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Herbsttagung Naturschutz

Horb, 10. Oktober 2002

Die traditionelle Fortbildungsveranstaltung für die unteren Naturschutzbehörden und Fachreferate bei den Regierungspräsidien – wie bisher von der Aka-demie für Natur- und Umweltschutz Baden-Würt-temberg organisiert und geleitet – stand diesmal unter dem Zeichen „Erhaltung der Biodiversität“.

Claus-Peter Hutter, Leiter der Umweltakademie, stellte die vielfältigen Möglichkeiten von Public-Relations-Kampagnen und -Aktionen vor und disku-tierte Kooperations- und Präsentationsformen.

Dr. Thomas Potthest, Interfakultäres Zentrum für Ethik der Wissenschaften, Universität Tübingen (IZEW) beleuchtete aus einem ungewohnten Blick-winkel den Biodiversitätsbegriff von seiner Erfindung 1986 in den USA, über den Wandel im Wissen-schaftsverständnis im Zusammenhang mit unter-schiedlichen gesellschaftlichen Wertsetzungen (Natur ist „an sich“ wertvoll; Natur ist wertvoll, weil wir sie „um ihrer selbst willen“ schätzen; Natur ist wertvoll, weil sie einen „Gebrauchswert“ hat) bis hin zu den „Vilmer Thesen zur Biodiversität“ (s.a.

www.biodiv-chm.de).

Stefan Rösler, Vorsitzender des NABU Baden-Würt-temberg, zeigte wichtige Aufgaben- und Arbeitsfel-der auf “bei denen das Zusammenspiel von Natur-und Umweltschutzverbänden Natur-und der Naturschutz-verwaltung optimiert werden könnte“. Die Anregun-gen umfassten die Umsetzung des Zielartenkon-zeptes, öko-soziale Mindeststandards, Landschafts-vermarktung im Rahmen der Naturparkplanung, Öko-TÜV für Geräte, Impulsprogramm des Landes zur Biodiversität, Naturerlebnisgebiete, Arbeitsplätze durch Naturschutz, Versiegelung und Zerschnei-dung der Landschaft, Flurbereinigung als Partner,

Fachdienst Naturschutz Naturschutz - Übergreifendes

Identifikation des Naturschutzes mit Verboten, Na-turschutz als geheime Kommandosache, Gewin-nung von Bündnispartnern, arbeitsteilige Verbände-arbeit und zeitnahe Herausgabe praxisorientierter Handlungsanleitungen und Druckwerke.

Die vorgestellten und erläuterten „10 Wünsche des NABU an die Naturschutzbehörden des Landes“

können über e-mail beim NABU abgerufen werden (NABU@NABU-BW.de; www.NABU-BW.de).

Dr. Dietwalt Rohlf, Leiter „Grundsatzfragen des Na-tur- und Landschaftsschutzes“, Ministerium für Er-nährung und Ländlichen Raum, stellte am Nach-mittag das neue Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) in seinen wesentlichen Grundzügen in einer kritischen Betrachtung aus Landessicht vor.

Das neue BNatSchG hat mit Wirkung vom 25.3.2002 das bisherige Gesetz vollständig ersetzt (deshalb nicht mehr BNatSchneuregelungsGesetz).

Die Umsetzung in Landesrecht muss bis Frühjahr 2005 erfolgen.

Hier die wichtigsten neuen Regelungen:

• Die „Grundsätze“ wurden neu formuliert;

• in § 3 wird ein mindestens 10%iger Flächenanteil für Biotopverbund gefordert;

• es sind nach § 16 flächendeckende Landschafts-planungen zu erstellen;

• mit § 5 werden die Anforderungen an die Boden-nutzung sowie die „gute fachliche Praxis“ in den Grundzügen geregelt; § 5 hat gegebenenfalls Rückwirkung auf Fördermöglichkeiten durch MEKA; eventuell werden einige Spiegelstriche (z.B. 1, 4) ins landwirtschaftliche Fachrecht über-nommen;

• in der Eingriffsregelung nach § 19 wird die Gren-ze zwischen Ausgleich und Ersatz aufgeweicht;

es kann jetzt auch ein Eratzgeld festgelegt wer-den; die Anrechnung von Kompensationsmaß-nahmen ist ebenfalls hier verankert; bei betroffe-nen Biotopen ist eine weitere Stufe der Abwä-gung erforderlich, zu der seitens des Antragstel-lers zwingende Gründe darzulegen sind;

• das Verbandsklagerecht wird mit § 61 bundes-weit eingeführt;

• rahmenrechtliche Vorschriften für die Länder enthält § 11;

• ein Umweltmonitoring bspw. für FFH-Gebiete er-gibt sich aus § 12;

• dem Vertragsnaturschutz wird kein Vorrang ein-geräumt.

Im Zuge der Umsetzung in Landesrecht ist es Ziel, bis Ende 2004 das neue NatSchGBW zu verkün-den.

Michael Theis Fachdienst Naturschutz

Wiesen

Nutzung, Vegetation, Biologie und Naturschutz am Beispiel der Wiesen des Südschwarzwaldes und Hochrheingebietes

Buchvorstellung am 12. Dezember 2002 im Na-turschutzzentrum Südschwarzwald am Feldberg Wiesen gehören im Südschwarzwald und Hoch-rheingebiet seit Menschengedenken zur heimischen Kulturlandschaft und sind Lebensräume für eine vielfältige Fauna und Flora. Kaum ein Kulturraum unserer Breite ist stärker geprägt durch das sensible Verhältnis von naturräumlichen Gegebenheiten und menschlichen Aktivitäten als die Wiesengebiete die-ser Region. Vor allem die drastischen Veränderun-gen in der Landwirtschaft des 20. Jahrhunderts ha-ben deutliche Spuren in ihrem Artenspektrum hin-terlassen.

Die Publikation der LfU dokumentiert den hohen ökologischen Stellenwert der Wiesen und die in der Vergangenheit durch unterschiedliche Nutzungen eingetretenen Veränderungen. Die Ergebnisse der Veröffentlichung lassen sich dabei durchaus auf an-dere vergleichbare Naturräume übertragen.

Dr. Stefan Büchner begrüßte als Gastgeber und Leiter des Naturschutzzentrums die Gäste aus Ge-meinden, Verwaltungen, den Verbänden der Wis-senschaft und des ehrenamtlichen Naturschutzes und hob die Bedeutung des Naturschutzzentrums an der Nahtstelle und als Mittler der naturräumlichen Nutzungsansprüche hervor.

Margareta Barth, Präsidentin der Landesanstalt für Umweltschutz, hatte als Herausgeberin der Publika-tionsreihe zur Buchpräsentation eingeladen und hieß die Gäste willkommen.

Thematisch einführend, legte sie dar, das Buch richtet sich an ein breites Publikum. Es möchte inte-ressierten Laien Kenntnisse vermitteln, aber auch einen Beitrag zum vegetationskundlich-ökologischen Grundlagenwissen leisten. Es soll haupt- und ehrenamtlichen Naturschützern eine Hilfe sein und Landwirten Belange des Naturschut-zes erläutern.

Da die Wiesen durch bäuerliche Nutzung entstan-den und von regelmäßiger Bewirtschaftung abhän-gig seien, sollte „Wiesenschutz“ am besten zusam-men mit den Landwirten verwirklicht werden. Dies setze bei den Beteiligten Kenntnisse und Verständ-nis für die jeweiligen ErforderVerständ-nisse voraus. Damit lassen sich Konflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz vermeiden und naturschutzgerechte Wiesennutzung auch zum wirtschaftlichen Vorteil der bäuerlichen Landwirte verwirklichen.

Naturschutz - Übergreifendes Fachdienst Naturschutz

Die Gewinnung von Wiesenheu, die heute im Gebiet noch große Bedeutung habe, überregional aber stark rückläufig sei, könne auch im Schwarzwald bald eine historische Nutzungsform sein. Das sei für die Landwirtschaft und für den Naturschutz eine große Herausforderung.

Das heiße aber auch, dass die Gesellschaft, die den Schutz dieser Biotope und ihrer Lebensgemein-schaften wünsche und gesetzlich festgeschrieben habe, hierfür finanzielle Leistungen erbringen müs-se.

Die herausragende landschaftliche Bedeutung des Südschwarzwaldes sei im September dieses Jahres auch im Rahmen des Bundesförderprogrammes für

„Gebiete mit gesamtstaatlich repräsentativer Be-deutung“ mit der Bewilligung des Naturschutz-Groß-projektes „Feldberg-Belchen-Oberes Wiesental“ zur Geltung gebracht worden. Die Offenhaltung der Landschaft sei hierbei eine Kernaufgabe, die nicht nur dem Biotop- und Artenschutz, sondern als Min-destflur der Landwirtschaft und über Landschaftsbild und Erholungseignung dem Tourismus zugute kom-me. Die wesentlichen Sachverhalte und Empfehlun-gen könnten jedoch unter Berücksichtigung der je-weiligen naturräumlichen Gegebenheiten auch auf andere Mittelgebirgslandschaften übertragen wer-den.

Frau Barth dankte den Autoren und allen, die zum Zustandekommen und Gelingen dieses Bandes bei-getragen hätten, verbunden mit der Bitte, dass diese wichtigen Erkenntnisse und Überlegungen Fuß fas-sen und sich im gemeinsamen Handeln nieder-schlagen. Die Bergbauern hätten dabei den wich-tigsten und schwierigsten Part.

Dr. Jörg-Uwe Meineke, Leiter der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Freiburg ging auf die Landschaftliche Entwicklung des Süd-schwarzwaldes und Hochrheingebietes näher ein und erläuterte den Anlass und die Erfordernisse der Kartierungen und Untersuchungen der verbliebenen wertvollen Grünlandbiotope seit Mitte der 1980er Jahre. Inzwischen könnten über die Naturschutzge-biete hinaus für etwa 3000 ha Pflegeverträge unter kommunaler Mitfinanzierung abgeschlossen wer-den.

Die Bedeutung der Wiesen als Lebensraum de-monstrierte Herr Dr. Meineke am Beispiel ver-schiedener faunistischer Aspekte, insbesondere von Schmetterlingen.

Mit Dank übergab er das Wort an den Hauptautor Dr. Bernd Nowak, der seine langjährigen Untersu-chungen und die praxisnahen Ergebnisse in den wesentlichen Grundzügen vorstellte.

Margareta Barth, Präsidentin der LfU, übergibt dem Hauptautor

Dr. Bernd Nowak das Buch. Foto: M. Theis

Das Buch gliedert sich in die Teile „Wiesenwirt-schaft; Vegetation der Wiesen; Ökologie und Biolo-gie der Wiesenvegetation; Gefährdung, Schutz und Pflege der Wiesen; Phänologischer Katalog und Anhang mit Glossar, Liste der Magerkeitszeiger, Li-teratur und Register.

Die abschließende Diskussion und der Meinungs-austausch zeigte das große Interesse an der Ent-wicklung der charakteristischen Wiesen.

Hinweis

Siehe auch Buchsprechung S. 59

Michael Theis Fachdienst Naturschutz

Fachdienst Naturschutz Recht vor Ort