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Gesundheitsziele zur Prävention und Gesundheits förderung umsetzen

Im Dokument AKTIV und SELBSTBESTIMMT (Seite 59-63)

6 Gesund alt werden, fängt früh an

6.1 Gesundheitsziele zur Prävention und Gesundheits förderung umsetzen

und Gesundheits­

förderung umsetzen

Ein gesunder Lebensstil, Aktivität und sportliche Be-tätigung sowie ein gesundheitsförderndes Bewusst-sein sind entscheidende Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes und gesundes Alter(n). Präventi-on und Gesundheitsförderung tragen auch im Alter dazu bei, die Lebensqualität zu erhöhen und Gesund-heitskompetenzen zu stärken.

SITuATIOnSAnALySE

Der prognostizierte Anstieg des Anteils der 65-jäh-rigen und älteren Menschen an der Bevölkerung be-deutet unter der Zielstellung, ein „gesundes Altern“

zu fördern, eine große Herausforderung für Poli-tik und Gesellschaft. Dabei sind neue Erkenntnisse der Alternsforschung zu berücksichtigen. Altwerden ist nicht zwingend und automatisch mit dauerhaf-ten Erkrankungen verbunden, auch wenn das Risi-ko chronisch zu erkranken, mit zunehmendem Alter steigt. Es ist vielmehr ein Prozess, der mit Verände-rungen der körperlichen und geistigen Leistungsfä-higkeit einhergeht. Dieser Prozess kann von jedem Einzelnen selbst lebenslang beeinflusst werden.

Viele Krankheiten im Alter haben eine lange Vor-geschichte. Somit ist die Verantwortung des Ein-zelnen im Kindes- und Jugendalter bzw. im jungen und mittleren Erwachsenenalter für seine Gesund-heit und Leistungsfähigkeit im hohen Alter sehr groß.

Gesundheitsförderung und Prävention, die bereits in frühen Lebensabschnitten angeboten und ange-nommen werden, können sich langfristig auf die

Ge-sundheit und Leistungsfähigkeit im Alter auswirken.

Deshalb sind eine gesunde Lebensführung sowie kör-perliche und geistige Aktivität von Kindheit an und in allen Lebensaltern wichtig.

Aufgabe der Gesellschaft ist es, Rahmenbedingun-gen für ein gesundes Altern zu schaffen, d.h. eine umfassende medizinische Versorgung zu gewähr-leisten, körperliche und geistige Ressourcen wäh-rend des gesamten Lebens zu fördern sowie durch Prävention, Gesundheitsförderung und -aufklärung nachhaltig zu stärken. Körperliche und geistige Akti-vitäten sowie ein Leben in der Gemeinschaft mit viel-fältigen sozialen Kontakten sorgen für Lebenszufrie-denheit, Gesundheit und seelisches Wohlbefinden.

Ziel muss es sein, Gesundheit in jeder Lebensphase aktiv zu reproduzieren, denn das ist letztlich eine Vo-raussetzung für ein aktives, selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter.

Mit der Formulierung von Gesundheitszielen hat Sachsen-Anhalt bereits 1998 als erstes neues Bundes-land auf vordringliche Aufgaben der Gesundheitspo-litik orientiert. Die Ausrichtung dieser Gesundheits-ziele auf Prävention und Gesundheitsförderung sowie die Einbeziehung des Setting-Ansatzes im Jahr 2003 legte bewusst den Schwerpunkt auf die Entwicklung eines gesundheitsgerechten Verhaltens und die Gestaltung gesundheitsfördernder Lebens-räume. Fünf Gesundheitsziele hat sich das Land auf die Fahnen geschrieben.

Anliegen ist es, mit diesen Gesundheitszielen ziel-gruppengenaue und differenzierte Strategien zu ent-wickeln, um langfristig – in allen Lebensalterspha-sen – Veränderungen im Gesundheitsverhalten zu erreichen. In Zusammenarbeit mit der Landesverei-nigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V. werden vielfältige Angebote entwickelt, die von der zielgrup-penspezifischen Wissensvermittlung über die Stär-kung individueller Gesundheitskompetenzen bis hin zur Fort- und Weiterbildung von

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rinnen und Multiplikatoren auf dem Gebiet der Ge-sundheitsaufklärung und des Gesundheitssports reichen und zugleich einen Rahmen bilden, in dem Wohlfahrtsverbände, Seniorenvereine, Sportvereine, Selbsthilfegruppen sowie Altenhilfeeinrichtungen Unterstützung und Begleitung in ihrer gesundheits-fördernden Arbeit finden. Im Gesundheitszielepro-zess entstanden zahlreiche Modellprojekte, die auf die Lebensbereiche Kindertagesstätte, Schule, Kran-kenhaus, Kommune/Region, Betrieb, Sportverein oder auf bestimmte Zielgruppen wie beispielsweise Seniorinnen und Senioren zugeschnitten sind (LVG 2008).

Im Bereich der Seniorengesundheit sollen mit den Projekten und Angeboten die Lebensqualität im Al-ter gefördert, individuelle Gesundheitskompetenzen gestärkt, die Beratung und Begleitung von Senioren-einrichtungen entwickelt sowie Mulitplikatorinnen und Multiplikatoren aus- und weitergebildet werden.

Unter dem Titel „Bewegt im Alter – Stürze vermei-den“ – bietet die LVG beispielsweise Fortbildungsse-minare für Pflege- und Hilfspersonal in Seniorenein-richtungen an.

Speziell ausgerichtet auf die Zielgruppe älterer Heim-bewohnerinnen und -bewohner ist das Modellpro-jekt „Altern mit Biss“, das in Kooperation der Zahn-ärztekammer und einer Altenpflegeeinrichtung in Magdeburg entstand. Anliegen ist es, die Mund- und Zahngesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner sowie des Personals und der Angehörigen nachhal-tig zu verbessern und das dazu erforderliche Wissen zu vermitteln.

Weiter als beispielhaft zu nennen sind das Modellpro-jekt „Gesund und Mobil in den Ruhestand“, gemein-sam initiiert vom Gesundheitgemein-samt der Stadt Dessau, der LVG und weiteren Partnerinnen und Partnern, das Modellprojekt „Fit und mobil zur Knochenge-sundheit“, das die LVG in Kooperation mit dem Ver-ein für Sporttherapie und Behindertensport VSB 1980 Magdeburg e.V. umsetzte und ein Modellprojekt, das in Zusammenarbeit der LVG mit dem Deutschen Pa-ritätischen Wohlfahrtsverband, Landesverband Sach-sen-Anhalt e.V., läuft und die Ernährungssituation älterer Menschen in Pflegeheimen untersucht. Die-se Projekte sind speziell auf die Gesundheitsziele zur Bewegungs- beziehungsweise Ernährungsförderung ausgerichtet.

Zu einer guten Vorsorge für das Alter gehören Früh-erkennungsuntersuchungen ebenso wie die eigen-verantwortliche und selbstbestimmte Wahrneh-mung von Regelungskompetenzen im Rahmen der Vorsorgevollmacht, Betreuungs- und Patientenver-fügung. Viel zu wenige Menschen denken daran, rechtzeitig für das Alter vorzusorgen. Das zeigt sich in der noch immer nicht ausreichenden Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen, aber auch in der geringen Nutzung von Möglichkeiten wie der Vorsor-gevollmacht und Betreuungs- oder Patientenverfü-gung, um für den Fall der Hilfe- und Pflegebedürftig-keit selbstbestimmt und rechtzeitig Entscheidungen zu treffen. Auch die finanzielle Vorsorge für einen Pflegefall ist nicht ausreichend. Weniger als die Hälf-te der Bevölkerung legt finanzielle Reserven für den Pflegefall an (Allianz 2007, S. 4). In Sachsen-Anhalt nutzen nach eigenen Angaben 54 Prozent der Frau-Gesundheitsziele in Sachsen-Anhalt Erreichen eines

altersgerechten Impstatus bei über 90 Prozent

der Bevölkerung

Senkung des Anteils an Raucherinnen und Rauchern

in der Bevölkerung und der alkoholbedingten Ernährungs-angebote für die Bevölkerung

Verbesserung der Zahngesundheit bei der

Bevölkerung auf Bundesdurchschnitt

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en und 28 Prozent der Männer regelmäßig Vorsor-ge-Untersuchungen (MS 2005, S. 48). Das Teilnah-meverhalten an der Gesundheitsuntersuchung und Krebsfrüherkennung liegt in Sachsen-Anhalt unter dem Bundesdurchschnitt (MS 2007, S.109). Da gera-de durch Vorbeugung und Früherkennung ein Bei-trag zur Senkung der Sterblichkeitsrate bei Krebs ge-leistet werden kann, sind gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Inanspruchnahme von Vorsorge-Untersuchungen notwendig. Ein wichtiger Schritt ist in diesem Kontext der Start des Früherkennungspro-gramms zur Brustkrebsvorsorge in Sachsen-Anhalt im Oktober 2007.

HAndLunGSFELdER

Die Gesundheitsziele Sachsen-Anhalts haben zum ei-nen das Gesundheitsverhalten der Bevölkerung und zum anderen die Förderung eines gesunden Lebens-stils und einer gesunden Lebensweise durch Informa-tion, Beratung und Gesundheitsaufklärung im Blick.

Hierbei ist der Setting-Ansatz der richtige Weg, um Gesundheitsförderung und Prävention im Alltag und vor Ort zu verankern. Modellprojekte wie „Altern mit

Biss“, „Gesund und Mobil in den Ruhestand“ oder

„Fit und mobil zur Knochengesundheit“ sollten An-stoß sein, gewonnene Erkenntnisse und Erfahrungen als Best-Practice-Beispiele zu propagieren. Insbeson-dere die beiden letztgenannten Projekte können hin-sichtlich ihrer Zielstellungen, der Zusammenarbeit mit Kooperationspartnerinnen und -partnern, der Finanzierung sowie der Projektumsetzung als Anre-gung für gemeindenahe Gesundheitssportangebo-te genutzt werden.

In Zusammenarbeit von Gesundheitswesen und Altenhilfestrukturen vor Ort sind weiter gezielte Maßnahmen und Kampagnen erforderlich, um für Vorsorgeuntersuchungen zu werben und so-mit durch Früherkennung und -behandlung dau-erhafte gesundheitliche Einschränkungen zu ver-meiden bzw. hinauszuzögern. Altersspezifische Gesundheitsberatungen können ein wesentliches Präventionselement sein. Beratungsinhalte sind ausreichendes körperliches und kognitives Trai-ning, ausgewogene und vitaminreiche Ernährung sowie genügende Flüssigkeitsaufnahme und akti-ve Sturzprophylaxe in der Häuslichkeit der Senio-rinnen und Senioren.

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