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3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.2 Groppe (Cottus gobio) [1163]

Erfassungsmethodik

Stichprobenverfahren (FFH-Arten), Kartierjahr 2018

Nach der Übersichtsbegehung im gesamten FFH-Gebiet wurden in 9 Bächen (s. Tabelle Fischbestandserhebung) die Fließgewässerabschnitte, die auf Grund ihrer Gewässermor-phologie, als Lebensstätte geeignet sind, zur Erfassung der Groppe (Cottus gobio) [1163]

ausgewählt. Geeignet sind dauerhaft wasserführende Bäche mit mäßigem Gefälle, die auch bei Hochwasser strömungsberuhigte Bereiche ausweisen. Durch die Stichprobenerfassung mittels Elektrofischerei wurden Groppen (Cottus gobio) in 3 der 10 Untersuchungsstrecken nachgewiesen. Daten aus dem Fischartenkataster Baden-Württemberg über die Groppen (Cottus gobio) [1163] in diesem FFH-Gebiet lagen nicht vor.

Erhaltungszustand der Lebensstätte der Groppe LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten 1 -- 1 2

Fläche [ha] 3,10 -- 0,10 3,20

Anteil Bewertung an LS [%] 96,79 -- 3,21 100

Flächenanteil LS

am Natura 2000-Gebiet [%]

0,11 -- <0,01 0,11

Bewertung auf Gebietsebene (B)

Beschreibung

Die Groppe (Cottus gobio) [1163] gehört zu der Gruppe der Kleinfische, die in schnell-fließenden bzw. montanen Gewässern des Epi- und Hyporhithrals (Obere und Untere Forel-lenregion) lebt. Sie bevorzugt sauerstoffreiche, grobmaterialreiche Gewässer, wo sie im Lü-ckensystem der Sohle und des Ufers versteckt lebt. Im geschützten LüLü-ckensystem werden auch die Eier unter Steine geheftet, wo sich auch die Brut entwickelt. In der Roten Liste der Fische, Neunaugen und Flusskrebse des baden-württembergischen Rheinsystems (BAER et al.2014) ist die Groppe in der Vorwarnliste (V) aufgeführt.

Die Habitatqualität ist im Gebiet aufgrund des hohen Gefälles und der sehr hohen mechani-schen Kräfte, die während der Schneeschmelze oder bei Starkregenereignissen auftreten, suboptimal. Die Lebensstätten liegen außerhalb oder an der natürlichen Ausbreitungsgrenze der Groppe. Weitere Ausbreitungen in höher gelegene Abschnitte sind oft durch natürliche Sohlstufen verhindert.

Fischbestandserhebung (16.-17.08.2018) im FFH-Gebiet Belchen (8113-341) mit Groppennach-weisen (Cottus gobio) [1163] in 3 von 10 Probestrecken. Anzahl der Individuen, die als Brut klassifiziert werden, sind in (Klammer) angegeben.

Art/PS FFH-Gebiet nur 2 Lebensstätten abgegrenzt, der Wiedenbach und der Böllenbach.

Lebensstätte Wiedenbach

Durch den vergleichsweise hohen Nachweisgrad im Wiedenbach stellt dieses Gewässer den bedeutendsten Groppenlebensraum im FFH-Gebiet dar (97,6 % des gesamten Groppen-nachweises). Der Wiedenbach ist das größte Fließgewässer im FFH-Gebiet mit einer Breite von bis zu 8 Metern und Tiefen von bis zu 2 Metern (Kolke). Das grobe Sohlmaterial (über-wiegend Steine und Felsen) stellt ein optimales Lückensystem für die Groppe dar und bietet auch aufgrund von häufig vorkommenden Felsen einen guten Schutz vor den mechanischen

Kräften während der Hochwasserereignisse. Die Habitatqualität wird daher als hervorragend (A) eingeschätzt.

Der Zustand der Population wird im Kontext zur Nähe der natürlichen Ausbreitungsgrenze nach oben (ca. Spitzdobelbachmündung) als „hervorragend“ (A) eingeschätzt. Die geschätz-te Lebensstätgeschätz-te hat eine Ausdehnung von etwa 4,2 Kilomegeschätz-tern zwischen Spitzdobelbach-mündung, von wo aus das Gefälle abnimmt, bis zur unteren Gebietsgrenze oberhalb von Utzenfeld bzw. bis zur Mündung in die Wiese. Es liegt natürlicherweise zwar keine hohe In-dividuendichte vor, jedoch konnten in beiden Probestrecken zusammen 15 Individuen Brut (36,6%¸ N=41) festgestellt werden (PS 01 = 4, PS 04 = 11). Die Population ist vergleichswei-se klein, aber scheint stabil zu vergleichswei-sein und es liegt eine erfolgreiche Reproduktion vor.

Beeinträchtigungen für diese Art liegen in geringem Umfang durch die erschwerte Ausbrei-tungsmöglichkeit am Ausleitungswehr der WKA Utzenfeld vor. Hier verhindert eine glatte, schnell überströmte Rampe einen ungehinderten Aufstieg. Der Grad der Beeinträchtigung wird jedoch im Zusammenhang mit dem Vorkommen in beiden Probestrecken als „gering“

(A) eingeschätzt. Offenbar ist der Erhalt eines dauerhaften Lebensraums für die Groppe (Cottus gobio) [1163] durch diese Rampe nicht übermäßig beeinträchtigt, da sie wahrschein-lich bei Mittelwasser überstaut wird.

Lebensstätte Böllenbach

Der Böllenbach ist im untersuchten Abschnitt durch sehr unterschiedliche Formationen ge-prägt. Er durchschneidet Felsen mit Rinnen von über 2 Meter Wassertiefe und häuft hinter diesen „Pools“ Geröllbänke mit Steinen und Kiesen an, an deren beruhigten Uferseiten auch tiefgründig Sand vorliegt. Damit sind alle Habitateigenschaften für die Groppe gegeben. Ent-gegen diesen optimalen Sohleigenschaften liegen jedoch auch natürliche, für die Groppe schwer überwindbare Sohlstufen vor. Weiterhin wirken offenbar die hohen mechanischen Kräfte bei Hochwasser der Ausbildung eines optimalen Habitats entgegen. Infolge dessen wird die Habitatqualität des hier betrachteten Böllenbachs auf den Jahresverlauf bezogen jedoch nur als „gut“ (B) eingeschätzt.

Während der Fischbestandserhebung wurde in dem übersichtlichen Gewässer nur ein adul-tes Individuum der Groppe nachgewiesen. Offenbar liegt dieser Abschnitt an der obersten Grenze der möglichen Ausbreitung und wird nur von einzelnen adulten Individuen erreicht.

Brut wurde nicht nachgewiesen, was darauf hindeutet, dass im untersuchten Abschnitt kein reproduktiver Populationsanteil vorliegt. Der Erhaltungszustand der Population wird daher als

„mittel bis schlecht“ (C) bewertet.

Beeinträchtigungen die auf anthropogene Aktivitäten zurückzuführen wären, wurden nicht festgestellt und damit mit (A) bewertet.

Für den natürlichen ausgebildeten Bachabschnitt führt die Bewertung des Populationszu-standes (C) zur Gesamtbewertung des Erhaltungszustands des Böllenbachs zu „mittel bis schlecht“ (C). Aus arealgeografischer Sicht kann dieser Erhaltungszustand auch nicht mehr verbessert werden.

Verbreitung im Gebiet

Die Groppe wurde in nur zwei Gewässern des FFH-Gebiets „Belchen“ gefunden. Die Klein-fischart ist im Gebiet wenig verbreitet und wurde nur in einem Gewässer (Wiedenbach) in einem stabilen Populationszustand vorgefunden (Gesamtbewertung hervorragend (A)). In einem weiteren Gewässer, dem Böllenbach, wurde nur ein adultes Tier gefunden (Gesamt-bewertung „mittel bis schlecht“ (C)).

In allen untersuchten Bächen ist das obligate Grobsubstrat vorzufinden. Die meisten Gewäs-ser des FFH-Gebietes weisen jedoch aufgrund ihres großen Gefälles am Hang des Belchens zu hohe Fließgeschwindigkeiten, verbunden mit hohen mechanischen Kräften, auf, so dass sie als Lebensraum für die Groppe nicht in Frage kommen oder nur schwer erreicht werden

können. Insgesamt stellt sich die Groppenbesiedlung im FFH-Gebiet „Belchen“ als sehr schütter dar.

Bewertung auf Gebietsebene

Mit einer größeren stabilen und reproduktiven Population im mittleren bis unteren Wieden-bach, die in allen Kategorien mit „hervorragend“ (A) bewertet wurde, und einer kleineren Le-bensstätte, die auf einen Einzelfund im Böllenbach, am Rande der natürlichen Ausbreitung zurückgeht (Gesamtzustand „C“), wird der Erhaltungszustand auf Gebietsebene unter der Berücksichtigung, dass die Lebensstätten relativ isoliert liegen, mit „gut“ (B) eingeschätzt.

Die Bewertung des Erhaltungszustandes erfolgt aufgrund der eingeschränkten Erfassungs-methodik lediglich als Einschätzung.

Die Populationsgröße im Wiedenbach und damit für das gesamte Gebiet wird auf 250-999 Individuen (Bereichsklasse IV des Artenkataster Baden-Württemberg) hochgerechnet. 42 Individuen wurden tatsächlich nachgewiesen.