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Wichtige technische Entscheidungskriterien bei der Trassenwahl sind insbesondere:

 Topografie bzw. der Gefällesituation aus topografischen Karten und 3-D Geländemodell

 Art und Schutzbedürftigkeit der Oberflächen (Bebauung, Baumbestand, Vegetation etc.)

 Baugrundsituation aus Geologischen Karten / bestehende Baugrunduntersuchungsberichte im Projektgebiet [3] (vgl. Abschnitt 12.4)

 Zugänglichkeit bzw. Andienbarkeit der Baustelle

 Mögliche Standorte von Übergangsbauwerken, Muffenbauwerken, Belüftungsschächte etc.

Neben der Auswertung aller verfügbaren Unterlagen, wurden die relevanten Abschnitte im Projektge-biet im Rahmen einer Ortsbegehung gesichtet. Für die aus technischer Sicht realisierbaren Varianten wurden zusätzlich wirtschaftliche und ökologische Aspekte bei der Trassenfindung berücksichtigt.

Die ersten betrachteten Trassenvarianten sind in Abbildung 1 dargestellt.

Im Falle einer Vollverkabelung vom Unterwerk Mörel bis zum Unterwerk Ernen (bei Z’Brigg) bietet es sich aus wirtschaftlicher Sicht an, einen ca. 3 km langen bestehenden Wasserstollen bis Egga zu nut-zen (s. Abbildung 2), welcher sich in einem noch guten baulichen Zustand befindet und für die Installa-tion der erforderlichen KabelkonfiguraInstalla-tion geeignet ist (s. Abbildung 2). Zur Nutzung des Wasserstol-lens ist ein Höhenunterschied von 240 m zwischen dem Unterwerk Mörel (730 m üNN) und dem An-fangspunkt des Wasserstollens im Lägundwald (970 m üNN) zu überbrücken. Ein mögliches Bauver-fahren für die Kabelverlegung in diesem sehr steilen Abschnitt ist der bergmännische Stollenbau, wäh-rend die Rohrblockverlegung und auch der Rohrvortrieb aufgrund des Gefälles von über 50% nicht einsetzbar sind. Generell ist der steile Anstieg aus technischer Sicht auch als Freileitung realisierbar.

Allerdings würden die dann gut einsehbaren Masten und Leitungen den Berghang zwischen Mörel und dem Lägundwald stark dominieren. Eine besondere technische Schwierigkeit wäre zudem die Herstellung des Übergangs von der Freileitung auf die im Wasserstollen zu führenden Kabeln. Diese

Abbildung 1: Skizzierung möglicher Trassenverläufe im Falle einer Vollverkabelung (rot) und Zwischenverkabelung mit Übergangsbauwerken bei Ze Millere (blau) und Viertel (magenta)

Die Fortsetzung der Kabeltrasse nach dem Wasserstollen ab Egga kann in offener oder geschlosse-ner Bauweise erfolgen. Im weiteren Trassenverlauf sind der Milibach und insbesondere die Binna zu queren, welche z.T. durch stark eingeschnittene Flusstäler geprägt sind. Im Zuge der Trassenuntersu-chung wurden Unterquerungen in geschlossener Bauweise und im Fall der Binna auch Brückenlösun-gen betrachtet. Für die Rohrblockverlegung wurden Trassenverläufe mit möglichst geringem Gefälle gesucht.

Abbildung 2: Wasserstollen Links: Foto aus der Ortsbesichtigung 2014 / Rechts: Historische Bau-werkszeichnung

Für den Abschnitt zwischen der Binna und dem Unterwerk Ernen wurden mögliche Trassenverläufe sowohl für den Kabelrohrblock als auch für eine geschlossene Bauweise betrachtet.

Die Überwindung des Senggwaldes mittels Kabelrohrblock wäre technisch machbar, muss aber aus Gründen des Landschaftsschutzes verworfen werden. Das ganze Gebiet ist eingestuft als kantonale Landschaftsschutzzone. Ein Kabelrohrblock erfordert insbesondere im Bereich des Waldes eine breite Schneise, die von allen Seiten gut einsehbar wäre. Zudem müsste der Rohrblock im Bereich Bin-nachra verschiedene geschützte Trockenwiesen- und Trockenrasenzonen durchqueren. Nach Stel-lungnahme der Gemeinde Ernen wäre eine solche Variante auch politisch nicht durchsetzbar.

nur rd. 200 m zur geplanten Freileitungstrasse aus (s. Abbildung 1).

Abbildung 3: Ze Millere – Blick nach Süden / Foto aus der Ortsbesichtigung 02/2014

Der Standort Viertel liegt am Rande des Gasiwaldes in einer Höhe von ca. 1141 m üNN mit einem Luftlinienabstand von nur rd. 100 m zur geplanten Freileitungstrasse. Viertel liegt näher an Ernen, so dass der Verkabelungsabschnitt bis zum UW Ernen kürzer gehalten werden kann, als vom Standort Ze Millere aus. Ein oberirdisches Übergangsbauwerk wäre insbesondere von Norden aus betrachtet besser sichtbar als bei dem Standort Ze Millere, dafür ist aufgrund der bestehenden Straßenverbin-dung nach Bächernhäusern eine bessere Andienbarkeit der Baustelle möglich.

Nachfolgend wird der Auswahlvorgang bis zu den resultierenden Vorzugstrassen (s. Abschnitt 13) dargestellt und erläutert. Die Trassenuntersuchungen werden für eine Vollverkabelung vom UW Mörel bis UW Ernen sowie für Zwischenverkabelungen von Ze Millere bzw. Viertel bis UW Ernen vorge-nommen. Aufgrund der Wirtschaftlichkeit bzw. fehlender technisch gleichwertiger Alternativen wird

generell für die Steilstrecke Mörel-Wasserstollen ein Stollenbau und für den Wasserstollen der Aus-bau zum Leitungsgang zugrunde gelegt. Bei den übrigen Trassenabschnitten werden alle technisch sinnvollen Bauverfahren und Trassenverläufe betrachtet.

An dieser Stelle ist zu ergänzen, dass zur Umgehung der topografisch bedingten Erschwernisse, wie die Steilstrecke vom UW Mörel bis zum Wasserstollen und der Binnaquerung, auch eine auf der nörd-lichen Talseite des Rottens verlaufende Trassenvariante betrachtet wurde. Diese rechtsufrige Trasse ist durch einen relativ tief eingeschnittenen, kurvigen und schmalen Tal mit mehreren Ortschaften geprägt, in dem sowohl die Furkastraße mit überregionaler Bedeutung als auch die Bahntrasse Mat-terhorn-Gotthard verläuft. Angesichts der sehr eingeschränkten Platzsituation sind eine Rohrblockver-legung und auch ein Rohrvortrieb mit einem Bedarf von ca. 8-10 Vortriebsgruben nicht oder nur mit erheblichen Verkehrsbeeinträchtungen möglich. Hinzu kommt ein Geländesprung von rd. 100 m bei Unterdeisch, der mit einer Rohrblockverlegung oder einem Rohrvortrieb kaum zu überwinden ist. Als technisch realisierbare Variante bietet sich eine Tunnellösung über die gesamte Trasse vom UW Mörel bis zum UW Ernen an. Der Tunnel wäre rd. 800 m kürzer als die Vollverkabelungstrasse in Ab-bildung 1. Allerdings sind die Baukosten durch das Fehlen kostengünstigerer Bauverfahren und der fehlenden Nutzung des bestehenden Wasserstollens gemäß einer ersten Abschätzung um ca. 40%

höher. Die rechtsufrige Trassenvariante wurde daher allein aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter verfolgt.