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Gleichstellung lohnt sich!

Exkurs IV: Rechte Akteur*innen in ländlichen Räumen

8. Gleichstellung lohnt sich!

Kommunale Gleichstellungsbeauftragte gestalten die Gleichstellungspolitik ländlicher Räume als zentrale Akteu-rinnen – und schätzen diese als positives Arbeitsumfeld.

Das zeigen die vorliegenden Ergebnisse der ersten bundes-weiten Untersuchung von kommunaler Gleichstellungsar-beit in ländlichen Räumen. Gleichzeitig machen sie deutlich, dass das Potenzial der kommunalen Gleichstellungsarbeit für ländliche Räume längst nicht ausgeschöpft ist. Viele Gleichstellungsstellen sind nach wie vor personell, finanziell und sächlich schlecht ausgestattet. Wichtige Voraussetzun-gen für eine wirksame Gleichstellungsarbeit, wie frühzeitige Beteiligung und unabhängiges Arbeiten, sind vielfach nicht erfüllt. Die zum Teil sehr unterschiedliche Gesetzgebung der Länder zur kommunalen Gleichstellungsarbeit sind nicht selten zum Nachteil ländlicher Räume gestaltet und werden damit zum Hemmnis für eine rundum erfolgreiche Gleichstellungsarbeit in den Kommunen und Landkreisen.

Die zentralen forschungsleitenden Annahmen – und damit auch die Erfahrungen der BAG – wurden bestätigt.

Bei der Betrachtung der Kontextfaktoren in ländlichen Räumen fällt deren zum Teil ambivalenter Einfluss auf die Gleichstellungsarbeit auf. Gleichstellungsbeauftragte ländli-cher Räume stehen täglich vor Herausforderungen, insbe-sondere mit Blick auf die Infrastruktur, die eher konservativ geprägte gesellschaftliche Struktur wie auch die Wahrneh-mung ihrer Aufgaben in der Fläche. Hier zeigt sich vor allem auf der Ebene der Infrastruktur ein wesentlicher Unterschied zwischen Kreisstädten und Mittelzentren und kleineren kreisangehörigen Kommunen. Insgesamt fällt die starke Individualität in den einzelnen Kommunen ins Auge, ebenso

Wenn Unterschiede in den Lebens verhältnissen zu einem Nachteil werden, muss sich die Politik kümmern.

Bundesinnenminister Horst Seehofer

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Sachverständigenbericht zum 1. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung für die kommunale Ebene gefordert wird, ist jedoch – angesichts der eingangs genannten Probleme – nach wie vor dringend notwendig.

Die vorliegende Studie hat dafür zielführende Handlungs-ansätze formuliert, die politische Akteur*innen auf allen Ebenen zum Handeln auffordern. Für die BAG gilt es nun, in einem nächsten Schritt Handlungsbedarfe in Bezug auf ihre eigene Arbeit zu konkretisieren. Offen bleibt vorerst die Frage nach dem konkreten Zusammenhang sozioökono-mischer Entwicklung und der Ausstattung der Gleichstel-lungsstellen. Hier wäre eine Betrachtung der Motivationen und Grundlagen für die freiwillige Bestellung von Gleich-stellungsbeauftragten in Kommunen interessant. Ebenso offen bleibt die Frage nach konkreten Unterschieden zwi-schen urbanen und ländlichen Räumen. Dafür müsste eine gezielte Vergleichsstudie mit Großstädten durchgeführt werden.

Fest steht: Gleichstellung lohnt sich! Kommunale Gleich-stellungsarbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur

Verwirk-lichung des verfassungsrechtlichen Gleichstellungsgebots in ländlichen Räumen und unterstützt die Kommunen darin, die Daseinsvorsorge für ihre Bürger*innen sicherzu-stellen. Die in dieser Studie identifizierten und diskutierten Handlungs felder unterstreichen die Verbindung von Gleich-stellungsarbeit und ländlicher Entwicklung. Erfolgreiche Gleichstellungsarbeit kann „nicht nur individuelle Vorteile mit sich bringen, sondern auch zur Attraktivität und Wett-bewerbsfähigkeit des ländlichen Raums beitragen.“77 Sie er-höht die Lebensqualität und setzt demografischem Wandel und Abwanderung etwas entgegen. Damit ist sie sowohl im Sinne ländlicher Entwicklung, als auch zentral für gleichwer-tige Lebensverhältnisse in Deutschland.

„Wenn Unterschiede in den Lebens verhältnissen zu einem Nachteil werden, muss sich die Politik kümmern.”78 Das stellte Bundesinnenminister Horst Seehofer im Juli 2019 anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse der Kommission

„Gleichwertige Lebensverhältnisse“ fest. Wer mit einer Gleichstellungsperspektive auf die ländlichen Räume schaut, erkennt: Dafür ist es höchste Zeit. Denn Gleichstellung ist der Schlüssel zu einer lebenswerten Region für alle.

77 Franke, Silke / Schmid, Susanne (2013): Frauen im ländlichen Raum.

München: HSS, 7.

78 BMI (2019): Kommission ‚Gleichwertige Lebensverhältnisse‘, Zitat abrufbar unter: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/topthemen/DE/topthema-kommission-gleichwertige-lebensverhaeltnisse/kom-gl-artikel.html (29.8.19).

Hinweis zum Anhang

Aus Gründen des Umfangs verzichten wir darauf, den Anhang dieser Studie der Druckversion beizufügen. Der vollständige Anhang mit Informationen zu Leitfäden, Tran-skriptionsregeln, Fragebogen und Codebuch steht auf der Internetseite der BAG unter folgendem Link als Download zur Verfügung:

www.frauenbeauftragte.org/themen/ländliche-räume

Danksagung

Viele Menschen haben im zweijährigen Entstehungsprozess dieser Studie eine Rolle gespielt. Mein Dank gilt allen voran den kommu-nalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, die diese Studie durch ihre Teilnahme, ihre Offenheit und Unterstützung überhaupt erst möglich gemacht haben. Er gilt dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das die Erstellung der Studie gefördert hat, Maren Ozanna, die in zahlreichen Stunden des Codierens nie den Kern der Sache aus dem Blick verloren hat, und den Bundessprecherinnen Susanne Löb und Christina Runge für die fachliche und persönliche Begleitung in allen Phasen des Projekts.

Nicht zuletzt möchte ich Ramona Ebert, Silke Friedrich, Prof. Dr. Martin Nonhoff, Dr. Jennifer Gronau und Niklas Beims danken – für die direkte und indirekte Unterstützung zur rechten Zeit – sowie allen anderen, die die Veröffentlichung dieser Studie ermöglicht haben.

Impressum

:

Herausgegeben von der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen

Konzept und Durchführung: Clara Friedrich (BAG), unter Mitarbeit von Maren Ozanna

Redaktion: Clara Friedrich (BAG), unter Mitarbeit von Susanne Löb, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Wolfenbüttel, und Christina Runge, Gleichstellungs-beauftragte des Landkreises Diepholz

Text: Clara Friedrich (BAG)

Redaktionelle Unterstützung/Lektorat: Susanne Budt, Sub-Text – Büro für Text, Konzept und PR

Gestaltung: Doris Busch Grafikdesign, Düsseldorf

© Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen, Berlin 2019

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Kontakt:

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kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen Geschäftsstelle

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