Zusammengefasst wurden im Rahmen der durchgeführten Analysen drei grundlegende Aspekte be-sprochen. Zunächst wurde die Entwicklung des Vertrauens in das Parlament nachgezeichnet, um danach die Bestimmungsfaktoren politischen Vertrauens allgemein zu überprüfen bzw. auf die Aus-prägung der Vertrauensdimensionen einzugehen.
Die Überblicksdarstellung des Vertrauens in das Parlament von 1989 bis 2004 zeigte allgemein gerin-ge Werte in neuen Demokratien auf. Bis auf eine Ausnahme vertrauen in jedem Land und zu jedem Untersuchungszeitpunkt deutlich weniger als die Hälfte der Befragten dem Parlament. In einigen Ländern konnten zudem so geannnte Honeymoon- bzw. Post-Honeymoon-Disillusionment-Effekte nachgewiesen werden. Insbesondere in Ländern mit weiter zurückliegendem Systemumbruch (Spanien, Portugal) bzw. verstärkten Diffusionseffekten (Ostdeutschland, Slowenien) ist die Vertrauensentwicklung u-förmig.
In Hinblick auf die Bestimmungsfaktoren konnte nachgewiesen werden, dass sich die Sozialisation im demokratischen Kontext, soziales Vertrauen, die Zufriedenheit mit der politischen und wirtschaftlichen Situation sowie der EU, und die Tatsache, dass die bevorzugte Partei an der Regierung beteiligt ist auf politisches Vertrauen förderlich auswirken. Auch wenn sich Reziprozitätsnormen und insbesonde-re Werte der Gemeinschaft als weniger stabile Determinanten des Parlamentvertrauens herausstell-ten, konnte eindeutig belegt werden, dass beide Ansätze zur Erklärung politischen Vertrauens in neuen Demokratien beitragen – institutionalistische Erklärungsfaktoren allerdings zu einem größeren Anteil. Politisches Vertrauen setzt sich folglich, wie theoretisch dargelegt, aus zwei Dimensionen zu-sammen: einer tauschbasierten und einer gemeinschaftsbasierten, wenn auch die tauschbasierte stärker ausgeprägt ist.
Um jedoch einen vollständigen Eindruck vom Phänomen politisches Vertrauen in neuen Demokratien zu erhalten, wird es in zukünftigen Untersuchungen notwendig sein, im WVS fehlende Datenpunkte über andere Studien zu ergänzen – dies gilt insbesondere für die südeuropäischen Länder. Erst da-nach ist es möglich endgültige Schlüsse über die Vertrauensentwicklung bzw. die Dimensionen des Vertrauens in den neuen europäischen Demokratien zu ziehen. Des Weiteren wird die abhängige
nehmen, dass politisches Vertrauen auch vom jeweiligen Kontext abhängt. Dies scheint insbesondere in der Anfangsphase neuer Demokratien der Fall zu sein, da hier weitere konsolidierungsspezifische Kontextfaktoren in Erscheinung treten: „The observed cross-national differences are due to distinct democratization experiences“ (Torcal 2006: 184). Die Frage, ob sich institutionelle Arrangements, die Art der Systemumbrüche bzw. Art und Dauer des jeweiligen autokratischen Regimes auf das Vertrau-en in die demokratischVertrau-en InstitutionVertrau-en auswirkVertrau-en, bleibt in weiterführVertrau-endVertrau-en UntersuchungVertrau-en mittels Mehrebenenanalysen zu beantworten.
Anhang
Tabelle 7: Zusammenfassende Darstellung der Bestimmungsfaktoren politischen Vertrauens
Konzept Hypothese WVS Welle 2 Welle 3 Welle 4
Sozialisation Alter X002 Æ Dummy-Variablen X X X
Werte der Gemeinschaft A032, A035 Æ Index X X X
Reziprozitätsnormen F114, F116, F117 Æ Index X X X
soziales Vertrauen A165 X X X
Sozialkapital
Netzwerkmitgliedschaft A098 - A106 Æ drei Indizes X
Kulturalismus
Wertewandel Postmaterialismus Y002 Æ Dummy-Variablen X X X
Systemperformanz E111 X X
Hometeam-Effekte E179 Æ Dummy-Variablen X X X Performanz (national)
Ökonomische Performanz A170 X X X
Institutiona- lismus
Performanz (international) Vertrauen in die EU E086 X X X
Geschlecht x001 X X X
Bildung x025 bzw. x23re X X X
Religiosität F034 X X X
Soziodemographische Merk-male
Ethnische Zugehörigkeit X051 X
Politische Einstellungen Links-Rechts-Selbstpositionierung a) E033 X X X
Kontrollvariablen
Politisches Interesse a) E023 X X X
Anmerkungen: Dargestellt wird die Verfügbarkeit aller Indikatoren zu den erarbeiteten Konzepten in den drei Wellen des WVS. Einige Variablen wurden für die weiterführenden Analysen so umkodiert, dass „Zufriedenheit“ bzw. positive oder affirmative Aussagen den niedrigen Wert, „Unzufriedenheit“ bzw. negative oder ablehnende Aussagen den höheren Wert zugeteilt bekommen. a) Beide Variablen wurden zwar in allen drei Wellen erhoben, allerdings insbesondere in der zweiten und dritten Welle nicht in allen Län-dern.
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