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Prunus avium L. - Vogel-Kirsche

Die Vogel-Kirsche kommt in ganz Deutschland vor, nimmt aber mit unter einem Prozent nur einen geringen Anteil der gesamten Waldfläche ein. Sie wächst in warmen Lagen des kollinen bis submontanen Laubmischwaldgebiets auf wärmeren und nährstoffreicheren Standorten zwischen 200 und 600 m Höhe. Vereinzelt tritt sie in den Nordalpen bis 1.200 m ü. NN auf. Sie bevorzugt nährstoffreiche, tiefgründige Böden mit ausreichender Was-serversorgung. Auf ärmeren und trockeneren Böden geht ihre Wuchsleistung deutlich zurück. Sie ist eine ausgesprochene Mischbaumart und besiedelt helle Standorte mit ausreichendem Lichtangebot, wie Lichtungen und Waldträufe. In Vergesellschaftung mit wuchsstarken Baumarten wie z. B. der Buche ist sie nicht konkurrenzfähig. Aufgrund ihres hohen ökologischen und ökonomischen Werts steigt ihre waldbauliche Bedeutung seit einigen Jahren jedoch stetig.

Herkunftsgebiete, Zulassung

Die Vogel-Kirsche unterliegt dem Forstvermehrungsgutgesetz. Für die Vogel-Kirsche sind bundesweit vier Herkunftsgebiete ausgewiesen. In Tabelle 2-89 sind die Kennziffern und Bezeichnungen der Herkunftsgebiete aufgeführt.

Bezeichnung Kennziffer

Norddeutsches Tiefland 814 01

Mittel- und Ostdeutsches Tief- und Hügelland 814 02

Südostdeutsches Hügel- und Bergland 814 03

West- und Süddeutsches Bergland sowie Alpen und Alpenvorland 814 04

Tabelle 2-89: Vogel-Kirsche: Herkunftsgebiete

Zum 01.07.2013 waren in Deutschland 181 Erntebestände der Kategorie „Ausgewählt“ zu-gelassen. Bundesweit gibt es zudem 21 Samenplantagen der Kategorie „Qualifiziert“ mit insgesamt 39 ha Produktionsfläche (Tabelle 2-90). Wegen der Bastardierungsgefahr mit der kultivierten Süßkirsche wird Saatgut für forstliche Zwecke zu einem nennenswerten Anteil in forstlichen Samenplantagen gewonnen. Leider wurde auch bei Samenplantagen ein bedeutender Anteil Fremdpolleneinflug festgestellt.

Zusätzlich sind 46 Kirschenklone in der Kategorie „Geprüft“ zugelassen. Davon werden 28 Klone in vitro vermehrt und sind auf dem Markt unter dem Warenzeichen silvaSE-LECT verfügbar.

2003 waren im Zuge einer Übergangsregelung zahlreiche Ernteeinheiten unter der Kategorie „Quellengesichert“ für nicht forstliche Zwecke zugelassen worden. Da die Übergangsregelung mit Ablauf des Jahres 2012 ausgelaufen ist, wurden diese Einheiten aus der Zulassung genommen. In Deutschland darf nach den Regelungen des FoVG kein Saatgut der Kategorie „Quellengesichert“ mehr erzeugt werden.

Kategorie Ausgewählt Kategorie Qualifiziert Kategorie Geprüft

Erntebestände Samenplantagen Erntebestände Samenplantagen Anzahl Red. Fläche

(ha)

Anzahl Red. Fläche (ha)

Anzahl Red. Fläche (ha)

Anzahl Red. Fläche (ha)

181 229 21 39 - - -

-Tabelle 2-90: Vogel-Kirsche: Übersicht der zugelassenen Erntebestände (Stand 01.07.2013)

Zudem hat die DKV - Gütegemeinschaft für forstliches Vermehrungsgut e.V. mit Stand vom 31.12.2011 Sonderherkünfte mit einer Gesamtfläche von 52,6 ha anerkannt.

Ernteergebnisse

Im Berichtszeitraum wurden insgesamt über 115 t Vogel-Kirschensaatgut geerntet (Tabelle 2-91). Davon fielen fast ein Drittel in die ab 2013 ausgelaufene Kategorie „Quel-lengesichert“. Knapp ein weiteres Drittel kam aus Samenplantagen. Betrachtet man den Anteil aus Samenplantagen des für forstliche Zwecke zugelassenen Vermehrungsguts (Kategorien „Ausgewählt“ und „Qualifiziert“), so liegt dieser bei 42 %. Dieser hohe Anteil an Plantagensaatgut ist ein Alleinstellungsmerkmal der Vogel-Kirsche gegenüber den anderen Arten. Mit über 16 t bzw. 18 t waren auch bei der Vogel-Kirsche 2009 und 2011 die überragenden Erntejahre.

Jahr Aufkommen an Samen in kg % Anteil Samen in den

Kategorien

2008/09 9.318,0 - 7.965,4 9.371,5 26.654,9 - 45,95

2009/10 8.944,7 - 9.321,5 16.190,0 34.456,2 - 63,54

2010/11 7.486,0 - 827,4 427,8 8.741,2 - 65,92

2011/12 5.643,9 - 12.724,4 18.506,8 36.875,1 - 46,74

2012/13 6.860,0 - 1.710,6 620,0 9.190,6 - 26,60

Summe 38.252,6 - 32.549,3 45.116,1 115.918,0 - 41,91

Tabelle 2-91: Vogel-Kirsche: Ernteergebnisse im Berichtszeitraum

*) %-Anteil Samen am Gesamtaufkommen ohne die Kategorie „Quellengesichert“

Angesichts ihrer steigenden ökologischen und ökonomischen Bedeutung haben bei der Vogel-Kirsche die Erhaltungsmaßnahmen stetig zugenommen (Tabelle 2-92). Die inten-siven Bemühungen zur Erhaltung der genetischen Ressourcen bei dieser Baumart zeigen sich in den 159 In-situ-Erhaltungsbeständen mit rund 109 ha und den 3.310 in situ erfass-ten Einzelbäumen. Auch die Erhaltung ex situ wurde verfolgt: dazu wurden 62 Ex-situ-Bestände mit 42,3 ha und 26 Samenplantagen mit 43,7 ha Produktionsfläche und 1.286 Klonen angelegt. Ein Schwerpunkt liegt bei der Vogel-Kirsche bei der In-vitro-Vermeh-rung von Hochleistungs-Klonen. Deren Leistungsfähigkeit wird zudem in zahlreichen Feldversuchen geprüft. So wurden seit 1987 gut 300 Klone in vitro vermehrt, 72 weitere Klone durch Pfropfung. Über 820 kg Saatgut sind für Erhaltungszwecke eingelagert. Es gibt zahlreiche Herkunftsversuche und Nachkommenschaftsprüfungen zum Zwecke der Identifizierung der ökonomisch wertvollsten Herkünfte. Isoenzym-Analysen und in den letzten Jahren vor allem DNA-Untersuchungen dienen der Kloncharakterisierung über genetische Fingerabdrücke, der Bestimmung der räumlichen Struktur in Erntebestän-den (vegetative Vermehrung über Wurzelbrut) und der Kontrolle der Herkunft bei Saat- und Pflanzgut. Für die Vogel-Kirsche wird ein genetisches Monitoring durchgeführt (Kapitel 3 und BLAG-FGR Fortschrittsbericht 2005-2008).

In-situ-Bestände (Anzahl) In-situ-Bestände (Fläche in ha) In-situ-Einzelbäume (Anzahl) Ex-situ-Bestände (Anzahl) Ex-situ-Bestände (Fläche in ha) Samenplantagen (Anzahl) Samenplantagen (Fläche in ha) Samenplantagen Fam./Klone (Anzahl) Klonarchive (Anzahl Klone)

159 108,8 3.310 62 42,3 26 43,7 1.286 236

Saatgutlagerung (Posten) Saatgutlagerung (Menge in kg) Pollenlagerung (Posten) Pollenlagerung (Menge in ccm) Generativ Aussaat Posten Generativ Aussaat (Menge in kg) Vegetativ Pfropfungen Vegetativ Stecklinge Vegetativ in vitro Herkunftsversuche Biochemische/ molekular-genetische Untersuchungen

94 823,3 - - - - 72 - 303 Ja Iso, DNA

Tabelle 2-92: Vogel-Kirsche: Sachstand der Erhaltungsmaßnahmen bis 31.12.2012

Prunus padus L. - Traubenkirsche

Die Traubenkirsche ist die am weitesten verbreitete Prunus-Art, deren Areal weite Teile Europas, über das mittlere Asien bis nach Japan einschließt. Sie kommt einzeln oder in kleinen Gruppen auf frischen bis feuchten, humusreichen Böden, insbesondere in Auwäldern und an Flussläufen, vor. Die Höhengrenze liegt in den Nordalpen bei 1.500 m ü. NN. Die Traubenkirsche wird nicht forstlich bewirtschaftet, und das wenig dauerhafte Holz hat ebenfalls keine wirtschaftliche Bedeutung. Die Traubenkirsche ist in Deutsch-land insgesamt nicht in ihrem Bestand gefährdet.

Herkunftsgebiete, Zulassung

Die Traubenkirsche unterliegt nicht dem Forstvermehrungsgutgesetz. Für die Trauben-kirsche sind daher in Deutschland keine Herkunftsgebiete ausgewiesen. Die BLAG-FGR empfiehlt für die Verwendung im Wald, sich hinsichtlich der Herkunftsgebiete an der Veröffentlichung für die „Verwendung einheimischer Gehölze regionaler Herkunft für die freie Landschaft“ (2003) zu orientieren. Die Ausweisung von Sonderherkünften über die DKV - Gütegemeinschaft für forstliches Vermehrungsgut e.V. ist möglich.

Erhaltungsmaßnahmen

Im Rahmen eines durch den Bund geförderten Projekts „Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen seltener und gefährdeter Baumarten in Deutschland“ wurden bundesweit nach einheitlichem Standard Informationen zu Lage, Populationsgröße, Vi-talitätszustand und Altersstruktur der Vorkommen der Traubenkirsche sowie über deren genetische Diversität gesammelt und aufbereitet. Insgesamt wurden hierbei bundesweit über 3,9 Mio. Bäume in 1.040 Vorkommen als geografisch abgrenzbare, vermehrungsfä-hige Populationen mit mindestens fünf Individuen erfasst. Die meisten der kartierten Traubenkirschenvorkommen liegen in Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen.

Die genetische Charakterisierung erfolgte für 24 Populationen mit insgesamt 1.200 Pro-bebäumen. Von den 24 genetisch untersuchten Vorkommen sind 5 besonders geeignet und sollen deshalb explizit als forstliche Genressource erhalten werden.

Für die Traubenkirsche wurden 165 Bestände mit einer Gesamtfläche von 1.832 ha und 1.192 Einzelbäume für In-situ-Erhaltungszwecke ausgewiesen (Tabelle 2-93). Weiterhin wurden 7 Ex-situ-Bestände und 1 Samenplantage angelegt.

In-situ-Bestände (Anzahl) In-situ-Bestände (Fläche in ha) In-situ-Einzelbäume (Anzahl) Ex-situ-Bestände (Anzahl) Ex-situ-Bestände (Fläche in ha) Samenplantagen (Anzahl) Samenplantagen (Fläche in ha) Samenplantagen Fam./Klone (Anzahl) Klonarchive (Anzahl Klone)

165 1.832,1 1.192 7 0,9 1 0,02 -

-Saatgutlagerung (Posten) Saatgutlagerung (Menge in kg) Pollenlagerung (Posten) Pollenlagerung (Menge in ccm) Generativ Aussaat Posten Generativ Aussaat (Menge in kg) Vegetativ Pfropfungen Vegetativ Stecklinge Vegetativ in vitro Herkunftsversuche Biochemische/ molekular-genetische Untersuchungen

- - - - - - - - - -

-Tabelle 2-93: Traubenkirsche: Sachstand der Erhaltungsmaßnahmen bis 31.12.2012