3 Förderbereich Modellprojekte – Ergebnisse des ersten Monitorings 2016
3.3 Hauptaktivitäten
Im Rahmen der Online-Erhebung wurden die Hauptaktivitäten der projekte – bezogen auf ihre gesamt Laufzeit – erfragt. Die meisten Modell-projekte geben hier an, neue BildungsModell-projekte/Angebote/Handlungs- Bildungsprojekte/Angebote/Handlungs-ansätze zu entwickeln und zu erproben. Bei 73 Modellprojekten gehört dies zu den Hauptaktivitäten. Auch die Entwicklung von pädagogischen und/oder thematischen Materialien im Handlungsfeld des Modellprojektes (44 MP), die Erprobung von Zugängen zu spezifischen Zielgruppen im jeweiligen Handlungsfeld (40 MP) sowie die Beratung/Unterstützung und Qualifizierung von Akteuren im Arbeits-/Handlungsfeld des Modellprojek-tes (39 MP) werden häufig als Hauptaktivitäten angegeben.
Tabelle 6: Hauptaktivitäten der Modellprojekte
Anzahl der MP
Prozent aller Modell-projekte Entwicklung und Erprobung neuer Bildungsprojekte/
Angebote/Handlungsansätze 73 72,3
Entwicklung von pädagogischen und/oder themati-schen Materialien im Handlungsfeld des Modellpro-jektes
44 43,6
Erprobung von Zugängen zu spezifischen
Zielgrup-pen im Handlungsfeld des Modellprojektes 40 39,6 Beratung/Unterstützung und Qualifizierung von
Ak-teuren im Arbeits-/Handlungsfeld des Modellprojektes 39 38,6 Inhaltliche Weiterentwicklung und/oder weitere
Pro-fessionalisierung von bereits erprobten Bildungspro-jekten/Angeboten/Handlungsansätzen
31 30,7
Vernetzung von Akteuren im Arbeits-/Handlungsfeld
des Modellprojektes 27 26,7
Interessenvertretung und/oder Empowerment von
Betroffenen im Themenfeld des Modellprojektes 21 20,8 Durchführung von bewährten
Bildungsprojek-ten/Angeboten 12 11,9
Bündelung von Interessen und Positionen von Akteu-ren im Themenfeld des Modellprojektes und ihre Arti-kulationen gegenüber Politik und Öffentlichkeit
8 7,9
Quelle Monitoring 2016 der wB am DJI (N=101, absolute und relative Häufigkeiten, Mehrfachantworten möglich)
Allerdings unterscheiden sich die einzelnen Themenfelder im Hinblick auf die umgesetzten Aktivitäten z. T. beträchtlich voneinander (siehe hierzu auch Tabelle 7).
Die Entwicklung und Erprobung neuer Bildungsprojekte/Angebote/
Handlungsansätze wird insbesondere in den Bereichen „Linke Militanz“
(drei von drei MP), „Antiziganismus“ (acht von neun MP; 89 %) und „De-mokratiestärkung im ländlichen Raum“ (sieben von acht MP; 88 %) betrie-ben.
Die Entwicklung von pädagogischen und/oder thematischen Materialien im Handlungsfeld des Modellprojektes wird besonders häufig von Projek-ten in den Bereichen „Aktuelle Formen des Antisemitismus“ (12 von 18 MP; 67 %), „Aktuelle Formen von Islam-/Muslimfeindlichkeit“ (neun von 14 MP; 64 %) und „Antiziganismus“ (fünf von neun MP; 56 %) als Haupt-aktivität angegeben. Bedeutungslos (0 %) sind solche Aktivitäten hingegen im Themenfeld „Demokratiestärkung im ländlichen Raum“.
Die Erprobung von Zugängen zu spezifischen Zielgruppen erfolgt beson-ders häufig in den Bereichen „Linke Militanz“ (zwei von drei MP), „Rechts-extreme Orientierungen und Handlungen“ (ca. 64 %) und „Demokratie-entwicklung im ländlichen Raum“ (sieben von elf MP; 63 %). Am wenigsten werden entsprechende Aktivitäten in den Themenfeldern „Aktuelle Formen von Islam-/Muslimfeindlichkeit“ (ein von 14 MP; 7 %) und „Aktuelle For-men des Antisemitismus“ (drei von 18 MP; 17 %) umgesetzt.
Die Beratung/Unterstützung und Qualifizierung von Akteuren im Ar-beits-/Handlungsfeld des Modellprojektes ist insbesondere bei Projekten aus den Feldern „Rechtsextreme Orientierungen und Handlungen“ (sechs von elf MP; 55 %) und „Aktuelle Formen von Islam-/Muslimfeindlichkeit“
(sieben von 14 MP; 50 %) verbreitet. In den Bereichen „Linke Militanz“
(0 %) und „Antiziganismus“ (ein von neun MP) spielen solche Aktivitäten keine oder nur eine sehr geringe Rolle.
Inhaltliche Weiterentwicklungen und/oder weitere Professionalisie-rungen von bereits erprobten Bildungsprojekten/Angeboten/Handlung-sansätzen finden sich insbesondere in den Bereichen „Linke Militanz“ (zwei von drei MP), „Aktuelle Formen des Antisemitismus“ (acht von 18 MP;
44 %) und „Aktuelle Formen von Islam-/Muslimfeindlichkeit“ (sechs von 14 MP; 43 %).
Vernetzungen von Akteuren im Arbeits-/Handlungsfeld des Modellpro-jektes spielen insbesondere in den Themenbereichen „Homophobie und Transphobie“ (fünf von neun MP; 56 %) sowie der „Demokratiestärkung im ländlichen Raum“ (vier von acht MP; 50 %) eine große Rolle. Im Be-reich „Aktuelle Formen von Islam-/Muslimfeindlichkeit“ gibt hingegen kein Projekt an, solche Aktivitäten umzusetzen.
Interessenvertretung und/oder Empowerment von Betroffenen im Themenfeld des Modellprojektes ist für vergleichsweise viele Projekte in den Themenbereichen „Homophobie und Transphobie“ (vier von neun MP; 44 %) und „Antiziganismus“ (drei von drei MP; 33 %) zentral.
Insgesamt zeigen sich hier nochmals spezifische Aktivitätsschwerpunkte der einzelnen Handlungsfelder und eine große Heterogenität über die ver-schiedenen Themenbereiche hinweg.
Tabelle 7: Hauptaktivitäten in den einzelnen Themenfeldern
Entwicklung und Erprobung neuer Bil-dungsprojekte/Angebote/ weitere Professionalisierung von bereits erprobten Bildungsprojekten/Angeboten/
Erprobung von Zugängen zu spezifischen Zielgruppen im Handlungsfeld des Modell-projektes
Anzahl 3 1 5 5 3 14 2 7 40
Prozent im
Themenfeld 16,7 7,1 55,6 62,5 33,3 48,3 66,7 63,6
Vernetzung von Akteuren im Arbeits-/
Handlungsfeld des Modellprojektes
Anzahl 4 0 2 4 5 9 1 2 27
Prozent im
Themenfeld 22,2 0,0 22,2 50,0 55,6 31,0 33,3 18,2
Beratung/Unterstützung und Qualifizierung von Akteuren im Arbeits-/Handlungsfeld des Modellprojektes
Anzahl 7 7 1 3 4 11 0 6 39
Prozent im
Themenfeld 38,9 50,0 11,1 37,5 44,4 37,9 0,0 54,5
Entwicklung von pädagogischen und/oder thematischen Materialien im Handlungs-feld des Modellprojektes
Anzahl 12 9 5 0 3 10 1 4 44
Prozent im
Themenfeld 66,7 64,3 55,6 0,0 33,3 34,5 33,3 36,4
Bündelung von Interessen und Positionen von Akteuren im Themenfeld des Modellprojektes und ihre Artikulationen gegenüber Politik und Öffentlichkeit
Anzahl 1 1 1 2 0 3 0 0 8
Prozent im
Themenfeld 5,6 7,1 11,1 25,0 0,0 10,3 0,0 0,0
Interessenvertretung und/oder Empower-ment von Betroffenen im Themenfeld des Modellprojektes
Anzahl 2 3 3 1 4 6 0 2 21
Prozent im
Themenfeld 11,1 21,4 33,3 12,5 44,4 20,7 0,0 18,2
Gesamt Anzahl 18 14 9 8 9 29 3 11 101
Quelle: Monitoring 2016 der wB am DJI, N=101
3.4 Arbeitsfelder
Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick über die wichtigsten Arbeitsfelder der Modellprojekte. Die Befragten mussten dabei Prioritäten setzen und konnten maximal drei Arbeitsfelder nennen.
Abbildung 5: Wichtigste Arbeitsfelder der Modellprojekte
Quelle: wissenschaftliche Begleitung am DJI (N=101, prozentuale Häufigkeiten)
Das Hauptarbeitsfeld aller Modellprojekte ist die politische Bildung und wird in zwei Drittel der MP umgesetzt. Besonders häufig finden sich Ansät-ze der politischen Bildung in den Themenfeldern „Linke Militanz“ (drei von drei MP), „Aktuelle Formen des Antisemitismus“ (16 von 18 MP;
89 %), „Antiziganismus“ (acht von neun MP; 89 %) und „Rechtsextreme Orientierungen und Handlungen“ (neun von elf MP; 82 %). Dies über-rascht nicht, da in diesen Themenfeldern häufig entlang ideologischer In-halte gearbeitet wird.
67,3 56,4 49,5 38,6
10,9 7,9 8,9
6,9 7,9 3,0 4,0
3,0
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
Politische Bildung
Antidiskriminierungsarbeit
Interkulturelle/interreligiöse Bildung/Diversity
Fachkräfteaus-, -fort- und -weiterbildung
Kulturelle Kinder- und Jugendarbeit
Offene sowie mobile Kinder- und Jugendarbeit
Jugendverbandsarbeit
Förderung der Erziehung in der Familie/Familienbildung/Beratung
Jugendsozialarbeit/Straßensozialarbeit
Freizeit/Sport
Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz
Hilfen zur Erziehung/Erziehungsberatung/soziale …
Am zweithäufigsten verbreitet ist die Antidiskriminierungsarbeit. Diese richtet sich an Betroffene von Diskriminierung und Ausgrenzung, die in einigen Themenfeldern eine zentrale Zielgruppe darstellen. Des Weiteren soll sensibilisierend gearbeitet werden, um ein Problembewusstsein für ent-sprechende Diskriminierungen zu schaffen. Der Themenfeldvergleich zeigt, dass die Bereiche „Homophobie und Transphobie“ (acht von neun MP;
89 %) und „Antiziganismus“ (sieben von neun MP; 78 %) besonders oft Antidiskriminierungsarbeit umsetzen.11
Mit Blick auf die vielfältigen Zielgruppen, mit denen die Modellprojekte arbeiten (z. B. Personen unterschiedlicher kultureller, religiöser, ethnischer Prägung) werden zudem in der Hälfte der Modellprojekte Ansätze der interkulturellen, interreligiösen Bildung und Diversity-Arbeit verfolgt. Be-sonders relevant ist dies in den Themenfeldern „Aktuelle Formen von Is-lam-/Muslimfeindlichkeit“ (zehn von 14 MP; 71 %) und „Islamistische Orientierungen und Handlungen“, die häufig mit muslimisch sozialisierten Jugendlichen arbeiten.
Zwei Fünftel der MP (39 von 101 MP) setzen auf die Aus-, Fort- und Weiterbildung (pädagogischer) Fachkräfte und entwickeln bzw. erproben z. B. Qualifizierungsprogramme für diese, was für die Anregung der Regel-strukturen und die Übertragung von Ansätzen ins Feld der Kinder- und Jugendhilfe zentral ist.
Eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielen die Arbeitsfelder
„Kulturelle Kinder- und Jugendarbeit“ (elf von 101 MP; 11 %), „Offene und mobile Kinder- und Jugendarbeit“ (neun von 101 MP; 9 %), Jugend-verbandsarbeit (acht von 101 MP; 8 %), Förderung der Erziehung in der Familie/Familienbildung/Beratung (acht von 101 MP; 8 %) und Jugend- bzw. Straßensozialarbeit (sieben von 101 MP; 7 %), was insofern über-rascht, als dies klassische Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe sind, die anscheinend für die Arbeit der Modellprojekte weniger relevant sind.
Vereinzelt arbeiten die Projekte im Arbeitsfeld Freizeit und Sport (vier MP), erzieherischer Kinder- und Jugendschutz (drei MP) sowie den Hilfen zur Erziehung/Erziehungsberatung und in der sozialen Gruppenarbeit (drei MP).
3.5 Implementierung
Im Rahmen der Online-Befragung wurden die Modellprojekte dazu befragt, welche Aufgaben im ersten Jahr der Förderung für sie zentral waren. Am häufigsten genannt wurden der Aufbau von Kooperationen (89 Nennun-gen), das Herstellen von Zugängen zur Zielgruppe (83 NennunNennun-gen), die Konzipierung von Angeboten (79 Nennungen) sowie die Öffentlichkeits-arbeit (73 Nennungen).
11 Im Rahmen der quantitativen Erhebung muss ungeklärt bleiben, welches Verständnis von Antidiskriminierungsarbeit den Angaben zugrunde liegt. Möglicherweise wird „Antidiskriminie-rung“ hier sehr weit und global verstanden.
Tabelle 8: Aufgaben im ersten Projektjahr
Anzahl der MP
Prozent von 101
Kooperationen aufbauen 89 88,1
Zugang zu Zielgruppen herstellen 83 82,2
(Bildungs-, Beratungs-)Angebote konzipieren 79 78,2 Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Homepage erstellen) 73 72,3
Personal einstellen 60 59,4
Wissensgenerierung zum Themenfeld 60 59,4
(Bildungs-, Beratungs-)Angebote durchführen 59 58,4 (Bildungs-, Beratungs-)Angebote erproben 57 56,4
Personal schulen und qualifizieren 33 32,7
eigene Sprecherposition im Themenfeld klären 27 26,7 Inhaltliche und/oder räumliche Ausweitung
unserer erprobten Angebote 26 25,7
Nennungen gesamt 646
Quelle: wissenschaftliche Begleitung DJI (N=101, absolute und relative Häufigkeiten, Mehrfachantwor-ten möglich)
In den einzelnen Themenbereichen zeigen sich dabei z. T. unterschiedliche Relevanzen. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der „Wissensgenerierung zum Themenfeld“, die in den Bereichen „Linke Militanz“ (alle MP), „Aktu-elle Formen von Islam-/Muslimfeindlichkeit“ (elf von 14 MP; 79 %), „An-tiziganismus“ (sechs von neun MP; 67 %) und „Homophobie und Trans-phobie“ (sechs von neun MP; 67 %) bedeutsam war. Demgegenüber spielte diese Aufgabe für Projekte in den Bereichen „Demokratiestärkung im länd-lichen Raum“ (drei von acht MP; 38 %) und „Rechtsextreme Orientierun-gen und HandlunOrientierun-gen“ (vier von elf MP; 37 %) eine geringere Rolle. Hier lassen sich sehr anschaulich unterschiedliche Wissensstände zu den einzel-nen Phänomeeinzel-nen, wie auch der pädagogischen Präventionsarbeit erkeneinzel-nen.
Vor diesem Hintergrund sind „Wissensgenerierungen zum Themenfeld“
auch als Annäherungsversuche der Projekte an die jeweiligen Gegenstände in den (für das Programm) neuen Themenfeldern und im umstrittenen Prä-ventionsbereich „Linke Militanz“ zu betrachten. Bei Letzterem geht dies vermutlich auch mit Wünschen einher, die eigene Arbeit fachlich auszuwei-sen und (differenzierend) abzusichern. Punktuell zeigen sich noch weitere Spezifika: Überdurchschnittlich häufig, nämlich bei sämtlichen Projekten im Themenfeld „Homophobie und Transphobie“ standen Aufgaben der Öf-fentlichkeitsarbeit im Zentrum des ersten Modellprojektjahres. Die eigene Sprecherposition zu klären, war offenbar insbesondere bei den Projekten dieses Bereichs eine zentrale Aktivität in der Implementierungsphase (vier von neun MP; 44 %).