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Inanspruchnahme von Fortbildungsmaßnahmen durch Mitarbeiter/innen und geschätzter Qualifizierungsbedarf

Diagramm 46: Angebote im Rahmen von Primärprävention und Multi- Multi-plikator/ innenschulungen nach Einrichtungen

7. Inanspruchnahme von Fortbildungsmaßnahmen durch Mitarbeiter/innen und geschätzter Qualifizierungsbedarf

Insbesondere ein Bereich, der sich so stark im Wandel befindet, erfordert auch kontinuierliche Qualifizierungsanstrengungen von allen Beschäftigten. Im Rahmen des „Großmodells Ge-sundheitsämter–AIDS“ konnten Ende der 80er Jahre umfangreiche und begleitende Qualifi-zierungsmaßnahmen vom BMG durchgeführt werden. Im Anschluss daran oblag auch diese wichtige Aufgabe im wesentlichen den Ländern (z.B. Akademie für das öffentliche Gesund-heitswesen, Landesgesundheitsämter) und Kommunen.

7.1. Inanspruchnahme von Qualifizierungsmaßnahmen

In diesem Zusammenhang interessierte uns die Inanspruchnahme von Qualifizierungsmaß-nahmen durch die Mitarbeiter/innen in den von uns befragten Einrichtungen. Wir fragten zu welchen Themen Qualifizierungsangebote im Jahr 2000 wahrgenommen wurden. Ärzte/innen und Sozialarbeiter/innen, die beiden größten in den Beratungsstellen vertretenen Berufsgrup-pen, besuchen im Durchschnitt ca. 3 Qualifizierungsmaßnahmen pro Jahr. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern oder der Lage sind hier so minimal, dass wir auf eine detailliertere Darstellung verzichten können. Andere Berufsgruppen sind weit weniger an Qualifizierungsmaßnahmen beteiligt, sie sind aber auch nicht überall vertreten. Über 70%

(141 Einrichtungen) der Gesundheitsämter unterstützten die Qualifizierung ihrer Mitarbei-ter/innen, z.T. auch finanziell. Hier existieren ebenfalls kaum Unterschiede zwischen Metro-pole, Großstadt, Stadt und Landkreis oder Bundesländern. Trotzdem setzten die meisten darüber hinaus eigene Mittel für ihre Qualifizierung ein, Ärzte/innen im Schnitt 675 DM pro Jahr und Sozialarbeiter/innen durchschnittlich 525 DM51.

Die Themenpalette der wahrgenommenen Qualifizierungsmaßnahmen ist insgesamt sehr breit und vielfältig, folgt aber in wesentlichen Bereichen der bisherigen zielgruppenspezifischen Ausrichtung der Einrichtungen. Im folgenden stellen wir deshalb diese Qualifizierungsmaß-namen in zwei Gruppen dar. Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt anstehenden Implementation des IfSG interessierte uns natürlich insbesondere, in welchem Umfang Qualifizierungsmaß-nahmen hierzu wahrgenommen wurden.

51 Da die Befragung sich auf das Jahr 2000 bezieht, geben wir die Werte in DM an.

Diagramm 48: Im Jahr 2000 in Anspruch genommene Qualifizierungsmaßnahmen

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

IfSG Integration von

AIDS-/STD-Beratung Aufsuchende Sozialarbeit Medizinische Erkenntnisse

zu STDs/AIDS Prävention

Migration Kulturspezifische Aspekte Prostitution Menschenhandel Sexueller Mißbrauch Gewalt Sucht Substitution

AIDS-/STD-Bereich AIDS-Bereich

Insbesondere Qualifizierungsmaßnahmen zum IfSG selbst wurden sehr viel häufiger von Mit-arbeiter/innen aus AIDS/STD-Beratungseinrichtungen besucht. Insgesamt 63% dieser Ein-richtungen (60) benannten dieses Thema. Hier kommt wahrscheinlich zum Ausdruck, dass die Einführung des IfSG direkte und konkrete Auswirkungen insbesondere auf die AIDS/STD-Beratungseinrichtungen hatte, in den AIDS-AIDS/STD-Beratungseinrichtungen die Arbeit aber bisher ohne besondere Veränderungen weitergeführt werden konnte52. Prävention allgemein (49%

oder 47 Einrichtungen im AIDS/STD-Bereich und 57% oder 60 Einrichtungen im AIDS-Bereich) und medizinische Erkenntnisse zu STDs und AIDS werden allerdings von Mitarbei-ter/innen beider Bereiche im hohen Maße frequentiert (69% oder 66 Einrichtungen im AIDS/STD-Bereich und 74% oder 78 Einrichtungen im AIDS-Bereich). Auch diese Maß-nahmen können im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Implementation des IfSG ste-hen.

Themen wie Aufsuchende Sozialarbeit (10%), Prostitution (34%), Menschenhandel (18%) und Sexueller Missbrauch (17%) werden erwartungsgemäß in erster Linie von AIDS/STD-Beratungseinrichtungen benannt, analog zur bisherigen Konzentration dieser Einrichtungen auf weibliche Prostituierte. Eine Ausnahme bildet das Thema „Migration“. Der Besuch dieser Maßnahme hat wohl eher mit einer gewünschten Orientierung auf bestimmte neu zu errei-chende Zielgruppen zu tun, als mit der Struktur der tatsächlich erreichten Klientel53.

52 siehe hierzu auch P. (Veränderungen).

licherweise nahmen nämlich mehr Beratungsstellen aus dem AIDS-Bereich (33% oder 35 Einrichtungen) Fortbildungsangebote zum Thema „Migration“ in Anspruch, als AIDS/STD-Beratungsstellen (26% oder 25 Einrichtungen), obwohl die letzteren sehr viel mehr Klientel mit migrationsspezifischem Hintergrund betreuen. Das Thema „Sucht“ wird gleichermaßen von beiden Einrichtungstypen benannt (AIDS/STD-Einrichtungen 19% und 21% der AIDS-Beratungsstellen) ebenso wie Angebote zu kulturspezifischen Aspekten (15%).

Zu allgemeineren Themen, die beide Arbeitsbereiche betreffen, wurden die Qualifizierungs-angebote folgendermaßen in Anspruch genommen:

Diagramm 49: Inanspruchnahme weiterer Qualifizierungsangebote

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%

Sexualität Öffentlichkeitsarbeit Rechtliche Aspekte Kommunikationstraining Verwaltung Case Management Mediation Computer Beratung Psychosoz.

Begleitg./Betreuung Psychotherapie

AIDS/STD-Bereich AIDS-Bereich

Fortbildungen zu den Themen „Computer“ (40 bzw. 34%) und „Beratung“ (36% bzw. 28%) wurden von Einrichtungen aus beiden Bereichen häufig besucht.

Das besondere Interesse an Themen wie Beratung, psychosoziale Begleitung/Betreuung, Psychotherapie, Case Management und Psychotherapie belegt ein weiteres Mal, dass AIDS-Beratungsstellen eher an allgemeinen Themen interessiert sind, gemäß ihrer stärkeren Aus-richtung auf die Allgemeinbevölkerung.

In den AIDS/STD-Beratungsstellen wurden Qualifizierungsangebote zu den Themen Sexua-lität, Öffentlichkeitsarbeit, rechtliche Aspekte, Kommunikationstraining und Verwaltung häu-figer wahrgenommen als in den AIDS-Beratungsstellen. Im Bereich „Öffentlichkeitsarbeit“

bildeten sich Mitarbeiter/innen aus 26% der AIDS/STD-Beratungsstelen fort, hingegen nur aus 16% der AIDS-Beratungsstellen. Im Rahmen der Einführung des IfSG sind Einrichtun-gen, die auch den STD-Bereich abdecken, bestrebt, die Veränderungen im Angebotsprofil auch öffentlich bekannter zu machen. Dementsprechend erscheint das Qualifizierungsthema

„Öffentlichkeitsarbeit“ besonders wichtig zu sein. Den Luxus, an Qualifizierungsmaßnahmen zum Thema „Verwaltung“ teilzunehmen, leisten sich offensichtlich fast ausschließlich

Ein-richtungen, die überhaupt über entsprechendes Personal im nennenswerten Umfang verfügen, also Einrichtungen aus dem AIDS/STD-Bereich54.

Darüber hinaus wurden viele einzelne Themen benannt, von denen hier nur einige aufgelistet werden sollen: Gesundheitsförderung, Management im „Non Profit Bereich“, pädagogisch vermittelnde Methoden, Reisemedizin und Impfungen, überregionale Fachtreffen zu STDs, HIV und Menschenhandel, Fachtagung AIDS, Mädchenarbeit, Sponsoring/Fundraising und Sterbebegleitung.

7.2 Qualifizierungsbedarf

Das Spektrum des von den Einrichtungen benannten Bedarfs an Qualifizierungsmaßnahmen ist genauso vielfältig und unterschiedlich, wie die bereits besuchten Qualifizierungsmaßnah-men. Insgesamt wird von den AIDS/STD-Einrichtungen ein größerer Qualifzierungsbedarf gesehen, als von den AIDS-Einrichtungen. Insbesondere Themen wie „Medizinische Er-kenntnisse“, „Präventionsarbeit“, „Rechtliche Aspekte“ und „Integration AIDS/STD-Bera-tung“ wurden von beiden Einrichtungstypen vorrangig benannt, Themen also, die bereits bei den besuchten Qualifizierungsmaßnahmen die Liste des Rankings anführten.

Themen wie „Aufsuchende Sozialarbeit“, „Prostitution“ und „Menschenhandel“ sind in erster Linie für Einrichtungen des AIDS/STD-Bereichs von Interesse, hier ist also wieder das Mus-ter des unMus-terschiedlichen Angebotsprofils erkennbar.

Diagramm 50: Qualifizierungsbedarf nach Einrichtungen

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Medizinische Erkenntnisse Präventionsarbeit Rechtliche Aspekte Integration AIDS/STD-Beratung Aufsuchende Sozialarbeit Psychosoziale Begleitung Prostitution Migration Computer FB Beratung Öffentlichkeitsarbeit Kulturspezifische Aspekte IfSG Sexualität Menschenhandel Case Management Psychotherapie Sexueller Missbrauch Kommunikationstraining Sucht Mediation Gewalt Verwaltung

AIDS/STD-Bereich AIDS-Bereich

Insgesamt sehen nur wenige Einrichtungen (5% also 10 Einrichtungen) keinen Qualifizie-rungsbedarf, jedoch dürfte es bei der Unterschiedlichkeit der genannten Themen und bei dem unterschiedlichen Verständnis der Mitarbeiter/innen der beiden Einrichtungstypen schwierig sein, ein gemeinsames, für alle gleichermaßen interessantes Qualifizierungsprogramm zu konzipieren und anzubieten.