2. Rahmenbedingungen
2.5. Gesamtwirtschaftliche und demografische Entwicklung
2.5. Gesamtwirtschaftliche und demografische Entwicklung
Zu den wesentlichen Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren der Haushaltsentwick
lung zählen die demografischen und gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen. Für den ak
tuellen Planungszeitraum werden die in Tabelle 5 zusammengestellten Orientierungs
werte, die vom Bundeswirtschaftsministerium im April 2017 vorgelegt und als Ausgangs
größen der Steuerschätzung herangezogen wurden, zugrunde gelegt. In den Eckdaten des Projektionszeitraumes ablesbar ist dabei die Prognose eines auf relativ hohem Ni
veau stabilisierten Wirtschaftswachstums in den Jahren 2017 und 2018. Für den Zeit
raum 2018 / 2021 wird das mittelfristige reale Wachstumspotenzial des Bruttoinlandpro
duktes aktuell mit jahresdurchschnittlich 1,4 % angenommen.
Tab. 5: Projektion der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im Bundesgebiet
Zuwachsraten in %
Bruttolöhne und -gehälter je Arb.n.
Unternehmens- und Verm.einkommen
Die Projektionen gehen davon aus, dass der Konsum der privaten Haushalte mit einem Zuwachs von nominal 3,2 % p. a. auch längerfristig einen stabilen Beitrag zur gesamt
wirtschaftlichen Entwicklung leistet und die konsumtiven Ausgaben des Staates nach den aktuell durch die Sondereffekte der Flüchtlingszuwanderung geprägten Zuwachsra
ten mittelfristig ebenfalls in annähernd dieser Größenordnung steigen werden. Nach deutlichem Einbruch im Jahr 2016 werden bereits ab 2017 auch wieder deutlich erhöhte BIP-Beiträge des Außenhandels erwartet.
Obwohl sich die überdurchschnittliche Wirtschaftskraft in Bremen – bei einer aktuellen
Steuerquote von 9,5 % (alle Länder: 11,5 %) – in deutlich geringerem Umfang in den
originären Steuereinnahmen der Haushalte auswirkt als im Bundesdurchschnitt, ist zu
erreichen, dass dieser für das Bundesgebiet prognostizierte dynamische Anstieg der
Wirtschaftsleistung im Planungszeitraum auch in den bremischen Städten mitvollzogen
werden kann.
136 Insgesamt könnte die Zielsetzung – auch im Interesse der Haushaltsentwicklung – dabei sogar eher auf ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum des Landes gerichtet sein: Abbildung 7 zeigt, dass die in den Jahren 2008 und insbesondere 2009 entstan
dene Wachstumslücke beim Bruttoinlandsprodukt bis 2016 nicht geschlossen werden konnte und insofern entsprechender Aufholbedarf besteht.
Abb. 7: Entwicklung des nominalen BIP (Index: 2005=100)
140
Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder
Eine besonders wichtige Rahmenbedingung des bis 2020 zu bewältigenden Konsolidie
rungskurses und der längerfristigen Haushaltssanierung stellt die Bevölkerungsentwick
lung des Stadtstaates dar. Dieser Zusammenhang ist einerseits dadurch begründet, dass das System der bundesstaatlichen Finanzverteilung, auch nach der ab 2020 grei
fenden Neuordnung, im Wesentlichen auf die Einwohnerzahlen der Länder abstellt.
Nach den Ergebnissen der Steuerschätzung vom Mai 2017 betragen die steuerabhän
gigen Einnahmeeffekte eines Einwohners der Städte Bremen und Bremerhaven rd. 5.500 € pro Jahr. Andererseits stellen Abwanderungen in das niedersächsische Um
land ein zentrales Problem dar, weil wohnortbezogene Steuereinnahmen verloren ge
hen, während Ausgaben für oberzentrale Versorgungsfunktionen nach wie vor zu leisten sind.
Eine rückläufige oder eine vom Bundesdurchschnitt negativ abweichende Einwohnerent
wicklung stellen daher ein Risiko für den Konsolidierungskurs im Land Bremen dar. Die bremischen Städte profitieren bisher jedoch unterdurchschnittlich von der Anziehungs
kraft, die Großstädte aufgrund ihres Ausbildungs- und Arbeitsplatzangebotes, ihrer Ver
sorgungsfunktionen und sonstiger oberzentraler Angebote für Einwohner aller Altersstu
fen derzeit bundesweit verstärkt ausüben.
Abbildung 8 verdeutlicht, dass Bremen und Bremerhaven in den vergangenen Jahren – in Bremerhaven verstärkt durch den Zensus-Effekt – die Einwohnerentwicklung der Großstädte vergleichbarer Größenordnungen nicht mitvollziehen konnten. Zugleich ver
fügt die Stadt Bremen mit deutlich unterdurchschnittlicher Bevölkerungsdichte für die Gewinnung von Neubürgern über ein hohes Potenzial.
SF, 2017-02 (c)
135 130 125 120 115 110 105 100
Deutschland 128 Bremen
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
20 05 20 06 20 07 20 08 20 09 20 10 20 11 20 12 20 13 20 14 20 15 20 16 20 17 20 18 20 19 20 20 20 21
mit dem Umlandmit dem übrigen Inland mit dem Ausland
Für die in die Finanzplanung eingestellten Projektionen der steuerabhängigen Einnah
men wird hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung – wie in den Regionalisierungser
gebnissen der Steuerschätzungen, die für alle Gebietskörperschaften konstante Einwoh
nerzahlen zugrunde legen – unterstellt, dass eine parallele Entwicklung der bremischen Einwohnerzahlen zum übrigen Bundesgebiet gewährleistet werden kann und insofern keine einwohnerbedingten Abweichungen von der vom Arbeitskreis Steuerschätzungen prognostizierten bundesdurchschnittlichen Entwicklung der steuerabhängigen Einnah
men eintreten.
Abb. 8: Bevölkerungsentwicklung im Großstädtevergleich (Index: 2006 = 100)
98 102
90 95 100 105
Stadt Bremen
ø Städte über 490.000 Einwohner*
Stadt Bremerhaven
ø kreisfreie Städte zwischen 100.000 und 125.000*
(c) SF, 2017-04
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
(Zensus) * Bevölkerungsstand zum 31.12.2015
Konkretere aktuelle Einschätzungen zur voraussichtlichen Einwohnerentwicklung im Land Bremen basieren auf Vorausberechnungen des Statistischen Landesamtes vom Mai 2017.
Abb. 9: Wanderungssalden des Landes Bremen
-4.000 -2.000 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000
(c) SF, 2017-03
105
Sie dokumentieren insbesondere auch die weitreichenden Einwohnereffekte der Flücht
lingszuwanderung. Abbildung 9 zeigt den bis 2015 starken Anstieg des Saldos der – im Wesentlichen durch die Entwicklung der Flüchtlingszahlen geprägten – Auslandswande
rung und dessen Stabilisierung auf relativ hohem Niveau im Planungszeitraum.
Zugleich verdeutlicht die Grafik die für Bremen problematischen Trends bei der Umland
wanderung sowie beim – 2015 sogar erstmals negativen – Wanderungssaldo mit dem übrigen Bundesgebiet. Für beide Kennzahlen weisen die Schätzungen des Statistischen Landesamtes auch für den Finanzplan-Zeitraum Verluste der bremischen Städte aus.
Insgesamt gehen die vorliegenden Bevölkerungsprognosen davon aus, dass der Anstieg der Einwohnerzahlen in Bremen und Bremerhaven in den kommenden Jahren zwar er
heblich, jedoch etwas verhaltener als vor Jahresfrist unterstellt ausfallen wird.
Bis zum Ende des Finanzplan-Zeitraumes wird eine Zunahme der Bevölkerung innerhalb der Landesgrenzen gegenüber dem Basiswert des Jahres 2015 um knapp 24.000 auf rd. 695.000 Einwohner (+ 3,5 %) erwartet. Bei anschließend verlangsamtem Anstieg wird die Marke der 700.000 Einwohner im Stadtstaat den Vorausberechnungen entspre
chend nach dem Jahr 2025 übersprungen (vgl. Tabelle 6).
Tab. 6: Bevölkerungsvorausberechnung für das Land Bremen *) Jahr Bevölkerung
insgesamt
Bevölkerung im Alter von …. Jahren
unter 3 3 bis 6 6 bis 10 10 bis 16 16 bis 19 19 bis 25 25 bis 65 65 bis 80 über 80
*) Bis 2015: Ist-Werte; ab 2016: Vorausberechnungen vom Mai 2017 Quelle: Statistisches Landesamt Bremen