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4   Experimentelle Untersuchung: Individual- und Teamentscheidungen

4.3   Fragebogen

Im Anschluss an das Computer-Experiment folgt ein Fragebogen, der sowohl im Individuen- als auch im Team-Treatment jeweils einzeln von den Probanden beantwortet wird.30 Unterschiede zwischen der Version für das Individuen-Treatment und der für das Team-Treatment bestehen lediglich in einigen notwendigen sprachlichen Anpassungen. Inhaltlich ist der Fragebogen, wie in Abb. 4-2 dargestellt, in drei Schwerpunkte gegliedert.

Abb. 4-2: Inhaltliche Schwerpunkte des Fragebogens

Zum einen soll das Spielverhalten der Akteure analysiert und dadurch die Motive zum Entscheidungsverhalten im Computer-Experiment näher beleuchtet werden. Nachdem im PGG, wie in der Auszahlungsfunktion (4.1) zu sehen, der eigene Verdienst auch von den Investitionsentscheidungen der anderen Gruppenmitglieder abhängt, ist anzunehmen, dass die Erwartungshaltung diesen gegenüber Einfluss auf die eigene Investitionsentscheidung nimmt. Die Erwartungen hinsichtlich der Beiträge der anderen Gruppenmitglieder werden separat für das Treatment ohne und mit Ostrazismus erfragt.

30 Für eine Darstellung der im jeweiligen Treatment ausgehändigten Versionen siehe Anhang A.4.

Spielverhalten

Kapitel 4: Experimentelle Untersuchung: Individual- und Teamentscheidungen

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Anschließend folgt die Frage nach dem jeweiligen strategischen Vorgehen im Spiel. Die gegebenen Optionen, die im Fragebogen ausgewählt werden können, basieren auf Turner (1978) und repräsentieren folgende Ziele. Erstens die Maximierung des eigenen Verdienstes, zweitens die Maximierung des Gesamtverdienstes aller Spieler, drittens eine faire Verteilung des Verdienstes auf alle Spieler und viertens mehr zu verdienen als die anderen Spieler.

Des Weiteren sollen durch den Fragebogen die Motive offen gelegt werden, die einer Stimmvergabe und damit verbundener Bestrafung der Mitspieler zugrunde liegen. In Frage kommen in diesem Zusammenhang bei Betrachtung der bestehenden Forschungsliteratur negative Emotionen (Fehr und Gächter, 2002), die Aufrechterhaltung bestehender sozialer Verhaltensregeln (Reuben und Riedl, 2013) sowie die Beeinflussung zukünftiger Investitionsentscheidungen der Mitspieler (Boyd und Richerson, 1992, Kosfeld et al., 2009).

Das Spielverhalten im PGG betreffend weisen u.a. Bernhard et al. (2006) und Biel und Thøgersen (2007) auf die Bedeutung von sozialen Normen hin. Dahinter steckt die Überlegung, dass Akteure ihr Verhalten konform nach gegebenen gesellschaftlichen Erwartungshaltungen aus dem realen Leben ausrichten. Diesem wird mit der Frage nach der Stärke der Normorientierung im Fragebogen Rechnung getragen.

Die weiteren Fragenschwerpunkte beziehen sich nicht mehr speziell auf das vorangegangene Experiment. Zur Ermittlung der sozialen Grundhaltung der Probanden wird, wie in den Studien von Capra et al. (2008) und Gächter et al. (2004), auf drei Fragen aus dem General Social Survey (GSS)31 zurück gegriffen. Diese betreffen die individuelle Einschätzung der Mitmenschen hinsichtlich Fairness, Hilfsbereitschaft und Vertrauenswürdigkeit. Auf den genannten drei Fragen basiert der GSS Index, der, da allen drei Fragen das individuelle Zutrauen in andere Mitmenschen zugrunde liegt, in der Wissenschaft häufig zur Messung von Vertrauen verwendet wird (siehe u.a. Capra et al., 2008, Gächter et al., 2004, Glaeser et al., 2000).32

31 Soziologische, aktuell alle zwei Jahre durchgeführte Face-to-Face-Fragestudie des National Opinion Research Center der Universität von Chicago, ähnlich dem Sozioökonomischen Panel in Deutschland.

32 Zur Konstruktion des GSS Index werden, wie bei Gächter, et al. (2004), die mit Ziffern kodierten Antworten zu den einzelnen Fragen standardisiert, aufaddiert und die sich daraus ergebende Summer wiederum standardisiert, so dass ein Index mit Mittelwert 0 und Standardabweichung 1 resultierte.

Kapitel 4: Experimentelle Untersuchung: Individual- und Teamentscheidungen

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Schließlich folgen Fragen zum Geschlecht, Alter und zu der Anzahl an Geschwistern, um Aufschluss über den sozioökonomischen Hintergrund der Probanden zu erhalten.

Tab. 4-2 liefert abschließend einen Überblick zu den aus dem Fragebogen generierten Variablen.

Tab. 4-2: Beschreibung der aus dem Fragebogen generierten Variablen

Variable Beschreibung/Frage Antwortbereich

Spielverhalten

Erwartung ohne Ostraz. Erwartung hinsichtlich des durchschnittlichen Beitrags der Mitspieler zum ÖG im Spiel ohne Ostrazismus

Ganzzahlige Werte von 0 bis 10

Erwartung mit Ostraz. Erwartung hinsichtlich des durchschnittlichen Beitrags der Mitspieler zum ÖG im Spiel mit Ostrazismus

Ganzzahlige Werte von 0 bis 10

Ego Strategie: Möglichst viel für sich verdienen 1: Ja; 0: Nein Sozial Strategie: Maximierung des Verdienstes aller

Mitspieler

1: Ja; 0: Nein Fair Strategie: Gerechte Verteilung des Verdienstes

auf alle Mitspieler

1: Ja; 0: Nein Rivalisierend Strategie: Mehr verdienen als die Mitspieler 1: Ja; 0: Nein Ärger Motiv Stimmvergabe: Verärgerung über

Beitragsverhalten anderer

1: Ja; 0: Nein Regel Motiv Stimmvergabe: Aufrechterhaltung

sozialer Regeln

1: Ja; 0: Nein Strategie Motiv Stimmvergabe: Einflussnahme auf

zukünftige Investitionsentscheidungen der Mitspieler

1: Ja; 0: Nein

Norm Stärke der Orientierung an gesellschaftlichen Normen

Ganzzahlige Werte von 1 bis 7

Soziale Grundhaltung

GSS Fair "Denken Sie, die Mehrheit der Leute würde versuchen, sich einen Vorteil Ihnen gegenüber zu verschaffen, wenn die Möglichkeit dazu besteht oder denken Sie, dass die Mehrheit versuchen würde, fair zu sein?" GSS Help "Würden Sie sagen, dass die Leute

überwiegend versuchen, hilfsbereit zu sein oder glauben Sie, dass die Leute meistens nur an sich selbst denken?"

1: Denken an sich selbst; 2:

Versuchen hilfsbereit zu sein;

1,5: Hängt davon ab; -: Weiss nicht

GSS Trust "Allgemein betrachtet, würden Sie sagen, dass man den Mitmenschen vertrauen kann oder muss man im Umgang mit anderen Leuten Vorsicht walten lassen?"

1: Vorsicht walten lassen; 2:

Man kann vertrauen; 1,5: Hängt davon ab; -: Weiss nicht GSS Index Standardisierte Summe der standardisierten

Variablen GSS Fair, GSS Help und GSS Trust

Reale Zahlen

Sozioökon. Faktoren

Weiblich Angabe des Geschlechts 1: Ja; 0: Nein

Alter Angabe des Alters Ganzzahlige positive Werte

Geschwister Anzahl der Geschwister Ganzzahlige positive Werte

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