunehmendem Alter leicht vergrößern, vor allem aber das Interesse an Mathematik bei den Mädchen stärker nachlässt als bei den Buben und sie auch weniger davon überzeugt sind, gute Leistungen zu bringen und Mathematik später beruflich zu brauchen. Buben werden von Buben, aber auch von Mädchen Eltern und Lehrpersonen in Mathematik oft für kompetenter als Mädchen gehalten45. Dazu kommt, dass das Fach Mathematik männlich konnotiert ist.

Es gibt also verschiedene Faktoren, die dafür verantwortlich gemacht werden können, dass sich Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Buben in Mathematik feststellen lassen.

Wichtig ist, dass Lehrer/innen Mädchen und Buben vermitteln, dass sie für Mathematik gleich begabt sind und das Fach so gestalten, dass es beiden Geschlechtern ermöglicht wird, einen Zugang dazu zu finden.

Ideen für den Unterricht:

Textaufgaben stellen, die aus den Erfahrungsbereichen und Interessen von Buben und Mädchen kommen. Dadurch an Bekanntes anknüpfen und Zugänge zu Neuem eröff-nen. Das Spektrum kann von Haushalt über Tiere, Natur, Autos bis zu Sport, Kunst, Po-litik reichen – überall lassen sich Beispiele46 er/finden.

Das Leben berühmter Mathematiker (Pythagoras, Lewis Carroll, Srinivasa Ramanujan) und Mathematikerinnen (z.B. Hypatia von Alexandria, Sonja Kovalevskaya, Emmy Noether) präsentieren47. Dabei kann auch sichtbar gemacht werden, welche Hinder-nisse manche von ihnen zu überwinden hatten, um Mathematik zu betreiben.

44 Vgl. Budde 2008b

45 Vgl. Rustemeyer u.a. 2007 sowie Dresel u.a. 2007

46 z.B. in der Erstellung einer Textrechenkartei: neben dem Foto eines Kindes in der Schulgarderobe steht die Fragestellung: „In den Garderoben der Schule ist Platz für 370 Paar Schuhe. In die Schule gehen 311 Kinder.

Wie viele Kinder können ein zweites Paar Schuhe in die Garderobe stellen?“ (Anregung von Karin Diaz)

47 Auf www.matherockt.de/ (→ Menschen) finden sich Mathematikerinnen und Mathematiker aus verschiedensten Ländern und Zeiten.

Mathematik

Männer und insbesondere Frauen einladen, die in ihrem Beruf mit Mathematik zu tun haben und sie von ihrem Werdegang (wie hat ihnen Mathematik in der Schule gefal-len,...) und ihrem Arbeitsfeld erzählen lassen.

Unterschiedlichste Unterrichtsformen und -methoden wählen: Einzel-, Gruppenarbeit, Arbeit mit Partner/in, fragend-entwickelnder Unterricht, konkurrenzorientierte Spiele wie Rechenkönig/in – für die, die wollen; aber auch Kooperationsspiele, Aufgaben, die kei-ne eindeutige Lösung haben, Statiokei-nenbetrieb, usw.

Mathematik mit Sprache verbinden: Die Schüler/innen erzählen bzw. aufschreiben las-sen, wie sie eine Aufgabe gelöst haben; warum sie bei einer Aufgabe nicht weiter kommen, was für sie Begriffe wie unendlich, Null, Zeit,... bedeuten. Eine Schülerin mit einem Lego-Bausatz etwas bauen lassen, das sie einer anderen Schülerin, die das Bauwerk nicht sieht, so erklärt, dass diese es mit einem identischen Bausatz nachzu-bauen versucht. Danach die beiden Objekte vergleichen und besprechen, was das Ar-beiten leicht/schwer gemacht hat.

Einzelne Seiten des Mathematikbuchs können auf die Schüler/innen aufgeteilt und ge-zählt werden, wie viele und welche Berufsbezeichnungen sich darin für Frauen bzw. für Männer finden. Die Schüler/innen können die Ergebnisse anschließend grafisch dar-stellen und diskutieren48.

Roberta-Trainerinnen für einen Workshop einladen. Die Mädchen bauen dabei aus Le-gosteinen Roboter-Tiere: Affen, Vögel, Löwen oder Krokodile. Dann programmieren sie die Tiere, so dass diese verschiedene Geräusche machen, wenn sie fressen oder mit den Flügeln schlagen. Nähere Informationen: www.zimd.at/roberta

Bei einem Elternabend thematisieren, dass Mathematik für Mädchen und Buben be-deutsam ist und beide gleich geeignet für dieses Fach sind.

48 Weitere Anregungen dazu im Kapitel „Berufsorientierung“.

Musikerziehung und Bildnerische Erziehung

18 Musikerziehung und Bildnerische

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