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HANDLUNGSFELDER DER ENERGIERAUMPLANUNG

FÜR DIE ENERGIERAUMPLANUNG er-geben sich aus den obigen Ausführungen daher meh-rere Handlungsfelder bezüglich Energieverbrauch und Energieversorgung, die auch im Rahmen der ÖREK-Partnerschaft „Energieraumplanung“ erkannt und wie folgt zusammengefasst wurden:35

1. Energieraumplanerische Handlungsfelder für mehr Energieeffizienz:

--‐ „Stärkung von Zentralität und kurzen Wegen“:

Nach dem Prinzip Nähe soll eine gute Erreichbar-keit zentralörtlicher Einrichtungen in Gemeinden und Regionen hergestellt werden, und gleichzeitig die kritische Masse für Auslastung und effizienten Betrieb öffentlicher Infrastruktur, Nahversorgung etc. erreicht werden.

--‐ „Anstreben von Dichte und Funktionsmischung“:

Dies geht mit der Stärkung von Zentralität und kurzen Wegen Hand in Hand. Diese wesentli-chen Stellgrößen für die räumliche Entwicklung, die in verschiedenen planerischen Leitbildern bis dato zur Erreichung von Lebens- und Wohnqua-lität propagiert wurden, erhalten durch die

Ener-gieraumplanung eine weitere Bedeutung, um strukturelle Energieeffizienz und Versorgung zu forcieren.

--‐ „Innen- vor Außenentwicklung“: Um die oben ge-nannten Prinzipien umsetzen zu können, ist ein möglichstes Halten der Siedlungsränder sowie das Ausnutzen von Baulücken und die effiziente Bau-landnutzung z.B. durch Nachverdichtung oder Leerstandsaktivierung notwendig. Dies wird unter dem Aspekt der Innenentwicklung zusammenge-fasst, die der Außenentwicklung, d.h. der Erweite-rung der Siedlungsränder vorzuziehen ist.

--‐ „Abstimmung von Nutzungsentwicklung und Mo-bilitätsangebot (im Umweltverbund)“: Hier soll, aufbauend auf den vorgenannten Handlungsfel-dern Zentralität und kurzen Wege, Funktions-mischung, Dichte, Innenentwicklung, die Er-reichbarkeit und Durchlässigkeit von räumlichen Strukturen für Fuß- und Radverkehr erhöht wer-den, und auch die innerörtliche und interkommu-nale Erreichbarkeit im öffentlichen Verkehr durch die Abstimmung mit der räumlichen Entwicklung der Gemeinden und Regionen verbessert werden.

3. HANDLUNGSFELDER DER ENERGIERAUMPLANUNG

--‐ „Optimierung und Aktivierung ungenutzter Ener-giepotenziale (z.B. Abwärme)“: Dies dient der Umsetzung der kaskadischen Nutzung von Ener-gie. Ein Energiesystem kann dann effizienter ge-führt werden, wenn möglichst wenig Abwärme ungenutzt in die Umgebung entlassen wird.

Durch Fernwärme-(und Fernkälte-)systeme kann hier eine hohe Effizienz erreicht werden, wenn auch noch Energienutzungen auf verschiedenen Temperaturniveaus miteinander verschaltet wer-den. Dafür ist eine räumliche Abstimmung von leitungsgebundener Energie und Siedlungsent-wicklung notwendig.

2. Energieraumplanerische Handlungsfelder für eine erneuerbare Energieversorgung:

--‐ „Freihaltung von geeigneten Räumen zur Gewin-nung, Speicherung und Verteilung erneuerbarer Energien von konfliktträchtigen Nutzungen (Be-bauung) einschließlich Erhaltung von Pufferflä-chen“: Damit sind jene Aspekte abgedeckt, bei denen die erneuerbaren Ressourcen für die Ener-giegewinnung gesichert werden. Dies kann z.B.

die Sicherung von landwirtschaftlichen Produk-tionsräumen oder von Eignungszonen für die Windkraftnutzung oder sonstige Energietechnolo-gien betreffen.

--‐ „Freigabe von geeigneten Räumen zur Gewinnung, Speicherung und Verteilung erneuerbarer Ener-gien“: Werden nun die freigehaltenen, geeigneten Räume tatsächlich zur Energieversorgung heran-gezogen, sind die geeignetsten Standorte für die Energieversorgungsanlagen (Gewinnung, Speiche-rung und Verteilung) zu ermitteln und planerisch abzusichern. Damit soll sowohl die Energieversor-gung begünstigt, aber gleichzeitig der Schutz von Bevölkerung und Umwelt gewährleistet werden.

--‐ „Bereitstellung von Planungsgrundlagen (räumliche Komponente) und Planungsmethoden für örtliche und überörtliche Energie- und Mobilitätskonzepte“:

Durch die regelmäßige Grundlagenforschung in der örtlichen Raumplanung werden Planungs-grundlagen zusammengetragen, die für Energie- und Mobilitätskonzepte ausgewertet werden kön-nen, ohne zusätzlichen Erhebungsaufwand zu generieren. Darüber hinaus verfügen Ortsplaner-Innen über Tools und Methoden, wie z.B. GIS-Analysen, die hier unterstützend wirken. Dies be-trifft die Ermittlung des Energieverbrauchs, von Einsparszenarien, die Ziel- und Maßnahmenfestle-gung sowie die Abschätzung von Planungsauswir-kungen.

--‐ „Wahrnehmung der Rolle als Plattform zum In-teressenausgleich“: Örtliche Raumplanung ver-fügt über Prozesskompetenz. Diese umfasst die

3. HANDLUNGSFELDER DER ENERGIERAUMPLANUNG

BürgerInnenbeteiligung, die Lösung räumlicher Konflikte, die Wahrung von Rechten durch die Planungsbetroffenen, sowie die Möglichkeit, ab-schließend Planungsergebnisse rechtsverbindlich im örtlichen Entwicklungskonzept, im Flächen-widmungsplan und im Bebauungsplan absichern zu können.

Etliche räumliche Trends sind den dargestellten Leit-bildern und Handlungsfeldern der Energieraumpla-nung (Abb. 5) gegenläufig, sodass das „business as usual“ nicht die gewünschten Entwicklungen er-möglichen wird. Gegensteuern bedarf daher viel Be-wusstseins bei den EntscheidungsträgerInnen und der Bevölkerung als NutzerInnen und GestalterInnen räumlicher Strukturen. Dazu kommt noch, dass das

„business as usual“ für die AnwenderInnen einfach ist und die hier angesprochenen, anspruchsvollen Hand-lungsfelder des Öfteren qualitätsarm bis qualitätslos umgesetzt werden. Zwei Beispiele sollen dies verdeut-lichen:

Funktionsmischung ist komplex, da unterschiedliche Nutzungsansprüche über den Tag verteilt unterzubrin-gen sind, und auch die Gebäude und die Infrastruk-tur so auszulegen sind, dass sie einen Nutzungswandel bzw. eine Mehrfachnutzung zulassen. Für Bauträger-Innen und andere Stakeholder ist es daher wesentlich

einfacher – und zwar unabhängig vom Preis –, funk-tionsgetrennte Strukturen zu schaffen. Die „Schuh-schachtel“ als Einkaufszentrum mit Riesenpark-platz ist schnell errichtet, ebenso der mehrgeschoßige Wohnbau mit Standardzimmern und Niedrigraum-höhe. Werden Funktionen gemischt, braucht es inten-sivere Nachdenkprozesse bei den baulichen Konzep-ten, beim Nachbarschaftsschutz, bei Verkehrslösungen, Freiraumlösungen etc. – und dies von der Flächen-widmungsplanung über die bauliche Umsetzung bis zur Kommunikation mit den neuen NutzerInnen. Bei-spiele wie die Solar City in Linz zeigen, dass es funkti-onieren kann.

Dichte ist ein wesentlicher Faktor für Effizienz, ist aber nicht leicht zu vermitteln. So ist es z.B. relativ einfach, hochverdichtete, qualitätsarme Siedlungen zu finden, die von der Bevölkerung zu Recht abgelehnt werden. Damit kommen Konzepte wie „maßvolle Ver-dichtung“, „NachverVer-dichtung“, „Mehrfamilienhaus statt Einfamilienhaus“ gleich in den Verruf, wenig Le-bens- und Wohnqualität zu bieten, obwohl genau das Gegenteil der Fall sein kann und in diesen Strukturen über die verschiedenen Lebensabschnitte hinweg un-terschiedlichste individuelle Bedürfnisse und Ansprü-che wesentlich besser als im Einfamilienhaus gedeckt werden können. Dies ist u.a. damit zu begründen, dass die Versorgung mit Gütern, Dienstleistungen und

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Handlungsfeld 1.1:

Freihaltung von geeigneten Räumen zur Gewinnung, Speicherung und Verteilung erneuerbarer Energien von konfliktträch -tigen Nutzungen einschließlich Erhal-tung von Pufferflächen

Handlungsfeld 2.1:

Stärkung von Zentralität und kurzen Wegen

Handlungsfeld 1.2:

Freigabe von geeigneten Räumen zur Gewinnung, Speicherung und Verteilung erneuerbarer Energien

Handlungsfeld 2.2:

Anstreben von Dichte und Funktions-mischung

Handlungsfeld 1.3:

Bereitstellung von Planungsgrundlagen und Planungsmethoden für örtliche und überörtliche Energie- und Mobilitäts-konzepte

Handlungsfeld 2.3:

Innen- vor Aussenentwicklung

Handlungsfeld 1.4:

Wahrnehmung der Rolle als Plattform

zum Interessenausgleich

Handlungsfeld 2.5:

Optimierung und Attraktivierung ungenutzer Energiepotenziale

Handlungsfeld 2.4:

Abstimmung von Nutzungsentwick-lung und Mobilitätsangebot (im Umwelt-verbund)

ENERGIETRÄGER RÄUMLICHE STRUKTUREN

Quelle: Stöglehner et al. 2014a

ABB. 5: HANDLUNGSFELDER DER ENERGIERAUMPLANUNG

3. HANDLUNGSFELDER DER ENERGIERAUMPLANUNG

fentlichem Verkehr bei Vorliegen einer entsprechen-den Mindestgröße einer Ortschaft leichter zu bewerk-stelligen ist.

Energieraumplanung benötigt demokratische Legiti-mität und kann nur in einem gesellschaftlichen Ge-samtkontext Wirkung entfalten, wie Abb. 6 zeigt:

(Energie-)Raumplanung kann Energiewende und Kli-maschutz nur im Zusammenhang mit gesellschaft-licher Wertebasis, verschiedenen Politiken (wie z.B.

Wohnbauförderung, Wirtschafts- und Agrarförde-rung), Wirtschaftsweisen, individuellen Lebensstilen sowie in Abhängigkeit von Ressourcenpotenzialen und Verfügbarkeit von Technologien unterstützen.

Für die kommunale (Energie-)Raumplanung stel-len diese Faktoren wesentliche Einflussgrößen, teil-weise auch Rahmenbedingungen dar. Dennoch ist der Handlungsspielraum der Gemeinden durchaus groß, um energieraumplanerisch sinnvolle Entwicklungen einzuleiten bzw. umzusetzen. Innovative Gemeinden werden z.B. vom rechtlichen Rahmen kaum dabei ein-geschränkt, sodass auch jetzt schon einiges an good-practice zu finden ist. Darüber hinaus bieten partizi-pative Planungsprozesse die Möglichkeit, etliche der Aspekte mit der Bevölkerung auszuhandeln, Bewusst-sein und Verständnis für entsprechende Entscheidun-gen zu schaffen und entsprechendes Alltagshandeln

einzuleiten. Gute Beispiele machen Lust, selbst der-artige Maßnahmen auf die Beine zu bringen. Wichtig ist, dass die Richtung der eingeleiteten Entwicklungen stimmt, da räumliche Strukturen über die Zeit sehr dauerhaft sind, und Fehlentscheidungen viele Jahr-zehnte in die Zukunft wirken.

Zu bedenken ist auch, dass bei der Erarbeitung von Energieeffizienzzielen und Versorgungszielen aus er-neuerbarer Energie in städtischen, suburbanen, klein-städtischen und ländlichen Kontexten unterschiedli-che Potenziale ausgenutzt werden können: so ist das Potenzial für Energieeffizienz aufgrund der höheren Dichte und Anzahl an räumlichen Nutzungen in Städ-ten höher, gleichzeitig ist die leitungsgebundene Ener-gieversorgung und die Förderung des leistungsfähi-gen Umweltverbundes leichter umzusetzen. Allerdings sind die Potenziale zur Gewinnung erneuerbarer Ener-gie eingeschränkt. Hier kann wiederum der ländli-che Raum punkten. Auch bedarf es differenzierter Betrachtungen, wie Funktionsmischung, Dichte etc.

in Städten, Kleinstädten, im suburbanen Raum und im ländlichen Raum konkret auszugestalten sind. In den folgenden Kapiteln werden Impulse gegeben, wie Energieraumplanung in der kommunalen Praxis ge-staltet werden kann.

(Energie-) Raum- planung

Individuelle Lebensstile Verfügbarkeit von

Technologien

Ressourcenpotenzial Gesellschaftliche

Wertebasis

Wirtschaftsweisen Politiken

ENERGIEWENDE UND KLIMASCHUTZ

Quelle: Stöglehner et al. 2014a

ABB. 6: DETERMINANTEN FÜR ENERGIEWENDE UND KLIMASCHUTZ

4. KERNMASSNAHMEN FÜR DIE KOMMUNALE ENERGIERAUMPLANUNG

4. KERNMASSNAHMEN FÜR DIE