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Hauptkategorie Hausarztbedingt

Im Dokument Abschlussbericht Projekt Denies (Seite 53-57)

4. Ergebnisse aus der Studie zu den Einflussfaktoren auf den Diagnoseweg seltener

4.2 Ergebnisse aus Sicht der Menschen mit seltenen Erkrankungen

4.2.2 Ergebnisse aus den Interviews

4.2.2.3 Hauptkategorie Hausarztbedingt

Subkategorie: Psychische Symptome als Ursache für eine vorschnelle Interpretati-on

Bei zusätzlich bestehenden psychischen Symptomen oder psychischen Vorerkran-kungen werden die neu hinzugekommenen Symptome in die gleiche „Ecke“ einge-ordnet.

Psychische Störung als Ursache - Exemplarische Zitate aus den Transkripten:

 Im Prinzip eigentlich fast das ganze Umfeld. Angefangen von der Familie. Be-kanntenkreis, die sich dann das getraut haben, zu sagen. Sagen wir es mal so. Jeder sagt dir das ja auch nicht ins Gesicht. Dann dieser HNO-Arzt, der hat auch schon so ein bisschen also indirekt, na, so sich geäußert. Auch die-ser Allergiearzt, der Hautarzt, der war da auch ein bisschen in der Richtung.

Und dann bin ich eigentlich an einen Punkt geraten, wo mich ein bisschen der Mut verlassen hat. Und habe gesagt: Ja, gut, okay, die meinen alle jetzt hier, ich habe was mit der Psyche zu tun. […] Aber irgendwie hat mir mein eigenes Bauchgefühl gesagt: Da ist einfach irgendwas anderes. Was auch immer - ich bin ja auch kein Arzt. (PA_F_30)

 Der hat dann zu mir gesagt: "Herr […], Sie widmen Ihrer Zunge eindeutig zu viel Aufmerksamkeit" und hat mich dann wieder heimgeschickt. Dann habe ich gedacht: "Gut, dann brauche ich zu dem halt auch nicht mehr gehen."

Dann hat es angefangen, an der Unterlippe - an der linken Seite - ist es dann taub geworden. Das ist heute noch so. Ich habe hier diese Stelle, von hier von der Mitte bis hierüber, die ist also nicht ganz taub, aber sehr gefühls-arm. […] Dass man sich nicht ernst genommen fühlt. Das war sogar soweit, dass ich - ich weiß jetzt nicht mehr, welcher Arzt das jetzt war von diesen ganzen, bei denen ich gewesen bin - es hat einer sogar schon mal gesagt, ob ich nicht vielleicht in die Psychosomatische will? Also, dass ich mir das quasi alles nur einbilde, also dass ich einen an der Klatsche habe, so ungefähr.

(PA_M_05)

 Nachdem ich Tabletten genommen hatte, dann hieß es, ich wäre depressiv.

Und dann habe ich Tabletten genommen. Und durch die Tabletten, da kam dann die Diagnose raus. (PA_F_39)

Subkategorie: Geschlechtsspezifische Unterschiede als Ursache für eine vorschnel-le Interpretation

Geschlechtsspezifische Unterschiede werden als Erklärungsansatz für die Interpre-tation der Symptome bzw. der Beschwerden herangezogen.

Exemplarische Zitate aus den Transkripten:

 Diese Klinik ist ja sehr erfahren mit Muskelerkrankungen. Und es wurde da-mals schon ausgeschlossen, dass ich nicht MS haben kann. Weil, sämtliche Untersuchungen deuteten auf diese Muskelerkrankung hin. Ja, also eigent-lich, diese Symptome waren klassisch: Der CK-Wert erhöht, dieses ING sehr auffällig. Da hätten die in […], die wirklich spezialisiert sind auf Muskeldys-trophie Duchenne, bei denen hätten die Alarmglocken klingeln müssen. Aber das haben die nicht gemacht, die waren einfach blind, nach dem Motto: Der Sohn ist nicht betroffen. Es ist eine Frau, sie kann das nicht haben.

(PA_F_19)

 Dann hat es geheißen, das ist vererbbar, und zwar sogar Dominant. Und dann hat es dann geheißen, es können nur Jungen kriegen, die Mädchen sind nur Überträger. Und seit jetzt meine Tochter da ist, hat es dann an der Uni geheißen, so jetzt weiß man, dass es auch Mädchen kriegen können. Bis dahin hat es immer geheißen, die übertragen das nur. (PA_F_35)

Subkategorie: Altersspezifische Unterschiede als Ursache für eine vorschnelle In-terpretation

Altersspezifische Unterschiede werden als Erklärungsansatz für die Interpretation der Symptome bzw. der Beschwerden herangezogen.

Exemplarische Zitate aus den Transkripten:

 Klar, wenn das von Geburt auf ist/ Ich bin immer schon schnell umgefallen oder keinen Berg hochgekommen, aber das hat man dann immer auf die

Hüften geschoben. Das hat man eigentlich nie auf die Muskulatur gescho-ben. Und deswegen ist das auch in der Schule oder so, da war ich dann sportbefreit von Anfang an, da hat man das eigentlich irgendwo gar nicht weiter beachtet. (PA_F_35)

Subkategorie: Hausarztwechsel

In dieser Subkategorie ist ein Hausarztwechsel von Interesse. Die Gründe dafür können Unzufriedenheit mit der Diagnostik, Ortswechsel aufgrund eines Umzugs des Patienten oder die Pensionierung des Hausarztes sein.

Exemplarische Zitate aus den Transkripten:

 Und dann bin ich zur nächsten Hautärztin. Und die hat dann genauso mit Salben und Haarshampoo rumgemacht. Und ja, hat alles nichts gebracht.

Und dann habe ich meinen Hausarzt gewechselt. (PA_F_33)

 Genau, und weil dann der Wechsel war vom Hausarzt. Die Frau […] ging ja in Ruhestand, nehme ich an. Und der Herr Doktor […] hat dann die Praxis übernommen. Ich habe daheim gesagt: "Ich glaube, der will es genau wis-sen." Und ja, es ist ja gut, wenn jemand so engagiert ist. Ich habe gesagt:

"Bislang hat sich niemand dafür interessiert.“ (PA_F_42) Subkategorie: Zufriedenheit mit dem Hausarzt

Mit dieser Kategorie wird die Zufriedenheit der Patienten mit dem Hausarzt abge-bildet. Im Fokus steht dabei der hausärztliche Umgang bei diagnostischer Unklar-heit.

Exemplarische Zitate aus den Transkripten:

 Da hat Doktor […] wirklich gekämpft, gekämpft, weiter gemacht, keine Ruhe gegeben, wieder Untersuchungen. (PA_F_09)

 Die war total ratlos. Also, die Besuche bei ihr haben nichts gebracht. Hat die eine Überweisung veranlasst? Nein, das habe ich alles selber gemacht.

(PA_M_34)

 Und wie ich es dem Herrn Doktor […] dann erzählt habe, hat er gesagt: "Da muss man nachgehen. Da fehlt irgendein Stoff für das Blut, und das kann man rauskriegen." (PA_F_42)

 Er war ehrlich und offen. Und also unsicher ist mit einem negativen Beige-schmack. Würde ich nicht sagen. Er hat ganz klar die Grenzen seiner Kompe-tenz mir gegenüber verdeutlicht. Also ich habe genauso viel Vertrauen zu ihm jetzt wie zuvor. (PA_M_41)

Subkategorie: Rolle des Hausarztes

Von Interesse ist in dieser Subkategorie, welche Rolle der Hausarzt aus Sicht der Patienten entlang des Diagnosewegs eingenommen hat.

Im Nachfolgenden werden aus Sicht der Interviewten die unterschiedlichen Rollen des Hausarztes stichwortartig aufgeführt:

 Aktensammler

 Überweisungsaussteller auf Wunsch des Patienten

 Koordinierende Funktion, HA stellt Überweisung aus

 HA ist nicht präsent, da er nichts macht

 HA ist Vertrauensperson der Befunde erklärt oder den PA begleitet

 HA bietet psychosoziale Unterstützung

 HA spielte anfänglich keine Rolle, da PA mit Symptomatik direkt zum FA ge-gangen ist

Zusammenfassende Darstellung der Hausarztbedingten Einflussfaktoren

 Genommene Zeit des Arztes, um auf die Symptome/Beschwerden einzuge-hen

 Vorschnelle Interpretation bei diagnostischer Unklarheit

 Motivation diagnostischer Unklarheit nachzugehen

 Arzt-Patienten-Kommunikation

 Vertrauensverhältnis/Zufriedenheit Hausarzt und Patient

 Umgang mit Ratlosigkeit/Hilflosigkeit

Im Dokument Abschlussbericht Projekt Denies (Seite 53-57)