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Gesellschaft der Freunde der Dichtkunst in Kärnten Klagenfurt 106

Im Dokument Literatur in Österreich 1938–1945 (Seite 40-46)

In einer pompösen Feier wurde diese offiziöse Gesellschaft am 8. 10. 1943 im rahmen der Kärntner Festwoche zum 10. Oktober von Gl. Dr. Friedrich rainer gegründet, zeitgleich mit der Stiftung des Schrifttumspreises des Gauleiters der NSDAP in Kärnten (5.000 rM) und dessen einziger Verleihung (an Hans Sittenberger). Sie stand unter dem Schutz rainers und sollte quasi einen ersatz für die von den nationalsozialisten verbotenen privatrechtli-chen Vereine darstellen, „in der lockeren Form künstlerischer und geselliger Zusammenfas-sung anregen, verbinden, helfen und entzünden“107. Als erste Aufgabe stellte sich die

Gesell-104 Bertha85, Gesell-104.

105 Dietzel/Hügel88, nr. 1970.

106 Strallhofer94, 72f. – Kärntner Heimatblätter (Sonntagsbeilage zur Kärntner Volkszeitung) 16.10.1943, 161f. – BBDB 110(1943) 162, 184 – Archiv: KLA kein Vereinsakt vorhanden.

107 rainer in Kärntner Almanach 1944, 9.

schaft die neuausgabe der Schriften des Preisträgers Sittenberger, wozu es nicht mehr kam.

Der vom Gl. berufene Vereinsleiter war der nSDAP-Kreisleiter von Klagenfurt, Dr.

Heinz Pototschnig.

Organ: Kärntner Almanach 1944

D. Medien

Die propagandistische Zielsetzung der nS-Kulturpolitik bedingte die Beherrschung der ge-samten Öffentlichkeit durch das reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (rMVP) und die ihr untergeordnete reichskulturkammer (rKK) mit ihren für das lite-rarische System wichtigen Abteilungen reichsrundfunkkammer (rrK, ab 28. 10. 1939 reichs-rundfunk-Gesellschaft, rrG), reichspressekammer (rPK), reichstheaterkammer (rtK), reichsfilmkammer (rFK) und reichsschrifttumskammer (rSK). Auf regiona-ler ebene vertraten das reichspropagandaamt (rPA) und die zugeordnete rKK-Kärnten die Interessen des rMVP und das Gaupropagandaamt (GPA) Kärnten die Agenden der nSDAP.

Quellenlage und Begrenzung der Arbeit bedingen, dass im vorliegenden Werk der pro-pagandistisch zentrale – weil überall rezipierbare – Rundfunk nur knapp dargestellt wird und hinsichtlich seiner literarischen Sendungen keine Programmzeitschriften ausgewertet worden sind, sondern nur nicht näher überprüfte eigenangaben der AutorInnen verzeich-net werden. Der einbezug der ebenso aktuellen und als literarisches Medium wichtigen tagespresse hätte die Arbeitskapazität gesprengt.108 Von den ebenfalls in den Bereich der rPK fallenden Zeitschriften wurde die Kärntner Kulturzeitschrift Der Heimatkreis aus-gewertet. Die Darstellung der einzigen Bühne des Landes, des Kärntner Grenzlandtheaters (zuvor Klagenfurter Stadttheater), mit der Verzeichnung der Aufführungen österreichischer AutorInnen, vertritt den Bereich der rtK. trotz der Forcierung des Kinos für die Absich-ten der Propaganda wurden im Lande keine Filme produziert, zwei Autoren, Josef Friedrich Perkonig und Gustav renker, steuerten aber Filmdrehbücher bei. In die Kompetenz der rSK fielen die gesamte Buchproduktion und die Verlage. Mangels Vorhandensein eines literarischen Verlags im reichsgau wird die Verlagssituation der Kärntner AutorInnen nur zusammengefasst. Alle selbständigen Publikationen der Jahre 1933 bis 1945 werden in den AutorInnenartikeln angeführt, betreffend der unselbständigen texte wurde eine Auswahl an Printmedien getroffen, deren Auswertung den Abschluss bildet. Der in Arbeit befind-liche Institutionen-Band des Handbuchs wird zusammenhängende Darstellungen zu den einzelnen Sparten enthalten – hinsichtlich der rechtlichen und politischen Vorgänge und entwicklungen wird daher auf ihn verwiesen.

1. Sender Klagenfurt109 Klagenfurt, Artilleriekaserne

Als zweiter Zwischensender der Österreichischen radioverkehrs A. G. (rAVAG) – nach Graz – wurde der Sender Klagenfurt in der Jägerkaserne (Windischkaserne; 700 Watt) am 12. 2. 1927 im Beisein des Landeshauptmannes Vinzenz Schumy eröffnet.110 Im Oktober 1935 wurde der Sender auf 5 KW verstärkt.

Den Hauptsender der rAVAG – den Sender Wien – übernahmen die nationalsozialis-ten bereits am 11. 3. 1938, zwei tage später wurde der Germanist und Schüler von Josef

→nadler(W), Dr. Franz Pesendorfer (bis 3. 7. 1938), Schriftleiter der Bundesturnzeitung Der Turner, zum kommissarischen Intendanten ernannt. Die Ablösung der österreichischen Illegalen und die deutsche Machtübernahme durch den reichskommissar für die Wieder-vereinigung, Josef Bürckel, manifestiert sich ökonomisch in der ernennung von Dr. Hein-rich Glasmeier, zugleich Generaldirektor der reichs-rundfunk-Gesellschaft (rrG) und reichsintendant des deutschen rundfunks, zum kommissarischen Verwalter ab 3. 5. 1938, und im Personellen in der Ablösung des vom Kurzzeit-Bundeskanzler Arthur Seyß-Inquart am 13. 3. 1938 ernannten Pesendorfer durch den von Bürckel eingesetzten Dr. Adolf ras-kin am 28. 4. 1938, bis dahin Saarbrückener Intendant. Die rechtliche Zerschlagung des österreichischen rundfunks führte schließlich der Breslauer Karl Gunzer bis ins Frühjahr 1939 durch. Der reichssender Wien wurde bis 6. 4. 1945 der rrG unterstellt. Ab Mai 1940 wurde das Programm, abgesehen von spärlichen regionalen eigensendungen, einheit-lich vom Großdeutschen rundfunk produziert. Der „totale Kriegseinsatz der Kulturschaf-fenden“ ab September 1944 wies dem rundfunk und dem Film nahezu eine kulturelle Monopolstellung zu.

Sendeleiter in Klagenfurt:

1937: Alfred Garhofer 1938: Karl Hammel

Im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen neuorganisation des rundfunkwe-sens, der Aufhebung ihrer rest-Autonomie in der rAVAG-Zeit, wurden die westlichen Gaue von Wien getrennt, Graz, Klagenfurt und Linz verblieben beim reichssender Wien.

nach der Besetzung des Königreichs Jugoslawien im April 1941 wurde im rahmen des Propagandaplans für Südkärnten und Oberkrain111 die reichweite des Senders Klagenfurt durch einen Zwischensender in Krainburg/Kranj ausgeweitet, Übertragungsanlagen in grö-ßeren Orten installiert sowie Großlautsprecher eingesetzt.

nach dem Krieg betrieb die „Sendergruppe Alpenland“ (britische Besatzungszone) den Sender.

109 DBJB39 – ergert74 – rundfunk im Grenzland. 10-Jahr-Feier des Klagenfurter Senders. In: Heimatkreis 1(1937) H. 4, 10 – Archiv: BAB/BDC rKK 2028 VP 1997.

110 ergert74, 89ff., 219.

111 BAB/BDC rKK 2028.

Produktionen von Kärntner AutorInnen, die vor dem „Anschluss“ 1938 vom Sender Kla-genfurt ausgestrahlt wurden (eigenangaben):

• Hans Leb: eigenvorlesung. Herbst 1936 // Begegnung mit Kärnten – 3 Landschaften.

1937

• Franz Josef Lukas: Heitere tiergeschichten Jänner 1938

• Franz Kratzwall: Die Brechlstöhr. Februar 1937 // Kärntner Heldenbuch. 24. 08. 1936

• Helmut Prasch: Wenn der Auerhahn balzt. 03. 05. 1937 // Schriften des Waldschul-meisters. 08. 03. 1937 // Volkskunst im Bergdorf. 09. 08. 1937 // Bergwinter. 17. 01.

1938 // Fasching. 18. 02. 1938 // Dorfgestalten. 25. 01. 1937

• rudolf Tomasch: Folkloristische Vorträge. 1932–1934 2. Kärntner Grenzlandtheater112

Klagenfurt, Max-Seunik-Platz 5

eigentümer, rechtsträger: Stadtgemeinde Klagenfurt Betriebsführung: gemeinnützig

Zuschüsse: Stadt Klagenfurt, rMVP, reichsgau Kärnten

Verwaltungsbehörde: Oberbürgermeister Dr. Friedrich von Franz Intendanz: 1939–42: Gustav Bartelmus

1942–44: Dr. Willy Meyer-Fürst Ober-/Spielleiter des Schauspiels:

1939: richard Feist, Hermann Gruber

1942: Adolf Böhmer, Günther Hollnagl, Gerhard reuter

1943: Adolf Böhmer, Friedrich Helemann, Bruno F. Mackay, Gerhard reuter Dramaturgen:

1939: ernst Gärtner (Berlin-Babelsberg) 1942: Gerhard reuter

1943: Gerhard reuter 1944: Gerda Müller

DarstellerInnen: 1939: 17, 1942: 20, 1943: 19, 1944: 22

Organ: Kärntner Grenzlandtheater Klagenfurt, Programmhefte Spielzeiten 1939–42 Das 1910 eröffnete Klagenfurter Stadttheater (974 Plätze) diente zwischen 1932 und 1938 als tonfilm-Kino und für Gastspiele (Dir. Leopold Schwarz). Das rMVP unter Joseph Goe-bbels erweckte es am 1. 10. 1938 im Sinne seiner propagandistischen Funktionalisierung

112 DBJB39 – DBJB42 – DBJB43 – rischbieter00 – rKKrecht43 – Theater von A–Z – Wadl85 – Hilmar und Othmar rudan: Das Stadttheater in Klagenfurt. Klagenfurt: Verl. des Landesmuseums für Kärnten 1960. – Archive: KLA (nachlass Othmar rudan) – BAB/BAP (700/6400, fol. 92–93, Promi 703) – ÖnB (740308-C, Theat.-Abt.) – BAB/BDC (rKK 2207/0003/16, 2028 VP 1997) – rischbieter – BAB/BAP

der Bühne als ensembletheater wieder zum Leben und gab ihm analog zu vielen Theatern in grenznahen Städten den neuen namen. Man berief 1938 den „alten Parteigenossen“, mit Klagenfurt aus der Spielzeit 1921/22 vertrauten und von rosenbergs Kampfbund für deutsche Kultur (KdK) empfohlenen Gustav Bartelmus113 zum Intendanten, der in Beuthen erfolgreich das Oberschlesische Landestheater geleitet hatte. 1942 verließ er Klagenfurt und führte gemeinsam mit richard Handwerk die Berliner Gastspielbühne Bartelmus & Hand-werk, nach dem Krieg kehrte er nach Klagenfurt zurück. Bartelmus – gleichzeitig örtlicher Vertreter der rtK114 – modernisierte das „Haus der Grenzlandbühne“, es wurde 1940 mit einem rundhorizont und einer Drehbühne versehen, und bespielte mit dem Dreisparten-theater ab 1939 regelmäßig auch das Theater in Villach, der „südlichsten Stadt des Groß-deutschen reiches“, sowie später St. Veit und fallweise auch andere Orte Kärntens. Durch die KdF, die Abgabe von Freikarten an die nSV und die geschlossenen Vorstellungen für die HJ und die Wehrmacht konnten hohe Auslastungen erzielt werden. Mit dem Überfall auf das Königreich Jugoslawien im April 1941 wurden die Gastspiele im rahmen des „Propa-gandaplans für Südkärnten und Oberkrain“115 auf die Spielorte Veldes/Bled und Krainburg/

Kranj ausgedehnt. Bartelmus’ nachfolger wurde Dr. Willy Meyer-Fürst (1902–1986), zuvor in regensburg, der das Theater bis zum „totalen Kriegseinsatz der Kulturschaffenden“ im Herbst 1944 leitete und ab 1943 den gesamten Gau sowie ab Dezember 1943 die Operati-onszone „Adriatisches Küstenland“ bespielte. Othmar rudan fasst zusammen: „Das Theater wurde zum einzigen Kulturfaktor, der noch verblieben war und deshalb so lange als möglich gepflegt wurde, um eine Illusion vom Leben künstlich zu erhalten“116. trude Polleys Jah-resüberblicke über das kulturelle Leben im Gau, veröffentlicht im Kärntner Jahrbuch 1942 und 1943, berichten nur über das Grenzlandtheater, das Grenzlandkonservatorium und das Künstlerhaus – nichts aber über die SchriftstellerInnen. Laut rischbieter117 hatten die dem nationalsozialismus genehmen Stücke einen relativ hohen Anteil am Spielplan.

1945 wurde das Theater von der britischen truppenbetreuung beschlagnahmt, es spielte ab August nur vor britischem Publikum.

Aufführungen von Handbuch-Autoren118:

Josef Wenter: Der Kanzler von tirol. – München: Verlag Das Werk (Stuttgart) 1935 [un-verkäufliches Bühnenmanuskript, masch., autogr. ] // UA 18. 11. 1934 Deutsches Theater Wiesbaden // eA 06. 12. 1940 Kärntner Grenzlandtheater // eAD119 4

113 1898 Wien–1984 Klagenfurt; nSDAP Mitgliedsnr. 2544271 (BAB/BDC PA Bartelmus).

114 rKKrecht43, II, 25.

115 BAB/BDC rKK 2028.

116 rudan60, 100.

117 rischbieter00, 267.

118 Als einziger Kärntner Autor findet sich Hans Sittenberger auf dem Spielplan.

119 erstaufführungen von Werken der KorpusautorInnen in Deutschland (1933–1944) wurden unter der Sigle eAD numerisch zusammengefasst.

richard Billinger: Der Gigant. Schauspiel in fünf Akten. – 1. Aufl. Berlin: Fischer S. 1937 – Berlin: Suhrkamp 1942 // UA 21. 10. 1937 Schauspielhaus Berlin // eA 11. 09. 1940 Landestheater Linz // eA 17. 01. 1941 tiroler Landestheater Innsbruck // eA 25. 04. 1941 Deutsches Volkstheater Wien // eA 01. 05. 1942 Kärntner Grenzlandtheater // eAD 40 Leo Lenz: Hochzeitsreise ohne Mann. Lustspiel in drei Akten. – Berlin: Meisel 1938 [un-verkäufliches Bühnenmanuskript, masch., autogr. ] // UA 01. 11. 1938 Stadttheater Stral-sund, Stadttheater eisenach, Landestheater Bautzen // eA 13. 05. 1942 Kärntner Grenz-landtheater // eAD 108

Franz Streicher: Das Verlegenheitskind. ein heiteres Stück in drei Akten. Musik nach al-penländischen Motiven von Cornelius Czarniawski. – Wien: Volkskunst-Verlagsgesellschaft 1939 [unverkäufliches Bühnenmanuskript, masch., autogr. ] // UA 30. 12. 1936 exl-Bühne (Innsbruck), Wien (Wiener Bürgertheater) // eA 01. 05. 1939 Städtische Bühnen Graz (Schauspielhaus) // eA 29. 02. 1940 Kärntner Grenzlandtheater // eAD 34

Friedrich Schreyvogl: Die kluge Wienerin. Komödie. – Leipzig: Dietzmann 1941 – neue Aufl. 1942 // UA 14. 10. 1941 Altes Theater (Leipzig) // eA 08. 02. 1942 Deutsches Volks-theater Wien // eA 26. 03. 1943 LandesVolks-theater Linz // eA 24. 09. 1943 Städtische Bühnen Graz (Schauspielhaus) // eA 03. 04. 1944 Kärntner Grenzlandtheater // eAD 30

Hans Sittenberger: Sturm überm Land. Szenen aus Kärntens Heldenringen um sein Deutschtum. – 1940 [geplanter titel: Sturm über Österreich. ] // UA 27. 03. 1940 Kärntner Grenzlandtheater

Hans Gustl Kernmayr: X für ein U. Musikalisches Lustspiel in drei Akten. – M: Hans Lang, M: erich Johann Meder [Gesangstexte] Wien: Wiener Verlags-Anstalt 1940 [unver-käufl. Bühnenmanuskript, masch., autogr. ] // UA 09. 05. 1940 Kammerspiele (Wien; The-ater in der rotenturmstraße) // eA 30. 09. 1941 tiroler LandestheThe-ater Innsbruck // eA 03.

11. 1942 Kärntner Grenzlandtheater // eA 16. 12. 1942 Wiener Volksbühne // eA 12. 10.

1943 Landestheater Linz // eAD 4 [Auch mit dem titel Ehe auf Umwegen. ]

Siegfried Knapitsch: Der Fürst von Salzburg. Schauspiel in fünf Akten. – M: rudolf Katt-nigg. Wien: Volkskunst- und Spielplan-Verlag 1944 [unverkäufliches Bühnenmanuskript.

] // UA 18. 02. 1944 exl-Bühne (Innsbruck, Wien) // 19. 4. 1944 Kärntner Grenzlandthe-ater

Gustav Davis: Das Protektionskind. // eA 22. 12. 1940 Deutsches Volkstheater Wien //

eA 24. 10. 1941 Kärntner Grenzlandtheater // eA 05. 06. 1943 Städtische Bühnen Graz (Schauspielhaus) // eAD 19 [neubearbeitung von Die Katakomben (1894)]

Im Dokument Literatur in Österreich 1938–1945 (Seite 40-46)