• Keine Ergebnisse gefunden

Fragen, die im Rahmen des Projektes zusätzlich zur Frage zum Zusammenhang von Arbeit und Depression beantwortet

Textbox 1.2 Das Effort/Reward-Imbalance Modell (ERI Modell)

2 Kritische Wertung des Forschungsstands und Ziel des Forschungsprojektes

2.3 Fragen, die im Rahmen des Projektes zusätzlich zur Frage zum Zusammenhang von Arbeit und Depression beantwortet

werden sollen (Teil B)

Bei der Umsetzung des Projektes sind mehrere Probleme zu berücksichtigen. Der Umgang mit diesen Problemen wird nachfolgend kurz erläutert. Die sich aus den Problemen ergebenden zusätzlichen Fragen werden genannt. Da es sich dabei um Fragen handelt, die den o. g. Hauptfragen untergeordnet sind, erfolgt die Darstellung der Methoden und der Ergebnisse in einem getrennten Teil dieses Berichts (Teil B).

1. Psychosoziale Arbeitsbelastungen können das Krankheitsrisiko nur vermittelt über physiologische Begleitprozesse beeinflussen.

Daher sollen physiologische Parameter neben der ICD/DSM-Diagnostik von Depres-sionen erfasst werden. Es bietet sich die Erfassung der basalen Aktivität der Hypo-thalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse an. Ein wichtiger Parameter hierfür ist das Cortisol, konkret die „Aufwachreaktion des Cortisols” und das Cortisol-Tagesprofil. Beim gesunden Erwachsenen kommt es innerhalb der ersten Stunde nach dem Aufwachen zu einem deutlichen Anstieg des im Speichel messbaren freien Cortisols (PRUESSNER et al., 1997). Diese typische Aufwachreaktion wird als Index für die basale Aktivität der HHN-Achse angesehen. Eine erhöhte Aufwachreaktion des Cortisols wird für „work stress and worrying” (WOLF et al., 2005), aber auch für selbst berichtete Depressionen (PRUESSNER et al., 2003) sowie die Major Depres-sion (HEUSER et al., 1996; HEUSNER, 1998) beschrieben. Für die tageszeitlichen Veränderungen gibt es ebenfalls ein typisches Muster. So sinken beim gesunden Erwachsenen in der Regel nach der Aufwachreaktion die Cortisolwerte bis zum spä-ten Abend kontinuierlich ab (KIRSCHBAUM, 2000). Voraussetzung ist allerdings, dass keine Stressereignisse oder körperliche Aktivität auftreten. Für Personen mit einer Depression berichten PEETERS et al. (2004) in Felduntersuchungen ein de-synchronisiertes Sekretionsmuster, welches zudem unabhängig von üblichen Zeitge-bern zu sein scheint (STETLER et al., 2004). Dies modifiziert frühere Annahmen ei-nes Hypercortisolismus mit klar erhöhten Cortisolkonzentrationen über den gesamten Tag (z. B. HEUSER et al., 1996; HEUSER, 1998).

Frage 4: Unterscheidet sich die Aufwachreaktion des Cortisols und oder das Corti-soltagesprofil zwischen Personen, die an einer Major Depression erkrankt waren oder sind, und solchen, die hinsichtlich der Major Depression ge-sund sind?

2. Mittelfristige Fehlbeanspruchungen, die (arbeits-)stressbedingten Erkrankungen vorausgehen

Nach dem Allostase-Modell (McEWEN, 1998) geht der Entstehung stressbezogener Erkrankungen u. a. eine eingeschränkte Rückstell- bzw. Erholungsfähigkeit der ver-schiedenen Organsysteme voraus (z. B. verzögerte Cortisolrückstellung oder verrin-gerte oder fehlende Blutdruckrückstellung). Diese sollte sich auch im Erleben in Form von Schlaf- und Erholungsstörungen sowie evtl. auftretenden Erschöpfungszustän-den abbilErschöpfungszustän-den. VerschieErschöpfungszustän-dene Studien zeigen, dass sowohl depressiven als auch kar-diovaskulären Erkrankungen häufig Schlafstörungen (z. B. NAKATA et al., 2004) und Erschöpfungszustände (z. B. PRESCOTT et al., 2003; VAN DIEST & APPELS, 1991) vorausgehen. Im Rahmen des geplanten Projektes sollen die genannten mittelfristi-gen Fehlbeanspruchunmittelfristi-gen, die als möglicher Übergang zu depressiven und kardio-vaskulären Erkrankungen zu sehen sind, im Rahmen der abhängigen Variablen un-tersucht werden.

Frage 5: Unterscheiden sich die Arbeitsmerkmale, die für eine Major Depression prädiktiv sind, von denen, die eine gestörte Erholung (in Form von Erho-lungsunfähigkeit, Schlafstörungen, vitaler Erschöpfung) vorhersagen?

3. Vulnerabilitäts-Stress-Modell (Depression und/oder Herz-Kreislauferkrankung) In der Einleitung dieses Abschnitts wurde bereits darauf hingewiesen, dass bei An-nahme der Aussagen des Vulnerabilitäts-Stress-Modells für die Entstehung von De-pressionen auch andere Erkrankungen in einer Untersuchung kontrolliert werden müssen. Berücksichtigt man nur die Stressreaktionen auf der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenmark- und auf der Hypothalamus-Hypophysen-Neben-nierenrindenachse, lässt sich die Hypothese ableiten, dass diese entweder das Er-krankungsrisiko für Depression und/oder das für Herz-Kreislauferkrankungen, insbe-sondere den Bluthochdruck3 erhöhen. Nach Analyse des Bundes-Gesundheits-surveys zum Auftreten von Hypertonie und Depression, scheinen sich beide Erkran-kungen unabhängig in der erwerbstätigen Bevölkerung zu entwickeln.

So zeigte JACOBI (2005), dass bei 10,5 % der Erwerbstätigen eine Hypertonie (ohne Berücksichtigung Borderline-Hypertonie), bei 11,1 % eine Depression und nur bei 1,3 % beide Erkrankungen gleichzeitig vorlagen. Um die Möglichkeit des Auftretens arbeitsstressbedingter Erkrankungen neben der Depression zu kontrollieren, wird in dieser Studie der Bluthochdruck kontrolliert. Die Diagnostik des Bluthochdrucks basiert dabei auf den Ergebnissen eines 24-Stunden-Blutdruckmonitorings.

3 Andere Erkrankungen wie z. B. solche, die durch eine stressbedingte Immunsuppression verursacht werden, sollen hier nicht näher untersucht werden, da dies einerseits den Rahmen des Projekts sprengen würde und andererseits diese Erkrankungen seltener in Bezug auf Arbeit genannt werden.

Frage 6: Wie verteilen sich die Erkrankungen Major Depression und Bluthochdruck in der Stichprobe? Unterscheiden sich die Arbeitsmerkmale, die für eine Major Depression prädiktiv sind, von denen, die einen Bluthochdruck vor-hersagen?

4. Work-Life-Imbalance als ein möglicher Risikofaktor für die Depressions-entstehung

Ein wesentlicher Faktor bei der Vermeidung und, im akuten Zustand, der Behandlung von depressiven Störungen, ist es eine Balance zwischen den Arbeitsanforderungen und den damit verbundenen Arbeitsbedingungen und den familiären Verpflichtungen sowie persönlichen Ansprüchen des Arbeitnehmers zu finden. Durch die Nutzung des ambulanten 24-Stundenmonitorings zur Bluthochdruckdiagnostik fallen automa-tisch Daten über die Verteilung der einzelnen Tagesabschnitte Arbeit, zweckgebun-dene Zeit (inkl. Arbeitsweg, Hausarbeit, soziale Arbeit etc.), Freizeit und Nacht an.

Diese können zur Klärung der folgenden Frage herangezogen werden:

Frage 7: Besteht für Personen mit Major Depression und, noch wichtiger, für Perso-nen mit eingeschränkter Erholung (Schlafstörungen, Erschöpfung) eine Imbalance zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit? Letzterer Personenkreis ist hier von besonderem Interesse, da eine Work-Life-Imbalance der Krank-heitsentstehung bereits vorausgehen dürfte.

3 Methoden (Teil A und B)

Im dritten Kapitel wird das methodische Vorgehen bei der Datenerhebung und -auswertung berichtet. Zunächst werden die Zusammensetzung der Stichprobe und die einzelnen Untersuchungsfelder beschrieben (3.1). Dem folgt eine detaillierte Dar-stellung der eingesetzten Instrumente und des genauen Vorgehens bei der Analyse von Arbeitsbedingungen, bei der Depressionsdiagnostik und bei der Erfassung weite-rer Beanspruchungsfolgen wie z. B. der Hypertonie (3.2). Es kamen dabei jeweils sowohl objektive als auch subjektive Verfahren zum Einsatz. Abschließend werden das Vorgehen bei der Untersuchungsdurchführung (3.3) sowie einige wichtige statis-tische Methoden der Datenanalyse erläutert (3.4).