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3.2 Interaktion von HAV mit intrazellulären Membranen und Organellen

3.2.2 Funktion von Lysosomen bei der Reifung von HAV

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Verhältnis verschob sich jedoch bei fortschreitender Infektion (Tag 8) und mehr reifes VP1 konnte in den lysosomalen Fraktionen detektiert werden.

Übereinstimmend damit, zeigte die Analyse der persistent infizierten Zellen, dass im Verlauf der Infektion hauptsächlich reife Viruspartikel in den lysosomalen Fraktionen zu finden sind und der Anteil an VP1-2A deutlich schwächer war (Abb. 19A). Die Verschiebung des Verhältnisses der Menge an reifen VP1 und nicht reifem VP1-2A könnte auf eine Beteiligung der Lysosomen an der Reifung der Viruspartikel hindeuten. Der Anstieg der Menge an reifen Viruspartikeln in Fraktion 1 könnte durch Re-Infektionen von neu synthetisiertem Virus zu erklären sein (Abb. 20A).

Auch die Analyse durch indirekte IF machte erste Kolokalisationen von HAV-Partikeln und Lysosomen sechs Tage nach Infektion sichtbar (Abb. 20B). Zu Beginn der Infektion (Tag 3) war für HAV (rot) eine diffuse Färbung innerhalb des Cytosols zu erkennen, die jedoch nach Tag 6 in die, für HAV typischen, granularen Strukturen wechselte. Auch war nach Infektion eine erhöhte Immunreaktivität des anti-LAMP2-Antikörpers zu erkennen, sowie ein Anschwellen der Organellen. In Übereinstimmung damit, war das Anschwellen der Lysosomen im Immunoblot sichtbar, da hier im Verlauf der Infektion die Lysosomen in mehreren Fraktionen identifiziert werden konnten und folglich die Bandbreite der Dichte der Lysosomen zunahm (Abb. 20A). Aufgrund der sich verändernden Morphologie der Lysosomen nach einer HAV-Infektion sowie der anzunehmenden veränderten Membranzusammensetzung (verstärkte Immunreaktivität des anti-LAMP2-Antikörpers), ist davon auszugehen, dass es sich nicht um Lysosomen im klassischen Sinne handelt, sondern um Lysosomen-ähnliche Organellen. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden die LAMP2-positiven Organellen folglich als LROs bezeichnet.

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bezüglich der Zugänglichkeit der Protease zu HAV in vivo wurden jedoch nicht durchgeführt. Mit Hilfe eines Cathepsin L-Knock-downs in infizierten HepG2-Zellen, sollte hier nun geklärt werden, ob dieses Enzym tatsächlich an der Reifung von HAV-Virionen beteiligt ist.

Hierfür wurden zunächst Cathepsin L-Knock-down-Zellen mittels gentechnisch veränderter, lentiviraler Partikel hergestellt und die Reduktion der Cathepsin L-Expression wurde durch eine RT-PCR bestätigt.

Die Produktion der lentiviralen Partikel erfolgte in HEK293T-Zellen nach Co-Transfektion von drei Plasmiden. Das Transferplasmid enthält dabei die spezifische shRNA-Sequenz für den Cathepsin L-Knock-down, das Hüllplasmid kodiert für die Signalenzyme zum Assembly des Partikels und das Verpackungsplasmid kodiert für die Glykoproteine der Hülle. Ein weiteres Transferplasmid enthielt eine Scramble Sequenz und diente als Negativkontrolle.

Beide Transferplasmide wurden zuvor im Rahmen einer von mir betreuten Masterarbeit von Cornelia Hanke hergestellt. Die Co-Transfektion erfolgte in 10 cm Schalen mittels Calcium-Phosphat Präzipitation. Nach drei Tagen erfolgte die Kontrolle der Partikel-Produktion durch einen Schnelltest, der eine Partikel-Konzentration von über 5x105 Partikeln/mL als positiv anzeigt. Es folgte die Abnahme des Mediums und die Abzentrifugation der toten Zellen, sowie eine anschließende Ultrazentrifugation zur Pelletierung und Aufkonzentrierung der viralen Partikel. Die Partikel wurden in 500 μL DMEM aufgenommen und zur Transduktion von HepG2-Zellen werden. Um die Aufnahme der Partikel zu erleichtern wurde eine Stunde zuvor 8 μg/mL Polybrene zum Haltungsmedium der HepG2-Zellen hinzugefügt. Das partikelhaltige Medium wurde tröpfchenweise auf die Zellen gegeben und die Zellen über Nacht inkubiert. Am Folgetag wurde das Haltungsmedium durch Frisches ersetzt. Die Selektion der Zellen erfolgte nach vier Tagen durch 2 mg/mL Puromycin im Haltungsmedium über zwei Wochen. Im Anschluss wurde die Cathepsin L-Expression der shCathepsin L (Cat) und der shScramble (Scr) HepG2-Zellen durch eine RT-PCR überprüft.

RNA wurde von Zellen eines Wells einer 6-Well-Platte mit PeqGold TriFast isoliert. 2 μg der RNA wurden für den DNA-Verdau und die anschließende reverse Transkription verwendet. 1/10 der cDNA wurden jeweils für die PCR zur Amplifikation des Cathepsin L-Fragments und des ß-Aktin-L-Fragments eingesetzt. Die Expressionen wurden sowohl in Scr- als auch in Cat-Zellen auf einem Agarosegel analysiert und die relativen Bandenintensitäten mit ImageJ ausgewertet (Abb. 21).

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Anhand des Agarosegels in Abbildung 21A ist zu sehen, dass die Cathepsin L-mRNA in den shCathepsin L-Knock-down-Zellen (Cat) im Vergleich zu den Kontrollzellen (Scr) stark reduziert ist. Zur weiteren Auswertung wurden die relativen Bandenintensitäten mit Hilfe der Software ImageJ bestimmt, und die Intensitäten der Cathepsin L-Expression relativ zur ß-Aktin-Expression dargestellt (Abb. 21B). Die Ergebnisse aus drei unabhängig voneinander durchgeführten Experimenten zeigten, dass eine Reduktion der Cathepsin L-Expression um 50 % im Vergleich zu den Kontrollzellen erreicht werden konnte.

Abb. 21: Knock-down führt zu 50 % reduzierter Cathepsin L-Expression. (A) Agarose-Gelelektrophorese nach RT-PCR zur semi-quantitativen Analyse der Cathepsin L-Expression. Es wurden jeweils 2 μg isolierte RNA aus shCathepsin L-HepG2-Zellen und shScramble-HepG2-Zellen für einen DNA-Verdau mit anschließender reversen Transkription verwendet. 2 μL des 20 μL RT-Ansatzes wurden jeweils für die Cathepsin L- bzw. ß-Aktin-spezifische PCR verwendet. 5 μL der PCR wurden auf das 1 %ige Agarosegel aufgetragen. Gezeigt ist eine Aufnahme eines repräsentativen Gels. (B) Cathepsin L-Expression gemessen an den relativen Bandenintensitäten der Cathepsin L-Amplifikaten relativ zu den ß-Aktin-Amplifikaten. Die relativen Bandenintensitäten wurden mit ImageJ ausgewertet. Es sind die Mittelwerte und Standardabweichungen aus drei unabhängigen Experimenten dargestellt.

Nach erfolgreicher Herstellung der Cathepsin L-Knock-down-Zellen folgten nun die Experimente zur Analyse der Reifung von HAV durch die lysosomale Protease Cathepsin L.

Hierfür wurden die shCathepsin L- und die shScramble-HepG2-Zellen in 6 cm Schalen umgesetzt und am Folgetag mit HAV mit einer MOI von 1 infiziert. Sechs Tage nach der Infektion wurden die Zellen zur weiteren Analyse lysiert, der Proteingehalt bestimmt und die gleiche Menge an Protein in der SDS-PAGE eingesetzt. In der Immunoblot-Analyse wurden VP1 und VP1-2A durch rabbit anti-VP1-Antikörper detektiert und die relativen Bandenintensitäten mit der Software ImageJ bestimmt.

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Wie in Abbildung 22A zu sehen ist, war im Vergleich zu den Kontrollzellen (Scr) in Zellen mit geringerer Cathepsin L-Expression (Cat) deutlich mehr unreifes VP1-2A vorhanden.

Auch das Verhältnis von reifem VP1 zu unreifem VP1-2A ist bei geringer Cathepsin L-Expression deutlich niedriger. Die Auswertung der relativen Bandenintensitäten verdeutlichte dies, da der Anteil an reifem VP1 im Vergleich zur Kontrolle um 45 % reduziert war (Abb. 22B). Die stark reduzierte Spaltung von VP1-2A in Cathepsin L-Knock-down-Zellen bestätigt somit die Reifung von HAV-Partikeln in den LROs durch Cathepsin L.

Abb. 22: Cathepsin L-Knock-down reduziert die Spaltung von VP1-2A. (A) shCathepsin L (Cat) und Kontrollzellen (Scr) wurden in 6 cm Schalen umgesetzt und am Folgetag mit HAV (MOI = 1) infiziert. Nach sechs Tagen wurden die Zellen zweimal mit PBS gewaschen, in 100 μL RIPA-Puffer mit einem Zellschaber abgekratzt und die Zellen für 30 min bei 4°C lysiert. Anschließend wurden nicht lysierte Zellen und Zellkerne bei 1500xg abzentrifugiert. Die Proteinkonzentration wurde nach Bradford bestimmt und 20 μg Protein wurden zur SDS-PAGE mit anschließenden Immunoblot eingesetzt. VP1 wurde durch rabbit anti-HAV-VP1-Antikörper in Kombination mit HRP-konjugierten bovine anti-rabbit-anti-HAV-VP1-Antikörpern über Chemilumineszenz detektiert und mit Röntgenfilmen sichtbar gemacht. Gezeigt ist ein Scann eines repräsentativen Röntgenfilms.

(B) Die relativen Bandenintensitäten des reifen VP1 und des unreifen VP1-2A wurden mit Hilfe der Software ImageJ bestimmt, und der Anteil an reifem VP1 zum gesamten VP1 relativ zur Kontrolle (Scr) bestimmt.

Dargestellt sind die Mittelwerte und die Standardabweichung von drei unabhängigen Experimenten.

3.2.3 Einfluss von Lysosomen auf die Replikation von HAV und dessen nicht-lytische