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Informationsbedarf pflegender Angehöriger

Im Dokument Pflegende Angehörige von Erwachsenen (Seite 48-51)

6 Therapeutisches Vorgehen und weitere Interventionsmöglich- keiten durch das hausärztliche Team

6.1 Informieren und Beraten

6.1.1 Informationsbedarf pflegender Angehöriger

Empfehlung

Das hausärztliche Team sollte den im Assessment identifi-zierten individuellen Informationsbedarf pflegender An-gehöriger soweit wie möglich entsprechen und ggfs. an geeignete Beratungsstellen weitervermitteln.

Pflegende Angehörige sollen über Unterstützungs- und Entlastungsangebote informiert werden.

Ein systematischer Review liefert Hinweise, dass im primären Versorgungsbereich durchge-führte psychosoziale Interventionen, die u. a. die Elemente Bereitstellung von Informationen und Schulungsmaterial sowie Aufklärung beinhalten, einen positiven Einfluss auf das Wohl-befinden und die psychische Gesundheit von pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz haben können [61].

Der Informationsbedarf pflegender Angehöriger ist hoch [62]. Welche Informationen sie sich in welchem Umfang konkret wünschen, hängt stark mit der individuellen Situation sowie der Grunderkrankung der von ihnen gepflegten Person zusammen. Eine gemeinsame Diskussion von Informationen im Sinne einer partizipativen Entscheidungsfindung sowie andere Formen der Unterstützung zum besseren Verständnis entspricht dem Anliegen vieler Angehöriger mehr als die reine Bereitstellung der Informationen. Die Verwendung von medizinisch-tech-nischem Vokabular kann – je nach Voraussetzungen des/der pflegenden Angehörigen – eine Barriere beim Verstehen der Informationen darstellen [62].

Zur Sensibilisierung des gesamten hausärztlichen Teams werden im Folgenden in Reviews identifizierte Informationsbedürfnisse für verschiedene Subgruppen von pflegenden Angehö-rigen dargestellt.

Krankheitsübergreifend wünschen sich pflegende Angehörige älterer Menschen mit un-terschiedlichen chronischen Grunderkrankungen leicht zugängliche und zeitnahe Infor-mationen. Diese sind allgemeinerer Natur wie bspw. Informationen über die Erkrankung des/

der Gepflegten inklusive Ätiologie, Diagnose, grundsätzlicher Prognose und Behandlungsop-tionen, Dienste und andere entlastende Angebote für Pflegende und Gepflegte sowie finan-zielle Unterstützungsmöglichkeiten [62]. Des Weiteren werden Informationsbedürfnisse zu Pflegeeinrichtungen und krankheitsspezifischen Unterstützungsangeboten, zur Tagesgestal-tung des/der Gepflegten, aber auch zur Selbstpflege geäußert [63]. Viele pflegende Angehö-rige nennen ein Bedürfnis nach Fakten, Erklärungen und Ratschlägen, die spezifisch auf die jeweiligen individuellen Umstände zugeschnitten sind [62].

McCabe et al. bestätigen dies für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz [64].

Diese wünschen sich adäquate Informationen über die Diagnose, den weiteren Verlauf der Erkrankung, Symptome sowie mit Demenz in Zusammenhang stehende Gesundheits- und Verhaltensänderungen. Auch wird das Bedürfnis geäußert, Informationen über Methoden und Strategien zum Managen der physischen und psychischen Gesundheitseinschränkungen des/der Gepflegten, über das physische und kognitive Funktionieren (wie Gedächtnisverlust), das herausfordernde Verhalten, die Medikation des/der Gepflegten sowie über Zugangsmög-lichkeiten zu Pflegedienstleistungen zu erhalten. Gleichzeitig berichten pflegende Angehörige auch davon, sich von einer großen Menge an Informationen überwältigt zu fühlen.

Für pflegende Angehörige von Patienten und Patientinnen nach Schlaganfall gilt dies ähnlich wie oben krankheitsübergreifend geschildert. Durch den akuten Eintritt der Pflegesi-tuation mit anschließender Rehabilitationsphase und die oftmals schweren gesundheitlichen Einschränkungen der Pflegebedürftigen gibt es hier jedoch zusätzlich einige Gebiete, zu de-nen sich pflegende Angehörige Aufklärung wünschen. Einem systematischen Review zufol-ge betrifft dies die körperliche Versorgung der Schlaganfall-Überlebenden (insbesondere die Mobilisierung), Übungen zur Verbesserung bestimmter Fähigkeiten, psychologische Aspekte und die Themen Ernährung und Sexualität. In der chronischen Phase nach einem Schlaganfall gewinnt das Bedürfnis nach Informationen zu lokalen Unterstützungsangeboten an Bedeu-tung [65].

Über folgende in Deutschland vorhandene Unterstützungsmöglichkeiten und Entlastungsan-gebote kann das hausärztliche Team informieren und pflegende Angehörige gegebenenfalls zur Nutzung anregen (zur Führung eines Beratungsgesprächs über Nutzung von Angeboten s. 6.1.2):

n Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung/Hinweis auf Möglichkeiten zur Sachleis-tungen (z.B. Pflegedienste), Pflegegeld oder eine Kombinationsleistung aus beidem

n Pflegeberatung

n pflegeentlastende Angebote (z. B. Tages-, Kurzzeit und Verhinderungspflege, Angebote zur Unterstützung im Alltag)

n Online-Informations- und Beratungsdienste, z. T. mit Austauschmöglichkeiten für pfle- gende Angehörige

n Maßnahmen zur Wissensvermittlung (z. B. individuelle häusliche Einzelschulungen oder Pflegekurse), psychoedukative Angebote, soziale Unterstützungsangebote (z. B. Angehö-rigengruppen, Selbsthilfegruppen), Psychotherapie

n gesundheitsfördernde Angebote (z. B. Rückenschule, Entspannungs- oder angebote)

n Maßnahmen zur medizinischen Rehabilitation (stationär oder ambulant), alleine oder mit dem Gepflegten

n Hilfsmittel/Pflegehilfsmittel

n Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes bzw. Wohnberatung (vgl. [66])

Die aktuellen Leistungen und Angebote der Pflegeversicherung für Gepflegte und deren pfle-gende Angehörige hinsichtlich der ebengenannten Themen werden in einer ausführlichen Broschüre des Bundesministeriums für Gesundheit dargestellt: „Ratgeber Pflege. Alles, was Sie zum Thema Pflege und zu den Pflegestärkungsgesetzen wissen müssen“ [67].

Nicht allen Informationsanliegen pflegender Angehöriger kann das hausärztliche Team ent-sprechen (vgl. [5]). Aufgrund einer sich ständig weiterentwickelnden Pflegegesetzgebung muss an dieser Stelle auf mögliche Grenzen der Information insbesondere zu Leistungen der Pflegeversicherung verwiesen werden. Möglichkeiten einer weitergehenden Pflegeberatung bestehen u. a. in Pflegestützpunkten bzw. kommunalen Beratungsstellen. Das hausärztliche Team sollte die Adressen von lokalen/regionalen Beratungsstellen vorhalten [27]. Optimaler-weise sollte eine Vernetzung der hausärztlichen Praxis mit ambulanten Beratungsstellen und Pflegeanbietern erfolgen. Individuelle Gespräche können vom Hausarzt-Team im günstigsten Fall zusammen mit für Pflegefragen qualifizierten Personen (Pflege- und Sozialdienste, Pfle-ge- und andere Beratungsstellen sowie gegebenenfalls weitere relevante Akteure und Akteu-rinnen) zu Hilfsmitteln, Unterstützungs- und Entlastungsmöglichkeiten etc. vor Ort durch-geführt werden. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, den Kontakt zwischen pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz bzw. der Dyade und – wenn vorhanden – lokalen Demenznetzwerken herzustellen, da die Einbindung in diese einen positiven Einfluss auf die Belastung pflegender Angehöriger haben kann [68].

A konsens

B konsens

B konsens

Empfeh-lungsgrad Ergebnis Konsensverfahren

6.1.2 Hausärztliches Beratungsgespräch zur Nutzung von weiterführenden Unterstüt-

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