• Keine Ergebnisse gefunden

Fazit und Schlussfolgerungen

B. Studiendesign: Methode und Sampling

D.2 Fazit und Schlussfolgerungen

Sollen alle Eltern als Akteure einer partizipativ angeleg-ten Qualitätsentwicklung in KiTas wahr- und ernstgenom-men werden, dann wäre darauf zu achten, nicht nur die Per-spektive derjenigen Eltern einzubeziehen, die sich ohnehin in Bildungsinstitutionen engagieren, die über gute deutsche Sprachkenntnisse verfügen und die sich dem pädagogischen Milieu in der KiTa ihrer Kinder verbunden fühlen. Vielmehr müsste eine KiTa (unterstützt durch den Träger) eine ‚ein-ladende‘ Angebotsvielfalt für die Zusammenarbeit mit Fa-milien entwickeln und es den verschiedenen Eltern ermög-lichen, ihre Perspektive zum Ausdruck zu bringen.

Wenn Qualitätsentwicklung in diesem Sinne als ein Diversi-tät anerkennender und inklusiver Prozess gestaltet werden soll, können die in der Studie rekonstruierten Typen elter-licher Vorstellungen zu KiTa-Qualität erste sensibilisierende Hinweise für die Zusammenarbeit mit Familien geben. KiTa-Teams können reflektieren, ob und inwiefern sich die Vor-stellungen und Wünsche ihrer Eltern-Klientel ähneln, sich voneinander unterscheiden oder vielleicht sogar widerspre-chen. Würde aufgrund der eigenen Standortverbundenheit32 von vornherein eine einzige Elternperspektive auf ‚gute‘

KiTa-Qualität priorisiert, wäre es nicht mehr möglich, den Anspruch einer Erziehungs- und Bildungspartnerschaft im Dienst und zum Wohle eines jeden Kindes zu realisieren.

Die Studie konnte allerdings nicht nur die Unterschiedlich-keit der elterlichen Perspektiven rekonstruieren, sondern auch einen verbindenden Kern von Elternwünschen an die KiTa herausschälen, die man als Kernkriterien für gute KiTa-Qualität aus Elternsicht bezeichnen kann:

Alle befragten Eltern erwarten von der KiTa, dass sich ihr Kind ‚gut‘ entwickelt, wünschen sich also in diesem – näm-lich ihrem – Sinne das Beste für ihr Kind. Immer wieder wur-de in wur-den Gruppendiskussionen mit Eltern wur-deutlich, dass sie eine emotional sehr herausfordernde Situation zu bewälti-gen haben: Sie ‚übergeben‘ ihr Kind einer ersten pädagogi-schen Institution, in der eventuell andere Regeln, Normen und Werte gelten als in der Familie. Angesichts des jungen Alters der Kinder müssen sie zudem eine Akzeptanz dafür entwickeln, dass sich ihr Kind an andere enge Beziehungs-personen bindet, und sie müssen diesen als Eltern vertrau-en: eine der Kernaufgaben der Eingewöhnung. Das potenziell damit verbundene Spannungs-, zuweilen auch Konkurrenz-verhältnis kann nur durch ein individuelles und verständ-nisvolles Zugehen und Eingehen auf die Eltern bewältigt werden. KiTa-Teams müssen – insbesondere in der

Einge-32 Zur Standortverbundenheit vgl. Fußnote 11.

schulvorbereitende Arbeit eine stärkere Kommunikations-notwendigkeit als bei Eltern, die einer Vorverlegung schu-lischer (Leistungs)Prinzipien in die KiTa skeptisch gegen-überstehen. Sowohl für KiTas als auch für Eltern wäre es hilfreich, wenn bereits vor der Eingewöhnung die jeweiligen Perspektiven und Erwartungen so transparent wie möglich kommuniziert würden.

Fühlen sich schließlich Eltern und Fachkräfte einander fremd, kommt es zu Irritationen und Missverständnissen:

Dann sind Verständigungsprozesse notwendig. Werden Zei-ten, Orte und Formen gefunden, die es Eltern und Fachkräf-ten, inklusive Leitung, ermöglichen, sich über die unter-schiedlichen Sichtweisen und Vorstellungen auszutauschen und verlässliche Kompromisse zu erarbeiten, stellt dies eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit dar.

Insgesamt ist davon auszugehen, dass Eltern sich nicht wünschen, dass ihre Kinder sich von ihnen und ihren eige-nen, milieuspezifischen und kulturellen Wurzeln entfrem-den, sondern diesen auch dann verbunden bleiben, wenn sie in der KiTa andere Erfahrungen machen. Deshalb stellt es eine wichtige Anerkennungsressource für Eltern dar, wenn sie mit ihren besonderen kulturellen und sozialen Hinter-gründen wahrgenommen und geachtet, nicht ignoriert und missachtet werden. An dieser Stelle könnten vor allem an-dere Eltern in der Rolle von Kultur- und Sprachmittlern eine sehr wichtige Brücken- und Verständigungsfunktion in Ki-Tas übernehmen.

Um den Anspruch einer ‚partnerschaftlichen‘ Zusammen-arbeit einlösen zu können, geht es darum, das Verhält-nis zwischen Eltern auf der einen sowie Fachkräften auf der anderen Seite nicht dichotom zu denken, sondern auf die Schnittmengen zu fokussieren. Fachkräfte, Eltern und selbstverständlich auch Kinder könnten vielmehr in ihrer ganzen Vielfalt zu einer kollaborativen Qualitätsentwicklungs-gemeinschaft werden, die ihre pädagogischen Leitideen und Vorstellungen von ‚guter‘ KiTa-Qualität immer wieder aus-handelt, fachlich, pädagogisch-ethisch und kinderrechtlich begründet und mit ‚vereinten Kräften‘ an deren Verwirkli-chung arbeitet.

fühlen und ihre Bedenken oder Sorgen offen und angstfrei äußern können. Hier spielt die professionelle Haltung der Fachkräfte den Eltern gegenüber eine sehr entscheidende Rolle: Gerade dann, wenn die Perspektiven – Vorstellun-gen und Wünsche, Normen und WertorientierunVorstellun-gen – von Eltern hinsichtlich der Erziehung und Bildung nicht denje-nigen der Fachkräfte entsprechen, ist es notwendig, einen offenen, diversitätssensiblen und respektvollen Diskurs zu initiieren und zu moderieren, der alle Eltern – in welcher Form auch immer – zu Wort kommen lässt. Auch die bereits angesprochenen Hausbesuche der Fachkräfte bei den Eltern und ihren Kindern stellen – als Angebot – eine Form der An-erkennung der familienspezifischen Orientierungen dar und können Fachkräfte dabei unterstützen, eine vertrauensvol-le und auf gegenseitigem Interesse gründende Beziehung zu Eltern aufzubauen.

Die Diversität der Elternschaft stellt ohne Zweifel eine gro-ße Herausforderung für die KiTa als Institution dar, der die

„partnerschaftliche Zusammenarbeit“ mit Familien in den letzten Jahren als eine Kernaufgabe übertragen bzw. zuge-schrieben wurde. Die eine, für die verschiedenen Eltern pas-sende Form der Interaktion bzw. Kooperation mit den Fach-kräften kann es, so legen es die Ergebnisse der Studie nahe, nicht geben. Zudem stellt es eine Herausforderung für die Institution KiTa dar, nicht völlig beliebig den – zumal oft nicht homogenen – Vorstellungen von Eltern zu folgen, son-dern eigene, pädagogisch gut begründete Standards zu ent-wickeln und diese für die Eltern transparent zu machen.

Transparenz ist die entscheidende Grundlage für Partizipa-tion: Fühlen sich Eltern gut informiert und ‚mitgenommen‘, können sie ihre Perspektiven auch auf der Vorder- und nicht nur auf der Hinterbühne in den Diskurs mit den Fachkräf-ten einbringen, nachfragen, kritisieren, diskutieren und sich konstruktiv an der Qualitätsentwicklung beteiligen.

Weiterhin zeigt die Studie, dass gerade dann, wenn die fami-liären (insbesondere kulturell-sprachlichen und auf Bildung bezogenen) Milieus sich sehr stark vom pädagogischen Mi-lieu der KiTa unterscheiden, ein hohes Maß an Offenheit und Diskursfreudigkeit bzw. -kompetenz der Fachkräfte von-nöten ist. Teilen Fachkräfte und Eltern die pädagogischen Orientierungen (wie dies z. B. der Fall ist, wenn Eltern sich explizit für eine KiTa mit einem bestimmten reformpädago-gischen Konzept entscheiden), können sie ausgehend von dieser grundlegenden Einigkeit eine vertrauensvolle Koope-ration auf- und ausbauen; ein kommunikativer Austausch über pädagogische Leitideen ist dann oft gar nicht notwen-dig. Sind Eltern aber beispielsweise sehr stark an einer Ent-wicklungs- und Leistungsoptimierung ihrer Kinder orien-tiert, erzeugt der Verzicht einer KiTa auf eine strukturierte

E

Nationale und internationale Studien und Befunde zur Elternperspektive

auf KiTa-Qualität

Im Folgenden werden sowohl in quantitativen als auch qua-litativen Forschungsprojekten gewonnene Erkenntnisse zur Elternperspektive auf KiTa-Qualität vorgestellt. Dabei wer-den internationale wie auch Studien mit einem Fokus auf Deutschland einbezogen.