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GEWERBEENTWICKLUNG & UNTERNEHMENSGRÜNDUNGEN

Gerade für Regionen, die in besonderem Maße vom wirtschaftlichen Strukturwandel betroffen sind, gelten Un-ternehmens- und Existenzgründungen als wichtiges Instrument zur Verbesserung regionaler Wirtschaftsstruk-turen und positiver Beschäftigungsentwicklung. Die trifft für eine Region wie dem Ruhrgebiet und den zugehöri-gen Städten und Kreisen in besonderer Weise zu. So kann eine diversifizierte und nachhaltig, ausgerichtete Wirt-schaftsstruktur einen wesentlichen Beitrag zur Resilienz des Standortes, d.h. die Fähigkeit, Störung und Schocks zu absorbieren und Wandel positiv zu gestalten, beitragen. Auch wenn die zu erwartenden positiven Beiträge des betrieblichen Gründungsgeschehen wesentlich von der Überlebensfähigkeit neugegründeter Unternehmen und Betriebe abhängt, verweisen Untersuchungen auf die per Saldo positiven Effekte von Existenz- und Unterneh-mensgründungen.8 Vor diesem Hintergrund wir im Folgenden die Gewerbeentwicklung in Bottrop und den drei Vergleichsregionen näher betrachtet. Die Gewerbeanzeigenstatistik stellt hierfür eine wichtige Datengrundlage bereit.

9.1 Gewerbeentwicklung

Während die Gewerbeabmeldungen in den Jahren 2011 bis 2017 die Gewerbeanmeldungen in Bottrop überstieg, ist für 2018, seit 2010 zum ersten Mal, ein positiver Saldo von Gewerbean- und -abmeldungen9 zu verzeichnen (Abb. 29, oben). Zwar liegen die Gewerbeanmeldungen mit 819 Registrierung unterhalb des Vorjahresniveaus von 839, allerdings deutlich oberhalb des bisherigen Tiefstands in 2015 von 725 Einträgen. Umgekehrt war die Zahl der Gewerbeabmeldungen deutlich rückläufig und verringerte sich von 847 in 2017 auf 762 in 2018. Der Saldo der Gewerbean- und -abmeldungen beläuft sich damit auf ein Plus von 57 Registrierungen. Damit hat sich das Verhältnis von Gewerbean- zu -abmeldungen für Bottrop von 0,92 im Jahr 2011 auf 1,07 in 2018 verbessert und liegt annährend auf dem Niveau von 2010 (1,09).

Die Gewerbeanmeldungen in Bottrop haben sich damit in 2018 entgegen dem Trend in NRW und im Ruhrgebiet entwickelt (Abb. 29, unten). Für Bottrop zeigten sich in den Jahren 2016 und 2017 jedoch wieder ein Aufwärts-trend. Wenngleich sich der Abstand zu den drei Vergleichsregionen verringert, belegte Bottrop auch weiterhin den letzten Rang. In 2018 konnte Bottrop erstmals mit einer Relation von 1,07 den ersten Rang unter den vier Regionen einnehmen. D.h., auf eine Gewerbeabmeldung kamen in 2018 1,07 Gewerbeanmeldungen. Im Vergleich dazu hat sich des Verhältnis sowohl im NRW als auch im Ruhrgebiets verschlechtert.

8 Schneck, S. & Strobl, E.M. (2013). Wohlstandseffekte des Gründungsgeschehens. IfM Materialien Nr. 223, Bonn.

9 Zu den Gewerbeanmeldungen werden u.a. betriebliche Neuerrichtungen (z.B. organisatorische Unternehmensänderungen wie Aufspaltung und Verschmelzung bestehender Unternehmen), aber auch Neugründungen gerechnet. Weitere Meldegründe sind Zuzüge von Betrieben, die sich aus Standortverlagerungen aus anderen Gemeinden ergeben. Dies gilt analog für die Gewerbeab-meldungen (Fortzug, betriebliche Umwandlung, vollständige Aufgabe bzw. Schließung eines Betriebs).

Abb. 29. Entwicklung der Gewerbean- & -abmeldungen (2010-2018)

Quelle: IT.NRW; Berechnungen des IAT

Kamen in NRW/im Ruhrgebiet im Jahr 2017 noch 1,05/1,03 Gewerbeanmeldungen auf 1 Gewerbeabmeldung, wa-ren es in 2018 nur noch Verhältnisse von 1,03 und 1,00. D.h., im Durchschnitt des Ruhrgebiets ging jede Neuan-meldung mit einer AbNeuan-meldung einher. Neben Bottrop konnte lediglich die Emscher-Lippe Region eine positive Entwicklung realisieren, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Insgesamt betrachtet war die Entwicklung der Rela-tion von Gewerbean- und -abmeldungen in Bottrop in den letzten Jahren sehr volatil und unterlag Schwankun-gen, die in keiner der Vergleichsregionen zu beobachten war.

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2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Gewerbeanmeldungen Gewerbeabmeldungen

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

NRW Ruhrgebiet Emscher-Lippe Bo!rop

9.2 Gründungsneigung

Wird unter den Gewerbeanmeldungen das Gründungsgeschehen betrachtet, wie es sich über die Angaben zu den Betriebsneugründungen darstellt, ergibt sich für die Jahre 2010 bis 2015 folgendes Bild (Abb. 30). Im Jahr 2010 waren 146 Betriebsneugründungen zu verzeichnen. Diese Zahl sank bis 2015 auf 105 Neugründungen und damit den bisherigen Tiefststand. Im Jahr 2016 zeigte sich ein Aufwärtstrend mit einem Plus von 15 Gründungen gefolgt von einem erneuten Rückgang um 9 Gründungen im Jahr 2017. In 2018 belief sich die Zahl der Neugründungen auf 114 und damit etwas positiver als noch im Vorjahr.

Abb. 30. Betriebsneugründungen & Gründungsintensität (2010 – 2018)

Quelle: Regionaldatenbank Deutschland; Berechnungen des IAT

146

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

BETRIEBSNEUGRÜNDUNGEN (2010-2018)

GRÜNDUNGSINTENSITÄT (2010-2018)

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

NRW Ruhrgebiet Emscher-Lippe Bo!rop

33,0 32,1

Diese Entwicklung manifestiert sich ebenfalls im normierten Maß der Gründungsintensität, d.h. der Anzahl der Betriebsneugründungen bezogen auf 10 000 Einwohner (Abb. 30, unten). Konnten im Jahr 2010 noch rund 27 Gründungen je 10 000 Einwohnern verzeichnet werden, erreichte die Gründungsintensität in Bottrop im Jahr 2015 ihren bisherigen Tiefststand von 19,8. Im Jahr 2015 war die Gründungsintensität gegenüber dem Vorjahr in allen Vergleichsregionen gesunken, wobei der Rückgang in Bottrop mit rund 5 Gründungen pro 10 000 Erwerbsperso-nen besonders ausprägt war. In 2016 konnten alle RegioErwerbsperso-nen Zuwächse verzeichErwerbsperso-nen. In 2017 zeigt sich ein zwei-geteiltes Bild: Während sich im NRW- und Ruhrgebietsdurchschnitt der Aufwärtstrend fortsetzte, mussten die Emscher-Lippe Region und die Stadt Bottrop einen Rückgang in der Gründungsintensität hinnehmen. In 2018 zeigt sich genau das umgekehrte Bild: So konnten Bottrop mit annährend 20 Gründungen pro 10 000 Erwerbstä-tigen und die Emscher-Lippe Region mit rund 26 Gründungen pro 10 000 Erwerbspersonen Zuwächse verzeich-nen, während die Gründungsintensität sowohl im NRW als auch im Ruhrgebietsdurchschnitt, rückläufig war. In der Zusammenschau bleibt die Gründungsintensität im Zeitraum 2010 bis 2018 – mit Ausnahmen von 2011 und 2013 – deutlich hinter den drei Vergleichsregionen zurück.

NUI-Indikator

NUI steht für »Neue Unternehmerische Initiativen«. Der Indikator wird jährlich vom IfM – Institut für Mittelstandsforschung ermittelt. Er gibt Auskunft über die Gründungsneigung und umfasst im Gegensatz zu den Betriebsneugründungen alles, Exis-tenzgründungen einschließlich Übernahmen. Der Indikator gibt an, wie viele Gewerbeunternehmen pro 10 000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter in einer Region im Betrachtungsjahr neu angemeldet wurden. Das NUI-Regionsranking ergibt sich durch Bildung einer Rangordnung vom höchsten bis zum niedrigsten NUI-Indikatorwert.

Wie Abb. 31 illustriert, konnte Bottrop in 2018 112 Gewerbeneuanmeldungen (einschließlich Übernahmen) pro 10 000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter (15-64 Jahre) verzeichnen und belegte damit den Rang 266 im Regi-onenranking des IfM. Bottrop weist damit einen mittleren Rang unter den 439 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland auf. Während Bottrop im Jahr 2017 gegenüber dem Vorjahr noch eine deutlich höhere Gründungnei-gung (2016: 103,8; 2017: 114,0) aufwies und sich im Regionenranking deutlich von Rang 341 auf Rang 249 verbes-sern konnte, zeigt sich für 2018 wieder ein Rückgang.

Sowohl im NRW-Durchschnitt als auch im Durchschnitt des Ruhrgebiets war eine abnehmende Gründungsnei-gung für die Jahre 2016 bis 2018 zu verzeichnen. So ist die Zahl der Gründungen pro 10 000 Einwohner im er-werbsfähigen Alter von 130,3 in NRW und 120 im Ruhrgebiets-Durchschnitt in 2016, auf Werte von 125,2 und 118,9 in 2018 gesunken. Im Gegensatz dazu konnte die Emscher-Lippe Region – ähnlich wie Bottrop – im Jahr 2017 gegenüber dem Vorjahr eine steigende Gründungsneigung verzeichnen (+4,3 Gründungen/10 000 Einwohner), die sich in 2018 auf dem Niveau von 115,5 Gründungen pro 10 000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter verstetigt hat. Ausschlaggeben für die positive Entwicklung in der Region war die steigende Gründungsneigung in Gelsen-kirchen mit Indikatorwerten von 115,9 in 2016, 118,7 in 2017 und 122,3 in 2018.

Mit Blick auf Existenzgründungen im Handwerk zeigt sich für Bottrop eine positive Entwicklung. So verzeichnet die Handwerkskammer Münster im Jahr 2018 für Bottrop insgesamt 131 Gründungen, ein Plus von 23 Gründungen gegenüber 2016. Davon entfielen 37 Gründungen auf das zulassungspflichtige und 56 auf das zulassungsfreie Handwerk (insgesamt 71 % der Gründungen) sowie weitere 38 Existenzgründungen auf handwerksähnliche Ge-werbe (Abb. 31, unten). Die Existenzgründen in der Emscher-Lippe Region summierten sich in 2018 auf 1.034, davon 211 zulassungspflichte und 506 zulassungsfreie Gründungen (insgesamt 70 %) sowie 307 Gründungen in handwerksähnlichen Gewerbe.

Abb. 31. NUI-Indikator und Gründungen im Handwerk in Bottrop 2018

Quelle: IfM (2018), HWK Münster; Berechnungen des IAT

Ein Vergleich der Gründungsintensität im Handwerk zeigt, dass Bottrop seit 2015 in 2018 mit 22,6 Gründungen pro 10 000 Erwerbspersonen erstmals die Emscher-Lippe Region mit 22,3 Gründungen pro 10 000 Einwohnern überholt hat.

130,3 128,9 125,2 120,0 119,7 118,9 112,2 115,5 115,5 103,8 114,2 112,0

NRW Ruhrgebiet Emscher-Lippe Bo!rop

2016 2017 2018 Duisburg

Essen