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Gymnasium Nr. 42, Warschau

Im Dokument 2/2005 Informationen Berichte Bilder (Seite 39-42)

Dossier

Info kompakt

Gymnasium Nr. 42, Warschau

Adresse: ul. Twarda 8/12, 00-105 Warszawa, Polen

Email: sekretariat@twardagim.edu.pl Internet: www.twardagim.edu.pl Telefon: 0048-22-6204931 Zahl der vermittelten Lehrer: 1 Stand: 2005

Gruppenarbeit. Die Schü-lerinnen lernen Geografie auf Deutsch – bereits in der 9. Klassenstufe.

zu können, hat meist Pech, wenn er – wie es die Regel ist – Deutsch nur als zweite Fremdsprache ge-lernt hat. „Das Niveau reicht ein-fach nicht aus. Wir sind weiter auf der Suche nach Gymnasien, die zu-sätzlichen Deutschunterricht an-bieten wollen und dann quasi die DSD-II-Lyzeen beliefern“, so Heike Toledo. Die drei obligatorischen Stunden Deutsch pro Woche rei-chen langfristig nämlich nicht aus, um das DSD-II-Niveau zu errei-chen. Für die Fachberater und auch die Lehrer vor Ort ist das eine große Herausforderung. Denn erst müssen sie die Direktoren der Gymnasien von der Notwendig-keit und dem langfristigen Nutzen einer solchen Profilierung über-zeugen und dann auch die Schüler für die DSD-Lyzeen werben.

DSD-Mehrwert nicht auf Sprachnachweis begrenzt An interessierten Lyzeen, die Sprachdiplomschulen werden wollen, mangelt es indes nicht mehr. Allein in der Region War-schau, die Heike Toledo betreut, könnte es in nächster Zeit sechs neue DSD-Schulen geben. Denn neben der Schärfung des Profils, einem zusätzlichen anerkannten Sprachnachweis für die Schüler, schätzen die Schulen auch

zuneh-mend den Mehrwert, der durch Fortbildung der Lehrer, durch Stipen-dien für Schüler und Lehrer für sie entsteht.

Nicht zuletzt könne, wenn die Rahmenbedin-gungen stimmen, auch ein deutscher Mutter-sprachler als Unterstüt-zung an die Schule kom-men, so die Fachberate-rin.

Allerdings werde dabei darauf geachtet, dass keinem polnischen Ger-manisten die Arbeit weggenommen werde.

Waren zu Spitzenzeiten der Lehrerentsendepro-gramme rund 130 deut-sche Pädagogen in Polen im Einsatz, sind es jetzt nur noch 43. Die Arbeit für die Fachberater Heike Toledo und Her-bert Mühlfeit, der die Re-gion Oppeln betreut, wird damit nicht weni-ger. Zunehmend erset-zen polnische Fachkräfte die deutschen Lehrer in Polen. Schon zehn von 40 DSD-Lyzeen kommen ohne aus Deutschland vermittelte Lehrer aus, wodurch wiederum die Fachberater stärker ge-fordert sind.

Aber auch diese Schulen stehen und fallen mit ihren Direktoren. Schließ-lich sind sie es, die über die Stundenanzahl und

Profilierungen entscheiden, die den Rahmen für das Sprach-diplom an ihren Schulen schaffen.

Andrzej Wyrozembski gehört zu ihnen und ist doch als Leiter eines Gymnasiums ein Sonderfall, denn nach außen hin ist das Plus, das er für die Schule erarbeitet hat, kaum sichtbar. „Aber wir arbeiten Hand in Hand mit dem 17. Lyzeum, wie sich das für gute Spezialisten gehört“, sagt der Schulleiter. Gleichwohl bedauert er, dass Schüler nach drei Jahren intensiver Deutschausbildung in seinem Gymnasium keinen deut-schen Nachweis ihrer erworbenen

Kenntnisse erhalten. Denn nicht alle seiner bilingualen Schüler werden ein DSD-Lyzeum besuchen können, sagt er. Aber auch da will der tatkräftige Wyrozembski dran-bleiben und sagt provokant: „Erst haben wir den Eltern jahrelang er-klärt, was wir machen. Jetzt spre-chen wir darüber, welche Leistun-gen unsere Schüler brinLeistun-gen – spre-chen über Durchschnitte, Ab-schlüsse, Wettbewerbssiege. Es ist, als ob man ein Auto in die Werk-statt bringt. Danach wollen wir nicht wissen, was gemacht wor-den ist, sondern dass es wieder fährt.“

Der Warschauer Kulturpalast – fast um die Ecke liegt das 42. Gymnasium.

Ihm liegt das Niveau der Fremdsprach-Ausbildung am Herzen – der Leiter des 42. Gymnasiums Warschau Andrzej Wyrozembski.

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Von der „Mannigfaltigkeit“ des doppelten Unterrichts

Wieder klingelt es. Die erste Hälf-te der bilingualen Klasse IIId (neunte Klassenstufe) strömt aus dem Geografieraum, macht dem anderen Teil ihrer Klasse Platz. Der wird sich jetzt mit den „Mannigfal-tigkeiten von Landschaften in Nordamerika“ beschäftigen, wird sich in die hinteren Bankreihen quetschen und in Deutsch über Re-lief, Klima, Flora und Fauna in den USA reden. In Vierergruppen wer-den sich auch diese 15 Schüler über ihre Atlanten beugen, damit jedes Quartett die von der resolu-ten Malgorzata Bogacka gestellten Fragen beantworten kann. Einer nach dem anderen wird dann etwas kleinlaut vor der Landkarte stehen und in deutscher Sprache erklären, was die Gruppe heraus-gefunden hat – so wie Joanna, Mo-nika, Ewa und Konrad es vor ihnen getan haben.

Die langjährige Lehrerin stört die-ser doppelte Unterricht nicht.

Ganz im Gegenteil: Zwar steht sie routiniert, ja unaufgeregt vor der Klasse, aber auch mit einer anste-ckenden Begeisterung. „Mit 15 statt 30 Schülern kann ich viel mehr machen. Ich kann viel besser auf jeden Einzelnen eingehen. Mit der Zeit weiß ich, wer sich wie pa-cken lässt und ich kann Unter-richtsformen wählen, die in gro-ßen Klassen schlecht funktionie-ren“, sagt sie. Pro Woche lehrt die dunkelhaarige Frau zwei Stunden Geografie in deutscher Sprache.

Darüber hinaus hat die bilinguale Klasse in diesem Jahr acht Stunden Deutsch.

Der Erfolg der polnischen Geogra-fielehrerin lässt sich nicht nur an den Noten messen. Bei der Geogra-fieolympiade im vorigen Schuljahr haben Schüler aus der bilingualen Klasse gewonnen. Fünf oder sechs der Achtklässler qualifizierten sich meist für den Wettbewerb, an dem Warschau-weit nur 200 Schüler teilnehmen durften, so Direktor Wyrozembski. Die Quote derer, die im nächsten Schuljahr in die bilinguale Klasse des 17. Lyzeums wechseln, ist hoffentlich größer.

Carina Gräschke ■

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Karolina: Eigentlich nicht. An meinem Lyzeum gab es ein spe-zielles Profil: Journalismus.

Irgendwann möchte ich Journalis-tin werden, so dass mich das bren-nend interessierte. Meine Eltern schlugen mir vor, weiter Deutsch zu lernen und das Sprachdiplom zu machen. Ich habe lange abge-wägt und bin dann den Argumen-ten meiner Mutter gefolgt.

Begegnung: Hast du diese Ent-scheidung bereut?

Begegnung:Erinnerst du dich an deine erste Begegnung mit der deutschen Sprache?

Karolina: Auf dem Gymnasium.

Ich wollte Französisch lernen.

Aber das ging nur mit Vorkennt-nissen. Darum lernte ich Deutsch – allerdings nur zwei Stunden in der Woche.

Begegnung: Am Lyzeum wolltest du deine Sprachkenntnisse dann vertiefen …

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Eigentlich wollte sie nie Deutsch lernen. Nie. Ihr Bruder unterrich-tet Französisch. In seine Fußstapfen wollte sie treten. Doch das war einmal. Jetzt spricht die Krakauerin fließend Deutsch und wäre gern nach Bonn gegangen, um dort zu studieren. Denn seit dem Sommer ist Karolina Przewrocka stolze Inhaberin des Deutschen Sprachdiploms Stufe II der KMK. Sie übersetzt polnische Texte ins Deutsche, dolmetschte beim Weltjugendtag in Köln und hat bei einem Gospelfestival in Bottrop auch vor Publikum in deutscher Sprache moderiert. Wie aus ihrer Abneigung gegen das Deutsche eine Liebe wurde, erzählte sie der Begegnung.

Aus Abneigung

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