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Wissenschaftliches Denken und Arbeiten basiert auf der Verbindung von theoretischem Fachwissen und prakti-scher Anwendung. Neben der Ausbildung von fachlichen und überfachlichen Kompetenzen sind daher zwei Merk-male der Hochschulausbildung von besonderer Bedeutung, die Forschung und die Praxis im Studium. Forschung stellt Erkenntnis und Einsichten her, ist zugleich aber praktische Anwendung wissenschaftlicher Grundlagen. Praxis wendet das Gelernte an und befähigt zum fachwissenschaftlichen Handeln. Aufgabe der Hochschule ist es, For-schung und Praxis in Studium und Lehre zu integrieren, sowie Angebote in die Ausbildung einzubinden, die Studie-renden auch praktische Erfahrungen vermitteln.

Studierende bescheinigen der Lehre ausreichenden Forschungsbezug

Für die Mehrheit der Studierenden ist die Lehre ihres Hauptstudienfaches durch einen ausreichenden Forschungs-bezug gekennzeichnet. Die fachlichen Inhalte werden also für die meisten Studierenden durch entsprechende For-schungsbezüge veranschaulicht. Allerdings bescheinigt der Hochschullehre nur ein kleiner Teil einen besonders guten, der größere Teil einen durchschnittlichen Forschungsbezug (vgl. Abbildung 14).

An Universitäten erhalten drei Viertel der Studierenden Forschungsbezüge in ihrer Lehre. Davon bezeichnet ein Drittel sie als besonders gut, während 44% der Lehre nur ein mittleres Forschungsniveau bescheinigen. Seit Beginn des Jahrtausends haben die Forschungsbezüge der Lehre jedoch systematisch zugelegt. In der Erhebung 2001 hielt nur jeder sechste Studierende den Forschungsbezug für ein besonderes Merkmal seines Faches. Dieser Anteil hat sich in den letzten 12 Jahren fast verdoppelt. Eher konstant blieb seit 2001 die Gruppe der Studierenden, die der Lehre einen mittleren Forschungsbezug bescheinigt.

Abbildung 14

Charakterisierung des Studienfaches durch Forschungsbezug der Lehre an Universitäten und Fachhochschulen (WS 2001-2013)

(Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark; Angaben in Prozent für Kategorien: 3-4 = mittleres, 5-6 = starkes Kennzeichen)

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Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

An den Fachhochschulen zeigt sich ein ähnlicher Verlauf wie an den Universitäten, allerdings auf einem etwas geringeren Niveau. In der aktuellen Erhebung im WS 2012/13 bescheinigen insgesamt zwei Drittel der Studierenden der Lehre einen ausreichenden Forschungsbezug. Etwas mehr als jeder fünfte hält ihn für besonders gut, 45% sehen ihn eher als durchschnittlich an. Im Vergleich zu den Universitäten erleben also etwas weniger Studierende eine stark forschungsbezogene Lehre. Allerdings ist der Forschungsbezug an den Fachhochschulen ebenfalls deutlich ausgebaut worden. Zur Jahrtausendwende bescheinigten nur 6% der Studierenden der Hochschullehre einen star-ken und 36% einen mittleren Forschungsbezug. Diese Anteile haben stark zugenommen, zunehmend mehr Studie-rende erhalten gute Forschungsbezüge.

Die Lehre ist damit für die Mehrheit der Studierenden an Universitäten und an Fachhochschulen mit For-schungsbezügen durchdrungen, wobei an Universitäten noch etwas intensiver auf die Forschung eingegangen wird als an Fachhochschulen. An beiden Hochschularten werden diese Bezüge ausgebaut. Dies sollte weiter verstärkt werden, weil immer noch jeder vierte Studierende an Universitäten und jeder dritte an Fachhochschulen kaum Forschungshinweise in der Lehre erhält.

Praxis und Berufsvorbereitung sind Domänen der Fachhochschulen

Praxisbezüge und Berufsvorbereitung sind für mehr als die Hälfte der Studierenden ein mittleres bis starkes Merk-mal ihres Hauptfaches. Damit erhalten die Studierenden mehrheitlich eine fachliche Ausbildung, die auch berufs-praktische Bezüge hat. Allerdings gibt es im Ausmaß der Einbeziehung solch praktisch relevanter Inhalte sehr große Unterschiede zwischen den Hochschularten (vgl. Abbildung 15).

Abbildung 15

Charakterisierung des Studienfaches durch engen Praxisbezug und gute Berufsvorbereitung an Universitäten und Fachhochschulen (WS 2001-2013)

(Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark; Angaben in Prozent für Kategorien: 3-4 = mittleres, 5-6 = starkes Kennzeichen)

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Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

An Universitäten bescheinigt etwas über die Hälfte der Studierenden ihrem Fach sowohl einen engen Praxisbe-zug als auch eine gute Berufsvorbereitung. Dabei sieht aber nur ein kleinerer Teil sie als besondere Kennzeichen an:

Nur für jeden fünften ist der enge Praxisbezug sehr charakteristisch und nur für jeden achten eine gute Berufsvor-bereitung. Der größere Teil der Studierenden vergibt in diesem Zusammenhang nur eine durchschnittliche Note für sein Fach.

Im neuen Jahrtausend hat die Einbeziehung praktischer und beruflicher Themen in die Lehre leicht zugenom-men. Gegenüber der Erhebung im WS 2009/10 erleben tendenziell mehr Studierende sehr enge Praxisbezüge und eine gute Berufsvorbereitung. Anfang bis Mitte des neuen Jahrzehnts war der Zuwachs deutlicher zu erkennen, allerdings wurden damals beide Aspekte gemeinsam erhoben. Zwischen 2001 und 2007 ist eine Steigerung von zwölf Prozentpunkten zu beobachten. In diesem Zeitraum wurden zunehmend praktische Belange in die Lehre eingebunden. Die Fachhochschulen stellen sich im Vergleich zu den Universitäten jedoch als weit praxisbezogener dar. Hier halten 89% der Studierenden einen engen Praxisbezug für ein Kennzeichen ihres Studienfaches und für 83% ist eine gute Berufsvorbereitung charakteristisch. Dabei ist der größere Teil der Studierenden (59%) sogar der Meinung, dass der Praxisbezug besonders gut ist. Eine gute Berufsvorbereitung bescheinigen allerdings nur noch 35% ihrem Studienfach (vgl. Abbildung 15).

Gegenüber der Erhebung im WS 2009/10 konnten beide Aspekte an den Fachhochschulen zulegen. Die Anteile an Studierenden, die den Praxisbezug und die Berufsvorbereitung als starkes Merkmal ihres Faches betrachten, sind jeweils deutlich angewachsen (um 9 bzw. 6 Prozentpunkte). In der ersten Hälfte des Jahrzehnts, als beide Aspekte noch gemeinsam erfragt wurden, ist ebenfalls schon eine gewisse Verbesserung zu beobachten. Die Einbindung von Praxis und Berufsvorbereitung in die Lehre ist an den Fachhochschulen überwiegend gelungen, während an Uni-versitäten fast die Hälfte der Studierenden noch darauf verzichten muss. Hier zeigt sich ein großer Unterschied zwischen den Hochschularten. Während die Forschungsbezüge, trotz vorhandener Unterschiede, sich eher anglei-chen, besteht hinsichtlich der Praxisausbildung noch ein deutlicher Unterschied in der Ausbildung an Universitäten und Fachhochschulen.

Meister Forschungsbezug im Masterstudium an Universitäten

In allen Abschlussarten bescheinigt die Mehrheit der Studierenden ihrem Fach einen ausreichenden Forschungsbe-zug. Allerdings treten deutliche Unterschiede im Umfang auf. An Universitäten halten im Masterstudium zwei Fünftel den Forschungsbezug für sehr charakteristisch, während im Bachelorstudium und in den Staatsexamens-studiengängen rund ein Viertel der Studierenden sehr gute Forschungsbezüge in ihren Studiengängen wahrneh-men. Ähnlich häufig sehen die Studierenden an Fachhochschulen den Forschungsbezug, jeder vierte hält ihn für ein besonderes Charakteristikum seines Faches (vgl. Tabelle 16).

Tabelle 16

Forschungsbezug der Lehre, enger Praxisbezug und gute Berufsvorbereitung als Kennzeichen des Hauptstudienfaches an Universitäten und Fachhochschulen nach Abschlussart (WS 2012/13)

(Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark, Angaben in Prozent für Kategorien: 3-4 = mittleres, 5-6 = starkes Kennzeichen)

Universitäten Fachhochschulen

Kennzeichen des Hauptfaches: Bachelor Master Staatsexamen Bachelor Master

Forschungsbezug

stark 28 39 25 22 24

mittel 46 43 49 45 46

zusammen 74 81 74 67 70

Praxisbezug

stark 20 21 23 58 63

mittel 35 39 39 31 25

zusammen 55 60 62 89 88

Berufsvorbereitung

stark 10 12 16 33 43

mittel 43 42 42 51 33

zusammen 53 54 58 84 76

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Auf Forschungsbezüge in der Lehre wird damit vor allem in den Masterstudiengängen an Universitäten Wert gelegt, womit die traditionelle Forschungsnähe der Universitäten erhalten bleibt. Das Bachelorstudium bietet dage-gen weniger Forschungshinweise in der Lehre an.

Der enge Praxisbezug in den Lehrveranstaltungen als Kennzeichen des Studienfaches weist an Universitäten zwischen den verschiedenen Studiengängen weniger Unterschiede auf als der Forschungsbezug der Lehre. Am we-nigsten bescheinigen die Bachelorstudierenden ihren Fächern einen engen Praxisbezug, etwas häufiger nehmen die Masterstudierenden und die Studierenden in den Staatsexamensstudiengängen ihn wahr. Dieses Ergebnis wider-spricht dem Anspruch an die neuen Studiengänge, in denen die Praxis generell gestärkt werden sollte.

An Fachhochschulen ist der Praxisbezug in allen Studiengängen weit mehr verbreitet als an Universitäten, rund neun von zehn Studierenden nehmen dies wahr. Im Vergleich beider Abschlussarten erweist sich das Masterstudi-um als stärker praxisbezogen, da es häufiger intensive Bezüge aufweist.

Eine gute Berufsvorbereitung kommt in allen Studienarten weniger vor als ein enger Praxisbezug. An Universi-täten bescheinigen noch am häufigsten die Studierenden, die einen Staatsexamensabschluss anstreben, ihrem Fach eine gute Berufsvorbereitung, obwohl nur 16% sie als besonders gut ansehen. An Fachhochschulen ist die Berufs-vorbereitung für beide Abschlussarten viel häufiger ein Merkmal des Faches. Mehr Masterstudierende (43%) sehen dies in ihrem Fach gut umgesetzt, während im Bachelorstudium nur ein Drittel zu diesem Ergebnis kommt. Aller-dings bescheinigen im Bachelorstudium deutlich mehr Studierende als im Masterstudium ihrem Fach ein durch-schnittliches berufsvorbereitendes Niveau.

Alle drei Merkmale der Lehre, Forschungs- und Praxisbezug sowie Berufsvorbereitung, stellen wichtige Teile der Ausbildung dar, die in das Studium eingebunden werden müssen. In ihrer Gesamtheit können sie die Studienab-schlüsse erkennbar voneinander abgrenzen. An Universitäten weisen alle Abschlussarten jeweils mehr Forschungs- als Praxisbezüge als eine gute Berufsvorbereitung auf. Das Masterstudium ist besonders forschungsbezogen, gleich-zeitig aber auch praxisbezogener als das Bachelorstudium. Die Staatsexamensstudiengänge verfügen zwar über ähnliche Praxisbezüge, haben aber eine etwas bessere Berufsvorbereitung. An Fachhochschulen dominiert der Pra-xisbezug vor der Berufsvorbereitung und den Forschungsbezügen. Am jeweils stärksten integriert sind alle drei Merkmale – Forschung, Praxis und Berufsvorbereitung - im Masterstudium. In einer Rangreihe, die alle drei Merk-male simultan einbezieht, liegen alle Studiengänge der Fachhochschulen vor denen der Universitäten, den letzten Platz nimmt dabei das Bachelorstudium an Universitäten ein.

8 Europäischer Hochschulraum und