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„Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland

1933–1945“. Die Onlineversion

stante pede umgesetzt und erneut ausprobiert.

Im Vordergrund standen dabei der Wunsch nach Funktionalität und Komfort bei der Anwendung und die Art und Weise der Recherchierbarkeit der Namen. Die bei der Erstellung der Recher-che-CD-ROM des zweiten Gedenkbuches gewon-nenen Erfahrungen erleichterten die Entwicklung maßgeblich4. Die Auswahl der möglichen Recher-chefelder Familienname, Vorname, Geburtsname, Geburtsort und -datum, Wohnort sowie Deporta-tionsort und -datum resultierte aus der Beantwor-tung von Anfragen an das Bundesarchiv und aus der manuellen Bearbeitung der Datensätze in der Datenbank.

Die Onlineversion umfasst jetzt rund 159.500 Na-men im Vergleich zur nur eineinhalb Jahre älteren Druckfassung mit 149.600 Namen. Die Vorworte, Begleittexte und vor allem die Deportationschro-nologie wurden direkt, zum Teil tabellarisch in die Internetseiten und die Auswahlbibliographie als pdf-Datei integriert.

Das Erscheinungsbild basiert auf bereits im Bun-desarchiv verwendeten Layoutvorlagen. Weiter wurden technische Modifikationen zur Reali-sierung anwendungsspezifischer Forderungen implementiert. Zum Beispiel können bei einer Suchanfrage vom Benutzer standardisierte

Ver-knüpfungen und Platzhalter (Boolesche Opera-toren bzw. Wildcard Funktionalitäten) eingesetzt werden, um das Suchergebnis zu verändern. Die gesamte Anwendung nutzt die Open-Source Technolgien Apache und PHP. Zur Verwaltung der zentralen Daten wird das relationale Daten-bankmanagementsystem MySQL eingesetzt5.

Akzeptanz durch die Benutzer und neue Herausforderungen

Die Veröffentlichung des Gedenkbuches im In-ternet erhielt und erhält seit Dezember 2007 un-eingeschränkten Zuspruch. Familienangehörige der Opfer, Wissenschaftler und interessierte Pri-vatpersonen äußerten gegenüber den Bearbeite-rinnen gleichermaßen Dank und Erleichterung über diesen unkomplizierten und kostenlosen Zugang. Auch wenn bei der Preisgestaltung der Druckausgabe des Gedenkbuches von 2006 le-diglich die Druckkosten umgelegt wurden, ist die Anschaffung bzw. die Einsichtnahme in einer öf-fentlichen Bibliothek oder den Benutzersälen des Bundesarchivs nicht immer allen Anfragenden möglich. Durch die Onlinestellung hat sich der Zugang zum Gedenkbuch rasant erweitert, so-wohl hinsichtlich der Anzahl der Nutzer als auch in geografischer Hinsicht.

Prof. Dr. Hartmut Weber, Lea Rosh, Uwe Neumärker und Undine Völschow (v. l. n r.) am Gedenkbuch-Terminal. Foto: Bundesarchiv

und Israel kommen, gefolgt von der Schweiz, den Niederlanden, Australien und Schweden. Die Mehrheit der Besucher bleibt zwischen zwei und fünfzehn Minuten auf diesen Seiten und nutzt ins-besondere die Namensuche, die Chroniken sowie die Einführung zur Neubearbeitung und die Bibli-ographie6.

Der Zugang zu den Daten des Gedenkbuches und die öffentliche Nutzbarmachung der geleisteten Arbeit, immer verbunden mit dem Anspruch, der Ermordeten zu gedenken, haben mit der Online-version eine neue Qualität im Dialog mit der Öf-fentlichkeit erreicht. Interessierte reagieren unmit-telbar über das integrierte Rückmeldeformular per E-Mail. Entweder werden knapp Korrekturen und Zusatzinformationen übermittelt, Literatur- und Quellenhinweise gegeben oder auch die Familien-geschichte und verwandtschaftliche Beziehungen ausführlich dargestellt.

Bis Ende Februar 2008 gingen neben den lau-fenden Anfragen rund 250 Rückmeldungen ein.

Ein Großteil der Nutzer erwartet ungeduldig eine sofortige Rückmeldung und eine unmittelbare Änderung in der Onlineversion. Mit Hilfe einer automatischen Antwortmail wird den Nutzern seit dem 1. Februar 2008 zunächst eine Eingangsbe-stätigung übermittelt. Die Aktualisierung des Ge-denkbuches in seiner Onlineversion wird künftig etwa alle drei Monate erfolgen. Trotz der hohen Erwartungshaltung der Öffentlichkeit gerade bei dieser Thematik ist die sorgfältige Betreuung der Benutzer und die präzise Auswertung der über-sandten Informationen unerlässlich. Die Verant-wortung bei der Bearbeitung der Einträge im Ge-denkbuch, u. a. bei der quellenkritischen Prüfung, bleibt sehr hoch.

Zwei Formen des Gedenkbuches für die Zukunft

Am 23. Januar 2008 stellten der Präsident des Bundesarchivs Prof. Dr. Hartmut Weber, der Ge-schäftsführer der Stiftung „Denkmal für die er-mordeten Juden Europas“ Uwe Neumärker und

direkt neben dem der Gedenkstätte Yad Vashem mit der Datenbank zu den Opfern des Holocaust.

Anwesende Vertreter der Presse nutzten die Ge-legenheit, das Gedenkbuch zu testen und Fragen zu stellen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Besucher vor Ort begleiten, helfen beim Aus-füllen des E-Mail Formulars für Rückmeldungen oder geben zusätzliche Informationen direkt an das Bundesarchiv weiter.

Die ebenfalls am 23. Januar 2008 auf dem Bahn-hof Potsdamer Platz eröffnete Ausstellung „Son-derzüge in den Tod“7 unterstrich eindrucksvoll das notwendige Nebeneinander und die Berechti-gung zweier Formen des Gedenkbuches als Buch und im Internet. Auf einem ständig umlagerten

Gedenkbuch-Terminal im Ort der Information.

Foto: Bundesarchiv

Tisch wurde in der Ausstellung das vierbändige Gedenkbuch ausgelegt, das mittlerweile von Blu-men der Ehrung und des Gedenkens umrahmt ist.

Als unmittelbare Reaktion auf das öffentlich aus-gestellte Exemplar des Gedenkbuches ging Ende Januar 2008 eine E-Mail an das Bundesarchiv, in der auf nötige Ergänzungen in der Druckausgabe hingewiesen wurde. Nach der anstehenden Aktu-alisierung der Onlineversion des Gedenkbuches Ende März 2008 werden auch diese Ergänzungen im Internet sichtbar berücksichtigt sein.

Der Einsatz des modernen Mediums Internet ver-hilft dem Gedenkbuch des Bundesarchivs zu ei-nen hohen Grad an Aktualität. Die Öffentlichkeit kann selbst an der Verbreiterung und Präzisierung der Informationen zu den Opfern mitwirken und damit das Gedenken an die Ermordeten aktiv be-wahren.

Undine Völschow Claudia Zenker-Oertel

Anmerkungen

1) Mail von Dr. Roland Deigendesch (Stadtarchiv Münsin-gen) vom 18.12.2007.

2) An dieser Stelle sei allen beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundesarchivs und den Mitglie-dern der Projektgruppe „Residentenliste“ für ihre enga-gierte Arbeit herzlichst gedankt.

3) In der Druckfassung des Gedenkbuches von 2006 wer-den die Geburtsorte mit einheitlicher Schreibweise nach dem Stand vom 1939 wiedergegeben.

4) Dem Gedenkbuch von 2006 ist im ersten Band eine CD-ROM beigegeben, die erstmalig eine Recherche

unabhängig von der Druckausgabe am PC-Arbeitsplatz ermöglichte. Diese Recherche ist von der Internetversi-on des Gedenkbuches aufgegriffen und fast eins zu eins übernommen worden.

5) Die genannte Software (Apache: Webserver der Apache Software Foundation, Skriptsprache PHP: Hypertext Preprocessor) sind weit verbreitete Produkte zur Reali-sierung von Internetanwendungen.

6) Zahlen von Dezember 2007 bis Ende Februar 2008.

7) www.db.de/geschichte