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I6Z hung. War sin Mensch entweder an Macht, an

Im Dokument Philosophische Werke. (Seite 163-171)

Ursprung und die Ursachen der Ungleichheit unter den Menschen»

I6Z hung. War sin Mensch entweder an Macht, an

Tugend oder an Reichthum und Ansehen über ande?

re erhaben, so wurde er allein an die Stelle der Q vngkeit erwählt, und so entstund der monarchische Staat. Waren aber mehrere untereinander gleich, und über die andern erhaben, so wählte man sie alle zugleich, und so entstund die Aristokratische Regie?

tung. Diejenigen, deren Glücksumstände und Fä­

higkeiten nicht so sehr verschieden waren, und die sich nicht so weit von dem Stand der Natur entfernt hat­

ten , behielten gemeinschaftlich unter sich die höchste Gewalt, und bildeten 5le demokratische Regierung.

Die Zeit lehrte nachher, welche von diesen verschie, nen Arten die beste, und den Menschen die nüzlichste war. Der eine Theil blieb blos dem Gesez unter­

worfen, die andern aber mußten bald einem Herrn gehorchen. Die Bürger wollten ihre Freyheit er­

halten , die Unterthanen aber suchten sie ihren Nach­

barn zu rauben, weil sie eS nicht sehen tonnten, daß andere noch ein Glück genössen, das sie verloren hat­

ten- Mit einem Wort, auf der einen Seite sahe man nichts als Reichthum und auf der anderss nichts als Tugend und Glückseligkeit.

Bey diesen verschiedenen RegierungSarten wur­

den alle obrigkeitliche Personen gewählt, und wenn

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eS der Reiche nicht über andere davon trug, so wur?

de,di»S Verdienst, welches eine natürliche Gewalt über andere hat, oder das Alter wegen seiner Ersah«

rung in Geschäften, und der Kälte in den Berath-schlagungen vorgezogen. Die Aeltesten der Hebräer, die Geronten der Spartaner, und der Rath zu Rom, ja selbst die Bedeutung des Wortes Herr, zeigt

«nS, wie sehr damals das Alter verehrt wurde.

wehr nun die Wahl aus alte Personen fiel, desto häufiger wurde sie, und destomehr häuften sich die Schwierigkeiten; eS entstunden Meutereyen, die Partheyen tvurden auf einander erbittert, die büc, geglichen Kriege fiengen an, und daS Menschenblut wurde endlich zum sogenannten Besten des StaatS

Vergossen, und man war im Begriff zu der Anarchie der ersten Zeiten zurückzukehren. Der Ehrgeiz der Vornehmsten bediente sich dieser Umstände, um ihre Würde in ihren Familien fortzupflanzen; und daS Volk, welches der Abhängigkeit, der Ruhe, und der Bequemlichkeiten des Lebens nun schon gewohnt war, und sich zu schwach fühlte seine Ketten zu zerbrechen.

Willigte in diese Vermehrung der Knechtschaft «in, um seine Ruhe zu erhalten. Auf diese Art wurde die obrigkeitliche Gewalt erblich, und die Oberhäup­

ter gewöhnten sich diese Würde als ein Famili-nguth und sich selbst als die Eigenthümer des Staats zu be»

--- I6s betrachten dessen Bediente sie ansang» nur gewesen^, ihre Bürger als Sklaven zu behandeln, und sie gleich dem Vieh, unter die Sachen zu zählen, welche ihnen eigen gehörten, und nannten sich selbst den Göltern gleich, und Könige aller Könige.

' Wenn man den Fortgang der Ungleichheit wäh­

rend diesen Veränderungen betrachtet, so findet man, daß die Er> ick tung der Geseze und das Eigenthums?

recht ihr erster Anfang, die Stiftung der obrigkeitlu chen Gewalt der zweyte Schritt, und deren dritter und lezter Schutt, die Veränderung der rechtmäßi, hen Gewalt in eine willkührliche, gewesen sey; und so wurde durch den ersten Zeitpunkt, der Stand des Reichen und des Armen, durch den zweyten der Stand des Stärkern und Schwächern, und endlich durch den dritten der Stand des Herrn und Skla?

den festgesezt; welches der äusserste Grad der Un«

gleichheit, und zugleich das Ziel aller andern ist, so lange bis eine neue Veränderung die Regierung»-form entweder gänzlich aufhebt, oder sie der recht!

mäßigen ersien Einrichtung wieder näher bringt.

Um die Nothwendigkeit diese» Fortgangs recht einsehen zu können, muß man nicht sowohl die Grün­

de betrachten, welche die Errichtung der bürgerlichen

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Gesellschaft.verursacht haben, als vielmehr die Art der Ausführung, und die Schwierigkeiten, welche sie nothwendig nach sich zog: denn eben die Laster, welche eine bürgerliche Gesellschaft nothwendig mach­

ten, brachten auch die Mißbräuche unvermeidlich mit sich; und da überhaupt (Sparta ausgenommen, wo das Gesez besonders auf die Erziehung der Kins Versah, undwoLykurzut Sitten einführte, welche die Gesetze beynahe unnöthig machten) die Geseze schwä­

cher sind als die Leidenschaften, und die Menschen zurückhalten ohne sie zu verändern; so wäre leicht zu beweisen , daß eine Regierungsform, welche sich weder veränderte noch verschlimmerte, und diebestän­

dig ihrem ersten Zweck gemäs handeln würde, ganz und gar unnöthig wäre, und daß in einem Lande, wo niemand den Gesezen zuwiderhandelte, und die obrigkeitlichen Gewalt mißbrauchte, man weder G«

seze noch Obrigkeit nöthig haben würde.

Der Unterschied in der Politik, erzeugt den Un/

terschied in bürgerlichen Sachen. Da die Ungleich-heit zwischen dem Oberhaupt und dem Volk zu­

nahm , so zeigte sie sich auch bald unter den Privat­

personen ; und veränderte sich aufvielerley Art nach dee Gelegenheit, den Fähigkeiten und den Leidenschaften.

Der Richter kann sich keine unrechtmäßige Gewalt

zueig-zueignen, ohn« zugleich Creaturen auf seiner Seite zu haben, denen er einen Theil davon mittheilen muß. Da übrigens die Bürger nicht leicht anders, als von einem blinden Ehrgei; verblendet sich unter, drücken lassen, und gewohnt swd mehr unter sich, alS -über sich zu schauen, so wurde ihnen die Unterwür­

figkeit lieber als die Unabhängigkeit, und sie warm also zufrieden Fesseln zu tragen, nur damit sie ander«

gleichfalls welche auflegen konnten.

Es ist sehr schwer denjenigen zu unterdrücken, der nach keiner Herrschaft strebt, und der klügste Staatsmann wird niemals Menschen unter daS Zoch bringen können, die nur nach Freyheit streben;

allein bey ehrsüchtigen und niedrigen Seelen schleicht sich die Ungleichheit sehr leicht ein, weil sie gewohnt sind, sich beständig dem Glück zu überlassen, und oh­

ne Unterschied entweder zu herrschen oder zu gehor­

chen, je nachdem es ihnen günstig ober ungünstig ist.

^Oaher mußte einmal eine Zeit kommen, wo die Au^

gen des Volks so sehr verblendet waren, baß feine Führer zu einem der geringsten unter ihnen, nur zu sagen brauchten; Sey groß, du und dein Geschlecht:

und alsobald schien er jedermann groß, ja sogar in feinen eignen Augen, und seine Nachkommen erho, Ven sich noch mehr, je weiter sie sich von ihm

ent-L 4 fernten;

fernten; je versteckter und ungewisser die Ursache war, desto grösere Wirkung äusserte sie; und je mehr Müßiggänger man in einer Familie zählen konnte, desto berühmter wurde sie.

Wenn ich mich hier in einzelne Untersuchungen einlassen könnte, so sollte es mir sehr leicht werden z« zeigen, wie die Ungleichheit des AnsehnS und des Vorzug» nothwendiger weise unter den Prsva/perso-nen entstehen mußte, (man sehe die 19t? Anmer­

kung), denn sobald sie in einer Gesellschaft zusammen lsben, so sind fie gezwungen Vergleichungen unter einander anzustellen, und die Verschiedenheiten zn Kemerken.welchefie in dem täglichen Umgang unter ein­

ander wahrnehmen. Diese Verschiedenheiten sind mannigfaltig; da aber im Ganzen genommen, der Reichthum, der Adel oder der Rang, die Macht, und das persönliche Verdienst/ die fürnehmsten Unterschei­

dungszeichen in der Gesellschaft sind; fo würde ich beweisen, daß der Zusammenfluß oder die Vereini-güng dieser verschiedenen Sachen, die sicherste Anzei­

ge eines guten oder schlecht verfaßten Staates sey;

ich würde ferner beweisen, daß da unter diesen vier Attenvon Ungleichheiten die persönlichen Fähigkei­

ten allein der Ursprung aller andern sind, so ist end­

lich der Reichthum diejenige/ womach am mehresten S"

trachtet wird, weil sie zu dem Wohlstand am noth-wendigsten, und unter allen «m leichtesten zu erwer­

ben ist, und man bedient sich dessen gerne, um die übrigen an sich zu kaufen. Durch diese Bemerkung, würde man zuverläßig bestimmen können, wie weit jedes Volk sich von seiner ersten Einrichtung entfernt, und wie sehr es sich schon der äussersten Gränze der Verderbniß genähert hat. Ich würde zeigen, wie fehr diese Begierde nach Ruf, Ehre und Vor­

zügen, die uns alle martert, unsre Fähigkeiten und Kräfte übt und vergleicht, die Leidenschaften verviel­

fältigt, und wie dieselbe, indem si? alle Menschen zu Nebenbuhlern und Feinden umschaft, täglich jene Unglücksfälle, glückliche Begebenheiten, und Falle aller Arten hervorbringt, indem sie allen ein gemein­

schaftliches Ziel der Wstnsche aufsteckt. Ich könnt?

beweisen, daß wir dem Verlangen, sich berühmt ztt machen, und der Wuth sich von andern zu unterschei­

den, welche uns immer ausser uns selbst erhält, alles daS Gute «nd alles daS Böse zu verdanken haben>

was unter den Menschen ist, unsre Laster und unsre Tugenden, unsre Wissenschaften und unsre Irrthü­

mer, unsre Krieger und Philosophen, oder vielmehr eine grose-Menge nichlswerther Sachen, gegen eine ganz kleine Anzahl guter Ich würde endlich beweisen, daß wenn man eine kleine Anzahl mächtiger und reicher

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Met?-Menschen, in dem Schoos des Glücks sitzen sieht, während daß der übrige grose Haufe in der Verges­

senheit und dem Elend schmachtet, eS daher kömmt, weil erstere alle diese Glücksgüter nicht schäzen, als, in sofern sie den andern mangeln, und daß sie, ohne ihren Stand zu verändern, würden aufhören glück»

lich zu seyn, sobald das Volk aufhörte elend zu.

seyn.

Allein diese Untersuchungen würden allein schon

«in groses Wert ausmachen, in welchem man die^

Vortheile und Mängel einer jeden Negierungsfsrm in Rücksicht des Rechts des Naturstandes vergleichen könme, und worinn man alle die verschiedenen Sei­

ten entdecken könnte, unter denen sich die Ungleich­

heit bisher gezeigt hat, und sich nach^Art der Ne-gierungsformen, und den Veränderungen der Zeit, in künftigen Jahrhunderten wohl noch zeigen wird.

Man würde alsdenn sehen, daß der grose Haufe sich selbst unterdrückt hat, durch die Vorsicht die man an«

gewendet, um von aussen nicht unterdrückt zu wer­

den; man würde sehen, w^e die Unterdrückung nach und nach zunimmt, ohne daß die Unterdrückten jemals ein Ziel davon sehen können, und ohne daß sie die Mittel kennen dieselbe gänzlich zu heben;

man würde sehen, wie die Rechte des Bürgers und die Nationalfreyheit sich nach und nach verlie­

ren;

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ren; und die Gegenvorstellungen des Schwa, chen für Empörung angesehen werden; die Ehre das allgemeine Wohl zu vertheidigen, würde man einem Theil des Volks für Geld verkauft finden, und hieraus die Nothwendigkeit der Auflagen ent­

stehen sehen; der muthlose Ackersmann wird selbst irz Friedenszeiten sein Feld und seinen Pflug verlassen, um den Degen zu ergreifen, daraus würde die Ent­

stehung der schädlichen und sonderbaren Ehrengescze erkannt werden, die Vertheidiger des Vaterlands würden bald als dessen Feinde erscheinen, welche das Schwerd beständig über ihre Mitbürger empor hak­

ten, und es wird eine Zeit kommen, wo man sie würde zu dem Unlerdrücken.ihres Landes sagen hören.

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