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4.2 Datenerhebung und -auswertung

5.4.5 Fazit

Nebst den in den analysierten Patenschaften deutlich zutage tretenden Unterschieden lassen sich in den Interviews bzw. deren Auswertung auch Gemeinsamkeiten erkennen. Einige Wirkungen der Patenschaften sind bei allen porträtierten Patenkindern zu erkennen – so scheinen sich alle Kinder auf der Basis einer sich im Rahmen der regelmässigen Treffen entwickelnden Beziehung mit der Zeit entfalten zu können. Auch nutzen die Kinder, jedes auf seine Weise, den entstehenden Raum und die neu entstehenden Spiel- und Aktivitätsmöglichkeiten für sich. Bei den Müttern können als über-geordnete Wirkung ganz klar verschiedene Aspekte der Entlastung definiert werden. So haben diese mehr Zeit zur Erholung, zum ungestörten Erledigen von Hausarbeiten, zum Wahrnehmen anderer Termine oder zur Pflege sozialer Kontakte zur Verfügung. Alle befragten Mütter sind zudem froh, dass ihr Kind oder ihre Kinder durch eine weitere erwachsene Bezugsperson betreut werden15. Die Patinnen, teilweise auch Paten, berichten über ihre Freude an der Beziehung zum Patenkind und die Art, wie sie durch die Aktivitäten mit dem Kind ihren eigenen Alltag auf eine neue Weise kennenlernen.

15 Die Kinder der vier analysierten Patenschaften leben alle bei ihrer alleinerziehenden Mutter. Die Väter sind in keinem der Fälle regelmässig in die Kinderbetreuung eingebunden.

Geschilderte Schwierigkeiten betreffen in erster Linie die Kommunikation und Beziehungsgestal-tung zwischen den Müttern und den Patinnen, z.B. in Bezug auf die Verbindlichkeit von verabrede-ten Zeiverabrede-ten und Terminen, hinsichtlich derer die Patinnen von Unzuverlässigkeit seiverabrede-tens der Mütter berichten. Ein anderer, teilweise als schwierig erlebter Aspekt der Beziehung zwischen Mutter und Patin liegt im Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis danach sich auszutauschen zum einen und dem Bedürfnis nach Abgrenzung bzw. einer gewünschten Fokussierung aufs Patenkind seitens der Patinnen zum anderen. Eine Herausforderung für die Patinnen ist zudem der Umgang mit dem Bedürfnis, mehr für das Kind tun zu wollen, als im Rahmen der Patenschaft vorgesehen ist, oder in einem Fall auch mit dem Bedürfnis, aufgrund einer überfordernden Lebenssituation die Patenschaft zu beenden.

Die Unterschiedlichkeit in den Erwartungen, Wünschen und Ressourcen sowohl der Mütter und Kinder wie auch der Patinnen und Paten wie auch die geschilderten Schwierigkeiten, zeigen zudem klar, dass je nach Konstellation und Verlauf einer Patenschaft die Begleitung der Koordinatorin eine entscheidende Rolle für das Gelingen der Patenschaft spielt. So regt die Koordinatorin bei Patinnen und Paten wichtige Prozesse der Selbstreflexion über eigenen Motive und Erwartungen an.

Für die Mütter stellt die professionelle Rahmung der Patenschaften einen wichtigen vertrauensbil-denden Faktor dar – insbesondere dadurch, dass sie sich transparent für die Bedürfnisse der Kinder einsetzt und alle Beteiligten darin unterstützt, verschiedene Bedürfnisse und Erwartungen zu äus-sern und zu klären. Besonders wichtig ist die professionelle Begleitung bei Abbrüchen, wie sie hier in einer der analysierten Patenschaften nötig wurde, da ein solcher Abbruch für ein vorbelastetes Kind potentiell traumatisch wirken kann.

In den Interviews äussern die Mütter der Patenkinder beträchtliche Ängste im Hinblick auf einen möglichen Abbruch oder eine Beendigung der Patenschaft oder auch des Projekts. Dies zeigt klar, dass die Patenschaften für die Mütter eine wichtige Unterstützung darstellen. Zudem wird klar, dass die im Konzept festgelegte langfristige Anlage der Patenschaften einem Bedarf der Mütter entspricht.

6 Befragung von Expertinnen und Experten

6.1 Ziele

Die Befragung von Expertinnen und Experten zielte darauf ab, eine fachlich qualifizierte Aussen-perspektive auf das Projekt, seine Ziele und seine Umsetzung zu erhalten. Dafür wurden Fachleute, die Mitglieder der projektbegleitenden Fachgruppe (sog. Begleitgruppe) waren, interviewt. Mit den Interviews sollte in Erfahrung gebracht werden, wie Fachpersonen aus potentiell vermittelnden Stellen das Angebot wahrnehmen und wie sie das Angebot beurteilen. Dafür waren folgende Frage-stellungen relevant:

• Wie wird das Angebot aus der Sicht einer potentiell vermittelnden Stelle wahrgenommen?

• Welches sind die Stärken und Schwächen des Angebots?

• Wie ist die Präsenz und Nachfrage des Angebots in ihrer Organisation/Institution?

• Wie wird die Wirkung des Angebots bei betroffenen Kindern und Familien eingeschätzt?

• Welche Erfahrungen wurden bei der Vermittlung von Nutzerfamilien an das Angebot ge-macht?

• Welche Rahmenbedingungen oder andere Faktoren haben eine Vermittlung begünstigt und welche erschwert?

• (Wie) kann das Angebot optimiert werden?

6.2 Datenerhebung und -auswertung

Bei Experteninterviews werden Expertinnen und Experten als Repräsentanten von Akteuren (Orga-nisationen, Institutionen) angesehen, die an Problemlösungen und Entscheidungsstrukturen beteiligt sind (Gläser/Laudel 2006; Meuser/Nagel 1991). In Experteninterviews werden Erfahrungen und Wissensbestände von Expertinnen und Experten, die auf ihren Zuständigkeiten, Tätigkeiten und Aufgaben basieren, systematisch erfasst. Expertinnen und Experten sind meist selbst Teil des Hand-lungsfeldes und entsprechend des Forschungs- oder Evaluationsgegenstandes. Experteninterviews nach Meuser und Nagel sind offene (nicht-standardisierte) Befragungen, die zwar durch einen Leitfaden strukturiert sind, jedoch durch die Expertin bzw. den Experten massgeblich gelenkt werden können. Die hier befragten Expertinnen und Experten wurden gemeinsam mit der Paten-schaftskoordinatorin ausgesucht. Anhand der beschriebenen Zielsetzungen wurde ein Leitfaden erstellt, der folgende Themenbereiche abdeckte:

• Wahrnehmung und Beurteilung des Angebots

• Erfahrungen mit dem Angebot

• Hürden und Schwierigkeiten bei der Inanspruchnahme des Angebots

• Nutzen, Wirkungen und Risiken des Angebots

• Aspekte zur Optimierung des Angebots

• Einschätzung zur weiteren Entwicklung des Angebots

Die Interviews wurden im März 2015 durchgeführt. Die Datenaufbereitung erfolgte durch wörtliche Transkription der Gespräche. Die Auswertung erfolgte durch zusammenfassende Inhaltsanalyse nach Mayring (2010), wobei die Kategorien weitgehend aus der thematischen Strukturierung des Leitfa-dens gebildet wurden.

6.3 Ergebnisse