ausführten,
für
Musca eine zwarnicht
absolute, aber doch ganzbeträchtliche Repellentwirkung.
Nur
wenige der anfliegenden Tiere laufen auf der behandelten Haut, während die allermeistennur
fliegend berühren oder nach momentanem Absitzensofort
wieder dieFlucht
ergreifen (Tab.II). Wird
nun über denmit Kik
behandelten
Arm
ein Nylon- oder Kunstseidenstrumpf gezogen, dann istpraktisch
keine Repellentwirkung mehr festzustellen. Dieanfliegenden Musca laufen
auf
dem bestrumpftenKik-Arm
genaugleich wie
auf
einer Kontrolle. Durch denStrumpf
wurden die beidirekter
Berührungwirksam
werdenden Geschmackskomponentendes
Kik völlig
ausgeschaltet, während sein Geruch offenbar soweit gedämpft ist, daß er von den Muscanicht
mehr als unangenehm empfundenwird.
Gegenüber Stomoxys büßt ein
frisch mit Kik
behandelter Armmit
einem darübergezogenenStrumpf
seine Repellentwirkung zwarnicht völlig
ein wie bei Musca, doch ist eine wesentlicheVerschlechterung in der
Abhaltewirkung,
besonders beim dickeren Kunstseidenstrumpf, festzustellen.Während bei einem unbedeckten
Kik-Arm
die allermeisten der anfliegenden Stomoxys sofort wieder umkehren undnur
vereinzelteStichversuche erfolgen (Tab.
Ill), läuft auf
einemArm mit
Kunstseidenstrumpf'überzug die Mehrzahl der reagierenden Tiere längere Zeit herum und viele Stichversuche wTerden gemacht.
Offenbar
kommt hier
die Geruchskomponente desKik für
dieStomoxys
nur
noch sehr gedämpft zurAuswirkung:
ein Herumlaufen und ein Rüsselstrecken ist die Folge. Erst im Moment, wo der Rüssel michDurchdringung
des Strumpfgewebesdirekt mit
der Hautin
Berührung kommt,wird
dasKik in voller
Stärkegeschmacklich wahrgenommen,
worauf
ein sofortiger Rückzug desR. Wiesmann und R. Lotmar, Wirkungsbereich des neuen Repellent... 323 Stechapparales
eintritt.
Da jeder solche Stichversuch jedoch eine Schmerzempfindung auslöst, genießt einemit
einemKunstseiden-slrumpf
bedeckteKik-Haut praktisch
gesehen keinen Repellent-schutz.Mit
einemNylonstrumpf
ist die Repellentwirkung zwar hesser alsmit
einem Kunstseidenstrumpf, aber immer noch deutlichbesser als bei unbedeckter
Kik-LIautpartie.
Die Zahl der laufenden Stomoxys ist wesentlich höher alsauf
einer unbestrumpften Haut.Auch die Zahl der Stichversuche ist etwas größer, allerdings lange
nicht
so groß wie bei einem Kunstseidenstrumpf. Vom praktischen Standpunkt aus ergibt sich, daß einemit Kik
behandelteHautpartie einen geringeren Repellentschutz besitzt, wenn sie
mit
einemStrumpf
bekleidet ist.Ein
Kunstseidenstrumpfwirkt
sich ungünstiger aus als ein Nylonstrumpf.Die Versuche
mit
Aedes zeitigten folgende Ergebnisse:Auf
einer unbedecktenmit Kik
behandelten Armimterseite konnten die ersten Stiche nachrund
6 Stunden und auf der Armoberseite nachrund
9 Std. festgestellt werden (Tab.
IV). Wird
der behandelteArm mit
einem
Strumpf
überzogen (Kunstseide oder Nylon), dann fallen die ersten, allerdings noch sehr vereinzelten Stiche nachrund
3,resp. 6 Stunden. Aehnlich wie bei Musca und Stomoxys
wird
offenbarauch
hier
dieWirkung
desKik
durch das Strumpfgewebeherabgesetzt. Infolge der größeren
Empfindlichkeit
der Aedesübt
der herabgeminderte Kik-Geruch aberimmer
noch eine genügend starke Repellentwirkung aus, um wenigstens während einiger Stunden einen absoluten Schutz zu gewährleisten.Pur
die Praxis ergibt sich hieraus, daß Frauen, welche ihre Beinemit Kik
behandeln und Strümpfe darüberziehen, trotzdem einen ganz beträchtlichen Stichschutz genießen. Die ersten Stiche werden allerdingsfrüher
festzustellen sein, so daß dieHaut
etwas eher nachbehandelt werdenmuß als bei unbekleideten Beinen.
Es ist noch
auf
eine andere Weise möglich, die Beinevor
Stechmückensliehen zu schützen. An Stelle der
Haut
können dieStrümpfe selbst
mit Kik
behandelt werden.Wird Kik mit
einem feinen Zerstäuber versprüht, so ergeben sichauf
den Strümpfen keine sichtbaren Flecken. Das Besprühen muß jedoch sorgfältig undin
genügendem Ausmaße gemacht werden, da die Aedes, wie unsere Beobachtungen zeigten, eine unbehandelte Stelle raschauffinden und zum Stechen benutzen. Gegenüber Stomoxys ist diese Methode
nicht
zu empfehlen, da einmit Kik
behandelterStrumpf
keinen absoluten Repellentschutz zu bieten vermag;in
entsprechenden Versuchen (unbehandelter Arm, darüber Kik-behandelter
Strumpf) konnten zahlreiche Stichversuche festgestellt werden.
Auch Musca läßt sich durch einen
Kik-Strumpf
großenteilsnicht
davon abhalten, kürzere oder längere Zeitdarauf
herumzulaufen.23*
324 Acta Trop. VI. h. 1949 — Schädlingsbekämpfung
IL
Teil.Sinnesphysiologische Untersuchungen.
A. Einleitung.
In
den vorangehenden Kapiteln wurde dargelegt, daß die Kik-Wirksubstanz von einer großen Zahl von Insekten wahrgenommen und als ausgesprochen unangenehm empfunden wird.Mit Kik
behandelte Stellen werden entweder gänzlich gemieden oder doch
nur
ungern angegangen. Es ist hierbeiwohl
in ersterLinie
anunbeliebte Geruchs- und Geschmackseindrücke zu denken.
Wir
habenuns nun zur Aufgabe gestellt, etwas näher zu analysieren, durch welche Organe eliese Sinnesreize aufgenommen werden.
Für
Aufnahme von Geruchseindrücken werden bei den Insekten vor allem die Sinneszellen der Antennenverantwortlich
gemacht.Außer diesen anlennalen Geruchszentren werden aber von ihrem Entdecker Mclndoo auch noch einzelne oder
in
kleinen Gruppen über den ganzen Insektenkörper verstreut liegende Sinnesporen als Geruchssinneszellen (olfactory pores) angesprochen. DieGeschmacksorgane sind hauptsächlich an den verschiedenen Gliedern der Mundwerkzeuge und ihren Anhängen zu suchen. Seit den Untersuchungen von
Minnich
und anderen ist ferner bekannt geworden,daß Geschmacksreize bei gewissen Insekten auch durch die Tarsen aufgenommen werden (z. B. gew. Tagschmelterlinge. gew.
Fliegen).
IL Versuche
mil Kik
in Gasform zurPrüfung
der rein geriichlichenWirkung.
Die folgenden Untersuchungen, die
kurz
als «T-Rohr-Versuche»bezeichnet werden, sollten darüber Aufschluß geben, ob das
Kik
in Gasform, also rein geruchlich, von den Insekten wahrgenommen werden kann, und welche Sinnesorgane daran beteiligt sind.1. «7'-Rohr»-Versuche
mit
normalen Tieren.Versuchsanordnung:
In
der Mitte eines Glasrohres von 100 cm Länge und einem Durchmesser von 5 cm befindet sich einesenkrechte Abzweigung, an die ein Saugschlauch angesetzt
wird.
Diebeiden Oeffmmgen des großen Rohres werden
mit
durchbohrten Korken verschlossen. An diese werden durch offene Glasröhrchen je zwei Flaschen angeschlossen, die in 35" warmem Wasser sieben.Die äußere Flasche enthält Wasser von der gleichen Temperatur, während die eine der inneren Flaschen
mit
0,5 ccm Repellentaus-R. Wiesini un und R. Lotniur, Wirkungsbereich des neuen Repellent... 325 gestrichen
wird.
(Diese Menge entspricht etwa einem normalen Unterarmanstrich.)Zum 'fest
wird
in das große Glasrohr eine bestimmte Zahl der zu prüfenden Insekten eingeführt. Dannwird
das Repellent in die eine Flasche eingestrichen und der Saugstutzen des großen Rohres an eine schwache Vacuumpumpe angeschlossen. Dadurchwird
in den einen Schenkel des T-Rohres Repellenlduft, alsoKik
in reinerGasform, in den andern dagegen
nur Luft
eingesogen; die eine Hälfte des Rohres steckt somit unter Repellenleinfluß, die anderedagegen unter normaler
Luft.
DieLuft wird
durch die dem T-Rohr vorgeschalteten Warmwasserflaschen gewärmt und feucht gehalten,so daß eine ganz ähnliche Verdampfung des Kik-Belages
erhalten
wird,
wie sie auf der Menschenhaut vorliegt. Andererseits sind diese Bedingungen auch sehr günstigfür
dieAktivität
derVersuchstiere.
Vor Versuchsbeginn läßt man die Insekten sich möglichst gleichmäßig
im Rohr verteilen, indem dieses
diffus
beleuchte!wird,
umso alle phototaktischen Reaktionen auszuschalten. Nach Oeffnen der Säugpumpe werden dann in verschiedenen Zeitabsländen die im «Repellentrohr» befindlichen Tiere gezählt und gleichzeitig
ihr
Verhallen beobachtet. Als Vorversuch saugt man beidseitigin
das T-Rohr reineLuft
ein, um die Tiereim
normalenLuflstrom
zukontrollieren. In
denhier
verwendeten, schwachenLuftströmen
verhielten sie sich im normalen, repellentfreienLuftstrom
genau gleich wie in stehenderLuft.
Wenn also im eigentlichen Versuch Reaktionen eintraten, dann müssen sieauf
die ausschließlichegeruchliche Wahrnehmung des Repellent gebucht werden. Nach
jedem Versuch wurde das Rohr
mit
heißem Wassergründlich
gereinigt.
aj Versuche
mil
Fliegen (Musca domestica und Stomoxys calci-trans)Für
jede Fliegenart wurden an verschiedenen Tagen je 4Versuche durchgeführt, wobei jedesmal 50 frische Tiere im
Aller
von4—5 Tagen Verwendung fanden.
Nach Oeffnen der Saugpumpe
Iritt
bei Musca sofort eineauffallende und starke Erregung
im Kik-Strom
ein. Die Tiere schrek-ken auf, eilen nach allen Seiten und versuchen wegzufliegen, dochklingt
diese erste Erregung ziemlich rasch wieder ab.Im
normalenLuftstrom
ist keine Reaktion zu beobachten. Dann beginnt in der Kik-Atmosphäre eine langsame und gerichlele Abwanderungin
den normalen
Luftslrom,
die nach etwa 10 Minuten zum Stillstand kommt. Die Abwanderung geschiehtnicht fluchtartig,
sondern ziemlich langsam. Eskam
auch vor, daß abgewanderte Fliegen326 Ada Trop. VI, 4, 1949 — Schädlingsbekämpfung
sich
für
kurze Zeit von Neuem in denKik-Strom
begaben, dann aber wieder in den normalenLuftstrom
zurückkehrten.In
keinem der Versuche gelang es alle Musca aus der Kik-Atmosphäreherauszutreiben, auch nach längerer Dauer nicht. Es verbleiben